Dieser Ausdruck wird ein Maximum, wenn v = c und z = t ist; die Arbeitsleute müssen sich daher bei diesem Schlagwerke mit ihrer mittlern Ge- schwindigkeit durch die gewohnten Arbeitsstunden bewegen und es wäre sehr unvortheilhaft, dieselben Arbeiter, wie wir es §. 101. bei der Handzugramme ge- sehen haben, mit einer grössern Geschwindigkeit durch eine kleinere Anzahl Stunden ar- beiten zu lassen.
Wir wollen nun wieder die Berechnung für das Leitmeritzer Schlagwerk machen und wie §. 101. bei der Handzugramme 12 stärkere Menschen, für welche c = 10/3 Fuss und k = 30 Lb ist, annehmen. Der Effekt dieser Arbeiter ist daher in einem Tage =
[Formel 1]
und für einen Arbeiter
[Formel 2]
.
Dieser Effekt verhält sich zu dem mittlern, in den vorigen §. §. bei der Handzug- ramme gefundenen, beinahe wie 2 : 1, oder dieselben Arbeiter leisten bei dem Maschinenschlagwerke 2mal so viel, als bei einer Handzugramme. Man richtet daher mit diesem Schlagwerke in einem Tage mit 12 Menschen eben so viel aus, als mit dem andern Schlagwerke in 2 Tagen; da jedoch bei der Handzugramme nur leichtere Hoyer von 4 oder höchstens 5 Zentnern gebraucht werden können, während man bei dem Maschinenschlagwerke die schwersten Hoyer verwenden kann, so folgt, dass die Kunst- ramme auch in dieser Hinsicht den Vorzug verdiene. Diese Folgerung ist offenbar von der grössten Wichtigkeit, da Pilottirungen bei grossen Bauten Monate und oft Jahre lang dauern, demnach auch sehr bedeutende Kosten verursachen. Es ist in dieser Hinsicht sehr auffallend, dass die Handzugrammen noch immer häuflg und selbst bei grossen Brücken- bauten gebraucht werden, obgleich ihre Nachtheile einleuchtend sind.
Zur Berechnung der Anzahl Schläge in einem Tage, welche bei der Kunst- ramme Statt finden, muss die Aufzugshöhe H gegeben seyn. Diese war bei dem Leit- meritzer Schlagwerke H = 20 Fuss, um die grössten Steine, welche im Flussbette der Elbe lagen, bei dem Eintreiben der Pfähle zersprengen zu können. Demnach war die Anzahl Schläge in einem Tage =
[Formel 3]
. In dieser Gleichung muss das Ver- hältniss der Hebelsarme B : A vorerst aus der Gleichung
[Formel 4]
= 0,224 be- stimmt werden. Nimmt man B mit 18 Zoll an, so folgt A = 80 Zoll und der Durch- messer des Angriffspunktes der Arbeitsleute an der Winde 2 A = 13 Fuss 4 Zoll. Die Anzahl Schläge in einem Tage ist nun =
[Formel 5]
= 1075.
§. 106.
Das Fig. 1 bis 8, Tab. 82 dargestellte Schlagwerk ist auch unter dem Namen des Wiener Schlagwerkes bekannt, weil es seit langer Zeit bei den Pilottirungen für die Wiener Donaubrücke und bei andern Bauten an der Donau gebraucht wird. Bei diesem Schlagwerke, welches der Wasserbaudirektor Brequem unter der Regierung des Kaiser Joseph angegeben hat, waren die Hebelsarme der Winde biegsam oder bestan- den, wie unterhalb Fig. 3 zu sehen ist, aus einer eisernen Feder a b c, welche bei a an den Korb festgemacht war, bei b und c aber durch zwei andere, mit Stiften versehene
Berechnung der Kunstramme mit Winde.
