[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst. &q;starb vor Leyd, ward zu Ehren der Kunst ins Mün-&q;ster begraben, und eine Druckerpreß auf seinen &q;Grabstein gehauen, hernach strieffe GOtt seinen &q;Diener den Genßfleisch auch, daß er bis an sein End &q;ist blind worden, ich habe die erste Preß, auch die &q;Buchstaben gesehen, waren von Holtz geschnitten, &q;auch gantze Wörter Syllaben, hatten Löchle, und faßt &q;man sie an ein Schnur nach einander mit einer Nadel, &q;zoge sie darnach den Zeilen in die Länge, es ist schad, &q;daß man solches Werck, welches das allererste in der &q;Welt gewesen ist, hat lassen verlohren werden." Und hiemit endiget sich auch dieses Zeugnis. Lieset man nun Joh. Schmidts, a) eines ehemals in Straßburg öffent- a) Jn seinen bereits angeführten Predigten p. 5. die Worte heisen daselbst also: "Waun man aber die alte gantz ohn- &q;partheyische Monumenta, Annales und Schriften, so &q;bey hiesiger Stadt wollbestellter Cantzley befindlich, (die &q;lang zuvor ehe Jemand von dieser Frage disputirt, durch &q;redliche Leute zusammen getragen worden, und welche &q;daher vielleicht kein Privat-Scribent vermessentlich wi- &q;dersprechen, oder sie einiges falsches und Unwahrheit be- &q;züchtigen wird, untersteht sichs Jemand, so ist er ver- &q;bunden nicht aus ungegründeren Narrationibus, oder &q;zweifelhaften Muthmassungen, sondern mit andern un- &q;widertreiblichen Fundamenten seine Meynung zu be- &q;haupten) mit Fleiß durchsiehet, und in allen Umständen &q;aufrichtig, allein um der Wahrheit willen, erwieget, so &q;kommt so viel heraus - - daß in dieser Stadt Straßburg &q;und von einem Straßburgischen Bürger die edle Dru- &q;ckerkunst erstmals durch göttliche Erleuchtung erfunden &q;worden." Worauf alsdenn die Worte aus dem Mann script selbsten folgen. Es ist doch gut, daß Herr Schmidt gesetzet: Vielleicht wird dieser Wahrheit Niemand wi- dersprechen. Vielleicht wird ihr aber auch Jemand wi- derspre- C 3
von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. &q;ſtarb vor Leyd, ward zu Ehren der Kunſt ins Muͤn-&q;ſter begraben, und eine Druckerpreß auf ſeinen &q;Grabſtein gehauen, hernach ſtrieffe GOtt ſeinen &q;Diener den Genßfleiſch auch, daß er bis an ſein End &q;iſt blind worden, ich habe die erſte Preß, auch die &q;Buchſtaben geſehen, waren von Holtz geſchnitten, &q;auch gantze Woͤrter Syllaben, hatten Loͤchle, und faßt &q;man ſie an ein Schnur nach einander mit einer Nadel, &q;zoge ſie darnach den Zeilen in die Laͤnge, es iſt ſchad, &q;daß man ſolches Werck, welches das allererſte in der &q;Welt geweſen iſt, hat laſſen verlohren werden.