Spieß, wird ein Spatium genannt, wenn es sich in die Höhe begeben und mit abgedrucket worden. Es macht einen Ubelstand, wenn solche stehen bleiben, welchem aber fleißige Correctores abhelfen können.
Spindel, was sie sey, kan man unter dem Titul Schraube lesen. Jedoch wir müssen sie hier noch etwas deutlicher, als das erste Hauptstück an der Presse, beschreiben. Es wird selbige von Meßing, oder von gutem Eisen gemacht. Die Schraube K. ist mit drey biß 4. Gewinden, oder Schweifen versehen, die sich neben einander zugleich hinauf krümmen, damit ihre Bewegung desto geschwinder auf und herunter gehe. Denn wäre sie nicht also ge- macht, sondern hätte wie die gewöhnlichen Schrau- ben, nur ein eintziges Gewinde, so würde sie viel langsamer beweget werden, ja nach dem Gesetz der Bewegung erfolgen, daß, wenn der Buchdrucker mit dem BengelP. jene Schraube einmal, diese nothwendig drey, oder vier mal, herum ziehen müste. Wenn diese vierfache Schraube nach der Kunst gedrehet, so wird über dieselbe eine Hülse, oder, wie man es nennet, eine Mutter aus Metall gegos- sen. Lässet sich nun die Spindel, nach dem der Guß über die Schrauben gefallen, nicht aus der gegossenen Mutter herauswinden, so ist es eine An- zeigung, daß die Leitspindel nicht recht nach dem Circul getheilet, und folgends die Gewinde in dersel- ben nicht just eingeschnitten worden. Jngleichen befinden sich darinnen viereckigte Löcher, worein der Bengel gesteckt wird.
Stege, sind von Holtz bereitet und werden zwischen die Columnen eingetheilt. Sie sind dreyerley Gat- tung: Mittel-Creutz- und Bundstege. Nach Be-
schaf-
P 3
Spieß, Spindel, Stege.
Spieß, wird ein Spatium genannt, wenn es ſich in die Hoͤhe begeben und mit abgedrucket worden. Es macht einen Ubelſtand, wenn ſolche ſtehen bleiben, welchem aber fleißige Correctores abhelfen koͤnnen.
Spindel, was ſie ſey, kan man unter dem Titul Schraube leſen. Jedoch wir muͤſſen ſie hier noch etwas deutlicher, als das erſte Hauptſtuͤck an der Preſſe, beſchreiben. Es wird ſelbige von Meßing, oder von gutem Eiſen gemacht. Die Schraube K. iſt mit drey biß 4. Gewinden, oder Schweifen verſehen, die ſich neben einander zugleich hinauf kruͤmmen, damit ihre Bewegung deſto geſchwinder auf und herunter gehe. Denn waͤre ſie nicht alſo ge- macht, ſondern haͤtte wie die gewoͤhnlichen Schrau- ben, nur ein eintziges Gewinde, ſo wuͤrde ſie viel langſamer beweget werden, ja nach dem Geſetz der Bewegung erfolgen, daß, wenn der Buchdrucker mit dem BengelP. jene Schraube einmal, dieſe nothwendig drey, oder vier mal, herum ziehen muͤſte. Wenn dieſe vierfache Schraube nach der Kunſt gedrehet, ſo wird uͤber dieſelbe eine Huͤlſe, oder, wie man es nennet, eine Mutter aus Metall gegoſ- ſen. Laͤſſet ſich nun die Spindel, nach dem der Guß uͤber die Schrauben gefallen, nicht aus der gegoſſenen Mutter herauswinden, ſo iſt es eine An- zeigung, daß die Leitſpindel nicht recht nach dem Circul getheilet, und folgends die Gewinde in derſel- ben nicht juſt eingeſchnitten worden. Jngleichen befinden ſich darinnen viereckigte Loͤcher, worein der Bengel geſteckt wird.
