Exulat officio deses; aerugine marcet, et patitur ferri vincula si liber est. Ast hinc liber erit, quem Musis mancipat autor, ni perimat captum semper anhela sitis. Nam madidus labor est, vario sudore parandus. Torcular siccum, quam gemit! audin'omen.
Der stumme Dollmetsch schweigt, ins düstre Fach gelegt: Und in der schwartzen Form kan er so trefflich reden: Den, wenn er ohne Dienst, der Rost gleich will er- tödten, Und dessen Freyheit man in Eisen-Bande schlägt. So wird ein freyes Buch den Musen eingeweyht, Wenn nicht der Durst den angefesselten verletzet. Die Arbeit ist gar feucht, und will wol seyn genetzet. Wie girrt die trockne Preß! Hörst du, was es be- deut?
Dieses ist eine Beschreibung des Schrifft-Kastens in der Endterischen Officin. Ein Buchstabe der nicht gebrauchet wird, heisset mutus interpres, ein stum- mer Dollmetsch, welcher in atrato tramite mit Hülfe des Winkelhackens in Zeile gesetzet, vel vinculo fer- reo, und in die Form geschlossen, redet: wenn viele solche Buchstaben zusammen gesetzet werden, so wird ein Buch daraus; es sey denn, daß die Buchstaben, wo das Papier nicht angefeuchtet worden, nicht leser- lich heraus kommen. Dahero in Druckereyen das Sprüchwort üblich ist:
Wenn die Geselln nicht täglich netzn, So können sie noch druckn noch setzn.
Die jetzo noch in größtem Flohr stehende Endterische Officin stammet von diesem Endter her, und hat selbige, nach dessen Tod von A. 1660. biß 1674. geführet
Chri-
Kurtzgefaßte Nachricht,
Exulat officio deſes; aerugine marcet, et patitur ferri vincula ſi liber eſt. Aſt hinc liber erit, quem Muſis mancipat autor, ni perimat captum ſemper anhela ſitis. Nam madidus labor eſt, vario ſudore parandus. Torcular ſiccum, quam gemit! audin’omen.
Der ſtumme Dollmetſch ſchweigt, ins duͤſtre Fach gelegt: Und in der ſchwartzen Form kan er ſo trefflich reden: Den, wenn er ohne Dienſt, der Roſt gleich will er- toͤdten, Und deſſen Freyheit man in Eiſen-Bande ſchlaͤgt. So wird ein freyes Buch den Muſen eingeweyht, Wenn nicht der Durſt den angefeſſelten verletzet. Die Arbeit iſt gar feucht, und will wol ſeyn genetzet. Wie girrt die trockne Preß! Hoͤrſt du, was es be- deut?
Dieſes iſt eine Beſchreibung des Schrifft-Kaſtens in der Endteriſchen Officin. Ein Buchſtabe der nicht gebrauchet wird, heiſſet mutus interpres, ein ſtum- mer Dollmetſch, welcher in atrato tramite mit Huͤlfe des Winkelhackens in Zeile geſetzet, vel vinculo fer- reo, und in die Form geſchloſſen, redet: wenn viele ſolche Buchſtaben zuſammen geſetzet werden, ſo wird ein Buch daraus; es ſey denn, daß die Buchſtaben, wo das Papier nicht angefeuchtet worden, nicht leſer- lich heraus kommen. Dahero in Druckereyen das Spruͤchwort uͤblich iſt:
Wenn die Geſelln nicht taͤglich netzn, So koͤnnen ſie noch druckn noch ſetzn.
Die jetzo noch in groͤßtem Flohr ſtehende Endteriſche Officin ſtammet von dieſem Endter her, und hat ſelbige, nach deſſen Tod von A. 1660. biß 1674. gefuͤhret
Chri-
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Kurtzgefaßte Nachricht,
Exulat officio deſes; aerugine marcet,
et patitur ferri vincula ſi liber eſt.
Aſt hinc liber erit, quem Muſis mancipat autor,
ni perimat captum ſemper anhela ſitis.
Nam madidus labor eſt, vario ſudore parandus.
Torcular ſiccum, quam gemit! audin’omen.
Der ſtumme Dollmetſch ſchweigt, ins duͤſtre Fach
gelegt:
Und in der ſchwartzen Form kan er ſo trefflich reden:
Den, wenn er ohne Dienſt, der Roſt gleich will er-
toͤdten,
Und deſſen Freyheit man in Eiſen-Bande ſchlaͤgt.
So wird ein freyes Buch den Muſen eingeweyht,
Wenn nicht der Durſt den angefeſſelten verletzet.
Die Arbeit iſt gar feucht, und will wol ſeyn genetzet.
Wie girrt die trockne Preß! Hoͤrſt du, was es be-
deut?
Dieſes iſt eine Beſchreibung des Schrifft-Kaſtens
in der Endteriſchen Officin. Ein Buchſtabe der nicht
gebrauchet wird, heiſſet mutus interpres, ein ſtum-
mer Dollmetſch, welcher in atrato tramite mit Huͤlfe
des Winkelhackens in Zeile geſetzet, vel vinculo fer-
reo, und in die Form geſchloſſen, redet: wenn viele
ſolche Buchſtaben zuſammen geſetzet werden, ſo wird
ein Buch daraus; es ſey denn, daß die Buchſtaben,
wo das Papier nicht angefeuchtet worden, nicht leſer-
lich heraus kommen. Dahero in Druckereyen das
Spruͤchwort uͤblich iſt:
Wenn die Geſelln nicht taͤglich netzn,
So koͤnnen ſie noch druckn noch ſetzn.
Die jetzo noch in groͤßtem Flohr ſtehende Endteriſche
Officin ſtammet von dieſem Endter her, und hat ſelbige,
nach deſſen Tod von A. 1660. biß 1674. gefuͤhret
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/146>, abgerufen am 27.11.2024.
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