Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Rechtschreibung.
demselben auch da keine Ruhe gelassen, wo etwa ein
l, n, p, oder r, vorhergehet; wie aus der Hülfe, der
Vernunft, dem Dampfe, und der Schärfe; ja hun-
dert andern von der Art mit mehrerm zu ersehen ist.

Eben so ist es dem unsträflichen gk gegangen. Es
war nicht genug, daß man ihm die Städte Leipzigk,
Augspurgk, Nürnbergk u. a. m. genommen; Man hat
sich auch an andre Eigenthümer desselben gemacht.
Man will aus der Billigkeit eine Billikeit, aus der Gü-
tigkeit eine Gütikeit u. s. w. machen; welches doch durch
den blossen Anblick der Augen schon vor was unleidli-
ches erkläret wird.

Das lustige ll hat gleichfalls Ursache genug zu kla-
gen. Aus will, und soll, wollte und sollte ist es ei-
ne lange Zeit verwiesen gewesen; aus der Vollkom-
menheit
und Vollbringung haben es auch einige ver-
stossen wollen. Die Wallfahrt hat sich sowohl, als
das gleichfalls und allmählich, ohne dasselbe behelfen
sollen; da doch die wichtigsten Beweisgründe seines
Rechtes, auf alle diese Wörter verhanden gewesen.

Dem ehrlichen n n ist es nicht besser gegangen.
Da es in brennen, können, nennen, gönnen, u. d. m.
ein unstreitiges Recht gehabt: So hat man es in ihren
Abkömmlingen nicht dulden wollen, und lieber brandte,
nandte, konte, gönte etc. als brannte, nannte, könn-
te, gönnte
geschrieben. Eben so ist es ihm in den Kö-
niginnen und Prinzessinnen u. a. m. gegangen, denen
man in der einfachen Zahl am Ende ein doppelt nn eben
so wohl, als dem Sinn und Gewinn, schuldig gewe-
sen wäre.

Alsbald ward das EE von dem OO abgelöset;
welches sich schleunigst vor den Richterstuhl hinrollte,
und seine Klage folgender Gestalt anhub:

Mei-
F 4

Von der Rechtſchreibung.
demſelben auch da keine Ruhe gelaſſen, wo etwa ein
l, n, p, oder r, vorhergehet; wie aus der Huͤlfe, der
Vernunft, dem Dampfe, und der Schaͤrfe; ja hun-
dert andern von der Art mit mehrerm zu erſehen iſt.

Eben ſo iſt es dem unſtraͤflichen gk gegangen. Es
war nicht genug, daß man ihm die Staͤdte Leipzigk,
Augſpurgk, Nuͤrnbergk u. a. m. genommen; Man hat
ſich auch an andre Eigenthuͤmer deſſelben gemacht.
Man will aus der Billigkeit eine Billikeit, aus der Guͤ-
tigkeit eine Guͤtikeit u. ſ. w. machen; welches doch durch
den bloſſen Anblick der Augen ſchon vor was unleidli-
ches erklaͤret wird.

Das luſtige ll hat gleichfalls Urſache genug zu kla-
gen. Aus will, und ſoll, wollte und ſollte iſt es ei-
ne lange Zeit verwieſen geweſen; aus der Vollkom-
menheit
und Vollbringung haben es auch einige ver-
ſtoſſen wollen. Die Wallfahrt hat ſich ſowohl, als
das gleichfalls und allmaͤhlich, ohne daſſelbe behelfen
ſollen; da doch die wichtigſten Beweisgruͤnde ſeines
Rechtes, auf alle dieſe Woͤrter verhanden geweſen.

