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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834.

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Anlegung bewässerbarer Wiesen.
Grunde geht. Lässt aber die Kälte nach, wie es im Mailändischen gewöhnlich bald ein-
tritt, so wird das Wasser wieder auf die Wiese gelassen, um die Eisrinde aufzulösen, und
dann geht die Bewässerung wieder regelmässig fort *).

Herr Berra rechnet, dass die Zurichtung einer Pertica Grundfläche zu einer Win-
terwiese auf die dargestellte Art im Mailändischen 14 oder 15 lire Mil. Auslagen verur-
sacht; diess würde für 1 Joch 38 fl. C. M. geben, allein diese Auslage lässt sich keines-
wegs als Maasstab nehmen, da dieselbe sich lediglich nach der mehr oder mindern Schwie-
rigkeit des Terrains richtet.

Wenn auch in unsern Gegenden in Deutschland keine Winterwiesen angelegt werden
können, so lassen sich doch die angeführten Bearbeitungs- und Bewässerungsmethoden
auch bei uns mit vielem Vortheile anwenden. Es dürfte wenig Gegenstände geben, welche
die Aufmerksamkeit eines verständigen Landwirthes in seinem eigenen Interesse so sehr
ansprechen sollen, als die Bewässerung seiner Grundstücke. Ich habe diese Bewässerung
vom Anfange Jänner bis Ende April 1833 in den verschiedenen Gegenden der Lombardie
besichtigt, und gestehe gern, dass dieser Gegenstand mich in hohem Grade interessirt hat.


*) Wir bemerken auch noch, dass eine Winterwiese nach ihrer Anlegung alljährlich 'gedüngt werden
muss. Der Dünger soll aber vorher gut abgefault seyn, damit er sich so klein als möglich zertheilen
lasse. Er wird gewöhnlich im September auf die Wiesen geführt und hiezu entweder Schlitten oder
Wagen mit breitfelgigen Rädern gebraucht, um keine Geleise zu bilden. Während der Zeit der Ver-
breitung des Düngers auf der Wiese wird ihre Bewässerung unterbrochen; gleich darauf aber wieder
begonnen. Wurde der Dünger im September ausgeführt, so findet die erste Mahd Mitte Dezember,
die zweite im Hornung, die dritte im März etc. Statt. Wurde aber eine Wiese im Herbste nicht genug
gedüngt, so muss sie noch im Frühjahre mit Asche oder Oehlkuchen bestreut werden.

Anlegung bewässerbarer Wiesen.
Grunde geht. Lässt aber die Kälte nach, wie es im Mailändischen gewöhnlich bald ein-
tritt, so wird das Wasser wieder auf die Wiese gelassen, um die Eisrinde aufzulösen, und
dann geht die Bewässerung wieder regelmässig fort *).

Herr Berra rechnet, dass die Zurichtung einer Pertica Grundfläche zu einer Win-
terwiese auf die dargestellte Art im Mailändischen 14 oder 15 lire Mil. Auslagen verur-
sacht; diess würde für 1 Joch 38 fl. C. M. geben, allein diese Auslage lässt sich keines-
wegs als Maasstab nehmen, da dieselbe sich lediglich nach der mehr oder mindern Schwie-
rigkeit des Terrains richtet.

Wenn auch in unsern Gegenden in Deutschland keine Winterwiesen angelegt werden
können, so lassen sich doch die angeführten Bearbeitungs- und Bewässerungsmethoden
auch bei uns mit vielem Vortheile anwenden. Es dürfte wenig Gegenstände geben, welche
die Aufmerksamkeit eines verständigen Landwirthes in seinem eigenen Interesse so sehr
ansprechen sollen, als die Bewässerung seiner Grundstücke. Ich habe diese Bewässerung
vom Anfange Jänner bis Ende April 1833 in den verschiedenen Gegenden der Lombardie
besichtigt, und gestehe gern, dass dieser Gegenstand mich in hohem Grade interessirt hat.


*) Wir bemerken auch noch, dass eine Winterwiese nach ihrer Anlegung alljährlich ’gedüngt werden
muss. Der Dünger soll aber vorher gut abgefault seyn, damit er sich so klein als möglich zertheilen
lasse. Er wird gewöhnlich im September auf die Wiesen geführt und hiezu entweder Schlitten oder
Wagen mit breitfelgigen Rädern gebraucht, um keine Geleise zu bilden. Während der Zeit der Ver-
breitung des Düngers auf der Wiese wird ihre Bewässerung unterbrochen; gleich darauf aber wieder
begonnen. Wurde der Dünger im September ausgeführt, so findet die erste Mahd Mitte Dezember,
die zweite im Hornung, die dritte im März etc. Statt. Wurde aber eine Wiese im Herbste nicht genug
gedüngt, so muss sie noch im Frühjahre mit Asche oder Oehlkuchen bestreut werden.
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[220/0256] Anlegung bewässerbarer Wiesen. Grunde geht. Lässt aber die Kälte nach, wie es im Mailändischen gewöhnlich bald ein- tritt, so wird das Wasser wieder auf die Wiese gelassen, um die Eisrinde aufzulösen, und dann geht die Bewässerung wieder regelmässig fort *). Herr Berra rechnet, dass die Zurichtung einer Pertica Grundfläche zu einer Win- terwiese auf die dargestellte Art im Mailändischen 14 oder 15 lire Mil. Auslagen verur- sacht; diess würde für 1 Joch 38 fl. C. M. geben, allein diese Auslage lässt sich keines- wegs als Maasstab nehmen, da dieselbe sich lediglich nach der mehr oder mindern Schwie- rigkeit des Terrains richtet. Wenn auch in unsern Gegenden in Deutschland keine Winterwiesen angelegt werden können, so lassen sich doch die angeführten Bearbeitungs- und Bewässerungsmethoden auch bei uns mit vielem Vortheile anwenden. Es dürfte wenig Gegenstände geben, welche die Aufmerksamkeit eines verständigen Landwirthes in seinem eigenen Interesse so sehr ansprechen sollen, als die Bewässerung seiner Grundstücke. Ich habe diese Bewässerung vom Anfange Jänner bis Ende April 1833 in den verschiedenen Gegenden der Lombardie besichtigt, und gestehe gern, dass dieser Gegenstand mich in hohem Grade interessirt hat. *) Wir bemerken auch noch, dass eine Winterwiese nach ihrer Anlegung alljährlich ’gedüngt werden muss. Der Dünger soll aber vorher gut abgefault seyn, damit er sich so klein als möglich zertheilen lasse. Er wird gewöhnlich im September auf die Wiesen geführt und hiezu entweder Schlitten oder Wagen mit breitfelgigen Rädern gebraucht, um keine Geleise zu bilden. Während der Zeit der Ver- breitung des Düngers auf der Wiese wird ihre Bewässerung unterbrochen; gleich darauf aber wieder begonnen. Wurde der Dünger im September ausgeführt, so findet die erste Mahd Mitte Dezember, die zweite im Hornung, die dritte im März etc. Statt. Wurde aber eine Wiese im Herbste nicht genug gedüngt, so muss sie noch im Frühjahre mit Asche oder Oehlkuchen bestreut werden.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 220. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/256>, abgerufen am 23.07.2024.