Zeugen, sind diejenigen Personen, welche die Wahr- heit einer vorgegangenen Handlung bestätigen sol- len. Ein Zeuge, dessen Zeugniß gültig seyn solle, muß gewisse Beschaffenheiten haben, die ihn unver- werflich machen. Er wird aber verwerflich, entwe- der wegen seiner Person, oder wegen der Sache, oder um einer besondern Ursache willen. Wegen seiner Person ist er verwerflich, wenn er Ehrenloß; Wegen der Sache, wenn er in offenbahrer Feind- schaft mit demjenigen lebt, wider welchen er zeugt; Wegen einer besondern Ursach aber, wenn man nicht gewiß hinter die Wahrheit kommen können, was er auf sich hat. Dahero wird bey Druckereyen die Person besonders untersucht, welche man als Zeugen zu Bestätigung eines neuen Gesellens neh- men will.
Zierrathen, als Vignetten, cu de lampe, Cartou- chen, sollen nicht umsonst da stehen, sondern sie müs- sen einen Grund, Nutzen, oder Bedeutung haben, warum die Kosten darauf gewendet worden sind. Denn auser dem stehen sie vergebens, oder wohl gar zum Ubelstand da, wenn sie sich nicht zu der abgehan- delten Sache schicken. Es schicket sich ja kein To- denkopf auf ein Hochzeitscarmen, noch eine Lyra Apollinis zu einem Trauergedicht. Allzuviel Zier- rathen, wenn sie zumal noch schlecht gestochen sind, schänden ein Buch mehr, als daß sie selbiges zieren, und machen es doch theuer ohne Noth: Dahin- gegen wohl ausgesonnene und nöthige Zierrathen ein Buch beliebt machen und dem Buchhändler so wohl, als Buchdrucker Ehre bringen.
Zinnober, ist zweyerley der natürliche, oder Berg- Zinnober, und der zubereitete Dieser wird aus ei-
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Zeugen, Zierrathen, Zinnober,
Zeugen, ſind diejenigen Perſonen, welche die Wahr- heit einer vorgegangenen Handlung beſtaͤtigen ſol- len. Ein Zeuge, deſſen Zeugniß guͤltig ſeyn ſolle, muß gewiſſe Beſchaffenheiten haben, die ihn unver- werflich machen. Er wird aber verwerflich, entwe- der wegen ſeiner Perſon, oder wegen der Sache, oder um einer beſondern Urſache willen. Wegen ſeiner Perſon iſt er verwerflich, wenn er Ehrenloß; Wegen der Sache, wenn er in offenbahrer Feind- ſchaft mit demjenigen lebt, wider welchen er zeugt; Wegen einer beſondern Urſach aber, wenn man nicht gewiß hinter die Wahrheit kommen koͤnnen, was er auf ſich hat. Dahero wird bey Druckereyen die Perſon beſonders unterſucht, welche man als Zeugen zu Beſtaͤtigung eines neuen Geſellens neh- men will.
Zierrathen, als Vignetten, cu de lampe, Cartou- chen, ſollen nicht umſonſt da ſtehen, ſondern ſie muͤſ- ſen einen Grund, Nutzen, oder Bedeutung haben, warum die Koſten darauf gewendet worden ſind. Denn auſer dem ſtehen ſie vergebens, oder wohl gar zum Ubelſtand da, wenn ſie ſich nicht zu der abgehan- delten Sache ſchicken. Es ſchicket ſich ja kein To- denkopf auf ein Hochzeitscarmen, noch eine Lyra Apollinis zu einem Trauergedicht. Allzuviel Zier- rathen, wenn ſie zumal noch ſchlecht geſtochen ſind, ſchaͤnden ein Buch mehr, als daß ſie ſelbiges zieren, und machen es doch theuer ohne Noth: Dahin- gegen wohl ausgeſonnene und noͤthige Zierrathen ein Buch beliebt machen und dem Buchhaͤndler ſo wohl, als Buchdrucker Ehre bringen.
Zinnober, iſt zweyerley der natuͤrliche, oder Berg- Zinnober, und der zubereitete Dieſer wird aus ei-
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Zeugen, Zierrathen, Zinnober,
Zeugen, ſind diejenigen Perſonen, welche die Wahr-
heit einer vorgegangenen Handlung beſtaͤtigen ſol-
len. Ein Zeuge, deſſen Zeugniß guͤltig ſeyn ſolle,
muß gewiſſe Beſchaffenheiten haben, die ihn unver-
werflich machen. Er wird aber verwerflich, entwe-
der wegen ſeiner Perſon, oder wegen der Sache,
oder um einer beſondern Urſache willen. Wegen
ſeiner Perſon iſt er verwerflich, wenn er Ehrenloß;
Wegen der Sache, wenn er in offenbahrer Feind-
ſchaft mit demjenigen lebt, wider welchen er zeugt;
Wegen einer beſondern Urſach aber, wenn man nicht
gewiß hinter die Wahrheit kommen koͤnnen, was er
auf ſich hat. Dahero wird bey Druckereyen die
Perſon beſonders unterſucht, welche man als
Zeugen zu Beſtaͤtigung eines neuen Geſellens neh-
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Zierrathen, als Vignetten, cu de lampe, Cartou-
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ſen einen Grund, Nutzen, oder Bedeutung haben,
warum die Koſten darauf gewendet worden ſind.
Denn auſer dem ſtehen ſie vergebens, oder wohl gar
zum Ubelſtand da, wenn ſie ſich nicht zu der abgehan-
delten Sache ſchicken. Es ſchicket ſich ja kein To-
denkopf auf ein Hochzeitscarmen, noch eine Lyra
Apollinis zu einem Trauergedicht. Allzuviel Zier-
rathen, wenn ſie zumal noch ſchlecht geſtochen ſind,
ſchaͤnden ein Buch mehr, als daß ſie ſelbiges zieren,
und machen es doch theuer ohne Noth: Dahin-
gegen wohl ausgeſonnene und noͤthige Zierrathen
ein Buch beliebt machen und dem Buchhaͤndler ſo
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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/510>, abgerufen am 22.11.2024.
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