Dem ehrlichen n n iſt es nicht beſſer gegangen.
Da es in brennen, koͤnnen, nennen, goͤnnen, u. d. m.
ein unſtreitiges Recht gehabt: So hat man es in ihren
Abkoͤmmlingen nicht dulden wollen, und lieber brandte,
nandte, konte, goͤnte ꝛc. als brannte, nannte, koͤnn-
te, goͤnnte
geſchrieben. Eben ſo iſt es ihm in den Koͤ-
niginnen und Prinzeſſinnen u. a. m. gegangen, denen
man in der einfachen Zahl am Ende ein doppelt nn eben
ſo wohl, als dem Sinn und Gewinn, ſchuldig gewe-
ſen waͤre.

Alsbald ward das EE von dem OO abgeloͤſet;
welches ſich ſchleunigſt vor den Richterſtuhl hinrollte,
und ſeine Klage folgender Geſtalt anhub:

Mei-
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0316" n="87"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von der Recht&#x017F;chreibung.</hi></fw><lb/>
dem&#x017F;elben auch da keine Ruhe gela&#x017F;&#x017F;en, wo etwa ein<lb/><hi rendition="#fr">l, n, p,</hi> oder <hi rendition="#fr">r,</hi> vorhergehet; wie aus der <hi rendition="#fr">Hu&#x0364;lfe,</hi> der<lb/><hi rendition="#fr">Vernunft,</hi> dem <hi rendition="#fr">Dampfe,</hi> und der <hi rendition="#fr">Scha&#x0364;rfe;</hi> ja hun-<lb/>
dert andern von der Art mit mehrerm zu er&#x017F;ehen i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Eben &#x017F;o i&#x017F;t es dem un&#x017F;tra&#x0364;flichen <hi rendition="#fr">gk</hi> gegangen. Es<lb/>
war nicht genug, daß man ihm die Sta&#x0364;dte Leipzigk,<lb/>
Aug&#x017F;purgk, Nu&#x0364;rnbergk u. a. m. genommen; Man hat<lb/>
&#x017F;ich auch an andre Eigenthu&#x0364;mer de&#x017F;&#x017F;elben gemacht.<lb/>
Ma<hi rendition="#fr">n</hi> will aus der Billigkeit eine Billikeit, aus der Gu&#x0364;-<lb/>
tigkeit eine Gu&#x0364;tikeit u. &#x017F;. w. machen; welches doch durch<lb/>
den blo&#x017F;&#x017F;en Anblick der Augen &#x017F;chon vor was unleidli-<lb/>
ches erkla&#x0364;ret wird.</p><lb/>
          <p>Das lu&#x017F;tige <hi rendition="#fr">ll</hi> hat gleichfalls Ur&#x017F;ache genug zu kla-<lb/>
gen. Aus <hi rendition="#fr">will,</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;oll, wollte</hi> und <hi rendition="#fr">&#x017F;ollte</hi> i&#x017F;t es ei-<lb/>
ne lange Zeit verwie&#x017F;en gewe&#x017F;en; aus der <hi rendition="#fr">Vollkom-<lb/>
menheit</hi> und <hi rendition="#fr">Vollbringung</hi> haben es auch einige ver-<lb/>
&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en wollen. Die <hi rendition="#fr">Wallfahrt</hi> hat &#x017F;ich &#x017F;owohl, als<lb/>
das <hi rendition="#fr">gleichfalls</hi> und <hi rendition="#fr">allma&#x0364;hlich,</hi> ohne da&#x017F;&#x017F;elbe behelfen<lb/>
&#x017F;ollen; da doch die wichtig&#x017F;ten Beweisgru&#x0364;nde &#x017F;eines<lb/>
Rechtes, auf alle die&#x017F;e Wo&#x0364;rter verhanden gewe&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Dem ehrlichen <hi rendition="#fr">n n</hi> i&#x017F;t es nicht be&#x017F;&#x017F;er gegangen.<lb/>
Da es in <hi rendition="#fr">brennen, ko&#x0364;nnen, nennen, go&#x0364;nnen,</hi> u. d. m.<lb/>
