Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Buchbinder.
dert Jahren geschrieben worden seyn. Die erstern
werden nicht sonderlich geachtet, desto mehr aber die
letztern, welche öfters, wenn man von ihrem Alter
überzeugt ist, mit vielem Geld bezahlet werden.
Eben dieses hat Gelegenheit gegeben, daß man sich
nicht geschämet hat, einige MSCta wohl tausend
Jahr älter zu machen, als sie würcklich gewesen sind,
damit man selbige recht theuer bezahlt bekommen
hat. Diesem Ubel vorzubeugen, haben sich die Ge-
lehrten bemühet einige Regeln und Kennzeichen aus-
fündig zu machen, wodurch man in Stande gesetzt
wird, das wahrhaftige Alter dieser geschriebenen
Bücher ziemlich wahrscheinlich zu bestimmen. Wie-
wohl es dennoch die Erfahrung gelehret, daß öfters
die klügsten Leute hintergangen worden sind Die
alten sind meistentheils auf Pergament, unter den
neuern aber viele vom XII, XIII, und XIV, Jahrhun-
dert auf Pappier von Seiden geschrieben. Dieje-
nigen, so sich um die Aufsuchung solcher geschriebe-
ner Bücher besonders bemühet, wollen behaupten,
daß derselben Anzahl wohl um das dritte Theil grös-
ser sey, als der gedruckten Bücher. Die gedruckten
Bücher haben ihren Ursprung der Buchdruckerey
zu dancken, sie werden bekanntermassen in aller-
hand Grösse auf Pappier, oder wenn sie beständig
und kostbar werden sollen, auf Pergament ge-
druckt. Diejenigen, welche bald nach Erfindung
der Buchdruckerkunst ans Licht getreten, werden
von einigen Liebhabern sehr hoch gehalten, und den
MSctis bey nahe gleich geschätzt. Auf was Art und
Weise dieselbigen verfertiget werden, kan man deut-
lich unter dem Titel Buchdrucker lesen.

Buchbinder, ist heut zu Tage derjenige, welcher ge-

druck-
L 5

Buchbinder.
dert Jahren geſchrieben worden ſeyn. Die erſtern
werden nicht ſonderlich geachtet, deſto mehr aber die
letztern, welche oͤfters, wenn man von ihrem Alter
uͤberzeugt iſt, mit vielem Geld bezahlet werden.
Eben dieſes hat Gelegenheit gegeben, daß man ſich
nicht geſchaͤmet hat, einige MSCta wohl tauſend
Jahr aͤlter zu machen, als ſie wuͤrcklich geweſen ſind,
damit man ſelbige recht theuer bezahlt bekommen
hat. Dieſem Ubel vorzubeugen, haben ſich die Ge-
lehrten bemuͤhet einige Regeln und Kennzeichen aus-
fuͤndig zu machen, wodurch man in Stande geſetzt
wird, das wahrhaftige Alter dieſer geſchriebenen
Buͤcher ziemlich wahrſcheinlich zu beſtimmen. Wie-
wohl es dennoch die Erfahrung gelehret, daß oͤfters
die kluͤgſten Leute hintergangen worden ſind Die
alten ſind meiſtentheils auf Pergament, unter den
neuern aber viele vom XII, XIII, und XIV, Jahrhun-
dert auf Pappier von Seiden geſchrieben. Dieje-
nigen, ſo ſich um die Aufſuchung ſolcher geſchriebe-
ner Buͤcher beſonders bemuͤhet, wollen behaupten,
daß derſelben Anzahl wohl um das dritte Theil groͤſ-
ſer ſey, als der gedruckten Buͤcher. Die gedruckten
Buͤcher haben ihren Urſprung der Buchdruckerey
zu dancken, ſie werden bekanntermaſſen in aller-
hand Groͤſſe auf Pappier, oder wenn ſie beſtaͤndig
und koſtbar werden ſollen, auf Pergament ge-
druckt. Diejenigen, welche bald nach Erfindung
der Buchdruckerkunſt ans Licht getreten, werden
von einigen Liebhabern ſehr hoch gehalten, und den
MSctis bey nahe gleich geſchaͤtzt. Auf was Art und
Weiſe dieſelbigen verfertiget werden, kan man deut-
lich unter dem Titel Buchdrucker leſen.

