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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Vorrede.
Theil Breite habe, ist sie zwey Theil hoch, so muß
sie drey Theil breite seyn, u. s. f.

Vorrede, oder Prologus, bey was vor Gelegenheit
selbige gehalten wird, haben wir bereits oben unter
dem Titul Prologus gesaget. Nichts ist mehr
übrig, als daß wir nun auch eine Probe geben, wie
man etwan eine verfertigen könnte:

Wohledle, Vorachtbahre, Kunsterfahrne,
und Hochgeehrteste Herren,
Werthgeschätzte Zuschauer,

Die Erfahrung lehret uns allen, daß unser Ge-
müth durch die sinnliche Empfindung am meisten
gerühret, ja, daß es dadurch öfters zur Ausübung,
oder Unterlassung, einer Handlung weit eher ange-
trieben werde, als wenn wir erst durch vieles Nach-
sinnen darauf gebracht werden müssen. Jst es
nicht wahr, daß mancher weit eher in seinem war-
men Bette würde liegen bleiben, wenn ihm nicht der
helle Schall der Glocken an die Besuchung des Tem-
pels erinnerte? Jst es nicht wahr, daß mancher weit
eher wieder aufs Dorf laufen würde, wenn ihn nicht
ein ehemals daselbst geholter Buckel voll Schläge
davon abhielte? Die sinnliche Empfindung ermun-
tert also jenen in die Kirche zu gehen, und diesen zu
Hause zu bleiben. Wundern sie sich nicht, aller-
seits hochgeehrteste Zuhörer, daß ich ihnen jetzo eine
solche Wahrheit zu Gemüthe geführet, woran nie-
mand zweifelt. Es ist dieses zu meiner Absicht nö-
thig. Jch habe die Ehre von einer Handlung den
Anfang zu machen, welche auf vorhergehende
Wahrheit gegründet ist. Und sie wissen wohl, daß
einige nicht gar zu wohl darauf zu sprechen sind. Jch

will

Vorrede.
Theil Breite habe, iſt ſie zwey Theil hoch, ſo muß
ſie drey Theil breite ſeyn, u. ſ. f.

Vorrede, oder Prologus, bey was vor Gelegenheit
ſelbige gehalten wird, haben wir bereits oben unter
dem Titul Prologus geſaget. Nichts iſt mehr
uͤbrig, als daß wir nun auch eine Probe geben, wie
man etwan eine verfertigen koͤnnte:

Wohledle, Vorachtbahre, Kunſterfahrne,
und Hochgeehrteſte Herren,
Werthgeſchaͤtzte Zuſchauer,

Die Erfahrung lehret uns allen, daß unſer Ge-
muͤth durch die ſinnliche Empfindung am meiſten
geruͤhret, ja, daß es dadurch oͤfters zur Ausuͤbung,
oder Unterlaſſung, einer Handlung weit eher ange-
trieben werde, als wenn wir erſt durch vieles Nach-
ſinnen darauf gebracht werden muͤſſen. Jſt es
nicht wahr, daß mancher weit eher in ſeinem war-
men Bette wuͤrde liegen bleiben, wenn ihm nicht der
helle Schall der Glocken an die Beſuchung des Tem-
pels erinnerte? Jſt es nicht wahr, daß mancher weit
eher wieder aufs Dorf laufen wuͤrde, wenn ihn nicht
ein ehemals daſelbſt geholter Buckel voll Schlaͤge
davon abhielte? Die ſinnliche Empfindung ermun-
tert alſo jenen in die Kirche zu gehen, und dieſen zu
Hauſe zu bleiben. Wundern ſie ſich nicht, aller-
ſeits hochgeehrteſte Zuhoͤrer, daß ich ihnen jetzo eine
ſolche Wahrheit zu Gemuͤthe gefuͤhret, woran nie-
mand zweifelt. Es iſt dieſes zu meiner Abſicht noͤ-
thig. Jch habe die Ehre von einer Handlung den
Anfang zu machen, welche auf vorhergehende
Wahrheit gegruͤndet iſt. Und ſie wiſſen wohl, daß
einige nicht gar zu wohl darauf zu ſprechen ſind. Jch

will
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[234/0503] Vorrede. Theil Breite habe, iſt ſie zwey Theil hoch, ſo muß ſie drey Theil breite ſeyn, u. ſ. f. Vorrede, oder Prologus, bey was vor Gelegenheit ſelbige gehalten wird, haben wir bereits oben unter dem Titul Prologus geſaget. Nichts iſt mehr uͤbrig, als daß wir nun auch eine Probe geben, wie man etwan eine verfertigen koͤnnte: Wohledle, Vorachtbahre, Kunſterfahrne, und Hochgeehrteſte Herren, Werthgeſchaͤtzte Zuſchauer, Die Erfahrung lehret uns allen, daß unſer Ge- muͤth durch die ſinnliche Empfindung am meiſten geruͤhret, ja, daß es dadurch oͤfters zur Ausuͤbung, oder Unterlaſſung, einer Handlung weit eher ange- trieben werde, als wenn wir erſt durch vieles Nach- ſinnen darauf gebracht werden muͤſſen. Jſt es nicht wahr, daß mancher weit eher in ſeinem war- men Bette wuͤrde liegen bleiben, wenn ihm nicht der helle Schall der Glocken an die Beſuchung des Tem- pels erinnerte? Jſt es nicht wahr, daß mancher weit eher wieder aufs Dorf laufen wuͤrde, wenn ihn nicht ein ehemals daſelbſt geholter Buckel voll Schlaͤge davon abhielte? Die ſinnliche Empfindung ermun- tert alſo jenen in die Kirche zu gehen, und dieſen zu Hauſe zu bleiben. Wundern ſie ſich nicht, aller- ſeits hochgeehrteſte Zuhoͤrer, daß ich ihnen jetzo eine ſolche Wahrheit zu Gemuͤthe gefuͤhret, woran nie- mand zweifelt. Es iſt dieſes zu meiner Abſicht noͤ- thig. Jch habe die Ehre von einer Handlung den Anfang zu machen, welche auf vorhergehende Wahrheit gegruͤndet iſt. Und ſie wiſſen wohl, daß einige nicht gar zu wohl darauf zu ſprechen ſind. Jch will

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/503>, abgerufen am 03.12.2024.