Dieser Ausdruck wird ein Maximum, wenn v = c und z = t ist; die Arbeitsleute müssen sich daher bei diesem Schlagwerke mit ihrer mittlern Ge- schwindigkeit durch die gewohnten Arbeitsstunden bewegen und es wäre sehr unvortheilhaft, dieselben Arbeiter, wie wir es §. 101. bei der Handzugramme ge- sehen haben, mit einer grössern Geschwindigkeit durch eine kleinere Anzahl Stunden ar- beiten zu lassen.
Wir wollen nun wieder die Berechnung für das Leitmeritzer Schlagwerk machen und wie §. 101. bei der Handzugramme 12 stärkere Menschen, für welche c = 10/3 Fuss und k = 30 ℔ ist, annehmen. Der Effekt dieser Arbeiter ist daher in einem Tage =
[Formel 1]
und für einen Arbeiter
[Formel 2]
.
Dieser Effekt verhält sich zu dem mittlern, in den vorigen §. §. bei der Handzug- ramme gefundenen, beinahe wie 2 : 1, oder dieselben Arbeiter leisten bei dem Maschinenschlagwerke 2mal so viel, als bei einer Handzugramme. Man richtet daher mit diesem Schlagwerke in einem Tage mit 12 Menschen eben so viel aus, als mit dem andern Schlagwerke in 2 Tagen; da jedoch bei der Handzugramme nur leichtere Hoyer von 4 oder höchstens 5 Zentnern gebraucht werden können, während man bei dem Maschinenschlagwerke die schwersten Hoyer verwenden kann, so folgt, dass die Kunst- ramme auch in dieser Hinsicht den Vorzug verdiene. Diese Folgerung ist offenbar von der grössten Wichtigkeit, da Pilottirungen bei grossen Bauten Monate und oft Jahre lang dauern, demnach auch sehr bedeutende Kosten verursachen. Es ist in dieser Hinsicht sehr auffallend, dass die Handzugrammen noch immer häuflg und selbst bei grossen Brücken- bauten gebraucht werden, obgleich ihre Nachtheile einleuchtend sind.
Zur Berechnung der Anzahl Schläge in einem Tage, welche bei der Kunst- ramme Statt finden, muss die Aufzugshöhe H gegeben seyn. Diese war bei dem Leit- meritzer Schlagwerke H = 20 Fuss, um die grössten Steine, welche im Flussbette der Elbe lagen, bei dem Eintreiben der Pfähle zersprengen zu können. Demnach war die Anzahl Schläge in einem Tage =
[Formel 3]
. In dieser Gleichung muss das Ver- hältniss der Hebelsarme B : A vorerst aus der Gleichung
[Formel 4]
= 0,224 be- stimmt werden. Nimmt man B mit 18 Zoll an, so folgt A = 80 Zoll und der Durch- messer des Angriffspunktes der Arbeitsleute an der Winde 2 A = 13 Fuss 4 Zoll. Die Anzahl Schläge in einem Tage ist nun =
[Formel 5]
= 1075.
§. 106.
Das Fig. 1 bis 8, Tab. 82 dargestellte Schlagwerk ist auch unter dem Namen des Wiener Schlagwerkes bekannt, weil es seit langer Zeit bei den Pilottirungen für die Wiener Donaubrücke und bei andern Bauten an der Donau gebraucht wird. Bei diesem Schlagwerke, welches der Wasserbaudirektor Brequem unter der Regierung des Kaiser Joseph angegeben hat, waren die Hebelsarme der Winde biegsam oder bestan- den, wie unterhalb Fig. 3 zu sehen ist, aus einer eisernen Feder a b c, welche bei a an den Korb festgemacht war, bei b und c aber durch zwei andere, mit Stiften versehene
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0184"n="148"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Berechnung der Kunstramme mit Winde</hi>.</fw><lb/>
Dieser Ausdruck wird ein Maximum, wenn v = c und z = t ist; <hirendition="#g">die Arbeitsleute<lb/>
müssen sich daher bei diesem Schlagwerke mit ihrer mittlern Ge-<lb/>
