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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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cken, und die Ehre, die andern gebühret, sich unbillig
anmassen wollen. Jch will dahero ohne alle Par-
theylichkeit die verschiedenen Meynungen kürtzlich an-
führen, bescheiden prüfen und mich aufrichtig um den
eigentlichen Ort dieser Erfindung, um den Erfinder
und um die Zeit bekümmern. Weder ein ungezieh-
mender Haß gegen andere Völcker und Städte, noch
eine schmeichlende Liebe zu meinen Landsleuten soll
mich von dem Weg der Wahrheit ableiten. Diese
Vorurtheile sollen mich nicht verblenden. Würde ich
aber dennoch einen Fehler, wider mein Vermuthen, be-
gehen; So werden mir meine Leser solchen gütigst zu
vergeben belieben, indem ich mich doch äuserst bemühet,
die Wahrheit zu suchen.

§. 3.

Man hat nicht nur an vielen Orten in Europa
um den Erfinder dieser Kunst gestritten, sondern es ha-
ben auch einige in dem entlegensten Königreich China
denselbigen gesuchet, und, wie sie gemeynet, daselbst ge-
funden Jedoch, sie haben es nur gemeynet, in der
That aber nicht erwiesen. Jch will von den letztern zu
erst handeln und also untersuchen, ob man in China
die Buchdruckerkunst erfunden habe.
Jch kan
nicht läugnen, daß viele gelehrte Männer k) ehemals

geglau-
k) Wer die Namen dieser Männer wissen will, der lese die be-
reits angeführte Diss. des Herrn M. STOHRII c. I, §. 7.
Es sind aber unter andern folgende: IO. PETR. MAF-
FEIVS Lib. VI, Histor. Indic. p. 113. GARZIAS AB
HORTO Lib. II, Aromat. ap. Indos nascent. c. 38. IO.
GONZAL. MENDOZA L. III, de la Historia del gran
regno de la China PAVLLVS IOVIVS Histor. Lib. XIV.
NICOL. TRIGAVLTIVS de regno Chinae L. I, c. 4.
IO. HVGO LINSCOTANVS P. II, Ind. Orient. c.
26.
und GVIDO PANCIROLLVS I. c. scheinet bey nahe
dieser Erzehlung beyzupflichten.

Kurtzer Entwurf
cken, und die Ehre, die andern gebuͤhret, ſich unbillig
anmaſſen wollen. Jch will dahero ohne alle Par-
theylichkeit die verſchiedenen Meynungen kuͤrtzlich an-
fuͤhren, beſcheiden pruͤfen und mich aufrichtig um den
eigentlichen Ort dieſer Erfindung, um den Erfinder
und um die Zeit bekuͤmmern. Weder ein ungezieh-
mender Haß gegen andere Voͤlcker und Staͤdte, noch
eine ſchmeichlende Liebe zu meinen Landsleuten ſoll
mich von dem Weg der Wahrheit ableiten. Dieſe
Vorurtheile ſollen mich nicht verblenden. Wuͤrde ich
aber dennoch einen Fehler, wider mein Vermuthen, be-
gehen; So werden mir meine Leſer ſolchen guͤtigſt zu
vergeben belieben, indem ich mich doch aͤuſerſt bemuͤhet,
die Wahrheit zu ſuchen.

§. 3.

Man hat nicht nur an vielen Orten in Europa
um den Erfinder dieſer Kunſt geſtritten, ſondern es ha-
ben auch einige in dem entlegenſten Koͤnigreich China
denſelbigen geſuchet, und, wie ſie gemeynet, daſelbſt ge-
funden Jedoch, ſie haben es nur gemeynet, in der
That aber nicht erwieſen. Jch will von den letztern zu
erſt handeln und alſo unterſuchen, ob man in China
die Buchdruckerkunſt erfunden habe.
Jch kan
nicht laͤugnen, daß viele gelehrte Maͤnner k) ehemals

geglau-
k) Wer die Namen dieſer Maͤnner wiſſen will, der leſe die be-
reits angefuͤhrte Diſſ. des Herrn M. STOHRII c. I, §. 7.
Es ſind aber unter andern folgende: IO. PETR. MAF-
FEIVS Lib. VI, Hiſtor. Indic. p. 113. GARZIAS AB
HORTO Lib. II, Aromat. ap. Indos naſcent. c. 38. IO.
GONZAL. MENDOZA L. III, de la Hiſtoria del gran
regno de la China PAVLLVS IOVIVS Hiſtor. Lib. XIV.
NICOL. TRIGAVLTIVS de regno Chinæ L. I, c. 4.
IO. HVGO LINSCOTANVS P. II, Ind. Orient. c.
26.
und GVIDO PANCIROLLVS I. c. ſcheinet bey nahe
dieſer Erzehlung beyzupflichten.
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[8/0044] Kurtzer Entwurf cken, und die Ehre, die andern gebuͤhret, ſich unbillig anmaſſen wollen. Jch will dahero ohne alle Par- theylichkeit die verſchiedenen Meynungen kuͤrtzlich an- fuͤhren, beſcheiden pruͤfen und mich aufrichtig um den eigentlichen Ort dieſer Erfindung, um den Erfinder und um die Zeit bekuͤmmern. Weder ein ungezieh- mender Haß gegen andere Voͤlcker und Staͤdte, noch eine ſchmeichlende Liebe zu meinen Landsleuten ſoll mich von dem Weg der Wahrheit ableiten. Dieſe Vorurtheile ſollen mich nicht verblenden. Wuͤrde ich aber dennoch einen Fehler, wider mein Vermuthen, be- gehen; So werden mir meine Leſer ſolchen guͤtigſt zu vergeben belieben, indem ich mich doch aͤuſerſt bemuͤhet, die Wahrheit zu ſuchen. §. 3. Man hat nicht nur an vielen Orten in Europa um den Erfinder dieſer Kunſt geſtritten, ſondern es ha- ben auch einige in dem entlegenſten Koͤnigreich China denſelbigen geſuchet, und, wie ſie gemeynet, daſelbſt ge- funden Jedoch, ſie haben es nur gemeynet, in der That aber nicht erwieſen. Jch will von den letztern zu erſt handeln und alſo unterſuchen, ob man in China die Buchdruckerkunſt erfunden habe. Jch kan nicht laͤugnen, daß viele gelehrte Maͤnner k) ehemals geglau- k) Wer die Namen dieſer Maͤnner wiſſen will, der leſe die be- reits angefuͤhrte Diſſ. des Herrn M. STOHRII c. I, §. 7. Es ſind aber unter andern folgende: IO. PETR. MAF- FEIVS Lib. VI, Hiſtor. Indic. p. 113. GARZIAS AB HORTO Lib. II, Aromat. ap. Indos naſcent. c. 38. IO. GONZAL. MENDOZA L. III, de la Hiſtoria del gran regno de la China PAVLLVS IOVIVS Hiſtor. Lib. XIV. NICOL. TRIGAVLTIVS de regno Chinæ L. I, c. 4. IO. HVGO LINSCOTANVS P. II, Ind. Orient. c. 26. und GVIDO PANCIROLLVS I. c. ſcheinet bey nahe dieſer Erzehlung beyzupflichten.

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/44>, abgerufen am 21.11.2024.