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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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Es hat auch Kunst-Glieder gegeben, die einigen Ausge-
lernten, den ordentlichen eingeführten Kunst-Gebrauch beyge-
bracht haben, daß sie sich alsdenn vor Gesellen ausgegeben,
und in der Welt bey Buchdruckereyen sich fort geholffen, und
Postulaten beygewohnet haben. Exempel hiervon siehe in
Werthers Nachricht von der Buchdrucker Kunst pag. 369. 370.

Was aber der bedaurenswürdigste und betrübteste Miß-
brauch ist; So hat man angemercket, daß selbiger aus der
Lernung so vieler Jungen entstehe, obschon Jhro Kayserliche
Majestät Kayser Leopold der erste glorwürdigsten Anden-
ckens eine allergnädigste Veranstaltung, und zwar anno 1688.
darwider ergehen lassen. Siehe oben N. VII. Hiedurch muß
mancher rechtschaffener Geselle, unumgänglich Noth leyden/ und
eine andere Lebens-Art ergreiffen, wie denn 1703. den 14. Dec.
eine löbliche Braunschweiger Buchdrucker-Gesellschafft eben
dieserwegen eine Vorstellung nach Berlin ergehen lassen; weil
man nun solche in Herrn Werthers Nachricht von der Buch-
drucker-Kunst p. 371. gefunden; so wird es Uns vergönnet
seyn, selbige hieher zusetzen:

Weßwegen wir an die Berlinische Gesellschafft, aus gu-
ten Wohlmeynen bey dieser Gelegenheit zu erinnern
nicht vergeßen wollen: Obs nicht eine nöthigere und al-
len rechtschaffenen Gesellen diensamere Sache wäre,
wann wider das allzuviele Jungen-lernen eine gewisse
Ordnung errichtet würde, damit nicht so viele ehrliche
Gesellen in Mangel der Arbeit aus Noth in Krieg zu
lauffen gezwungen würden, als daß man unnöthiger
weise so viele redliche Gesellen an fremden Orten un-
schuldig auftreibe, und in Schaden und Strafe setzet.

Daß fernere Ubel so sich herfür gethan hat, bestehet dar-
innen, daß man sich selbst bemühet denen Buchdrucker Herren,
Jungen anzupreißen, und nur denjenigen Vortheil sucht, daß
man selbige zum anführen bekommt, und das wenige Geld da-
bey gewinnet, und nicht untersucht, ob sie in Christenthum, Le-
sen und Schreiben etwas können, oder nicht, sondern nur die
Stärcke und Größe in obacht nimmt. Da denn viele unge-

zogene

Es hat auch Kunſt-Glieder gegeben, die einigen Ausge-
lernten, den ordentlichen eingefuͤhrten Kunſt-Gebrauch beyge-
bracht haben, daß ſie ſich alsdenn vor Geſellen ausgegeben,
und in der Welt bey Buchdruckereyen ſich fort geholffen, und
Poſtulaten beygewohnet haben. Exempel hiervon ſiehe in
Werthers Nachricht von der Buchdrucker Kunſt pag. 369. 370.

Was aber der bedaurenswuͤrdigſte und betruͤbteſte Miß-
brauch iſt; So hat man angemercket, daß ſelbiger aus der
Lernung ſo vieler Jungen entſtehe, obſchon Jhro Kayſerliche
Majeſtaͤt Kayſer Leopold der erſte glorwuͤrdigſten Anden-
ckens eine allergnaͤdigſte Veranſtaltung, und zwar anno 1688.
darwider ergehen laſſen. Siehe oben N. VII. Hiedurch muß
mancher rechtſchaffener Geſelle, unumgaͤnglich Noth leyden/ und
eine andere Lebens-Art ergreiffen, wie denn 1703. den 14. Dec.
eine loͤbliche Braunſchweiger Buchdrucker-Geſellſchafft eben
dieſerwegen eine Vorſtellung nach Berlin ergehen laſſen; weil
man nun ſolche in Herrn Werthers Nachricht von der Buch-
drucker-Kunſt p. 371. gefunden; ſo wird es Uns vergoͤnnet
ſeyn, ſelbige hieher zuſetzen:

Weßwegen wir an die Berliniſche Geſellſchafft, aus gu-
ten Wohlmeynen bey dieſer Gelegenheit zu erinnern
nicht vergeßen wollen: Obs nicht eine noͤthigere und al-
len rechtſchaffenen Geſellen dienſamere Sache waͤre,
wann wider das allzuviele Jungen-lernen eine gewiſſe
Ordnung errichtet wuͤrde, damit nicht ſo viele ehrliche
Geſellen in Mangel der Arbeit aus Noth in Krieg zu
lauffen gezwungen wuͤrden, als daß man unnoͤthiger
weiſe ſo viele redliche Geſellen an fremden Orten un-
ſchuldig auftreibe, und in Schaden und Strafe ſetzet.

Daß fernere Ubel ſo ſich herfuͤr gethan hat, beſtehet dar-
innen, daß man ſich ſelbſt bemuͤhet denen Buchdrucker Herren,
Jungen anzupreißen, und nur denjenigen Vortheil ſucht, daß
man ſelbige zum anfuͤhren bekommt, und das wenige Geld da-
bey gewinnet, und nicht unterſucht, ob ſie in Chriſtenthum, Le-
ſen und Schreiben etwas koͤnnen, oder nicht, ſondern nur die
Staͤrcke und Groͤße in obacht nimmt. Da denn viele unge-

zogene
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[0372] Es hat auch Kunſt-Glieder gegeben, die einigen Ausge- lernten, den ordentlichen eingefuͤhrten Kunſt-Gebrauch beyge- bracht haben, daß ſie ſich alsdenn vor Geſellen ausgegeben, und in der Welt bey Buchdruckereyen ſich fort geholffen, und Poſtulaten beygewohnet haben. Exempel hiervon ſiehe in Werthers Nachricht von der Buchdrucker Kunſt pag. 369. 370. Was aber der bedaurenswuͤrdigſte und betruͤbteſte Miß- brauch iſt; So hat man angemercket, daß ſelbiger aus der Lernung ſo vieler Jungen entſtehe, obſchon Jhro Kayſerliche Majeſtaͤt Kayſer Leopold der erſte glorwuͤrdigſten Anden- ckens eine allergnaͤdigſte Veranſtaltung, und zwar anno 1688. darwider ergehen laſſen. Siehe oben N. VII. Hiedurch muß mancher rechtſchaffener Geſelle, unumgaͤnglich Noth leyden/ und eine andere Lebens-Art ergreiffen, wie denn 1703. den 14. Dec. eine loͤbliche Braunſchweiger Buchdrucker-Geſellſchafft eben dieſerwegen eine Vorſtellung nach Berlin ergehen laſſen; weil man nun ſolche in Herrn Werthers Nachricht von der Buch- drucker-Kunſt p. 371. gefunden; ſo wird es Uns vergoͤnnet ſeyn, ſelbige hieher zuſetzen: Weßwegen wir an die Berliniſche Geſellſchafft, aus gu- ten Wohlmeynen bey dieſer Gelegenheit zu erinnern nicht vergeßen wollen: Obs nicht eine noͤthigere und al- len rechtſchaffenen Geſellen dienſamere Sache waͤre, wann wider das allzuviele Jungen-lernen eine gewiſſe Ordnung errichtet wuͤrde, damit nicht ſo viele ehrliche Geſellen in Mangel der Arbeit aus Noth in Krieg zu lauffen gezwungen wuͤrden, als daß man unnoͤthiger weiſe ſo viele redliche Geſellen an fremden Orten un- ſchuldig auftreibe, und in Schaden und Strafe ſetzet. Daß fernere Ubel ſo ſich herfuͤr gethan hat, beſtehet dar- innen, daß man ſich ſelbſt bemuͤhet denen Buchdrucker Herren, Jungen anzupreißen, und nur denjenigen Vortheil ſucht, daß man ſelbige zum anfuͤhren bekommt, und das wenige Geld da- bey gewinnet, und nicht unterſucht, ob ſie in Chriſtenthum, Le- ſen und Schreiben etwas koͤnnen, oder nicht, ſondern nur die Staͤrcke und Groͤße in obacht nimmt. Da denn viele unge- zogene

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/372>, abgerufen am 25.11.2024.