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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

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Bericht von dem Schriftgiesen.
Bericht von dem Schriftgiesen.

Schriftgiesen ist zwar eine besondere Kunst, wel-
che aber heut zu Tag von der Buchdruckerkunst
unzertrennlich ist. Der Ursprung derselben muß bey
nahe eben so alt, als das Buchdrucken selbst, seyn. Ob
man nun gleich vorgiebt, daß die ersten Erfinder der
löblichen Buchdruckerkunst ihre Littern anfänglich nur
in Holtz geschnitten haben sollen, wovon in unsern
Wörterbuch, unter dem Titul Schriftschneider,
weitläuftiger gehandelt wird; So kan doch dieses
nicht lange gedauert haben. Denn gesetzt, wenn man
auch annehmen wollte, daß Guttenberg erstlich ein-
tzelne Littern aus Holtz verfertiget, welche er durch-
löchert und hernach vermittelst eines Drathes Rei-
hen Weise an einander gehänget hätte; So ist ja
bekannt, daß diese Art zu drucken gar bald verändert,
und mit gegossenen Littern verwechselt worden, weil
sie nicht nur sehr mühsam, sondern auch noch sehr
unvollkommen war. Es wird aber die Erfindung des
Schriftgiesens insgemein Johann Fausten zugeschrie-
ben, der seiner Profeßion nach erstlich ein Gold-
schmid gewesen seyn soll. Dahero er auch vermöge
seiner Wissenschaft desto eher auf das Schriftgiesen
verfallen seyn mag. Jedoch, ich will allhier nicht un-
tersuchen, ob Faust, oder ein anderer, der erste Schrift-
gieser gewesen ist, sondern mein Vorhaben ist zu erzeh-
len, was es vor eine Beschaffenheit mit dem Schrift-
giesen habe, oder auf was Art und Weise die Littern
gegossen werden. Vor allen Dingen werden die Lit-
tern, so gegossen werden sollen, aus weich gemachtem
Stahl, vermittelst der sogenannten Puntzen, Grab-
stichel
und einer subtilen Feile, verfertiget. Jst dieses

ge-
Bericht von dem Schriftgieſen.
Bericht von dem Schriftgieſen.

Schriftgieſen iſt zwar eine beſondere Kunſt, wel-
che aber heut zu Tag von der Buchdruckerkunſt
unzertrennlich iſt. Der Urſprung derſelben muß bey
nahe eben ſo alt, als das Buchdrucken ſelbſt, ſeyn. Ob
man nun gleich vorgiebt, daß die erſten Erfinder der
loͤblichen Buchdruckerkunſt ihre Littern anfaͤnglich nur
in Holtz geſchnitten haben ſollen, wovon in unſern
Woͤrterbuch, unter dem Titul Schriftſchneider,
weitlaͤuftiger gehandelt wird; So kan doch dieſes
nicht lange gedauert haben. Denn geſetzt, wenn man
auch annehmen wollte, daß Guttenberg erſtlich ein-
tzelne Littern aus Holtz verfertiget, welche er durch-
loͤchert und hernach vermittelſt eines Drathes Rei-
hen Weiſe an einander gehaͤnget haͤtte; So iſt ja
bekannt, daß dieſe Art zu drucken gar bald veraͤndert,
und mit gegoſſenen Littern verwechſelt worden, weil
ſie nicht nur ſehr muͤhſam, ſondern auch noch ſehr
unvollkommen war. Es wird aber die Erfindung des
Schriftgieſens insgemein Johann Fauſten zugeſchrie-
ben, der ſeiner Profeßion nach erſtlich ein Gold-
ſchmid geweſen ſeyn ſoll. Dahero er auch vermoͤge
ſeiner Wiſſenſchaft deſto eher auf das Schriftgieſen
verfallen ſeyn mag. Jedoch, ich will allhier nicht un-
terſuchen, ob Fauſt, oder ein anderer, der erſte Schrift-
gieſer geweſen iſt, ſondern mein Vorhaben iſt zu erzeh-
len, was es vor eine Beſchaffenheit mit dem Schrift-
gieſen habe, oder auf was Art und Weiſe die Littern
gegoſſen werden. Vor allen Dingen werden die Lit-
tern, ſo gegoſſen werden ſollen, aus weich gemachtem
Stahl, vermittelſt der ſogenannten Puntzen, Grab-
ſtichel
und einer ſubtilen Feile, verfertiget. Jſt dieſes

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[130/0377] Bericht von dem Schriftgieſen. Bericht von dem Schriftgieſen. Schriftgieſen iſt zwar eine beſondere Kunſt, wel- che aber heut zu Tag von der Buchdruckerkunſt unzertrennlich iſt. Der Urſprung derſelben muß bey nahe eben ſo alt, als das Buchdrucken ſelbſt, ſeyn. Ob man nun gleich vorgiebt, daß die erſten Erfinder der loͤblichen Buchdruckerkunſt ihre Littern anfaͤnglich nur in Holtz geſchnitten haben ſollen, wovon in unſern Woͤrterbuch, unter dem Titul Schriftſchneider, weitlaͤuftiger gehandelt wird; So kan doch dieſes nicht lange gedauert haben. Denn geſetzt, wenn man auch annehmen wollte, daß Guttenberg erſtlich ein- tzelne Littern aus Holtz verfertiget, welche er durch- loͤchert und hernach vermittelſt eines Drathes Rei- hen Weiſe an einander gehaͤnget haͤtte; So iſt ja bekannt, daß dieſe Art zu drucken gar bald veraͤndert, und mit gegoſſenen Littern verwechſelt worden, weil ſie nicht nur ſehr muͤhſam, ſondern auch noch ſehr unvollkommen war. Es wird aber die Erfindung des Schriftgieſens insgemein Johann Fauſten zugeſchrie- ben, der ſeiner Profeßion nach erſtlich ein Gold- ſchmid geweſen ſeyn ſoll. Dahero er auch vermoͤge ſeiner Wiſſenſchaft deſto eher auf das Schriftgieſen verfallen ſeyn mag. Jedoch, ich will allhier nicht un- terſuchen, ob Fauſt, oder ein anderer, der erſte Schrift- gieſer geweſen iſt, ſondern mein Vorhaben iſt zu erzeh- len, was es vor eine Beſchaffenheit mit dem Schrift- gieſen habe, oder auf was Art und Weiſe die Littern gegoſſen werden. Vor allen Dingen werden die Lit- tern, ſo gegoſſen werden ſollen, aus weich gemachtem Stahl, vermittelſt der ſogenannten Puntzen, Grab- ſtichel und einer ſubtilen Feile, verfertiget. Jſt dieſes ge-

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Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/377>, abgerufen am 22.12.2024.