Stege, ſind von Holtz bereitet und werden zwiſchen die Columnen eingetheilt. Sie ſind dreyerley Gat- tung: Mittel-Creutz- und Bundſtege. Nach Be-
ſchaf-
P 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0498"n="229"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Spieß, Spindel, Stege.</hi></fw><lb/><p><hirendition="#fr">Spieß,</hi> wird ein Spatium genannt, wenn es ſich in<lb/>
die Hoͤhe begeben und mit abgedrucket worden. Es<lb/>
macht einen Ubelſtand, wenn ſolche ſtehen bleiben,<lb/>
welchem aber fleißige Correctores abhelfen koͤnnen.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Spindel,</hi> was ſie ſey, kan man unter dem Titul<lb/>
Schraube leſen. Jedoch wir muͤſſen ſie hier noch<lb/>
etwas deutlicher, als das erſte Hauptſtuͤck an der<lb/>
Preſſe, beſchreiben. Es wird ſelbige von Meßing,<lb/>
oder von gutem Eiſen gemacht. Die <hirendition="#fr">Schraube</hi><lb/><hirendition="#aq">K.</hi> iſt mit drey biß 4. <hirendition="#fr">Gewinden,</hi> oder <hirendition="#fr">Schweifen</hi><lb/>
verſehen, die ſich neben einander zugleich hinauf<lb/>
kruͤmmen, damit ihre Bewegung deſto geſchwinder<lb/>
auf und herunter gehe. Denn waͤre ſie nicht alſo ge-<lb/>
macht, ſondern haͤtte wie die gewoͤhnlichen Schrau-<lb/>
ben, nur ein eintziges <hirendition="#fr">Gewinde,</hi>ſo wuͤrde ſie viel<lb/>
langſamer beweget werden, ja nach dem Geſetz der<lb/>
Bewegung erfolgen, daß, wenn der Buchdrucker<lb/>
mit dem <hirendition="#fr">Bengel</hi><hirendition="#aq">P.</hi> jene <hirendition="#fr">Schraube</hi> einmal, dieſe<lb/>
nothwendig drey, oder vier mal, herum ziehen muͤſte.<lb/>
Wenn dieſe vierfache <hirendition="#fr">Schraube</hi> nach der Kunſt<lb/>
gedrehet, ſo wird uͤber dieſelbe eine <hirendition="#fr">Huͤlſe,</hi> oder, wie<lb/>
man es nennet, eine <hirendition="#fr">Mutter</hi> aus <hirendition="#fr">Metall</hi> gegoſ-<lb/>ſen. Laͤſſet ſich nun die <hirendition="#fr">Spindel,</hi> nach dem der<lb/>
Guß uͤber die <hirendition="#fr">Schrauben</hi> gefallen, nicht aus der<lb/>
gegoſſenen <hirendition="#fr">Mutter</hi> herauswinden, ſo iſt es eine An-<lb/>
zeigung, daß die <hirendition="#fr">Leitſpindel</hi> nicht recht nach dem<lb/>
Circul getheilet, und folgends die Gewinde in derſel-<lb/>
ben nicht juſt eingeſchnitten worden. Jngleichen<lb/>
befinden ſich darinnen viereckigte Loͤcher, worein der<lb/>
Bengel geſteckt wird.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Stege,</hi>ſind von Holtz bereitet und werden zwiſchen die<lb/>
Columnen eingetheilt. Sie ſind dreyerley Gat-<lb/>
tung: Mittel-Creutz- und Bundſtege. Nach Be-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">P 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">ſchaf-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[229/0498]
Spieß, Spindel, Stege.
Spieß, wird ein Spatium genannt, wenn es ſich in
die Hoͤhe begeben und mit abgedrucket worden. Es
macht einen Ubelſtand, wenn ſolche ſtehen bleiben,
welchem aber fleißige Correctores abhelfen koͤnnen.
Spindel, was ſie ſey, kan man unter dem Titul
Schraube leſen. Jedoch wir muͤſſen ſie hier noch
etwas deutlicher, als das erſte Hauptſtuͤck an der
Preſſe, beſchreiben. Es wird ſelbige von Meßing,
oder von gutem Eiſen gemacht. Die Schraube
K. iſt mit drey biß 4. Gewinden, oder Schweifen
verſehen, die ſich neben einander zugleich hinauf
kruͤmmen, damit ihre Bewegung deſto geſchwinder
auf und herunter gehe. Denn waͤre ſie nicht alſo ge-
macht, ſondern haͤtte wie die gewoͤhnlichen Schrau-
ben, nur ein eintziges Gewinde, ſo wuͤrde ſie viel
langſamer beweget werden, ja nach dem Geſetz der
Bewegung erfolgen, daß, wenn der Buchdrucker
mit dem Bengel P. jene Schraube einmal, dieſe
nothwendig drey, oder vier mal, herum ziehen muͤſte.
Wenn dieſe vierfache Schraube nach der Kunſt
gedrehet, ſo wird uͤber dieſelbe eine Huͤlſe, oder, wie
man es nennet, eine Mutter aus Metall gegoſ-
ſen. Laͤſſet ſich nun die Spindel, nach dem der
Guß uͤber die Schrauben gefallen, nicht aus der
gegoſſenen Mutter herauswinden, ſo iſt es eine An-
zeigung, daß die Leitſpindel nicht recht nach dem
Circul getheilet, und folgends die Gewinde in derſel-
ben nicht juſt eingeſchnitten worden. Jngleichen
befinden ſich darinnen viereckigte Loͤcher, worein der
Bengel geſteckt wird.
Stege, ſind von Holtz bereitet und werden zwiſchen die
Columnen eingetheilt. Sie ſind dreyerley Gat-
tung: Mittel-Creutz- und Bundſtege. Nach Be-
ſchaf-
P 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 229. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/498>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.