Auf gleiche und rühmens würdige Art hat eine löbl. Nürn- bergische Societät 1715. den 26sten Octobr. in einem Schreiben nach Jena folgenden §. gesetzet:
Jm übrigen wäre wohl zu wünschen, daß von ieder star- cken Gesellschafft auf die um sie in der Nähe herum sitzen- de Buchdrucker, wegen des vielen Jungen-lernens, auch der so offt wunderlich gehaltenen Postulaten, ein besseres und schärfferes Aufsehen gehalten würde. Unsers Orts vigiliren wir auf unsere benachbarte Buchdrucker, wegen des vielen Jungen-lernens, sehr scharff, und leidens nicht, daß einer mehr Jungen, als Gesellen halte; fördert man- cher gar keinen Gesellen, so lassen wir ihn auch keinen Jungen zu. Wenn dieses aller Orten fleißig observirt würde, so müste auch manche Winckel-Druckerey unter- wegen bleiben etc.
Ferner fähret Herr Werther fort:
Woferne ein einzelner redlich gelernter Buchdrucker ein Po- stulat vorzunehmeu, darbey sich aber eine Ehre zu machen, so ihm auch wohl zu gönnen, willens ist, in Mangelung einiger benöthigter Personen aber, unterschiedliche von der Nähe gele- genen redlichen Gesellschafft auf deßen Ansuchen, und die ihm dazu die Erlaubniß ertheilet, auserkohren, und ihm überschi- cket, dadurch denn das Postulat ächt und gerecht Kunstlöbl. Ge- wohnheit nach, seinen gültigen Bestand überkommen, welches denn selbigen Orts wohnendeu Buchdrucker in nichts verschlagen, noch ihm den etwa darbey zu gewinnen denckenden Vortheil ent- ziehen könne, anderer Gestalt ist er ein Postulat auszurichten nicht befugt gewesen.
Aus diesen allen fließen einige Regeln, so bey der Kunst zu beobachten sind.
1) Wer die Buchdruckerkunst nicht ordentlich gelernet, und redlich postuliret hat, der kan auch nicht rechtmäßig eine Druckerey führen, und weder Gesellen fördern, noch Jungen auf- dingen und loßsprechen.
2) Kei-
Auf gleiche und ruͤhmens wuͤrdige Art hat eine loͤbl. Nuͤrn- bergiſche Societaͤt 1715. den 26ſten Octobr. in einem Schreiben nach Jena folgenden §. geſetzet:
Jm uͤbrigen waͤre wohl zu wuͤnſchen, daß von ieder ſtar- cken Geſellſchafft auf die um ſie in der Naͤhe herum ſitzen- de Buchdrucker, wegen des vielen Jungen-lernens, auch der ſo offt wunderlich gehaltenen Poſtulaten, ein beſſeres und ſchaͤrfferes Aufſehen gehalten wuͤrde. Unſers Orts vigiliren wir auf unſere benachbarte Buchdrucker, wegen des vielen Jungen-lernens, ſehr ſcharff, und leidens nicht, daß einer mehr Jungen, als Geſellen halte; foͤrdert man- cher gar keinen Geſellen, ſo laſſen wir ihn auch keinen Jungen zu. Wenn dieſes aller Orten fleißig obſervirt wuͤrde, ſo muͤſte auch manche Winckel-Druckerey unter- wegen bleiben ꝛc.
Ferner faͤhret Herr Werther fort:
Woferne ein einzelner redlich gelernter Buchdrucker ein Po- ſtulat vorzunehmeu, darbey ſich aber eine Ehre zu machen, ſo ihm auch wohl zu goͤnnen, willens iſt, in Mangelung einiger benoͤthigter Perſonen aber, unterſchiedliche von der Naͤhe gele- genen redlichen Geſellſchafft auf deßen Anſuchen, und die ihm dazu die Erlaubniß ertheilet, auserkohren, und ihm uͤberſchi- cket, dadurch denn das Poſtulat aͤcht und gerecht Kunſtloͤbl. Ge- wohnheit nach, ſeinen guͤltigen Beſtand uͤberkommen, welches denn ſelbigen Orts wohnendeu Buchdrucker in nichts verſchlagen, noch ihm den etwa darbey zu gewinnen denckenden Vortheil ent- ziehen koͤnne, anderer Geſtalt iſt er ein Poſtulat auszurichten nicht befugt geweſen.
Aus dieſen allen fließen einige Regeln, ſo bey der Kunſt zu beobachten ſind.
1) Wer die Buchdruckerkunſt nicht ordentlich gelernet, und redlich poſtuliret hat, der kan auch nicht rechtmaͤßig eine Druckerey fuͤhren, und weder Geſellen foͤrdern, noch Jungen auf- dingen und loßſprechen.
2) Kei-
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[0374]
Auf gleiche und ruͤhmens wuͤrdige Art hat eine loͤbl. Nuͤrn-
bergiſche Societaͤt 1715. den 26ſten Octobr. in einem Schreiben
nach Jena folgenden §. geſetzet:
Jm uͤbrigen waͤre wohl zu wuͤnſchen, daß von ieder ſtar-
cken Geſellſchafft auf die um ſie in der Naͤhe herum ſitzen-
de Buchdrucker, wegen des vielen Jungen-lernens, auch
der ſo offt wunderlich gehaltenen Poſtulaten, ein beſſeres
und ſchaͤrfferes Aufſehen gehalten wuͤrde. Unſers Orts
vigiliren wir auf unſere benachbarte Buchdrucker, wegen
des vielen Jungen-lernens, ſehr ſcharff, und leidens nicht,
daß einer mehr Jungen, als Geſellen halte; foͤrdert man-
cher gar keinen Geſellen, ſo laſſen wir ihn auch keinen
Jungen zu. Wenn dieſes aller Orten fleißig obſervirt
wuͤrde, ſo muͤſte auch manche Winckel-Druckerey unter-
wegen bleiben ꝛc.
Ferner faͤhret Herr Werther fort:
Woferne ein einzelner redlich gelernter Buchdrucker ein Po-
ſtulat vorzunehmeu, darbey ſich aber eine Ehre zu machen, ſo
ihm auch wohl zu goͤnnen, willens iſt, in Mangelung einiger
benoͤthigter Perſonen aber, unterſchiedliche von der Naͤhe gele-
genen redlichen Geſellſchafft auf deßen Anſuchen, und die ihm
dazu die Erlaubniß ertheilet, auserkohren, und ihm uͤberſchi-
cket, dadurch denn das Poſtulat aͤcht und gerecht Kunſtloͤbl. Ge-
wohnheit nach, ſeinen guͤltigen Beſtand uͤberkommen, welches
denn ſelbigen Orts wohnendeu Buchdrucker in nichts verſchlagen,
noch ihm den etwa darbey zu gewinnen denckenden Vortheil ent-
ziehen koͤnne, anderer Geſtalt iſt er ein Poſtulat auszurichten
nicht befugt geweſen.
Aus dieſen allen fließen einige Regeln, ſo bey der Kunſt
zu beobachten ſind.
1) Wer die Buchdruckerkunſt nicht ordentlich
gelernet, und redlich poſtuliret hat, der kan
auch nicht rechtmaͤßig eine Druckerey fuͤhren,
und weder Geſellen foͤrdern, noch Jungen auf-
dingen und loßſprechen.
2) Kei-
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/374>, abgerufen am 18.07.2024.
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