ein un&#x017F;treitiges Recht gehabt: So hat man es in ihren<lb/>
Abko&#x0364;mmlingen nicht dulden wollen, und lieber brandte,<lb/>
nandte, konte, go&#x0364;nte &#xA75B;c. als <hi rendition="#fr">brannte, nannte, ko&#x0364;nn-<lb/>
te, go&#x0364;nnte</hi> ge&#x017F;chrieben. Eben &#x017F;o i&#x017F;t es ihm in den Ko&#x0364;-<lb/>
niginnen und Prinze&#x017F;&#x017F;innen u. a. m. gegangen, denen<lb/>
man in der einfachen Zahl am Ende ein doppelt <hi rendition="#fr">nn</hi> eben<lb/>
&#x017F;o wohl, als dem Sinn und Gewinn, &#x017F;chuldig gewe-<lb/>
&#x017F;en wa&#x0364;re.</p><lb/>
          <p>Alsbald ward das <hi rendition="#fr">EE</hi> von dem <hi rendition="#fr">OO</hi> abgelo&#x0364;&#x017F;et;<lb/>
welches &#x017F;ich &#x017F;chleunig&#x017F;t vor den Richter&#x017F;tuhl hinrollte,<lb/>
und &#x017F;eine Klage folgender Ge&#x017F;talt anhub:</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Mei-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0316] Von der Rechtſchreibung. demſelben auch da keine Ruhe gelaſſen, wo etwa ein l, n, p, oder r, vorhergehet; wie aus der Huͤlfe, der Vernunft, dem Dampfe, und der Schaͤrfe; ja hun- dert andern von der Art mit mehrerm zu erſehen iſt. Eben ſo iſt es dem unſtraͤflichen gk gegangen. Es war nicht genug, daß man ihm die Staͤdte Leipzigk, Augſpurgk, Nuͤrnbergk u. a. m. genommen; Man hat ſich auch an andre Eigenthuͤmer deſſelben gemacht. Man will aus der Billigkeit eine Billikeit, aus der Guͤ- tigkeit eine Guͤtikeit u. ſ. w. machen; welches doch durch den bloſſen Anblick der Augen ſchon vor was unleidli- ches erklaͤret wird. Das luſtige ll hat gleichfalls Urſache genug zu kla- gen. Aus will, und ſoll, wollte und ſollte iſt es ei- ne lange Zeit verwieſen geweſen; aus der Vollkom- menheit und Vollbringung haben es auch einige ver- ſtoſſen wollen. Die Wallfahrt hat ſich ſowohl, als das gleichfalls und allmaͤhlich, ohne daſſelbe behelfen ſollen; da doch die wichtigſten Beweisgruͤnde ſeines Rechtes, auf alle dieſe Woͤrter verhanden geweſen. Dem ehrlichen n n iſt es nicht beſſer gegangen. Da es in brennen, koͤnnen, nennen, goͤnnen, u. d. m. ein unſtreitiges Recht gehabt: So hat man es in ihren Abkoͤmmlingen nicht dulden wollen, und lieber brandte, nandte, konte, goͤnte ꝛc. als brannte, nannte, koͤnn- te, goͤnnte geſchrieben. Eben ſo iſt es ihm in den Koͤ- niginnen und Prinzeſſinnen u. a. m. gegangen, denen man in der einfachen Zahl am Ende ein doppelt nn eben ſo wohl, als dem Sinn und Gewinn, ſchuldig gewe- ſen waͤre. Alsbald ward das EE von dem OO abgeloͤſet; welches ſich ſchleunigſt vor den Richterſtuhl hinrollte, und ſeine Klage folgender Geſtalt anhub: Mei- F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/316
Zitationshilfe: [Gessner, Christian Friedrich]: Die so nöthig als nützliche Buchdruckerkunst und Schriftgießerey. Bd. 1. Leipzig, 1740, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gessner_buchdruckerkunst01_1740/316>, abgerufen am 25.11.2024.