schwindigkeit durch die gewohnten Arbeitsstunden bewegen</hi> und es<lb/>
wäre sehr unvortheilhaft, dieselben Arbeiter, wie wir es §. 101. bei der Handzugramme ge-<lb/>
sehen haben, mit einer grössern Geschwindigkeit durch eine kleinere Anzahl Stunden ar-<lb/>
beiten zu lassen.</p><lb/><p>Wir wollen nun wieder die Berechnung für das Leitmeritzer Schlagwerk machen und<lb/>
wie §. 101. bei der Handzugramme 12 stärkere Menschen, für welche c = 10/3 Fuss und<lb/>
k = 30 ℔ ist, annehmen. Der Effekt dieser Arbeiter ist daher in einem Tage<lb/>
= <formula/> und für einen Arbeiter <formula/>.</p><lb/><p>Dieser Effekt verhält sich zu dem mittlern, in den vorigen §. §. bei der Handzug-<lb/>
ramme gefundenen, beinahe wie 2 : 1, oder <hirendition="#g">dieselben Arbeiter leisten bei dem<lb/>
Maschinenschlagwerke</hi> 2mal <hirendition="#g">so viel, als bei einer Handzugramme</hi>. Man<lb/>
richtet daher mit diesem Schlagwerke in einem Tage mit 12 Menschen eben so viel aus, als<lb/>
mit dem andern Schlagwerke in 2 Tagen; da jedoch bei der Handzugramme nur leichtere<lb/>
Hoyer von 4 oder höchstens 5 Zentnern gebraucht werden können, während man bei dem<lb/>
Maschinenschlagwerke die schwersten Hoyer verwenden kann, so folgt, dass die Kunst-<lb/>
ramme auch in dieser Hinsicht den Vorzug verdiene. Diese Folgerung ist offenbar von<lb/>
der grössten Wichtigkeit, da Pilottirungen bei grossen Bauten Monate und oft Jahre lang<lb/>
dauern, demnach auch sehr bedeutende Kosten verursachen. Es ist in dieser Hinsicht sehr<lb/>
auffallend, dass die Handzugrammen noch immer häuflg und selbst bei grossen Brücken-<lb/>
bauten gebraucht werden, obgleich ihre Nachtheile einleuchtend sind.</p><lb/><p>Zur Berechnung der <hirendition="#g">Anzahl Schläge in einem Tage</hi>, welche bei der Kunst-<lb/>
ramme Statt finden, muss die Aufzugshöhe H gegeben seyn. Diese war bei dem Leit-<lb/>
meritzer Schlagwerke H = 20 Fuss, um die grössten Steine, welche im Flussbette der<lb/>
Elbe lagen, bei dem Eintreiben der Pfähle zersprengen zu können. Demnach war die<lb/>
Anzahl Schläge in einem Tage = <formula/>. In dieser Gleichung muss das Ver-<lb/>
hältniss der Hebelsarme B : A vorerst aus der Gleichung <formula/> = 0,<hirendition="#sub">224</hi> be-<lb/>
stimmt werden. Nimmt man B mit 18 Zoll an, so folgt A = 80 Zoll und der Durch-<lb/>
messer des Angriffspunktes der Arbeitsleute an der Winde 2 A = 13 Fuss 4 Zoll. Die<lb/>
Anzahl Schläge in einem Tage ist nun = <formula/> = 1075.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 106.</head><lb/><p>Das Fig. 1 bis 8, Tab. 82 dargestellte Schlagwerk ist auch unter dem Namen des<lb/><hirendition="#g">Wiener Schlagwerkes</hi> bekannt, weil es seit langer Zeit bei den Pilottirungen für<lb/>
die Wiener Donaubrücke und bei andern Bauten an der Donau gebraucht wird. Bei<lb/>
diesem Schlagwerke, welches der Wasserbaudirektor <hirendition="#i">Brequem</hi> unter der Regierung des<lb/>
Kaiser <hirendition="#i">Joseph</hi> angegeben hat, waren die Hebelsarme der Winde biegsam oder bestan-<lb/>
den, wie unterhalb Fig. 3 zu sehen ist, aus einer eisernen Feder a b c, welche bei a an<lb/>
den Korb festgemacht war, bei b und c aber durch zwei andere, mit Stiften versehene<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[148/0184]
Berechnung der Kunstramme mit Winde.
