Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Buchstabe, Bücher.
ihres Briefwechsels aus allen Theilen der Welt bey
nahe verschreiben und schaffen. Es giebt nicht nur
in Teutschland, sondern auch auswärts viele recht-
schaffene Buchhändler, welche sich um die gelehrte
Welt verdient zu machen suchen, indem sie die ge-
schicktesten Männer durch billige und reiche Beloh-
nung zu den nützlichsten Büchern aufmuntern. Und
diese sind doppelter Ehre werth, weil sie nicht nur
dem gemeinen Wesen höchst nützlich, sondern auch
an dem Flohr guter Künste und Wissenschaften ei-
nen Antheil haben.

Buchstabe, wovon dieselben verfertiget werden, siehe
Schriftgieserey.

- - Horirter, zierliche Einfassung oder Cartouche
derselben. Also nennet man die zierlichen Anfangs-
buchstaben bey einem Wercke, Abtheilung, oder Ca-
pitels desselben. Hier muß man wohl mercken,
daß ein solcher Buchstabe niemals mehr Platz, als
den vierten Theil von der länge einer Zeile einnehmen
soll, weniger darf er eher einnehmen, als: 1/5 1/6 1/8 .
Es ist auch nicht nöthig, daß bey jedem Capitel ein
solcher Buchstabe angebracht wird. Denn zierli-
che und simple Buchstaben sollen von Rechtswegen
mit einander abwechseln, damit sie desto besser
ins Auge fallen. Will man hierinnen ordentlich
verfahren, so darf ein solcher Zierrath, oder An-
fangsbuchstabe, niemals von einem regulairen
Qvadrat umschlossen werden können, sondern er soll
etwas höher seyn. Jn lateinischer Schrift aber
gehet es an, daß er damit umschlossen werden kan.

Bücher, rohe oder ungebundene, ingleichen Landchar-
ten, Bilder, und dergleichen, wenn sie von fremden
Orten hieher nach Leipzig, oder überhaupt nach

Sachsen

Buchſtabe, Buͤcher.
ihres Briefwechſels aus allen Theilen der Welt bey
nahe verſchreiben und ſchaffen. Es giebt nicht nur
in Teutſchland, ſondern auch auswaͤrts viele recht-
ſchaffene Buchhaͤndler, welche ſich um die gelehrte
Welt verdient zu machen ſuchen, indem ſie die ge-
ſchickteſten Maͤnner durch billige und reiche Beloh-
nung zu den nuͤtzlichſten Buͤchern aufmuntern. Und
dieſe ſind doppelter Ehre werth, weil ſie nicht nur
dem gemeinen Weſen hoͤchſt nuͤtzlich, ſondern auch
an dem Flohr guter Kuͤnſte und Wiſſenſchaften ei-
nen Antheil haben.

Buchſtabe, wovon dieſelben verfertiget werden, ſiehe
Schriftgieſerey.

‒ ‒ Horirter, zierliche Einfaſſung oder Cartouche
derſelben. Alſo nennet man die zierlichen Anfangs-
buchſtaben bey einem Wercke, Abtheilung, oder Ca-
pitels deſſelben. Hier muß man wohl mercken,
daß ein ſolcher Buchſtabe niemals mehr Platz, als
den vierten Theil von der laͤnge einer Zeile einnehmen
ſoll, weniger darf er eher einnehmen, als: ⅕ ⅙ ⅐ ⅛.
Es iſt auch nicht noͤthig, daß bey jedem Capitel ein
ſolcher Buchſtabe angebracht wird. Denn zierli-
che und ſimple Buchſtaben ſollen von Rechtswegen
mit einander abwechſeln, damit ſie deſto beſſer
ins Auge fallen. Will man hierinnen ordentlich
verfahren, ſo darf ein ſolcher Zierrath, oder An-
fangsbuchſtabe, niemals von einem regulairen
Qvadrat umſchloſſen werden koͤnnen, ſondern er ſoll
etwas hoͤher ſeyn. Jn lateiniſcher Schrift aber
gehet es an, daß er damit umſchloſſen werden kan.

Buͤcher, rohe oder ungebundene, ingleichen Landchar-
ten, Bilder, und dergleichen, wenn ſie von fremden
Orten hieher nach Leipzig, oder uͤberhaupt nach

