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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Konstrukzion der Barometer.
daselbst gewöhnlich um eine Linie niedriger. Man ersieht hieraus schon, wie man aus
den Barometerständen den Höhenunterschied zweier Orte finden könne.

§. 63.

Bei der Verfertigung der Barometer hat man zu bemerken, dass die Stärke
(Wanddicke) der Quecksilberröhre nicht mehr als 3/5 , höchstens 1/2 Linie betragen und
der innere Durchmesser der Röhre nicht unter 1,5 Linien seyn dürfe, indem bei einer
dicken Röhre das Auskochen des Quecksilbers erschwert, bei einer engern aber die Be-
weglichkeit dieser Flüssigkeit verhindert wird. Die Röhre erhält jedoch gewöhnlich
auch nicht über 2,5 bis 3 Linien Weite, weil sonst die Masse des Quecksilbers zu sehr
vermehrt würde. Die Glasröhre muss zuerst gut ausgetroknet und von Staub und Schmutz
gereinigt werden, welches am besten noch vor dem Zuschmelzen des obern Endes der
Rehre geschieht. Bei dem Zuschmelzen hat man zu sehen, dass sich die Röhre oben
in keine Spitze, sondern in eine runde Wölbung endigt; bei einem Heberbarometer muss
auch noch die Röhre in einer gleichförmigen Krümmung umgebogen werden.

Das Quecksilber muss von Schmutz und Feuchtigkeit gereinigt seyn, zu welchem
Behufe man es mehreremale durch feine Papiertrichterchen durchlaufen lässt, bis es am
Papiere keine Unreinigkeit mehr zurücklässt. Die Röhre wird nun theilweise hiermit
gefüllt und über Kohlenfeuer bei einer Neigung von beiläufig 30 bis 45 Grad gut ausge-
kocht. Hierbei muss die Röhre in der ganzen Länge vom geschlossenen Ende an nach und
nach über Kohlenfeuer gebracht, und das Auskochen bei starkem Sieden des Queck-
silbers 6 bis 8 Mal vorgenommen werden, bis alle Luft aus demselben entwichen ist und
dasselbe nach seinem Erkalten mit einer hellglänzenden Metallfläche am Glase erscheint.
Ist das Barometer auf diese Art verfertigt, so wird die Skale aufgetragen; diess geschieht
bei sehr genauen Instrumenten am Glase selbst, bei andern auf einem Papierstreifen, der
auf dem hölzernen Brete, woran das Barometer gewöhnlich festgemacht ist, angeklebt
wird. Eine umständlichere Anleitung zur Verfertigung der Kugel-, Heber-, Reise ....
Barometer wird in der Physik gegeben.

§. 64.

Uiber die Fähigkeit der Luft, sich in einen kleinern Raum zusammendrücken zu lassen,
Fig.
4.
Tab.
43.
hat Mariotte in Frankreich im J. 1676 genaue Versuche angestellt. Er nahm eine krumm-
gebogene Röhre, deren kürzerer oben zugeschmolzener Schenkel durchaus einen gleichen
Durchmesser hatte. In diese wurde durch den zweiten offenen Schenkel Quecksilber
gefüllt, und durch wiederhohltes Umlegen der Röhre so viel Luft aus dem kürzern Schen-
kel herausgelassen, bis das Quecksilber in beiden Röhren auf einer gleichen Höhe g und n
stand. (Gewöhnlich wird bei solchen Versuchen etwas mehr Luft herausgelassen, so dass
das Quecksilber im offenen Schenkel niedriger steht, und dann erst wird von aussen das
Quecksilber tropfenweise zugefüllt, bis die Höhe gleich ist. Man ist hierdurch versichert,
dass die im kürzern Schenkel eingeschlossene Luft mit der äussern atmosphärischen
einen ganz gleichen Druck erfährt). Mariotte goss nun abermals Quecksilber in den hö-
hern Schenkel der Röhre, und zwar so viel, bis die Höhe o p des Quecksilbers in der offe-
nen Röhre über der geschlossenen genau so gross war, als welche das Barometer zu gleicher

Konstrukzion der Barometer.
daselbst gewöhnlich um eine Linie niedriger. Man ersieht hieraus schon, wie man aus
den Barometerständen den Höhenunterschied zweier Orte finden könne.

