[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.Deposition. 7. Wenn ihr diesen Zweck euch in eurer Arbeit vorstellet, so fället euch hernach auch so viel von selbsten zu, daß ihr euch ehrlich nehren könnet. 8. Euer Umgang mit andern sey gegen Obere ehr- erbietig, gegen eures gleichen freundlich und ver- träglich, und gegen Geringere leutseelig. 9. Danckbar zu seyn, vergesset nicht, weil die Danckbarkeit neue Wohlthaten zuwege bringet. 10. Weil ihr nunmehr ein Verwandter und Mit- glied einer edlen Kunst seyd, so zeiget auch in eu- rer Aufführung, daß ihr von dem Pöbel unter- schieden seyd. 11. Diesen löblichen Zweck zu erhalten, befleißi- get euch in Ernst der Tugend, und meidet die Laster. 12. Grobheit und bäurisches Wesen suchet niemand bey einem vernünftigen Menschen, geschweige, bey einem Kunst-Genossen. 13. Fahrisches Wesen und Schnortzen streitet so sehr wider die Vernunft, daß die allerbeste Sa- che dadurch böse gemacht wird, daß sich auch der geringste Pöbel dessen schämet. 14. Eigennutz ist ein Laster, das niemanden mehr schadet, als seinem eigenen Herrn, und zwar eben in dem, da es ihm zu nutzen vermeinet. 15. Eigensinn verräth die Einfalt dessen, der sol- chen von sich blicken lässet. 16. Freundlichkeit, Bescheidenheit und Demuth sind Tugenden, so einen Kunstverwandten nicht nur wohl anstehen, sondern ihm auch überall und bey allen beliebt machen. 17. Eitele Einbildung von sich selbst und eigner Ge- schick-
Depoſition. 7. Wenn ihr dieſen Zweck euch in eurer Arbeit vorſtellet, ſo faͤllet euch hernach auch ſo viel von ſelbſten zu, daß ihr euch ehrlich nehren koͤnnet. 8. Euer Umgang mit andern ſey gegen Obere ehr- erbietig, gegen eures gleichen freundlich und ver- traͤglich, und gegen Geringere leutſeelig. 9. Danckbar zu ſeyn, vergeſſet nicht, weil die Danckbarkeit neue Wohlthaten zuwege bringet. 10. Weil ihr nunmehr ein Verwandter und Mit- glied einer edlen Kunſt ſeyd, ſo zeiget auch in eu- rer Auffuͤhrung, daß ihr von dem Poͤbel unter- ſchieden ſeyd. 11. Dieſen loͤblichen Zweck zu erhalten, befleißi- get euch in Ernſt der Tugend, und meidet die Laſter. 12. Grobheit und baͤuriſches Weſen ſuchet niemand bey einem vernuͤnftigen Menſchen, geſchweige, bey einem Kunſt-Genoſſen. 13. Fahriſches Weſen und Schnortzen ſtreitet ſo ſehr wider die Vernunft, daß die allerbeſte Sa- che dadurch boͤſe gemacht wird, daß ſich auch der geringſte Poͤbel deſſen ſchaͤmet. 14. Eigennutz iſt ein Laſter, das niemanden mehr ſchadet, als ſeinem eigenen Herrn, und zwar eben in dem, da es ihm zu nutzen vermeinet. 15. Eigenſinn verraͤth die Einfalt deſſen, der ſol- chen von ſich blicken laͤſſet. 16. Freundlichkeit, Beſcheidenheit und Demuth ſind Tugenden, ſo einen Kunſtverwandten nicht nur wohl anſtehen, ſondern ihm auch uͤberall und bey allen beliebt machen. 17. Eitele Einbildung von ſich ſelbſt und eigner Ge- ſchick-
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Depoſition.
7. Wenn ihr dieſen Zweck euch in eurer Arbeit
vorſtellet, ſo faͤllet euch hernach auch ſo viel
von ſelbſten zu, daß ihr euch ehrlich nehren
koͤnnet.
8. Euer Umgang mit andern ſey gegen Obere ehr-
erbietig, gegen eures gleichen freundlich und ver-
traͤglich, und gegen Geringere leutſeelig.
9. Danckbar zu ſeyn, vergeſſet nicht, weil die
Danckbarkeit neue Wohlthaten zuwege bringet.
10. Weil ihr nunmehr ein Verwandter und Mit-
glied einer edlen Kunſt ſeyd, ſo zeiget auch in eu-
rer Auffuͤhrung, daß ihr von dem Poͤbel unter-
ſchieden ſeyd.
11. Dieſen loͤblichen Zweck zu erhalten, befleißi-
get euch in Ernſt der Tugend, und meidet die
Laſter.
12. Grobheit und baͤuriſches Weſen ſuchet niemand
bey einem vernuͤnftigen Menſchen, geſchweige,
bey einem Kunſt-Genoſſen.
13. Fahriſches Weſen und Schnortzen ſtreitet ſo
ſehr wider die Vernunft, daß die allerbeſte Sa-
che dadurch boͤſe gemacht wird, daß ſich auch der
geringſte Poͤbel deſſen ſchaͤmet.
14. Eigennutz iſt ein Laſter, das niemanden mehr
ſchadet, als ſeinem eigenen Herrn, und zwar eben
in dem, da es ihm zu nutzen vermeinet.
15. Eigenſinn verraͤth die Einfalt deſſen, der ſol-
chen von ſich blicken laͤſſet.
16. Freundlichkeit, Beſcheidenheit und Demuth
ſind Tugenden, ſo einen Kunſtverwandten nicht
nur wohl anſtehen, ſondern ihm auch uͤberall und
bey allen beliebt machen.
17. Eitele Einbildung von ſich ſelbſt und eigner Ge-
ſchick-
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