[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.Kurtzer Entwurf &q;weil er ihn sehr anschlägig, und scharfsinnig befand,&q;verhoffend durch ihn noch weiters zu kommen: Er &q;wurde aber von ihm schändlich betrogen, dann dieser &q;jetztgemeldte Genßfleisch mit Johann Guttenberg &q;Kundschafft machte, so ein ansehnlicher reicher Mann &q;war, und auch etwas Wissenschaft um des Mente- &q;lins Kunst hatte, dem offenbahrte er alle Heimlichkeit, &q;und weil sie in Hoffnung stunden, mit dieser Kunst &q;groß Geld und Guth zu erwerben, und aber allhie in &q;Straßburg vor dem Mentelin die Sach nicht wohl &q;würden können ins Werck richten, schlugen sie an, &q;sich von dannen gen Mentz zu begeben, als dann &q;auch geschehen. = = = Aber GOtt der keine Untreu &q;ungestraft läßt hingehen, strief endlich den Genß- &q;fleisch also, daß er seines Gesichts beraubet und blind &q;wurde." Und so viel aus der ersten, ich will doch auch gleich das Zeugniß aus der andern hieher setzen, und alsdenn von beyden zugleich meine Gedancken er- öffnen. Daniel Specklin, ein Baumeister aus Straßburg, hat folgenden Bericht hinterlassen: z) "Anno 1440. Damahlen ward die herrliche Kunst, &q;die Buchdruckerey zu Straßburg erfunden, durch &q;Johann Mentele am Fronhof zum Thier-Garten, &q;sein Schwager Peter Scheffer und Martin Flach &q;&q;verlegten solches, aber sein Diener Johann Genß- &q;fleisch, als er ihme die Kunst hatte genugsam abge- &q;stohlen, flohe er in sein Heimath gen Mayntz, da &q;hat er solches durch den Guttenberger, welcher reich &q;war, alles besser in Ordnung bracht, über dessen &q;Untreu bekümmert sich der Mentele so hart, daß er starb z) S. Johann Schmidts Predigten p. 5. und Tentzels Di-
scours p. 58. Kurtzer Entwurf &q;weil er ihn ſehr anſchlaͤgig, und ſcharfſinnig befand,&q;verhoffend durch ihn noch weiters zu kommen: Er &q;wurde aber von ihm ſchaͤndlich betrogen, dann dieſer &q;jetztgemeldte Genßfleiſch mit Johann Guttenberg &q;Kundſchafft machte, ſo ein anſehnlicher reicher Mann &q;war, und auch etwas Wiſſenſchaft um des Mente- &q;lins Kunſt hatte, dem offenbahrte er alle Heimlichkeit, &q;und weil ſie in Hoffnung ſtunden, mit dieſer Kunſt &q;groß Geld und Guth zu erwerben, und aber allhie in &q;Straßburg vor dem Mentelin die Sach nicht wohl &q;wuͤrden koͤnnen ins Werck richten, ſchlugen ſie an, &q;ſich von dannen gen Mentz zu begeben, als dann &q;auch geſchehen. = = = Aber GOtt der keine Untreu &q;ungeſtraft laͤßt hingehen, ſtrief endlich den Genß- &q;fleiſch alſo, daß er ſeines Geſichts beraubet und blind &q;wurde.‟ Und ſo viel aus der erſten, ich will doch auch gleich das Zeugniß aus der andern hieher ſetzen, und alsdenn von beyden zugleich meine Gedancken er- oͤffnen. Daniel Specklin, ein Baumeiſter aus Straßburg, hat folgenden Bericht hinterlaſſen: z) „Anno 1440. Damahlen ward die herrliche Kunſt, &q;die Buchdruckerey zu Straßburg erfunden, durch &q;Johann Mentele am Fronhof zum Thier-Garten, &q;ſein Schwager Peter Scheffer und Martin Flach &q;&q;verlegten ſolches, aber ſein Diener Johann Genß- &q;fleiſch, als er ihme die Kunſt hatte genugſam abge- &q;ſtohlen, flohe er in ſein Heimath gen Mayntz, da &q;hat er ſolches durch den Guttenberger, welcher reich &q;war, alles beſſer in Ordnung bracht, uͤber deſſen &q;Untreu bekuͤmmert ſich der Mentele ſo hart, daß er ſtarb z) S. Johann Schmidts Predigten p. 5. und Tentzels Di-