‟ Und hiemit endiget ſich auch dieſes Zeugnis. Lieſet man nun Joh. Schmidts, a) eines ehemals in Straßburg oͤffent- a) Jn ſeinen bereits angefuͤhrten Predigten p. 5. die Worte heiſen daſelbſt alſo: „Waun man aber die alte gantz ohn- &q;partheyiſche Monumenta, Annales und Schriften, ſo &q;bey hieſiger Stadt wollbeſtellter Cantzley befindlich, (die &q;lang zuvor ehe Jemand von dieſer Frage diſputirt, durch &q;redliche Leute zuſammen getragen worden, und welche &q;daher vielleicht kein Privat-Scribent vermeſſentlich wi- &q;derſprechen, oder ſie einiges falſches und Unwahrheit be- &q;zuͤchtigen wird, unterſteht ſichs Jemand, ſo iſt er ver- &q;bunden nicht aus ungegruͤnderen Narrationibus, oder &q;zweifelhaften Muthmaſſungen, ſondern mit andern un- &q;widertreiblichen Fundamenten ſeine Meynung zu be- &q;haupten) mit Fleiß durchſiehet, und in allen Umſtaͤnden &q;aufrichtig, allein um der Wahrheit willen, erwieget, ſo &q;kommt ſo viel heraus - - daß in dieſer Stadt Straßburg &q;und von einem Straßburgiſchen Buͤrger die edle Dru- &q;ckerkunſt erſtmals durch goͤttliche Erleuchtung erfunden &q;worden.‟ Worauf alsdenn die Worte aus dem Mann ſcript ſelbſten folgen. Es iſt doch gut, daß Herr Schmidt geſetzet: Vielleicht wird dieſer Wahrheit Niemand wi- derſprechen. Vielleicht wird ihr aber auch Jemand wi- derſpre- C 3
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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
&q;ſtarb vor Leyd, ward zu Ehren der Kunſt ins Muͤn-
&q;ſter begraben, und eine Druckerpreß auf ſeinen
&q;Grabſtein gehauen, hernach ſtrieffe GOtt ſeinen
&q;Diener den Genßfleiſch auch, daß er bis an ſein End
&q;iſt blind worden, ich habe die erſte Preß, auch die
&q;Buchſtaben geſehen, waren von Holtz geſchnitten,
&q;auch gantze Woͤrter Syllaben, hatten Loͤchle, und faßt
&q;man ſie an ein Schnur nach einander mit einer Nadel,
&q;zoge ſie darnach den Zeilen in die Laͤnge, es iſt ſchad,
&q;daß man ſolches Werck, welches das allererſte in der
&q;Welt geweſen iſt, hat laſſen verlohren werden.‟ Und
hiemit endiget ſich auch dieſes Zeugnis. Lieſet man
nun Joh. Schmidts, a) eines ehemals in Straßburg
oͤffent-
a) Jn ſeinen bereits angefuͤhrten Predigten p. 5. die Worte
heiſen daſelbſt alſo: „Waun man aber die alte gantz ohn-
&q;partheyiſche Monumenta, Annales und Schriften, ſo
&q;bey hieſiger Stadt wollbeſtellter Cantzley befindlich, (die
&q;lang zuvor ehe Jemand von dieſer Frage diſputirt, durch
&q;redliche Leute zuſammen getragen worden, und welche
&q;daher vielleicht kein Privat-Scribent vermeſſentlich wi-
&q;derſprechen, oder ſie einiges falſches und Unwahrheit be-
&q;zuͤchtigen wird, unterſteht ſichs Jemand, ſo iſt er ver-
&q;bunden nicht aus ungegruͤnderen Narrationibus, oder
&q;zweifelhaften Muthmaſſungen, ſondern mit andern un-
&q;widertreiblichen Fundamenten ſeine Meynung zu be-
&q;haupten) mit Fleiß durchſiehet, und in allen Umſtaͤnden
&q;aufrichtig, allein um der Wahrheit willen, erwieget, ſo
&q;kommt ſo viel heraus - - daß in dieſer Stadt Straßburg
&q;und von einem Straßburgiſchen Buͤrger die edle Dru-
&q;ckerkunſt erſtmals durch goͤttliche Erleuchtung erfunden
&q;worden.‟ Worauf alsdenn die Worte aus dem Mann
ſcript ſelbſten folgen. Es iſt doch gut, daß Herr Schmidt
geſetzet: Vielleicht wird dieſer Wahrheit Niemand wi-
derſprechen. Vielleicht wird ihr aber auch Jemand wi-
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