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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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von Erfindung der edlen Buchdruckerkunst.
geglaubet und öffentlich in die Welt hinein geschrieben
haben, daß die Buchdruckerkunst zuerst in China her-
vorgebracht worden wäre, und zwar etliche hundert
Jahr noch vor Christi Geburt. Ja, sie versichern uns,
sie hätten verschiedene Bücher gesehen, welche, noch
lange vor der Bekanntmachung der Buchdruckerey in
Europa, in China gedruckt gewesen wären. Andere wol-
len uns gar weiß machen, daß ein teutscher Kaufmann
diese Kunst in China gesehen und von dar mit nach
Teutschland zurück gebracht hätte. Wenn man aber
dieser Leute Berichte etwas genauer ansiehet; So
wird man finden, daß selbige keinen Beyfall verdienen.
Meines Bedünckens muß ein Geschichtschreiber trifti-
gere Gründe, die Wahrheit zu bestärcken, angeben
könnnen, als man sagt, es gehet die Rede, sie spre-
chen also und ich glaube es.
Dieses sind der mei-
sten ihre bündige Beweisgründe, womit man insge-
mein behaupten will, daß die Buchdruckerey in China
erfunden und von dar auf die Europäer fortgepflantzet
worden wäre. Jch will doch Gvid. Panzirolls l)
eigene Worte, jedoch in unserer Sprache, hieher setzen.
"Die Buchdruckerey, schreibt er, ist allerdings merck-
&q;würdig, welche in Teutschland A. 1440. erfunden
&q;worden. Man hat sich mit einer Meynung geschlep-
&q;pet, daß einer, welcher auf dem Teutschen und Balthi-
&q;schen Meer herumgeschifft, in diejenige Landschaft
&q;von China geworffen worden, welche ehedessen Se-
&q;res geheisen; Eben dieser habe wahrgenommen, daß
&q;daselbst die Buchdruckerkunst getrieben worden.
&q;Nachdem er nun die Littern und Formen wohl in Au-
&q;genschein genommen, so hätte er eine dergleichen Dru-

&q;ckerey
l) An oben Not. a) angeführtem Orte.
A 5

von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt.
geglaubet und oͤffentlich in die Welt hinein geſchrieben
haben, daß die Buchdruckerkunſt zuerſt in China her-
vorgebracht worden waͤre, und zwar etliche hundert
Jahr noch vor Chriſti Geburt. Ja, ſie verſichern uns,
ſie haͤtten verſchiedene Buͤcher geſehen, welche, noch
lange vor der Bekanntmachung der Buchdruckerey in
Europa, in China gedruckt geweſen waͤren. Andere wol-
len uns gar weiß machen, daß ein teutſcher Kaufmann
dieſe Kunſt in China geſehen und von dar mit nach
Teutſchland zuruͤck gebracht haͤtte. Wenn man aber
dieſer Leute Berichte etwas genauer anſiehet; So
wird man finden, daß ſelbige keinen Beyfall verdienen.
Meines Beduͤnckens muß ein Geſchichtſchreiber trifti-
gere Gruͤnde, die Wahrheit zu beſtaͤrcken, angeben
koͤnnnen, als man ſagt, es gehet die Rede, ſie ſpre-
chen alſo und ich glaube es.
Dieſes ſind der mei-
ſten ihre buͤndige Beweisgruͤnde, womit man insge-
mein behaupten will, daß die Buchdruckerey in China
erfunden und von dar auf die Europaͤer fortgepflantzet
worden waͤre. Jch will doch Gvid. Panzirolls l)
eigene Worte, jedoch in unſerer Sprache, hieher ſetzen.
„Die Buchdruckerey, ſchreibt er, iſt allerdings merck-
&q;wuͤrdig, welche in Teutſchland A. 1440. erfunden
&q;worden. Man hat ſich mit einer Meynung geſchlep-
&q;pet, daß einer, welcher auf dem Teutſchen und Balthi-
&q;ſchen Meer herumgeſchifft, in diejenige Landſchaft
&q;von China geworffen worden, welche ehedeſſen Se-
&q;res geheiſen; Eben dieſer habe wahrgenommen, daß
&q;daſelbſt die Buchdruckerkunſt getrieben worden.
&q;Nachdem er nun die Littern und Formen wohl in Au-
&q;genſchein genommen, ſo haͤtte er eine dergleichen Dru-

&q;ckerey
l) An oben Not. a) angefuͤhrtem Orte.
A 5
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[9/0045] von Erfindung der edlen Buchdruckerkunſt. geglaubet und oͤffentlich in die Welt hinein geſchrieben haben, daß die Buchdruckerkunſt zuerſt in China her- vorgebracht worden waͤre, und zwar etliche hundert Jahr noch vor Chriſti Geburt. Ja, ſie verſichern uns, ſie haͤtten verſchiedene Buͤcher geſehen, welche, noch lange vor der Bekanntmachung der Buchdruckerey in Europa, in China gedruckt geweſen waͤren. Andere wol- len uns gar weiß machen, daß ein teutſcher Kaufmann dieſe Kunſt in China geſehen und von dar mit nach Teutſchland zuruͤck gebracht haͤtte. Wenn man aber dieſer Leute Berichte etwas genauer anſiehet; So wird man finden, daß ſelbige keinen Beyfall verdienen. Meines Beduͤnckens muß ein Geſchichtſchreiber trifti- gere Gruͤnde, die Wahrheit zu beſtaͤrcken, angeben koͤnnnen, als man ſagt, es gehet die Rede, ſie ſpre- chen alſo und ich glaube es. Dieſes ſind der mei- ſten ihre buͤndige Beweisgruͤnde, womit man insge- mein behaupten will, daß die Buchdruckerey in China erfunden und von dar auf die Europaͤer fortgepflantzet worden waͤre. Jch will doch Gvid. Panzirolls l) eigene Worte, jedoch in unſerer Sprache, hieher ſetzen. „Die Buchdruckerey, ſchreibt er, iſt allerdings merck- &q;wuͤrdig, welche in Teutſchland A. 1440. erfunden &q;worden. Man hat ſich mit einer Meynung geſchlep- &q;pet, daß einer, welcher auf dem Teutſchen und Balthi- &q;ſchen Meer herumgeſchifft, in diejenige Landſchaft &q;von China geworffen worden, welche ehedeſſen Se- &q;res geheiſen; Eben dieſer habe wahrgenommen, daß &q;daſelbſt die Buchdruckerkunſt getrieben worden. &q;Nachdem er nun die Littern und Formen wohl in Au- &q;genſchein genommen, ſo haͤtte er eine dergleichen Dru- &q;ckerey l) An oben Not. a) angefuͤhrtem Orte. A 5

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/45>, abgerufen am 21.11.2024.