verdienet; wird nichts verdienet, so müßen die Buchdrucker entweder unehrliche Handthierung ergreifen, oder am Ende alle miteinander Betteln gehen; Das wäre ein herrlicher Nu- tzen und eine vortrefliche Zierde vor eine Stadt. Und wozu dient die Erzehlung der Klagen und guten Wünsche einiger vornehmen Gelehrten in Dantzig? dürffen wir die Wahrheit bekennen; So kommen uns diese Klagen verdächtig vor. Ein rechtschaffener Gelehrter, welcher ein nützliches Buch verfer- tigen kan, wird nicht Ursache zu klagen finden, daß er es nicht sauber gedruckt bekommen könnte. Die Erfahrung bekräffti- get abermahls das Widerspiel. Man reißt sich, daß wir so reden mögen, um gut geschriebne Bücher. Man bezahlt die Arbeit theuer und streitet um die Wette miteinander selbige recht sauber drucken zulaßen. Gundlings, Rambachs, und vieler rechtschaffenen Gelehrten Schrifften mehr, können ein Zeugnis ablegen. Ja man proceßirt wohl gar um selbige nach der Verfertiger Tod. Wir können also nicht eiusehen, warum man Ursache zu klagen haben sollte. Wenn auch kei- ne Druckerey an demjenigen Orte ist, wo ein Gelehrter lebt, deßwegen gehen seine Schrifften nicht unter, er darf sie auch nicht umsonst verfertigen, wenn er nur was geschicktes zu Mark- te bringen kan, er findet Verleger, Buchdrucker, und Lieb- haber genug dazu. Nicht wahr, es giebet hundert und mehr Oerter wo kein Pappier gemacht wird, und dennoch haben wir alle Pappier genug? Eben so ist es mit den Buchdrucke- reyen. Bey solchen Klagen steckt insgemein etwas darhinter, welches unsere Leser gar leicht errathen können. Alsdenn fängt man an zu wünschen. Ein Wunsch der nicht erlaubt ist, ist allerdings vergeblich und unbillig. Wenn dieses an- gieng, so wollten wir uns wünschen, daß es erlaubt seyn mögte, von unsers Nächsten Guth nur so viel zunehmen, als er nicht nothwendig braucht, und wir hingegen zu unser Unterhaltung nöthig hätten. Alleine die Obrigkeit hat dieses so gut, als jenes verbothen, folglich helfe unser Wünschen nichts. Jnzwischen hätten die angeführten Gelehrten ihres Wunsches theilhafftig werden können, wenn sie nur der Ord- nung hätten nachkommen wollen, die eine löbliche Obrigkeit vorgeschrieben hat. Das ist, wenn sie die Buchdruckerkunst ehrlich und redlich erlernet, und Kunstgebräuchlich getrieben
hätten;
verdienet; wird nichts verdienet, ſo muͤßen die Buchdrucker entweder unehrliche Handthierung ergreifen, oder am Ende alle miteinander Betteln gehen; Das waͤre ein herrlicher Nu- tzen und eine vortrefliche Zierde vor eine Stadt. Und wozu dient die Erzehlung der Klagen und guten Wuͤnſche einiger vornehmen Gelehrten in Dantzig? duͤrffen wir die Wahrheit bekennen; So kommen uns dieſe Klagen verdaͤchtig vor. Ein rechtſchaffener Gelehrter, welcher ein nuͤtzliches Buch verfer- tigen kan, wird nicht Urſache zu klagen finden, daß er es nicht ſauber gedruckt bekommen koͤnnte. Die Erfahrung bekraͤffti- get abermahls das Widerſpiel. Man reißt ſich, daß wir ſo reden moͤgen, um gut geſchriebne Buͤcher. Man bezahlt die Arbeit theuer und ſtreitet um die Wette miteinander ſelbige recht ſauber drucken zulaßen. Gundlings, Rambachs, und vieler rechtſchaffenen Gelehrten Schrifften mehr, koͤnnen ein Zeugnis ablegen. Ja man proceßirt wohl gar um ſelbige nach der Verfertiger Tod. Wir koͤnnen alſo nicht eiuſehen, warum man Urſache zu klagen haben ſollte. Wenn auch kei- ne Druckerey an demjenigen Orte iſt, wo ein Gelehrter lebt, deßwegen gehen ſeine Schrifften nicht unter, er darf ſie auch nicht umſonſt verfertigen, wenn er nur was geſchicktes zu Mark- te bringen kan, er