Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Kurtzer Entwurf
wissenheit diesen Fehler begangen habe, weil diese Bü-
cher um selbige Zeit gedruckt worden, worinnen sich
Han von Wien geschrieben hat; Daß er es aber aus
Schmeicheley gethan habe, will mir auch nicht im
Kopf. Jch vermuthe dahero man habe Campano
zur Ungebühr etwas angedichtet, indem man ihn nicht
recht verstanden. Denn die Jnnschrift, so er auf Ul-
rich Han
verfertiget, und insgemein vor den Beweis
angegeben wird, beweißt wohl nichts wenigers, als die-
ses. Jch muß sie doch hersetzen.

Anser Tarpeii custos Iouis, vnde, quod alis
Constreperes
, Gallus decidit; vltor adest
Vlricus Gallus: ne quem poscantur in vsum
Edocuit pennis nil opus esse tuis.

Hierinnen kan ich nicht finden, daß er seinen Han,
oder Gallum, vor den Erfinder der Buchdruckerey an-
gegeben hätte; Jch sehe auch nicht ein, wo ein Fran-
tzoß heraus kommt. So viel begreife ich wohl, daß er
mit dem Wort Gallus ein sinnreiches Wortspiel hat
anbringen wollen. Hieraus gewinnen also die Fran-
tzosen nichts, sondern sie müssen diese Ehre einer andern
Nation überlassen. Nunmehro will ich Omniboni
Zeugniß untersuchen. Ob man diesem Mann nicht
ebenfalls aus Unverstand etwas angedichtet, mögen
andere unterscheiden. Er schreibt aber von seinem Ni-
colao Jenson,
einem Frantzosen von Geburt, also: t)

"Er
t) In Epistola ad Episcopum Bellunensem, welche der Aus-
gabe Quintiliani Venedig, 1471. f. per Nic. Jenson, vor-
gesetzt ist. Maittaire führt selbige l. c. p. 6. au. Accede-
bant

Kurtzer Entwurf
wiſſenheit dieſen Fehler begangen habe, weil dieſe Buͤ-
cher um ſelbige Zeit gedruckt worden, worinnen ſich
Han von Wien geſchrieben hat; Daß er es aber aus
Schmeicheley gethan habe, will mir auch nicht im
Kopf. Jch vermuthe dahero man habe Campano
zur Ungebuͤhr etwas angedichtet, indem man ihn nicht
recht verſtanden. Denn die Jnnſchrift, ſo er auf Ul-
rich Han
verfertiget, und insgemein vor den Beweis
angegeben wird, beweißt wohl nichts wenigers, als die-
ſes. Jch muß ſie doch herſetzen.

Anſer Tarpeii cuſtos Iouis, vnde, quod alis
Conſtreperes
, Gallus decidit; vltor adeſt
Vlricus Gallus: ne quem poſcantur in vſum
Edocuit pennis nil opus eſſe tuis.

Hierinnen kan ich nicht finden, daß er ſeinen Han,
oder Gallum, vor den Erfinder der Buchdruckerey an-
gegeben haͤtte; Jch ſehe auch nicht ein, wo ein Fran-
tzoß heraus kommt. So viel begreife ich wohl, daß er
mit dem Wort Gallus ein ſinnreiches Wortſpiel hat
anbringen wollen. Hieraus gewinnen alſo die Fran-
tzoſen nichts, ſondern ſie muͤſſen dieſe Ehre einer andern
Nation uͤberlaſſen. Nunmehro will ich Omniboni
Zeugniß unterſuchen. Ob man dieſem Mann nicht
ebenfalls aus Unverſtand etwas angedichtet, moͤgen
andere unterſcheiden. Er ſchreibt aber von ſeinem Ni-
colao Jenſon,
einem Frantzoſen von Geburt, alſo: t)

