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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740.

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XXVIII.
Einige von redlichen Männern angemerckte Miß-
bräuche, so den jetzt erwehnten Gebräuchen
schnur stracks zu wider lauffen.

Die grösten Mißbräuche kommen insgemein aus denen so
genanten Winckel-Druckereyen her, weil man in sel-
bigen theils keine tüchtige Personen, theils aber keine
Gesellen fördert, und nur mit Weib und Jungen dahin sudelt,
welches wider das allergnädigste Käyserliche Mandat den 18.
Julii 1715. laufft. Siehe oben N. V. und VIII.

Ferner: hat man sich angemaßt 2. biß 3. Jungen, obschon
nicht auf einmahl, doch nach und nach anzunehmen, ohne Ab-
sehen auf die hierzn erforderlichen Eigenschafften und dem Uralten
nie unterbrochenen Recht und Ordnungen stracks zu wider, ohne
Bey seyn redlicher Gesellen, aufgedungen und loßgesprochen und
sodann dieselben als Cornuten fortgeschickt, und wieder neue
Jungen herbey gestellt, da denn der vermeinte Cornute in
währender Lehre keinen Gesellen in der Druckerey arbeiten ge-
sehen viel weniger von einem angeführet worden, indem viel-
mals der Herr ein Drucker und wenig von Setzen, oder ein
Setzer und wenig vom Drucken verstehet, oder, daß es ja
einen Schein haben muß, als wenn er Gesellen gefördert,
manchmal einen Durchreisenden 14 Tage Arbeit gegeben, und
alsdenn wieder abgeschafft. Dahero solche nichts wißende
weg und in die Fremde geschickt werden, da sie alsdenn kaum
so viel verdienen können, als zu ihren Leibes Unterhalt von
nöthen ist.

Ferner hat die Erfahrung bestätiget, daß man öffters
an solchen erwehnten Orten, wo nur eintzelne Druckereyen,
dennoch Postulate gehalten habe, wo kaum 3. Personen dar-
zu vorhauden gewesen, da denn deren jeder 2. Ehren-Aemter
dabey zu bedienen gehabt hat; dahero man auf den von un-
dencklichen Jahren her eingeführten löblichen Gebrauch und
daraus folgenden guten Ruhm nicht gesehen hat, welches vor
Alters von unsern Vorfahren weder gelitten, noch vor Kunst-
gebräuchlich gehalten, sondern vor untüchtig erklaret wor-
den st.

Es
d 4
XXVIII.
Einige von redlichen Maͤnnern angemerckte Miß-
braͤuche, ſo den jetzt erwehnten Gebraͤuchen
ſchnur ſtracks zu wider lauffen.

Die groͤſten Mißbraͤuche kommen insgemein aus denen ſo
genanten Winckel-Druckereyen her, weil man in ſel-
bigen theils keine tuͤchtige Perſonen, theils aber keine
Geſellen foͤrdert, und nur mit Weib und Jungen dahin ſudelt,
welches wider das allergnaͤdigſte Kaͤyſerliche Mandat den 18.
Julii 1715. laufft. Siehe oben N. V. und VIII.

Ferner: hat man ſich angemaßt 2. biß 3. Jungen, obſchon
nicht auf einmahl, doch nach und nach anzunehmen, ohne Ab-
ſehen auf die hierzn erforderlichen Eigenſchafften und dem Uralten
nie unterbrochenen Recht und Ordnungen ſtracks zu wider, ohne
Bey ſeyn redlicher Geſellen, aufgedungen und loßgeſprochen und
ſodann dieſelben als Cornuten fortgeſchickt, und wieder neue
Jungen herbey geſtellt, da denn der vermeinte Cornute in
waͤhrender Lehre keinen Geſellen in der Druckerey arbeiten ge-
ſehen viel weniger von einem angefuͤhret worden, indem viel-
mals der Herr ein Drucker und wenig von Setzen, oder ein
Setzer und wenig vom Drucken verſtehet, oder, daß es ja
einen Schein haben muß, als wenn er Geſellen gefoͤrdert,
manchmal einen Durchreiſenden 14 Tage Arbeit gegeben, und
alsdenn wieder abgeſchafft. Dahero ſolche nichts wißende
weg und in die Fremde geſchickt werden, da ſie alsdenn kaum
ſo viel verdienen koͤnnen, als zu ihren Leibes Unterhalt von
noͤthen iſt.

