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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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Schulen sind, anzutreffen sey, zweifeln wir billig. Denn wer
soll etwas daselbst drucken laßen, da gar wenig Buchhändler vor-
handen sind? Jst keine Arbeit da, so wird es den Buchdruckern
wenig helffen, wenn auch alles wohlfeil wäre. Es fehlt dem-
nach nichts, als nur der Hauptpunct, und dennoch ist Dantzig
und Königsberg der beste Ort. Die letzten Worte sind wieder-
um sehr vortheilhaft vor die Herren Buchdrucker, weil ihr Ge-
winn der größte vor allen übrigen Handlungen seyn soll, er ist
dabey ehrlich und gewiß. Wenn das erste und letzte Stück so
gut als das mittelste wahr wäre: So wäre also keine reichere
Handthierung in der gantzen Welt, als die Buch druckerey. Es
ist nur Schade, daß die Größe und Gewißheit dieses ehrlichen
Verdienstes weiter nirgends, als auf dem Pappier, des Herrn
Verfaßers zu finden ist. Die Erfahrung will kein zeugnis ge-
ben, die Buchdrucker klagen über den geringen Verdienst, und
sind öfters recht bös, daß ihre Bezahlung so gar ungewiß ein-
lauft und daß sie dann und wann gar darum gebracht werden.
Doch vielleicht bezahlt man nur in Dantzig und Königsberg den
Buchdruckern ihre Bemühung so reichlich, und wohl gar zum
voraus, damit sie solche recht gewiß haben. Denn eben deß-
wegen sind sie auch vermuthlich die besten Oerter in gantz Eu-
ropa vor die Buchdrucker.

VIII. Frage.
Wie viel Gewinnst ein Buchdrucker von
einer Preße wöchentlich bekomme?

Da der Gewinnst auf dem täglichen Fleiß der Gesellen an-
kommt, und dieser verschiedener Ursachen wegen nicht allezeit ei-
nerley ist; So läst sich der Gewinnst nicht gewiß bestimmen, zu-
mal da er nach Beschaffenheit des Orts, der Lebensmittel und an-
dere Umstände sich sehr verändert. Wenn die Zeiten günstig
sind, so kan ein Druckergeselle mit einem Lehrjungen, innerhalb
drey Tagen, einen Ballen oder zwanzig Rieß, und also innerhalb
sechs Tagen zwey Ballen drucken. Wenn die Auflage viele tau-
send starck ist, so kan er in einer Woche zehen harte Thaler (num-
mos vnciales
) verdienen Rechnet man die Helfte davon auf
Nahrung, Lohn, und andere häußliche Nothwendigkeiten; So

blei-

Schulen ſind, anzutreffen ſey, zweifeln wir billig. Denn wer
ſoll etwas daſelbſt drucken laßen, da gar wenig Buchhaͤndler vor-
handen ſind? Jſt keine Arbeit da, ſo wird es den Buchdruckern
wenig helffen, wenn auch alles wohlfeil waͤre. Es fehlt dem-
nach nichts, als nur der Hauptpunct, und dennoch iſt Dantzig
und Koͤnigsberg der beſte Ort. Die letzten Worte ſind wieder-
um ſehr vortheilhaft vor die Herren Buchdrucker, weil ihr Ge-
winn der groͤßte vor allen uͤbrigen Handlungen ſeyn ſoll, er iſt
dabey ehrlich und gewiß. Wenn das erſte und letzte Stuͤck ſo
gut als das mittelſte wahr waͤre: So waͤre alſo keine reichere
Handthierung in der gantzen Welt, als die Buch druckerey. Es
iſt nur Schade, daß die Groͤße und Gewißheit dieſes ehrlichen
Verdienſtes weiter nirgends, als auf dem Pappier, des Herrn
Verfaßers zu finden iſt. Die Erfahrung will kein zeugnis ge-
ben, die Buchdrucker klagen uͤber den geringen Verdienſt, und
ſind oͤfters recht boͤs, daß ihre Bezahlung ſo gar ungewiß ein-
lauft und daß ſie dann und wann gar darum gebracht werden.
Doch vielleicht bezahlt man nur in Dantzig und Koͤnigsberg den
Buchdruckern ihre Bemuͤhung ſo reichlich, und wohl gar zum
voraus, damit ſie ſolche recht gewiß haben. Denn eben deß-
wegen ſind ſie auch vermuthlich die beſten Oerter in gantz Eu-
ropa vor die Buchdrucker.