findet Verleger, Buchdrucker, und Lieb- haber genug dazu. Nicht wahr, es giebet hundert und mehr Oerter wo kein Pappier gemacht wird, und dennoch haben wir alle Pappier genug? Eben ſo iſt es mit den Buchdrucke- reyen. Bey ſolchen Klagen ſteckt insgemein etwas darhinter, welches unſere Leſer gar leicht errathen koͤnnen. Alsdenn faͤngt man an zu wuͤnſchen. Ein Wunſch der nicht erlaubt iſt, iſt allerdings vergeblich und unbillig. Wenn dieſes an- gieng, ſo wollten wir uns wuͤnſchen, daß es erlaubt ſeyn moͤgte, von unſers Naͤchſten Guth nur ſo viel zunehmen, als er nicht nothwendig braucht, und wir hingegen zu unſer Unterhaltung noͤthig haͤtten. Alleine die Obrigkeit hat dieſes ſo gut, als jenes verbothen, folglich helfe unſer Wuͤnſchen nichts. Jnzwiſchen haͤtten die angefuͤhrten Gelehrten ihres Wunſches theilhafftig werden koͤnnen, wenn ſie nur der Ord- nung haͤtten nachkommen wollen, die eine loͤbliche Obrigkeit vorgeſchrieben hat. Das iſt, wenn ſie die Buchdruckerkunſt ehrlich und redlich erlernet, und Kunſtgebraͤuchlich getrieben
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[0378]
verdienet; wird nichts verdienet, ſo muͤßen die Buchdrucker
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alle miteinander Betteln gehen; Das waͤre ein herrlicher Nu-
tzen und eine vortrefliche Zierde vor eine Stadt. Und wozu
dient die Erzehlung der Klagen und guten Wuͤnſche einiger
vornehmen Gelehrten in Dantzig? duͤrffen wir die Wahrheit
bekennen; So kommen uns dieſe Klagen verdaͤchtig vor. Ein
rechtſchaffener Gelehrter, welcher ein nuͤtzliches Buch verfer-
tigen kan, wird nicht Urſache zu klagen finden, daß er es nicht
ſauber gedruckt bekommen koͤnnte. Die Erfahrung bekraͤffti-
get abermahls das Widerſpiel. Man reißt ſich, daß wir ſo
reden moͤgen, um gut geſchriebne Buͤcher. Man bezahlt die
Arbeit theuer und ſtreitet um die Wette miteinander ſelbige
recht ſauber drucken zulaßen. Gundlings, Rambachs, und
vieler rechtſchaffenen Gelehrten Schrifften mehr, koͤnnen ein
Zeugnis ablegen. Ja man proceßirt wohl gar um ſelbige
nach der Verfertiger Tod. Wir koͤnnen alſo nicht eiuſehen,
warum man Urſache zu klagen haben ſollte. Wenn auch kei-
ne Druckerey an demjenigen Orte iſt, wo ein Gelehrter lebt,
deßwegen gehen ſeine Schrifften nicht unter, er darf ſie auch
nicht umſonſt verfertigen, wenn er nur was geſchicktes zu Mark-
te bringen kan, er findet Verleger, Buchdrucker, und Lieb-
haber genug dazu. Nicht wahr, es giebet hundert und mehr
Oerter wo kein Pappier gemacht wird, und dennoch haben
wir alle Pappier genug? Eben ſo iſt es mit den Buchdrucke-
reyen. Bey ſolchen Klagen ſteckt insgemein etwas darhinter,
welches unſere Leſer gar leicht errathen koͤnnen. Alsdenn
faͤngt man an zu wuͤnſchen. Ein Wunſch der nicht erlaubt
iſt, iſt allerdings vergeblich und unbillig. Wenn dieſes an-
gieng, ſo wollten wir uns wuͤnſchen, daß es erlaubt ſeyn
moͤgte, von unſers Naͤchſten Guth nur ſo viel zunehmen,
als er nicht nothwendig braucht, und wir hingegen zu unſer
Unterhaltung noͤthig haͤtten. Alleine die Obrigkeit hat dieſes ſo
gut, als jenes verbothen, folglich helfe unſer Wuͤnſchen
nichts. Jnzwiſchen haͤtten die angefuͤhrten Gelehrten ihres
Wunſches theilhafftig werden koͤnnen, wenn ſie nur der Ord-
nung haͤtten nachkommen wollen, die eine loͤbliche Obrigkeit
vorgeſchrieben hat. Das iſt, wenn ſie die Buchdruckerkunſt
ehrlich und redlich erlernet, und Kunſtgebraͤuchlich getrieben
haͤtten;
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/378>, abgerufen am 25.11.2024.
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