ſcours p. 58. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0072" n="36"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurtzer Entwurf</hi></fw><lb/> &q;weil er ihn ſehr anſchlaͤgig, und ſcharfſinnig befand,<lb/> &q;verhoffend durch ihn noch weiters zu kommen: Er<lb/> &q;wurde aber von ihm ſchaͤndlich betrogen, dann dieſer<lb/> &q;jetztgemeldte Genßfleiſch mit Johann Guttenberg<lb/> &q;Kundſchafft machte, ſo ein anſehnlicher reicher Mann<lb/> &q;war, und auch etwas Wiſſenſchaft um des Mente-<lb/> &q;lins Kunſt hatte, dem offenbahrte er alle Heimlichkeit,<lb/> &q;und weil ſie in Hoffnung ſtunden, mit dieſer Kunſt<lb/> &q;groß Geld und Guth zu erwerben, und aber allhie in<lb/> &q;Straßburg vor dem Mentelin die Sach nicht wohl<lb/> &q;wuͤrden koͤnnen ins Werck richten, ſchlugen ſie an,<lb/> &q;ſich von dannen gen Mentz zu begeben, als dann<lb/> &q;auch geſchehen. = = = Aber GOtt der keine Untreu<lb/> &q;ungeſtraft laͤßt hingehen, ſtrief endlich den Genß-<lb/> &q;fleiſch alſo, daß er ſeines Geſichts beraubet und blind<lb/> &q;wurde.‟ Und ſo viel aus der erſten, ich will doch<lb/> auch gleich das Zeugniß aus der andern hieher ſetzen,<lb/> und alsdenn von beyden zugleich meine Gedancken er-<lb/> oͤffnen. <hi rendition="#fr">Daniel Specklin,</hi> ein Baumeiſter aus<lb/> Straßburg, hat folgenden Bericht hinterlaſſen: <note place="foot" n="z)">S. <hi rendition="#fr">Johann Schmidts</hi> Predigten <hi rendition="#aq">p.</hi> 5. und <hi rendition="#fr">Tentzels</hi> Di-<lb/> ſcours <hi rendition="#aq">p.</hi> 58.</note><lb/> „Anno 1440. Damahlen ward die herrliche Kunſt,<lb/> &q;die Buchdruckerey zu Straßburg erfunden, durch<lb/> &q;Johann Mentele am Fronhof zum Thier-Garten,<lb/> &q;ſein Schwager Peter Scheffer und Martin Flach<lb/> &q;&q;verlegten ſolches, aber ſein Diener Johann Genß-<lb/> &q;fleiſch, als er ihme die Kunſt hatte genugſam abge-<lb/> &q;ſtohlen, flohe er in ſein Heimath gen Mayntz, da<lb/> &q;hat er ſolches durch den Guttenberger, welcher reich<lb/> &q;war, alles beſſer in Ordnung bracht, uͤber deſſen<lb/> &q;Untreu bekuͤmmert ſich der Mentele ſo hart, daß er<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtarb</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [36/0072]
Kurtzer Entwurf
&q;weil er ihn ſehr anſchlaͤgig, und ſcharfſinnig befand,
&q;verhoffend durch ihn noch weiters zu kommen: Er
&q;wurde aber von ihm ſchaͤndlich betrogen, dann dieſer
&q;jetztgemeldte Genßfleiſch mit Johann Guttenberg
&q;Kundſchafft machte, ſo ein anſehnlicher reicher Mann
&q;war, und auch etwas Wiſſenſchaft um des Mente-
&q;lins Kunſt hatte, dem offenbahrte er alle Heimlichkeit,
&q;und weil ſie in Hoffnung ſtunden, mit dieſer Kunſt
&q;groß Geld und Guth zu erwerben, und aber allhie in
&q;Straßburg vor dem Mentelin die Sach nicht wohl
&q;wuͤrden koͤnnen ins Werck richten, ſchlugen ſie an,
&q;ſich von dannen gen Mentz zu begeben, als dann
&q;auch geſchehen. = = = Aber GOtt der keine Untreu
&q;ungeſtraft laͤßt hingehen, ſtrief endlich den Genß-
&q;fleiſch alſo, daß er ſeines Geſichts beraubet und blind
&q;wurde.‟ Und ſo viel aus der erſten, ich will doch
auch gleich das Zeugniß aus der andern hieher ſetzen,
und alsdenn von beyden zugleich meine Gedancken er-
oͤffnen. Daniel Specklin, ein Baumeiſter aus
Straßburg, hat folgenden Bericht hinterlaſſen: z)
„Anno 1440. Damahlen ward die herrliche Kunſt,
&q;die Buchdruckerey zu Straßburg erfunden, durch
&q;Johann Mentele am Fronhof zum Thier-Garten,
&q;ſein Schwager Peter Scheffer und Martin Flach
&q;&q;verlegten ſolches, aber ſein Diener Johann Genß-
&q;fleiſch, als er ihme die Kunſt hatte genugſam abge-
&q;ſtohlen, flohe er in ſein Heimath gen Mayntz, da
&q;hat er ſolches durch den Guttenberger, welcher reich
&q;war, alles beſſer in Ordnung bracht, uͤber deſſen
&q;Untreu bekuͤmmert ſich der Mentele ſo hart, daß er
ſtarb
z) S. Johann Schmidts Predigten p. 5. und Tentzels Di-
ſcours p. 58.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/72 |
Zitationshilfe: | [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/72>, abgerufen am 16.02.2025. |