Sachſen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0428" n="175"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Buch&#x017F;tabe, Bu&#x0364;cher.</hi></fw><lb/>
ihres Briefwech&#x017F;els aus allen Theilen der Welt bey<lb/>
nahe ver&#x017F;chreiben und &#x017F;chaffen. Es giebt nicht nur<lb/>
in Teut&#x017F;chland, &#x017F;ondern auch auswa&#x0364;rts viele recht-<lb/>
&#x017F;chaffene Buchha&#x0364;ndler, welche &#x017F;ich um die gelehrte<lb/>
Welt verdient zu machen &#x017F;uchen, indem &#x017F;ie die ge-<lb/>
&#x017F;chickte&#x017F;ten Ma&#x0364;nner durch billige und reiche Beloh-<lb/>
nung zu den nu&#x0364;tzlich&#x017F;ten Bu&#x0364;chern aufmuntern. Und<lb/>
die&#x017F;e &#x017F;ind doppelter Ehre werth, weil &#x017F;ie nicht nur<lb/>
dem gemeinen We&#x017F;en ho&#x0364;ch&#x017F;t nu&#x0364;tzlich, &#x017F;ondern auch<lb/>
an dem Flohr guter Ku&#x0364;n&#x017F;te und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften ei-<lb/>
nen Antheil haben.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Buch&#x017F;tabe,</hi> wovon die&#x017F;elben verfertiget werden, &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#fr">Schriftgie&#x017F;erey.</hi></p><lb/>
          <p>&#x2012; &#x2012; <hi rendition="#fr">Horirter,</hi> zierliche Einfa&#x017F;&#x017F;ung oder <hi rendition="#aq">Cartouche</hi><lb/>
der&#x017F;elben. Al&#x017F;o nennet man die zierlichen Anfangs-<lb/>
buch&#x017F;taben bey einem Wercke, Abtheilung, oder Ca-<lb/>
pitels de&#x017F;&#x017F;elben. Hier muß man wohl mercken,<lb/>
daß ein &#x017F;olcher Buch&#x017F;tabe niemals mehr Platz, als<lb/>
den vierten Theil von der la&#x0364;nge einer Zeile einnehmen<lb/>
&#x017F;oll, weniger darf er eher einnehmen, als: &#x2155; &#x2159; &#x2150; &#x215B;.<lb/>
Es i&#x017F;t auch nicht no&#x0364;thig, daß bey jedem Capitel ein<lb/>
&#x017F;olcher Buch&#x017F;tabe angebracht wird. Denn zierli-<lb/>
che und &#x017F;imple Buch&#x017F;taben &#x017F;ollen von Rechtswegen<lb/>
mit einander abwech&#x017F;eln, damit &#x017F;ie de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er<lb/>
ins Auge fallen. Will man hierinnen ordentlich<lb/>
verfahren, &#x017F;o darf ein &#x017F;olcher Zierrath, oder An-<lb/>
fangsbuch&#x017F;tabe, niemals von einem regulairen<lb/>
Qvadrat um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden ko&#x0364;nnen, &#x017F;ondern er &#x017F;oll<lb/>
etwas ho&#x0364;her &#x017F;eyn. Jn lateini&#x017F;cher Schrift aber<lb/>
gehet es an, daß er damit um&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden kan.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Bu&#x0364;cher,</hi> rohe oder ungebundene, ingleichen Landchar-<lb/>
ten, Bilder, und dergleichen, wenn &#x017F;ie von fremden<lb/>
Orten hieher nach Leipzig, oder u&#x0364;berhaupt nach<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sach&#x017F;en</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175/0428] Buchſtabe, Buͤcher. ihres Briefwechſels aus allen Theilen der Welt bey nahe verſchreiben und ſchaffen. Es giebt nicht nur in Teutſchland, ſondern auch auswaͤrts viele recht- ſchaffene Buchhaͤndler, welche ſich um die gelehrte Welt verdient zu machen ſuchen, indem ſie die ge- ſchickteſten Maͤnner durch billige und reiche Beloh- nung zu den nuͤtzlichſten Buͤchern aufmuntern. Und dieſe ſind doppelter Ehre werth, weil ſie nicht nur dem gemeinen Weſen hoͤchſt nuͤtzlich, ſondern auch an dem Flohr guter Kuͤnſte und Wiſſenſchaften ei- nen Antheil haben. Buchſtabe, wovon dieſelben verfertiget werden, ſiehe Schriftgieſerey. ‒ ‒ Horirter, zierliche Einfaſſung oder Cartouche derſelben. Alſo nennet man die zierlichen Anfangs- buchſtaben bey einem Wercke, Abtheilung, oder Ca- pitels deſſelben. Hier muß man wohl mercken, daß ein ſolcher Buchſtabe niemals mehr Platz, als den vierten Theil von der laͤnge einer Zeile einnehmen ſoll, weniger darf er eher einnehmen, als: ⅕ ⅙ ⅐ ⅛. Es iſt auch nicht noͤthig, daß bey jedem Capitel ein ſolcher Buchſtabe angebracht wird. Denn zierli- che und ſimple Buchſtaben ſollen von Rechtswegen mit einander abwechſeln, damit ſie deſto beſſer ins Auge fallen. Will man hierinnen ordentlich verfahren, ſo darf ein ſolcher Zierrath, oder An- fangsbuchſtabe, niemals von einem regulairen Qvadrat umſchloſſen werden koͤnnen, ſondern er ſoll etwas hoͤher ſeyn. Jn lateiniſcher Schrift aber gehet es an, daß er damit umſchloſſen werden kan. Buͤcher, rohe oder ungebundene, ingleichen Landchar- ten, Bilder, und dergleichen, wenn ſie von fremden Orten hieher nach Leipzig, oder uͤberhaupt nach Sachſen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/428
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/428>, abgerufen am 25.11.2024.