Ferner hat die Erfahrung beſtaͤtiget, daß man oͤffters
an ſolchen erwehnten Orten, wo nur eintzelne Druckereyen,
dennoch Poſtulate gehalten habe, wo kaum 3. Perſonen dar-
zu vorhauden geweſen, da denn deren jeder 2. Ehren-Aemter
dabey zu bedienen gehabt hat; dahero man auf den von un-
dencklichen Jahren her eingefuͤhrten loͤblichen Gebrauch und
daraus folgenden guten Ruhm nicht geſehen hat, welches vor
Alters von unſern Vorfahren weder gelitten, noch vor Kunſt-
gebraͤuchlich gehalten, ſondern vor untuͤchtig erklåret wor-
den ſt.

Es
d 4
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[0371] XXVIII. Einige von redlichen Maͤnnern angemerckte Miß- braͤuche, ſo den jetzt erwehnten Gebraͤuchen ſchnur ſtracks zu wider lauffen. Die groͤſten Mißbraͤuche kommen insgemein aus denen ſo genanten Winckel-Druckereyen her, weil man in ſel- bigen theils keine tuͤchtige Perſonen, theils aber keine Geſellen foͤrdert, und nur mit Weib und Jungen dahin ſudelt, welches wider das allergnaͤdigſte Kaͤyſerliche Mandat den 18. Julii 1715. laufft. Siehe oben N. V. und VIII. Ferner: hat man ſich angemaßt 2. biß 3. Jungen, obſchon nicht auf einmahl, doch nach und nach anzunehmen, ohne Ab- ſehen auf die hierzn erforderlichen Eigenſchafften und dem Uralten nie unterbrochenen Recht und Ordnungen ſtracks zu wider, ohne Bey ſeyn redlicher Geſellen, aufgedungen und loßgeſprochen und ſodann dieſelben als Cornuten fortgeſchickt, und wieder neue Jungen herbey geſtellt, da denn der vermeinte Cornute in waͤhrender Lehre keinen Geſellen in der Druckerey arbeiten ge- ſehen viel weniger von einem angefuͤhret worden, indem viel- mals der Herr ein Drucker und wenig von Setzen, oder ein Setzer und wenig vom Drucken verſtehet, oder, daß es ja einen Schein haben muß, als wenn er Geſellen gefoͤrdert, manchmal einen Durchreiſenden 14 Tage Arbeit gegeben, und alsdenn wieder abgeſchafft. Dahero ſolche nichts wißende weg und in die Fremde geſchickt werden, da ſie alsdenn kaum ſo viel verdienen koͤnnen, als zu ihren Leibes Unterhalt von noͤthen iſt. Ferner hat die Erfahrung beſtaͤtiget, daß man oͤffters an ſolchen erwehnten Orten, wo nur eintzelne Druckereyen, dennoch Poſtulate gehalten habe, wo kaum 3. Perſonen dar- zu vorhauden geweſen, da denn deren jeder 2. Ehren-Aemter dabey zu bedienen gehabt hat; dahero man auf den von un- dencklichen Jahren her eingefuͤhrten loͤblichen Gebrauch und daraus folgenden guten Ruhm nicht geſehen hat, welches vor Alters von unſern Vorfahren weder gelitten, noch vor Kunſt- gebraͤuchlich gehalten, ſondern vor untuͤchtig erklåret wor- den ſt. Es d 4

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/371>, abgerufen am 24.11.2024.