§. 63.

Bei der Verfertigung der Barometer hat man zu bemerken, dass die Stärke
(Wanddicke) der Quecksilberröhre nicht mehr als ⅗, höchstens ½ Linie betragen und
der innere Durchmesser der Röhre nicht unter 1,5 Linien seyn dürfe, indem bei einer
dicken Röhre das Auskochen des Quecksilbers erschwert, bei einer engern aber die Be-
weglichkeit dieser Flüssigkeit verhindert wird. Die Röhre erhält jedoch gewöhnlich
auch nicht über 2,5 bis 3 Linien Weite, weil sonst die Masse des Quecksilbers zu sehr
vermehrt würde. Die Glasröhre muss zuerst gut ausgetroknet und von Staub und Schmutz
gereinigt werden, welches am besten noch vor dem Zuschmelzen des obern Endes der
Rëhre geschieht. Bei dem Zuschmelzen hat man zu sehen, dass sich die Röhre oben
in keine Spitze, sondern in eine runde Wölbung endigt; bei einem Heberbarometer muss
auch noch die Röhre in einer gleichförmigen Krümmung umgebogen werden.

Das Quecksilber muss von Schmutz und Feuchtigkeit gereinigt seyn, zu welchem
Behufe man es mehreremale durch feine Papiertrichterchen durchlaufen lässt, bis es am
Papiere keine Unreinigkeit mehr zurücklässt. Die Röhre wird nun theilweise hiermit
gefüllt und über Kohlenfeuer bei einer Neigung von beiläufig 30 bis 45 Grad gut ausge-
kocht. Hierbei muss die Röhre in der ganzen Länge vom geschlossenen Ende an nach und
nach über Kohlenfeuer gebracht, und das Auskochen bei starkem Sieden des Queck-
silbers 6 bis 8 Mal vorgenommen werden, bis alle Luft aus demselben entwichen ist und
dasselbe nach seinem Erkalten mit einer hellglänzenden Metallfläche am Glase erscheint.
Ist das Barometer auf diese Art verfertigt, so wird die Skale aufgetragen; diess geschieht
bei sehr genauen Instrumenten am Glase selbst, bei andern auf einem Papierstreifen, der
auf dem hölzernen Brete, woran das Barometer gewöhnlich festgemacht ist, angeklebt
wird. Eine umständlichere Anleitung zur Verfertigung der Kugel-, Heber-, Reise ....
Barometer wird in der Physik gegeben.

§. 64.

Uiber die Fähigkeit der Luft, sich in einen kleinern Raum zusammendrücken zu lassen,
Fig.
4.
Tab.
43.
hat Mariotte in Frankreich im J. 1676 genaue Versuche angestellt. Er nahm eine krumm-
gebogene Röhre, deren kürzerer oben zugeschmolzener Schenkel durchaus einen gleichen
Durchmesser hatte. In diese wurde durch den zweiten offenen Schenkel Quecksilber
gefüllt, und durch wiederhohltes Umlegen der Röhre so viel Luft aus dem kürzern Schen-
kel herausgelassen, bis das Quecksilber in beiden Röhren auf einer gleichen Höhe g und n
stand. (Gewöhnlich wird bei solchen Versuchen etwas mehr Luft herausgelassen, so dass
das Quecksilber im offenen Schenkel niedriger steht, und dann erst wird von aussen das
Quecksilber tropfenweise zugefüllt, bis die Höhe gleich ist. Man ist hierdurch versichert,
dass die im kürzern Schenkel eingeschlossene Luft mit der äussern atmosphärischen
einen ganz gleichen Druck erfährt). Mariotte goss nun abermals Quecksilber in den hö-
hern Schenkel der Röhre, und zwar so viel, bis die Höhe o p des Quecksilbers in der offe-
nen Röhre über der geschlossenen genau so gross war, als welche das Barometer zu gleicher

