Was demnach den allerersten Buchdrucker in Nürn- berg anbelanget, so streitet man noch darum. Man giebt bald Georg Koberger, bald Anton Groß- lich, bald aber Johann Regiomontanum davor aus. Die beyden ersten sollen schon im Jahr 1440. zu Nürnberg eine Druckerey angeleget haben. Der letztere aber habe nach dem unrichtigen Bericht des um die Buchdruckerkunst unsterblich verdienten Herrn Paul Paters so gar die Buchdruckerkunst erfinden helfen. Es ist aber von diesen Erzehlungen kein Wort wahr. Die erstern sind zu alt, und der letztere kan weder vor den Erfinder der Buchdruckerkunst, wie ich im ersten Theil erwiesen habe, noch vor den er- sten Buchdrucker in Nürnberg gehalten werden. So viel ist unstreitig wahr, daß man einige Bücher um das Jahr 1470 zu Nürnberg gedruckt habe, alleine die Buchdrucker haben ihre Namen nicht dazu gesetzt, folg- lich kan man nicht wissen, wer sie gedruckt hat. Vom Jahr
1473. aber ist Reyneri Summa, seu Pantheo- logia bekannt, an dessen Ende: Johann Sensen- schmidt von Eger, und Heinrich Kefer von Mayntz als Buchdrucker stehen. Bey einem andern Buch de sanguine Christi findet man am Ende Friedrich Creußnern. Diese drey Männer sind also die ersten ge- wesen, ob ihnen gleich sonst Anton Koburger, oder auch Koberger den Rang streitig zu machen scheinet. Denn man hat schon von 1472. von Koburgern gedruckte Bücher. Daß er mit den bereits angeführten zu gleicher Zeit gelebet habe ist gewiß; daß er aber vor ihnen die Buchdruckerkunst getrieben habe ist uner- weißlich, weil sie ihre Namen nicht sogleich auf ihre gedruckte Bücher gesetzt haben. Unterdessen ist doch
wie-
Kurtzgefaßte Nachricht,
Was demnach den allererſten Buchdrucker in Nuͤrn- berg anbelanget, ſo ſtreitet man noch darum. Man giebt bald Georg Koberger, bald Anton Groß- lich, bald aber Johann Regiomontanum davor aus. Die beyden erſten ſollen ſchon im Jahr 1440. zu Nuͤrnberg eine Druckerey angeleget haben. Der letztere aber habe nach dem unrichtigen Bericht des um die Buchdruckerkunſt unſterblich verdienten Herrn Paul Paters ſo gar die Buchdruckerkunſt erfinden helfen. Es iſt aber von dieſen Erzehlungen kein Wort wahr. Die erſtern ſind zu alt, und der letztere kan weder vor den Erfinder der Buchdruckerkunſt, wie ich im erſten Theil erwieſen habe, noch vor den er- ſten Buchdrucker in Nuͤrnberg gehalten werden. So viel iſt unſtreitig wahr, daß man einige Buͤcher um das Jahr 1470 zu Nuͤrnberg gedruckt habe, alleine die Buchdrucker haben ihre Namen nicht dazu geſetzt, folg- lich kan man nicht wiſſen, wer ſie gedruckt hat. Vom Jahr
1473. aber iſt Reyneri Summa, ſeu Pantheo- logia bekannt, an deſſen Ende: Johann Senſen- ſchmidt von Eger, und Heinrich Kefer von Mayntz als Buchdrucker ſtehen. Bey einem andern Buch de ſanguine Chriſti findet man am Ende Friedrich Creußnern. Dieſe drey Maͤnner ſind alſo die erſten ge- weſen, ob ihnen gleich ſonſt Anton Koburger, oder auch Koberger den Rang ſtreitig zu machen ſcheinet. Denn man hat ſchon von 1472. von Koburgern gedruckte Buͤcher. Daß er mit den bereits angefuͤhrten zu gleicher Zeit gelebet habe iſt gewiß; daß er aber vor ihnen die Buchdruckerkunſt getrieben habe iſt uner- weißlich, weil ſie ihre Namen nicht ſogleich auf ihre gedruckte Buͤcher geſetzt haben. Unterdeſſen iſt doch
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Kurtzgefaßte Nachricht,
Was demnach den allererſten Buchdrucker in Nuͤrn-
berg anbelanget, ſo ſtreitet man noch darum. Man
giebt bald Georg Koberger, bald Anton Groß-
lich, bald aber Johann Regiomontanum davor
aus. Die beyden erſten ſollen ſchon im Jahr 1440.
zu Nuͤrnberg eine Druckerey angeleget haben. Der
letztere aber habe nach dem unrichtigen Bericht des
um die Buchdruckerkunſt unſterblich verdienten Herrn
Paul Paters ſo gar die Buchdruckerkunſt erfinden
helfen. Es iſt aber von dieſen Erzehlungen kein Wort
wahr. Die erſtern ſind zu alt, und der letztere kan
weder vor den Erfinder der Buchdruckerkunſt, wie
ich im erſten Theil erwieſen habe, noch vor den er-
ſten Buchdrucker in Nuͤrnberg gehalten werden. So
viel iſt unſtreitig wahr, daß man einige Buͤcher um das
Jahr 1470 zu Nuͤrnberg gedruckt habe, alleine die
Buchdrucker haben ihre Namen nicht dazu geſetzt, folg-
lich kan man nicht wiſſen, wer ſie gedruckt hat. Vom
Jahr
1473. aber iſt Reyneri Summa, ſeu Pantheo-
logia bekannt, an deſſen Ende: Johann Senſen-
ſchmidt von Eger, und Heinrich Kefer von Mayntz
als Buchdrucker ſtehen. Bey einem andern Buch
de ſanguine Chriſti findet man am Ende Friedrich
Creußnern. Dieſe drey Maͤnner ſind alſo die erſten ge-
weſen, ob ihnen gleich ſonſt Anton Koburger, oder auch
Koberger den Rang ſtreitig zu machen ſcheinet. Denn
man hat ſchon von 1472. von Koburgern gedruckte
Buͤcher. Daß er mit den bereits angefuͤhrten zu
gleicher Zeit gelebet habe iſt gewiß; daß er aber vor
ihnen die Buchdruckerkunſt getrieben habe iſt uner-
weißlich, weil ſie ihre Namen nicht ſogleich auf ihre
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[Gessner, Christian Friedrich]: Der so nöthig als nützlichen Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 2. Leipzig, 1740, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst02_1740/134>, abgerufen am 26.11.2024.
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