Buchbinder, iſt heut zu Tage derjenige, welcher ge-

druck-
L 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0421" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Buchbinder.</hi></fw><lb/>
dert Jahren ge&#x017F;chrieben worden &#x017F;eyn. Die er&#x017F;tern<lb/>
werden nicht &#x017F;onderlich geachtet, de&#x017F;to mehr aber die<lb/>
letztern, welche o&#x0364;fters, wenn man von ihrem Alter<lb/>
u&#x0364;berzeugt i&#x017F;t, mit vielem Geld bezahlet werden.<lb/>
Eben die&#x017F;es hat Gelegenheit gegeben, daß man &#x017F;ich<lb/>
nicht ge&#x017F;cha&#x0364;met hat, einige <hi rendition="#aq">MSCta</hi> wohl tau&#x017F;end<lb/>
Jahr a&#x0364;lter zu machen, als &#x017F;ie wu&#x0364;rcklich gewe&#x017F;en &#x017F;ind,<lb/>
damit man &#x017F;elbige recht theuer bezahlt bekommen<lb/>
hat. Die&#x017F;em Ubel vorzubeugen, haben &#x017F;ich die Ge-<lb/>
lehrten bemu&#x0364;het einige Regeln und Kennzeichen aus-<lb/>
fu&#x0364;ndig zu machen, wodurch man in Stande ge&#x017F;etzt<lb/>
wird, das wahrhaftige Alter die&#x017F;er ge&#x017F;chriebenen<lb/>
Bu&#x0364;cher ziemlich wahr&#x017F;cheinlich zu be&#x017F;timmen. Wie-<lb/>
wohl es dennoch die Erfahrung gelehret, daß o&#x0364;fters<lb/>
die klu&#x0364;g&#x017F;ten Leute hintergangen worden &#x017F;ind Die<lb/>
alten &#x017F;ind mei&#x017F;tentheils auf Pergament, unter den<lb/>
neuern aber viele vom <hi rendition="#aq">XII, XIII,</hi> und <hi rendition="#aq">XIV,</hi> Jahrhun-<lb/>
dert auf Pappier von Seiden ge&#x017F;chrieben. Dieje-<lb/>
nigen, &#x017F;o &#x017F;ich um die Auf&#x017F;uchung &#x017F;olcher ge&#x017F;chriebe-<lb/>
ner Bu&#x0364;cher be&#x017F;onders bemu&#x0364;het, wollen behaupten,<lb/>
daß der&#x017F;elben Anzahl wohl um das dritte Theil gro&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er &#x017F;ey, als der gedruckten Bu&#x0364;cher. Die gedruckten<lb/>
Bu&#x0364;cher haben ihren Ur&#x017F;prung der Buchdruckerey<lb/>
zu dancken, &#x017F;ie werden bekannterma&#x017F;&#x017F;en in aller-<lb/>
hand Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e auf Pappier, oder wenn &#x017F;ie be&#x017F;ta&#x0364;ndig<lb/>
und ko&#x017F;tbar werden &#x017F;ollen, auf Pergament ge-<lb/>
druckt. Diejenigen, welche bald nach Erfindung<lb/>
der Buchdruckerkun&#x017F;t ans Licht getreten, werden<lb/>
von einigen Liebhabern &#x017F;ehr hoch gehalten, und den<lb/><hi rendition="#aq">MSctis</hi> bey nahe gleich ge&#x017F;cha&#x0364;tzt. Auf was Art und<lb/>
Wei&#x017F;e die&#x017F;elbigen verfertiget werden, kan man deut-<lb/>
lich unter dem Titel Buchdrucker le&#x017F;en.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Buchbinder,</hi> i&#x017F;t heut zu Tage derjenige, welcher ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">druck-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[169/0421] Buchbinder. dert Jahren geſchrieben worden ſeyn. Die erſtern werden nicht ſonderlich geachtet, deſto mehr aber die letztern, welche oͤfters, wenn man von ihrem Alter uͤberzeugt iſt, mit vielem Geld bezahlet werden. Eben dieſes hat Gelegenheit gegeben, daß man ſich nicht geſchaͤmet hat, einige MSCta wohl tauſend Jahr aͤlter zu machen, als ſie wuͤrcklich geweſen ſind, damit man ſelbige recht theuer bezahlt bekommen hat. Dieſem Ubel vorzubeugen, haben ſich die Ge- lehrten bemuͤhet einige Regeln und Kennzeichen aus- fuͤndig zu machen, wodurch man in Stande geſetzt wird, das wahrhaftige Alter dieſer geſchriebenen Buͤcher ziemlich wahrſcheinlich zu beſtimmen. Wie- wohl es dennoch die Erfahrung gelehret, daß oͤfters die kluͤgſten Leute hintergangen worden ſind Die alten ſind meiſtentheils auf Pergament, unter den neuern aber viele vom XII, XIII, und XIV, Jahrhun- dert auf Pappier von Seiden geſchrieben. Dieje- nigen, ſo ſich um die Aufſuchung ſolcher geſchriebe- ner Buͤcher beſonders bemuͤhet, wollen behaupten, daß derſelben Anzahl wohl um das dritte Theil groͤſ- ſer ſey, als der gedruckten Buͤcher. Die gedruckten Buͤcher haben ihren Urſprung der Buchdruckerey zu dancken, ſie werden bekanntermaſſen in aller- hand Groͤſſe auf Pappier, oder wenn ſie beſtaͤndig und koſtbar werden ſollen, auf Pergament ge- druckt. Diejenigen, welche bald nach Erfindung der Buchdruckerkunſt ans Licht getreten, werden von einigen Liebhabern ſehr hoch gehalten, und den MSctis bey nahe gleich geſchaͤtzt. Auf was Art und Weiſe dieſelbigen verfertiget werden, kan man deut- lich unter dem Titel Buchdrucker leſen. Buchbinder, iſt heut zu Tage derjenige, welcher ge- druck- L 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/421
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/421>, abgerufen am 22.11.2024.