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[76/0094] Konstrukzion der Barometer. daselbst gewöhnlich um eine Linie niedriger. Man ersieht hieraus schon, wie man aus den Barometerständen den Höhenunterschied zweier Orte finden könne. §. 63. Bei der Verfertigung der Barometer hat man zu bemerken, dass die Stärke (Wanddicke) der Quecksilberröhre nicht mehr als ⅗, höchstens ½ Linie betragen und der innere Durchmesser der Röhre nicht unter 1,5 Linien seyn dürfe, indem bei einer dicken Röhre das Auskochen des Quecksilbers erschwert, bei einer engern aber die Be- weglichkeit dieser Flüssigkeit verhindert wird. Die Röhre erhält jedoch gewöhnlich auch nicht über 2,5 bis 3 Linien Weite, weil sonst die Masse des Quecksilbers zu sehr vermehrt würde. Die Glasröhre muss zuerst gut ausgetroknet und von Staub und Schmutz gereinigt werden, welches am besten noch vor dem Zuschmelzen des obern Endes der Rëhre geschieht. Bei dem Zuschmelzen hat man zu sehen, dass sich die Röhre oben in keine Spitze, sondern in eine runde Wölbung endigt; bei einem Heberbarometer muss auch noch die Röhre in einer gleichförmigen Krümmung umgebogen werden. Das Quecksilber muss von Schmutz und Feuchtigkeit gereinigt seyn, zu welchem Behufe man es mehreremale durch feine Papiertrichterchen durchlaufen lässt, bis es am Papiere keine Unreinigkeit mehr zurücklässt. Die Röhre wird nun theilweise hiermit gefüllt und über Kohlenfeuer bei einer Neigung von beiläufig 30 bis 45 Grad gut ausge- kocht. Hierbei muss die Röhre in der ganzen Länge vom geschlossenen Ende an nach und nach über Kohlenfeuer gebracht, und das Auskochen bei starkem Sieden des Queck- silbers 6 bis 8 Mal vorgenommen werden, bis alle Luft aus demselben entwichen ist und dasselbe nach seinem Erkalten mit einer hellglänzenden Metallfläche am Glase erscheint. Ist das Barometer auf diese Art verfertigt, so wird die Skale aufgetragen; diess geschieht bei sehr genauen Instrumenten am Glase selbst, bei andern auf einem Papierstreifen, der auf dem hölzernen Brete, woran das Barometer gewöhnlich festgemacht ist, angeklebt wird. Eine umständlichere Anleitung zur Verfertigung der Kugel-, Heber-, Reise .... Barometer wird in der Physik gegeben. §. 64. Uiber die Fähigkeit der Luft, sich in einen kleinern Raum zusammendrücken zu lassen, hat Mariotte in Frankreich im J. 1676 genaue Versuche angestellt. Er nahm eine krumm- gebogene Röhre, deren kürzerer oben zugeschmolzener Schenkel durchaus einen gleichen Durchmesser hatte. In diese wurde durch den zweiten offenen Schenkel Quecksilber gefüllt, und durch wiederhohltes Umlegen der Röhre so viel Luft aus dem kürzern Schen- kel herausgelassen, bis das Quecksilber in beiden Röhren auf einer gleichen Höhe g und n stand. (Gewöhnlich wird bei solchen Versuchen etwas mehr Luft herausgelassen, so dass das Quecksilber im offenen Schenkel niedriger steht, und dann erst wird von aussen das Quecksilber tropfenweise zugefüllt, bis die Höhe gleich ist. Man ist hierdurch versichert, dass die im kürzern Schenkel eingeschlossene Luft mit der äussern atmosphärischen einen ganz gleichen Druck erfährt). Mariotte goss nun abermals Quecksilber in den hö- hern Schenkel der Röhre, und zwar so viel, bis die Höhe o p des Quecksilbers in der offe- nen Röhre über der geschlossenen genau so gross war, als welche das Barometer zu gleicher Fig. 4. Tab. 43.

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/94>, abgerufen am 18.11.2024.