X. Frage. Ob der Calenderhandel, unter allen Buch- drucker Waaren, der allereinträg- lichste sey?
Es könte hiervon vieles aus der Erfahrung von so vielen Jahren her beygebracht werden; Allein zu Vermeidung eines üblen Ruffs, Argwohns und solcher Laster, wodurch man sich Fein- de macht, die Gemüther verbittert, und die Handlung stöhrt, ge- fällt es unsern Herrn Verfaßer mit den Worten Wolffgang Brausers, der in Nürnberg Secretarius der Republick war, so wohl diese Frage, als auch alles, was er hier gedacht, zu ver- siegeln. Derselbe meldet in seinen hurtigen Briefsteller im 5. Cap. p. 261. folgendes "Man frage in den Buchdruckereyen " und Buchläden welche Arbeit, Bücher und Schrifften am " stärcksten abgehen, so wird sichs finden, daß man den besten " Nutzen von den Calendern hat; Also daß, wie ich glaub- " würdig berichtet worden, manches einigen Autoris, der et- " was berühmt, über die 100000 Exemplar vor zeiten verkaufft " worden. Und welcher Buchhändler wäre zu bereden, auch " das beste Buch auf seinen Verlag drucken zu laßen, wenn er " wißen sollte, daß es wie die Calender, nur ein Jahr gelten, " was aber inner Jahres oder halben Jahres Frist nicht ver- " kaufft zu Marulatur werden sollte."
An-
X. Frage. Ob der Calenderhandel, unter allen Buch- drucker Waaren, der allereintraͤg- lichſte ſey?
Es koͤnte hiervon vieles aus der Erfahrung von ſo vielen Jahren her beygebracht werden; Allein zu Vermeidung eines uͤblen Ruffs, Argwohns und ſolcher Laſter, wodurch man ſich Fein- de macht, die Gemuͤther verbittert, und die Handlung ſtoͤhrt, ge- faͤllt es unſern Herrn Verfaßer mit den Worten Wolffgang Brauſers, der in Nuͤrnberg Secretarius der Republick war, ſo wohl dieſe Frage, als auch alles, was er hier gedacht, zu ver- ſiegeln. Derſelbe meldet in ſeinen hurtigen Briefſteller im 5. Cap. p. 261. folgendes ‟Man frage in den Buchdruckereyen „ und Buchlaͤden welche Arbeit, Buͤcher und Schrifften am „ ſtaͤrckſten abgehen, ſo wird ſichs finden, daß man den beſten „ Nutzen von den Calendern hat; Alſo daß, wie ich glaub- „ wuͤrdig berichtet worden, manches einigen Autoris, der et- „ was beruͤhmt, uͤber die 100000 Exemplar vor zeiten verkaufft „ worden. Und welcher Buchhaͤndler waͤre zu bereden, auch „ das beſte Buch auf ſeinen Verlag drucken zu laßen, wenn er „ wißen ſollte, daß es wie die Calender, nur ein Jahr gelten, „ was aber inner Jahres oder halben Jahres Friſt nicht ver- „ kaufft zu Marulatur werden ſollte.„
An-
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X. Frage.
Ob der Calenderhandel, unter allen Buch-
drucker Waaren, der allereintraͤg-
lichſte ſey?
Es koͤnte hiervon vieles aus der Erfahrung von ſo vielen
Jahren her beygebracht werden; Allein zu Vermeidung eines
uͤblen Ruffs, Argwohns und ſolcher Laſter, wodurch man ſich Fein-
de macht, die Gemuͤther verbittert, und die Handlung ſtoͤhrt, ge-
faͤllt es unſern Herrn Verfaßer mit den Worten Wolffgang
Brauſers, der in Nuͤrnberg Secretarius der Republick war,
ſo wohl dieſe Frage, als auch alles, was er hier gedacht, zu ver-
ſiegeln. Derſelbe meldet in ſeinen hurtigen Briefſteller im 5.
Cap. p. 261. folgendes ‟Man frage in den Buchdruckereyen
„ und Buchlaͤden welche Arbeit, Buͤcher und Schrifften am
„ ſtaͤrckſten abgehen, ſo wird ſichs finden, daß man den beſten
„ Nutzen von den Calendern hat; Alſo daß, wie ich glaub-
„ wuͤrdig berichtet worden, manches einigen Autoris, der et-
„ was beruͤhmt, uͤber die 100000 Exemplar vor zeiten verkaufft
„ worden. Und welcher Buchhaͤndler waͤre zu bereden, auch
„ das beſte Buch auf ſeinen Verlag drucken zu laßen, wenn er
„ wißen ſollte, daß es wie die Calender, nur ein Jahr gelten,
„ was aber inner Jahres oder halben Jahres Friſt nicht ver-
„ kaufft zu Marulatur werden ſollte.„
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/395>, abgerufen am 23.11.2024.
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