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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741.

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der vornehmsten Jubelschriften.
Er erzehlt uns aber dennoch eine mündlich fortge-
pflantzte Sage, wie er es nennt, von dem Ursprung
der Buchdruckerkunst. Jch will sie kurtz wiederho-
len: Johann Mentelin, ein Goldschmidt zu Straß-
burg verfiel 1434. bey Auspolirung gegossener Schau-
stücke auf die Gedancken: ob es nicht angehen sollte
diese Buchstaben eintzeln zu schaffen und hernach ab-
zuformen? Er eröffnete selbige seinem Gesellen Jo-
hann Gänsefleisch.
Und da dieser mit seinem Herrn
zerfallen, so gieng er zu Johann von Guttenberg,
gleichfalls einem Goldschmidt und entdeckte ihm das
Mentelinische Vorhaben. Sie versuchten es also
mit einander, und brachten eintzelne Buchstaben zu-
wege. Als nun Guttenberg seinem Schwager Jo-
hann Fausten,
der damals zu Mayntz die Artzney-
kunst studirt, unter andern Neuigkeiten auch diese mit
berichtet; So rieth ihm selbiger sich nach Mayntz zu be-
geben, allwo sie das Werck gar zu Stande bringen
wollten. Guttenberg kam demnach mit seinem Ge-
hülffen nach Mayntz, und setzte mit Fausten sein
Vorhaben fort. Sie nahmen Schäffern noch zur
Hülfe. Und nunmehro hatten sie endlich die Buch-
staben ausgegrübelt, es fehlte nur die Presse und
Druckerfarbe noch. Auch diese wurde endlich 1440.
fertig. Unterdessen haben sie dennoch noch zehen
Jahre zugebracht, ehe sie ihre gedruckten Sachen
bekannt gemacht hätten. Mittlerweile ist Gänse-
fleisch
vermuthlich wieder nach Straßburg zu
Mentelin gegangen und hat mit selbigem die Dru-
ckerey fortgesetzet. So weit die gemeine Sage.
Die auch sonsten vor weiter nichts angesehen werden
kan. Nunmehro bekümmert man sich doch auch um
die Erfindung und um einige Lobsprüche der Buch-

dru-

der vornehmſten Jubelſchriften.
Er erzehlt uns aber dennoch eine muͤndlich fortge-
pflantzte Sage, wie er es nennt, von dem Urſprung
der Buchdruckerkunſt. Jch will ſie kurtz wiederho-
len: Johann Mentelin, ein Goldſchmidt zu Straß-
burg verfiel 1434. bey Auspolirung gegoſſener Schau-
ſtuͤcke auf die Gedancken: ob es nicht angehen ſollte
dieſe Buchſtaben eintzeln zu ſchaffen und hernach ab-
zuformen? Er eroͤffnete ſelbige ſeinem Geſellen Jo-
hann Gaͤnſefleiſch.
Und da dieſer mit ſeinem Herrn
zerfallen, ſo gieng er zu Johann von Guttenberg,
gleichfalls einem Goldſchmidt und entdeckte ihm das
Menteliniſche Vorhaben. Sie verſuchten es alſo
mit einander, und brachten eintzelne Buchſtaben zu-
wege. Als nun Guttenberg ſeinem Schwager Jo-
hann Fauſten,
der damals zu Mayntz die Artzney-
kunſt ſtudirt, unter andern Neuigkeiten auch dieſe mit
berichtet; So rieth ihm ſelbiger ſich nach Mayntz zu be-
geben, allwo ſie das Werck gar zu Stande bringen
wollten. Guttenberg kam demnach mit ſeinem Ge-
huͤlffen nach Mayntz, und ſetzte mit Fauſten ſein
Vorhaben fort. Sie nahmen Schaͤffern noch zur
Huͤlfe. Und nunmehro hatten ſie endlich die Buch-
ſtaben ausgegruͤbelt, es fehlte nur die Preſſe und
Druckerfarbe noch. Auch dieſe wurde endlich 1440.
fertig. Unterdeſſen haben ſie dennoch noch zehen
Jahre zugebracht, ehe ſie ihre gedruckten Sachen
bekannt gemacht haͤtten. Mittlerweile iſt Gaͤnſe-
fleiſch
vermuthlich wieder nach Straßburg zu
Mentelin gegangen und hat mit ſelbigem die Dru-
ckerey fortgeſetzet. So weit die gemeine Sage.
Die auch ſonſten vor weiter nichts angeſehen werden
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die Erfindung und um einige Lobſpruͤche der Buch-

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[77/0112] der vornehmſten Jubelſchriften. Er erzehlt uns aber dennoch eine muͤndlich fortge- pflantzte Sage, wie er es nennt, von dem Urſprung der Buchdruckerkunſt. Jch will ſie kurtz wiederho- len: Johann Mentelin, ein Goldſchmidt zu Straß- burg verfiel 1434. bey Auspolirung gegoſſener Schau- ſtuͤcke auf die Gedancken: ob es nicht angehen ſollte dieſe Buchſtaben eintzeln zu ſchaffen und hernach ab- zuformen? Er eroͤffnete ſelbige ſeinem Geſellen Jo- hann Gaͤnſefleiſch. Und da dieſer mit ſeinem Herrn zerfallen, ſo gieng er zu Johann von Guttenberg, gleichfalls einem Goldſchmidt und entdeckte ihm das Menteliniſche Vorhaben. Sie verſuchten es alſo mit einander, und brachten eintzelne Buchſtaben zu- wege. Als nun Guttenberg ſeinem Schwager Jo- hann Fauſten, der damals zu Mayntz die Artzney- kunſt ſtudirt, unter andern Neuigkeiten auch dieſe mit berichtet; So rieth ihm ſelbiger ſich nach Mayntz zu be- geben, allwo ſie das Werck gar zu Stande bringen wollten. Guttenberg kam demnach mit ſeinem Ge- huͤlffen nach Mayntz, und ſetzte mit Fauſten ſein Vorhaben fort. Sie nahmen Schaͤffern noch zur Huͤlfe. Und nunmehro hatten ſie endlich die Buch- ſtaben ausgegruͤbelt, es fehlte nur die Preſſe und Druckerfarbe noch. Auch dieſe wurde endlich 1440. fertig. Unterdeſſen haben ſie dennoch noch zehen Jahre zugebracht, ehe ſie ihre gedruckten Sachen bekannt gemacht haͤtten. Mittlerweile iſt Gaͤnſe- fleiſch vermuthlich wieder nach Straßburg zu Mentelin gegangen und hat mit ſelbigem die Dru- ckerey fortgeſetzet. So weit die gemeine Sage. Die auch ſonſten vor weiter nichts angeſehen werden kan. Nunmehro bekuͤmmert man ſich doch auch um die Erfindung und um einige Lobſpruͤche der Buch- dru-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 3. Leipzig, 1741, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst03_1741/112>, abgerufen am 24.11.2024.