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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Bengel, Berechnen, Blase, Blasenhut, etc.
Obgleich kein schlechter Thier, als ich, ward in der Welt,
Wann andre mich nur Herr, auch wohl Monsieur, genennet,
So meynt' ich alsofort, ich wär' ein grosser Mann,
Der sich für Ubermuth kaum selber hat gekennet,
Drauf fieng ich hier und dort viel lose Händel an,
Jch achtet weder Kunst, noch Zucht, noch Witz, noch Lebre,
So, daß mir Hörner auch zuletzt gewachsen sind.
Doch jener Meister, den ich Lebens-Zeit drob ehre
Hat wunderlich befreyt davon mich armes Kind.
Drauf hat er mich gemacht zum ehrlichen Gesellen,
Wie diese werthe Zunft dasselb' mit angesehn.
Nun werd' ich meine Zeit hinführo so bestellen,
Daß ich damit für GOtt und Menschen kan bestehn.

Auf sothanes Bekänntniß, giebt ihm der Lehrmeister zu sei-
ner künftigen Lebensart einige Regeln, wie man bey dem Ti-
tul Lehrmeister finden wird.

Bengel, ist ein Stab von Eisen, in der Spindel der
Büchdruckerpresse eingemacht, womit die Presse zu-
gezogen wird. Es ist selbiger forne, wo ihn der
Drucker anfaßt, mit Holtz überzogen und mit einem
gegossenen Knopf von Bley versehen. Siehe T. II.

Berechnen, siehe Rechnen.

Blase, ist ein Gefäß von Kupfer gemacht, worinnen
der Firniß gesotten wird. Siehe Tab. I.

Blasenhut, ist der Deckel auf die Blase. Siehe T. I.

Blasebalg, denselben braucht man in Druckereyen
die Kasten vom Staub damit zu reinigen.

Brod, Saltz und Brod wird nicht bey Androhung
einer Strafe, sondern zu Bezeugung einer aufrich-
tigen Freundschaft und getreuer Dienstleistung ge-
braucht. Jn den ältesten Zeiten hat man sich des-
selben bey Errichtung der Bündnisse bedienet, wie
solches aus der Zulage ad Besoldi Thes. Pract. un-
ter dem Wort Bündniß p. 213. zu ersehen. Es be-
richtet uns auch Petrus Petreius in chronico rerum

Mo-
L 4
Bengel, Berechnen, Blaſe, Blaſenhut, ꝛc.
Obgleich kein ſchlechter Thier, als ich, ward in der Welt,
Wann andre mich nur Herr, auch wohl Monſieur, genennet,
So meynt’ ich alſofort, ich waͤr’ ein groſſer Mann,
Der ſich fuͤr Ubermuth kaum ſelber hat gekennet,
Drauf fieng ich hier und dort viel loſe Haͤndel an,
Jch achtet weder Kunſt, noch Zucht, noch Witz, noch Lebre,
So, daß mir Hoͤrner auch zuletzt gewachſen ſind.
Doch jener Meiſter, den ich Lebens-Zeit drob ehre
Hat wunderlich befreyt davon mich armes Kind.
Drauf hat er mich gemacht zum ehrlichen Geſellen,
Wie dieſe werthe Zunft daſſelb’ mit angeſehn.
Nun werd’ ich meine Zeit hinfuͤhro ſo beſtellen,
Daß ich damit fuͤr GOtt und Menſchen kan beſtehn.

Auf ſothanes Bekaͤnntniß, giebt ihm der Lehrmeiſter zu ſei-
ner kuͤnftigen Lebensart einige Regeln, wie man bey dem Ti-
tul Lehrmeiſter finden wird.

Bengel, iſt ein Stab von Eiſen, in der Spindel der
Buͤchdruckerpreſſe eingemacht, womit die Preſſe zu-
gezogen wird. Es iſt ſelbiger forne, wo ihn der
Drucker anfaßt, mit Holtz uͤberzogen und mit einem
gegoſſenen Knopf von Bley verſehen. Siehe T. II.

Berechnen, ſiehe Rechnen.

Blaſe, iſt ein Gefaͤß von Kupfer gemacht, worinnen
der Firniß geſotten wird. Siehe Tab. I.

Blaſenhut, iſt der Deckel auf die Blaſe. Siehe T. I.

Blaſebalg, denſelben braucht man in Druckereyen
die Kaſten vom Staub damit zu reinigen.

Brod, Saltz und Brod wird nicht bey Androhung
einer Strafe, ſondern zu Bezeugung einer aufrich-
tigen Freundſchaft und getreuer Dienſtleiſtung ge-
braucht. Jn den aͤlteſten Zeiten hat man ſich deſ-
ſelben bey Errichtung der Buͤndniſſe bedienet, wie
ſolches aus der Zulage ad Beſoldi Theſ. Pract. un-
ter dem Wort Buͤndniß p. 213. zu erſehen. Es be-
richtet uns auch Petrus Petreius in chronico rerum

Mo-
L 4
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[167/0419] Bengel, Berechnen, Blaſe, Blaſenhut, ꝛc. Obgleich kein ſchlechter Thier, als ich, ward in der Welt, Wann andre mich nur Herr, auch wohl Monſieur, genennet, So meynt’ ich alſofort, ich waͤr’ ein groſſer Mann, Der ſich fuͤr Ubermuth kaum ſelber hat gekennet, Drauf fieng ich hier und dort viel loſe Haͤndel an, Jch achtet weder Kunſt, noch Zucht, noch Witz, noch Lebre, So, daß mir Hoͤrner auch zuletzt gewachſen ſind. Doch jener Meiſter, den ich Lebens-Zeit drob ehre Hat wunderlich befreyt davon mich armes Kind. Drauf hat er mich gemacht zum ehrlichen Geſellen, Wie dieſe werthe Zunft daſſelb’ mit angeſehn. Nun werd’ ich meine Zeit hinfuͤhro ſo beſtellen, Daß ich damit fuͤr GOtt und Menſchen kan beſtehn. Auf ſothanes Bekaͤnntniß, giebt ihm der Lehrmeiſter zu ſei- ner kuͤnftigen Lebensart einige Regeln, wie man bey dem Ti- tul Lehrmeiſter finden wird. Bengel, iſt ein Stab von Eiſen, in der Spindel der Buͤchdruckerpreſſe eingemacht, womit die Preſſe zu- gezogen wird. Es iſt ſelbiger forne, wo ihn der Drucker anfaßt, mit Holtz uͤberzogen und mit einem gegoſſenen Knopf von Bley verſehen. Siehe T. II. Berechnen, ſiehe Rechnen. Blaſe, iſt ein Gefaͤß von Kupfer gemacht, worinnen der Firniß geſotten wird. Siehe Tab. I. Blaſenhut, iſt der Deckel auf die Blaſe. Siehe T. I. Blaſebalg, denſelben braucht man in Druckereyen die Kaſten vom Staub damit zu reinigen. Brod, Saltz und Brod wird nicht bey Androhung einer Strafe, ſondern zu Bezeugung einer aufrich- tigen Freundſchaft und getreuer Dienſtleiſtung ge- braucht. Jn den aͤlteſten Zeiten hat man ſich deſ- ſelben bey Errichtung der Buͤndniſſe bedienet, wie ſolches aus der Zulage ad Beſoldi Theſ. Pract. un- ter dem Wort Buͤndniß p. 213. zu erſehen. Es be- richtet uns auch Petrus Petreius in chronico rerum Mo- L 4

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/419>, abgerufen am 22.11.2024.