Dieser Ausdruck wird ein Maximum, wenn v = c und z = t ist; die Arbeitsleute
müssen sich daher bei diesem Schlagwerke mit ihrer mittlern Ge-
schwindigkeit durch die gewohnten Arbeitsstunden bewegen und es
wäre sehr unvortheilhaft, dieselben Arbeiter, wie wir es §. 101. bei der Handzugramme ge-
sehen haben, mit einer grössern Geschwindigkeit durch eine kleinere Anzahl Stunden ar-
beiten zu lassen.
Wir wollen nun wieder die Berechnung für das Leitmeritzer Schlagwerk machen und
wie §. 101. bei der Handzugramme 12 stärkere Menschen, für welche c = 10/3 Fuss und
k = 30 ℔ ist, annehmen. Der Effekt dieser Arbeiter ist daher in einem Tage
= [FORMEL] und für einen Arbeiter [FORMEL].
Dieser Effekt verhält sich zu dem mittlern, in den vorigen §. §. bei der Handzug-
ramme gefundenen, beinahe wie 2 : 1, oder dieselben Arbeiter leisten bei dem
Maschinenschlagwerke 2mal so viel, als bei einer Handzugramme. Man
richtet daher mit diesem Schlagwerke in einem Tage mit 12 Menschen eben so viel aus, als
mit dem andern Schlagwerke in 2 Tagen; da jedoch bei der Handzugramme nur leichtere
Hoyer von 4 oder höchstens 5 Zentnern gebraucht werden können, während man bei dem
Maschinenschlagwerke die schwersten Hoyer verwenden kann, so folgt, dass die Kunst-
ramme auch in dieser Hinsicht den Vorzug verdiene. Diese Folgerung ist offenbar von
der grössten Wichtigkeit, da Pilottirungen bei grossen Bauten Monate und oft Jahre lang
dauern, demnach auch sehr bedeutende Kosten verursachen. Es ist in dieser Hinsicht sehr
auffallend, dass die Handzugrammen noch immer häuflg und selbst bei grossen Brücken-
bauten gebraucht werden, obgleich ihre Nachtheile einleuchtend sind.
Zur Berechnung der Anzahl Schläge in einem Tage, welche bei der Kunst-
ramme Statt finden, muss die Aufzugshöhe H gegeben seyn. Diese war bei dem Leit-
meritzer Schlagwerke H = 20 Fuss, um die grössten Steine, welche im Flussbette der
Elbe lagen, bei dem Eintreiben der Pfähle zersprengen zu können. Demnach war die
Anzahl Schläge in einem Tage = [FORMEL]. In dieser Gleichung muss das Ver-
hältniss der Hebelsarme B : A vorerst aus der Gleichung [FORMEL] = 0,224 be-
stimmt werden. Nimmt man B mit 18 Zoll an, so folgt A = 80 Zoll und der Durch-
messer des Angriffspunktes der Arbeitsleute an der Winde 2 A = 13 Fuss 4 Zoll. Die
Anzahl Schläge in einem Tage ist nun = [FORMEL] = 1075.
§. 106.
Das Fig. 1 bis 8, Tab. 82 dargestellte Schlagwerk ist auch unter dem Namen des
Wiener Schlagwerkes bekannt, weil es seit langer Zeit bei den Pilottirungen für
die Wiener Donaubrücke und bei andern Bauten an der Donau gebraucht wird. Bei
diesem Schlagwerke, welches der Wasserbaudirektor Brequem unter der Regierung des
Kaiser Joseph angegeben hat, waren die Hebelsarme der Winde biegsam oder bestan-
den, wie unterhalb Fig. 3 zu sehen ist, aus einer eisernen Feder a b c, welche bei a an
den Korb festgemacht war, bei b und c aber durch zwei andere, mit Stiften versehene
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 3: Beschreibung und Berechnung grösserer Maschinenanlagen. Wien, 1834, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik03_1834/184>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.