„Er
t) In Epiſtola ad Epiſcopum Bellunenſem, welche der Aus-
gabe Quintiliani Venedig, 1471. f. per Nic. Jenſon, vor-
geſetzt iſt. Maittaire fuͤhrt ſelbige l. c. p. 6. au. Accede-
bant
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="16"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Kurtzer Entwurf</hi></fw><lb/>
wi&#x017F;&#x017F;enheit die&#x017F;en Fehler begangen habe, weil die&#x017F;e Bu&#x0364;-<lb/>
cher um &#x017F;elbige Zeit gedruckt worden, worinnen &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#fr">Han</hi> von Wien ge&#x017F;chrieben hat; Daß er es aber aus<lb/>
Schmeicheley gethan habe, will mir auch nicht im<lb/>
Kopf. Jch vermuthe dahero man habe <hi rendition="#fr">Campano</hi><lb/>
zur Ungebu&#x0364;hr etwas angedichtet, indem man ihn nicht<lb/>
recht ver&#x017F;tanden. Denn die Jnn&#x017F;chrift, &#x017F;o er auf <hi rendition="#fr">Ul-<lb/>
rich Han</hi> verfertiget, und insgemein vor den Beweis<lb/>
angegeben wird, beweißt wohl nichts wenigers, als die-<lb/>
&#x017F;es. Jch muß &#x017F;ie doch her&#x017F;etzen.</p><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#aq">An&#x017F;er <hi rendition="#i">Tarpeii cu&#x017F;tos Iouis, vnde, quod alis<lb/>
Con&#x017F;treperes</hi>, Gallus <hi rendition="#i">decidit; vltor ade&#x017F;t</hi><lb/>
Vlricus Gallus<hi rendition="#i">: ne quem po&#x017F;cantur in v&#x017F;um<lb/>
Edocuit pennis nil opus e&#x017F;&#x017F;e tuis.</hi></hi> </quote>
            <bibl/>
          </cit><lb/>
          <p>Hierinnen kan ich nicht finden, daß er &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Han,</hi><lb/>
oder <hi rendition="#aq">Gallum,</hi> vor den Erfinder der Buchdruckerey an-<lb/>
gegeben ha&#x0364;tte; Jch &#x017F;ehe auch nicht ein, wo ein Fran-<lb/>
tzoß heraus kommt. So viel begreife ich wohl, daß er<lb/>
mit dem Wort <hi rendition="#aq">Gallus</hi> ein &#x017F;innreiches Wort&#x017F;piel hat<lb/>
anbringen wollen. Hieraus gewinnen al&#x017F;o die Fran-<lb/>
tzo&#x017F;en nichts, &#x017F;ondern &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en die&#x017F;e Ehre einer andern<lb/>
Nation u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en. Nunmehro will ich <hi rendition="#fr">Omniboni</hi><lb/>
Zeugniß unter&#x017F;uchen. Ob man die&#x017F;em Mann nicht<lb/>
ebenfalls aus Unver&#x017F;tand etwas angedichtet, mo&#x0364;gen<lb/>
andere unter&#x017F;cheiden. Er &#x017F;chreibt aber von &#x017F;einem <hi rendition="#fr">Ni-<lb/>
colao Jen&#x017F;on,</hi> einem Frantzo&#x017F;en von Geburt, al&#x017F;o: <note xml:id="part5" next="#part6" place="foot" n="t)"><hi rendition="#aq">In Epi&#x017F;tola ad Epi&#x017F;copum Bellunen&#x017F;em,</hi> welche der Aus-<lb/>
gabe <hi rendition="#aq">Quintiliani</hi> Venedig, 1471. <hi rendition="#aq">f. per Nic. Jen&#x017F;on,</hi> vor-<lb/>
ge&#x017F;etzt i&#x017F;t. <hi rendition="#fr">Maittaire</hi> fu&#x0364;hrt &#x017F;elbige <hi rendition="#aq">l. c. p.</hi> 6. au. <hi rendition="#aq">Accede-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">bant</hi></fw></note><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Er</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0052] Kurtzer Entwurf wiſſenheit dieſen Fehler begangen habe, weil dieſe Buͤ- cher um ſelbige Zeit gedruckt worden, worinnen ſich Han von Wien geſchrieben hat; Daß er es aber aus Schmeicheley gethan habe, will mir auch nicht im Kopf. Jch vermuthe dahero man habe Campano zur Ungebuͤhr etwas angedichtet, indem man ihn nicht recht verſtanden. Denn die Jnnſchrift, ſo er auf Ul- rich Han verfertiget, und insgemein vor den Beweis angegeben wird, beweißt wohl nichts wenigers, als die- ſes. Jch muß ſie doch herſetzen. Anſer Tarpeii cuſtos Iouis, vnde, quod alis Conſtreperes, Gallus decidit; vltor adeſt Vlricus Gallus: ne quem poſcantur in vſum Edocuit pennis nil opus eſſe tuis. Hierinnen kan ich nicht finden, daß er ſeinen Han, oder Gallum, vor den Erfinder der Buchdruckerey an- gegeben haͤtte; Jch ſehe auch nicht ein, wo ein Fran- tzoß heraus kommt. So viel begreife ich wohl, daß er mit dem Wort Gallus ein ſinnreiches Wortſpiel hat anbringen wollen. Hieraus gewinnen alſo die Fran- tzoſen nichts, ſondern ſie muͤſſen dieſe Ehre einer andern Nation uͤberlaſſen. Nunmehro will ich Omniboni Zeugniß unterſuchen. Ob man dieſem Mann nicht ebenfalls aus Unverſtand etwas angedichtet, moͤgen andere unterſcheiden. Er ſchreibt aber von ſeinem Ni- colao Jenſon, einem Frantzoſen von Geburt, alſo: t) „Er t) In Epiſtola ad Epiſcopum Bellunenſem, welche der Aus- gabe Quintiliani Venedig, 1471. f. per Nic. Jenſon, vor- geſetzt iſt. Maittaire fuͤhrt ſelbige l. c. p. 6. au. Accede- bant

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/52
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/52>, abgerufen am 24.11.2024.