Fleiß u. d. g. besitzen, die in der mehrern Zahl ein ss haben: Hingegen aus allen verbannet seyn, die in ih- rer Verlängerung das einfache s haben; als Preis, Reis, Greis, Haus, Hals, Maus, Graus, Mus, u. d g.
Das th soll überall bleiben, wo es nach Art der Alten die Stelle des D vertritt, als That, Thor, Thier Thon, Rath, Muth, Noth, roth etc und hingegen aus Geburth, Guth, Bluth u. s. w. gänzlich verbannet seyn.
Das tz soll nur nach einem kurzen Vocal, als Ka- tzen, setzen, sitzen, putzen bleiben; hergegen überall weg- bleiben, wo ein stummer Buchstabe, oder ein Doppel- laut vorher geht; als Herz, Schmerz, reizen, schneu- zen. u. s. w.
Das Y bleibet überall in den Sylben, die entwe- der am Ende stehen, oder doch dahin zustehen kommen können, und doch kein ü leiden, als bey, drey, imgleichen zum Unterscheide, als in freyen und meynen, und allen ihren Abkömmlingen. Es entfernet sich aber, wo diese Ursachen aufhören, aus Leyd, Eyfer, Peyn, u. d g.
Wie wir nun dieses alles nach genauer Untersu- chung vor billig und der reinen Hochdeutschen Sprache gemäß erkannt, als wollen und verlangen wir, daß Klä- ger sich darnach in allen Fällen achten; auch bey vor- fallenden Schwierigkeiten unsere weitere Belehrung erwarten sollen. Wie Recht ist, von Rechtswegen.
Dieses waren nun hauptsächlich die Schlüsse, wel- che in der ersten Versammlung abgefasset wurden. Die Richterinnen liessen selbige den Klägern zustellen, und erlaubten ihnen nach genugsamer Uberlegung ihre Leu- terungen einzugeben, oder wohl gar an das großmäch- tige Germanien selbst zu appelliren; behielten sich aber vor, demselben mit ehestem die ausführlichen Grün- de zu entdecken, welche sie zu diesem Urtheile gehabt.
Wohl-
Von der Rechtſchreibung.
Fleiß u. d. g. beſitzen, die in der mehrern Zahl ein ſſ haben: Hingegen aus allen verbannet ſeyn, die in ih- rer Verlaͤngerung das einfache ſ haben; als Preis, Reis, Greis, Haus, Hals, Maus, Graus, Mus, u. d g.
Das th ſoll uͤberall bleiben, wo es nach Art der Alten die Stelle des D vertritt, als That, Thor, Thier Thon, Rath, Muth, Noth, roth ꝛc und hingegen aus Geburth, Guth, Bluth u. ſ. w. gaͤnzlich verbannet ſeyn.
Das tz ſoll nur nach einem kurzen Vocal, als Ka- tzen, ſetzen, ſitzen, putzen bleiben; hergegen uͤberall weg- bleiben, wo ein ſtummer Buchſtabe, oder ein Doppel- laut vorher geht; als Herz, Schmerz, reizen, ſchneu- zen. u. ſ. w.
Das Y bleibet uͤberall in den Sylben, die entwe- der am Ende ſtehen, oder doch dahin zuſtehen kommen koͤnnen, und doch kein uͤ leiden, als bey, drey, imgleichen zum Unterſcheide, als in freyen und meynen, und allen ihren Abkoͤmmlingen. Es entfernet ſich aber, wo dieſe Urſachen aufhoͤren, aus Leyd, Eyfer, Peyn, u. d g.
Wie wir nun dieſes alles nach genauer Unterſu- chung vor billig und der reinen Hochdeutſchen Sprache gemaͤß erkannt, als wollen und verlangen wir, daß Klaͤ- ger ſich darnach in allen Faͤllen achten; auch bey vor- fallenden Schwierigkeiten unſere weitere Belehrung erwarten ſollen. Wie Recht iſt, von Rechtswegen.
Dieſes waren nun hauptſaͤchlich die Schluͤſſe, wel- che in der erſten Verſammlung abgefaſſet wurden. Die Richterinnen lieſſen ſelbige den Klaͤgern zuſtellen, und erlaubten ihnen nach genugſamer Uberlegung ihre Leu- terungen einzugeben, oder wohl gar an das großmaͤch- tige Germanien ſelbſt zu appelliren; behielten ſich aber vor, demſelben mit eheſtem die ausfuͤhrlichen Gruͤn- de zu entdecken, welche ſie zu dieſem Urtheile gehabt.
Wohl-
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Von der Rechtſchreibung.
Fleiß u. d. g. beſitzen, die in der mehrern Zahl ein ſſ
haben: Hingegen aus allen verbannet ſeyn, die in ih-
rer Verlaͤngerung das einfache ſ haben; als Preis,
Reis, Greis, Haus, Hals, Maus, Graus, Mus, u. d g.
Das th ſoll uͤberall bleiben, wo es nach Art der
Alten die Stelle des D vertritt, als That, Thor, Thier
Thon, Rath, Muth, Noth, roth ꝛc und hingegen aus
Geburth, Guth, Bluth u. ſ. w. gaͤnzlich verbannet ſeyn.
Das tz ſoll nur nach einem kurzen Vocal, als Ka-
tzen, ſetzen, ſitzen, putzen bleiben; hergegen uͤberall weg-
bleiben, wo ein ſtummer Buchſtabe, oder ein Doppel-
laut vorher geht; als Herz, Schmerz, reizen, ſchneu-
zen. u. ſ. w.
Das Y bleibet uͤberall in den Sylben, die entwe-
der am Ende ſtehen, oder doch dahin zuſtehen kommen
koͤnnen, und doch kein uͤ leiden, als bey, drey, imgleichen
zum Unterſcheide, als in freyen und meynen, und allen
ihren Abkoͤmmlingen. Es entfernet ſich aber, wo dieſe
Urſachen aufhoͤren, aus Leyd, Eyfer, Peyn, u. d g.
Wie wir nun dieſes alles nach genauer Unterſu-
chung vor billig und der reinen Hochdeutſchen Sprache
gemaͤß erkannt, als wollen und verlangen wir, daß Klaͤ-
ger ſich darnach in allen Faͤllen achten; auch bey vor-
fallenden Schwierigkeiten unſere weitere Belehrung
erwarten ſollen. Wie Recht iſt, von Rechtswegen.
Dieſes waren nun hauptſaͤchlich die Schluͤſſe, wel-
che in der erſten Verſammlung abgefaſſet wurden. Die
Richterinnen lieſſen ſelbige den Klaͤgern zuſtellen, und
erlaubten ihnen nach genugſamer Uberlegung ihre Leu-
terungen einzugeben, oder wohl gar an das großmaͤch-
tige Germanien ſelbſt zu appelliren; behielten ſich aber
vor, demſelben mit eheſtem die ausfuͤhrlichen Gruͤn-
de zu entdecken, welche ſie zu dieſem Urtheile gehabt.
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[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/323>, abgerufen am 16.07.2024.
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