VIII. Frage.
Wie viel Gewinnſt ein Buchdrucker von
einer Preße woͤchentlich bekomme?

Da der Gewinnſt auf dem taͤglichen Fleiß der Geſellen an-
kommt, und dieſer verſchiedener Urſachen wegen nicht allezeit ei-
nerley iſt; So laͤſt ſich der Gewinnſt nicht gewiß beſtimmen, zu-
mal da er nach Beſchaffenheit des Orts, der Lebensmittel und an-
dere Umſtaͤnde ſich ſehr veraͤndert. Wenn die Zeiten guͤnſtig
ſind, ſo kan ein Druckergeſelle mit einem Lehrjungen, innerhalb
drey Tagen, einen Ballen oder zwanzig Rieß, und alſo innerhalb
ſechs Tagen zwey Ballen drucken. Wenn die Auflage viele tau-
ſend ſtarck iſt, ſo kan er in einer Woche zehen harte Thaler (num-
mos vnciales
) verdienen Rechnet man die Helfte davon auf
Nahrung, Lohn, und andere haͤußliche Nothwendigkeiten; So

blei-
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[0391] Schulen ſind, anzutreffen ſey, zweifeln wir billig. Denn wer ſoll etwas daſelbſt drucken laßen, da gar wenig Buchhaͤndler vor- handen ſind? Jſt keine Arbeit da, ſo wird es den Buchdruckern wenig helffen, wenn auch alles wohlfeil waͤre. Es fehlt dem- nach nichts, als nur der Hauptpunct, und dennoch iſt Dantzig und Koͤnigsberg der beſte Ort. Die letzten Worte ſind wieder- um ſehr vortheilhaft vor die Herren Buchdrucker, weil ihr Ge- winn der groͤßte vor allen uͤbrigen Handlungen ſeyn ſoll, er iſt dabey ehrlich und gewiß. Wenn das erſte und letzte Stuͤck ſo gut als das mittelſte wahr waͤre: So waͤre alſo keine reichere Handthierung in der gantzen Welt, als die Buch druckerey. Es iſt nur Schade, daß die Groͤße und Gewißheit dieſes ehrlichen Verdienſtes weiter nirgends, als auf dem Pappier, des Herrn Verfaßers zu finden iſt. Die Erfahrung will kein zeugnis ge- ben, die Buchdrucker klagen uͤber den geringen Verdienſt, und ſind oͤfters recht boͤs, daß ihre Bezahlung ſo gar ungewiß ein- lauft und daß ſie dann und wann gar darum gebracht werden. Doch vielleicht bezahlt man nur in Dantzig und Koͤnigsberg den Buchdruckern ihre Bemuͤhung ſo reichlich, und wohl gar zum voraus, damit ſie ſolche recht gewiß haben. Denn eben deß- wegen ſind ſie auch vermuthlich die beſten Oerter in gantz Eu- ropa vor die Buchdrucker. VIII. Frage. Wie viel Gewinnſt ein Buchdrucker von einer Preße woͤchentlich bekomme? Da der Gewinnſt auf dem taͤglichen Fleiß der Geſellen an- kommt, und dieſer verſchiedener Urſachen wegen nicht allezeit ei- nerley iſt; So laͤſt ſich der Gewinnſt nicht gewiß beſtimmen, zu- mal da er nach Beſchaffenheit des Orts, der Lebensmittel und an- dere Umſtaͤnde ſich ſehr veraͤndert. Wenn die Zeiten guͤnſtig ſind, ſo kan ein Druckergeſelle mit einem Lehrjungen, innerhalb drey Tagen, einen Ballen oder zwanzig Rieß, und alſo innerhalb ſechs Tagen zwey Ballen drucken. Wenn die Auflage viele tau- ſend ſtarck iſt, ſo kan er in einer Woche zehen harte Thaler (num- mos vnciales) verdienen Rechnet man die Helfte davon auf Nahrung, Lohn, und andere haͤußliche Nothwendigkeiten; So blei-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/391>, abgerufen am 23.11.2024.