Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

Bild:
<< vorherige Seite

Bahn schief geworfener Körper.
fortwährend beschleunigt und die Geschwindigkeit V, welche er erreichen kann, un-
endlich gross, oder [Formel 1] = 0 wird.

§. 351.

Aus den im vorigen Paragraphe für die Berechnung der Coordinaten angegebenen
Differenzial-Gleichungen würden sich auch die Coordinaten für jeden Punkt der krum-
men Linie bestimmen lassen, wenn jene Differenzial-Gleichungen in ihrer allgemei-
nen Form integrirt werden könnten. Da aber hierzu noch keine Methode bekannt ist,
so hat man bisher verschiedene Annäherungen versucht und zur Erhaltung konvergi-
render Reihen angenommen, dass die Grösse [Formel 2] und der Winkel l so klein sind, dass
die höheren Potenzen derselben weggelassen werden können. Weil aber im widerste-
henden Mittel die Geschwindigkeit V auf die Grösse [Formel 3] beschränkt
ist und bei der Luft für eine 6 pfündige Kanonenkugel = 296 Fuss gefunden wurde, so
müsste man zu einer algebraischen Annäherung den Werth von c viel kleiner als 296
Fuss annehmen. Da jedoch die Kraft des Schiesspulvers so gross ist, dass die aus
Kanonen und andern Gewehren abgeschossenen Kugeln mit einer viel grössern Geschwin-
digkeit fortgetrieben werden, so wollen wir eine eigene Methode zur Berechnung der
Bahn unserer Kugeln angeben, welche weder von der Grösse der Geschwin-
digkeit c, noch von der Kleinheit der Winkel a und
l, welche die Rich-

Aus diesen drei Gleichungen lässt sich sowohl die Geschwindigkeit in der Richtung der Bahn,
als auch die horizontale und vertikale Geschwindigkeit für jeden gegebenen Winkel l finden.
Wir können nun auch die Coordinaten x und y der krummen Linie mittelst der Gleichung IV
berechnen; wir haben nämlich d x = d s · Cos l = [Formel 4] .
Auf gleiche Art ist d y = d s · Sin l = [Formel 5] .
Aus den Integralien dieser Gleichungen findet man die Coordinaten x und y für jeden Stellungs-
winkel l; bevor wir aber zur Bestimmung dieser Integralien schreiten, wollen wir erst den Fall
untersuchen, wenn die Geschwindigkeit V so gross ist, dass die Grösse [Formel 6] gegen 1 vernachlässigt
werden kann. In diesem Falle haben wir die horizontale Geschwindigkeit v · Cos l = c · Cos a,
die Geschwindigkeit nach der Richtung der Bahn v = c · [Formel 7] und die senkrechte Geschwindig-
keit v · Sin l = c · Cos a · tang l. Ferner ist d s = [Formel 8] , folglich der Bogen
s = [Formel 9] · L und d x = d s · Cos l = [Formel 10] und die Ab-
scisse x = [Formel 11] (tang a -- tang l). Eben so ist
d y = d s · Sin l = [Formel 12] , folglich die zu dem Winkel l gehö-
rige Ordinate y = [Formel 13] (tang2 a -- tang2 l).

Bahn schief geworfener Körper.
fortwährend beschleunigt und die Geschwindigkeit V, welche er erreichen kann, un-
endlich gross, oder [Formel 1] = 0 wird.

§. 351.

Aus den im vorigen Paragraphe für die Berechnung der Coordinaten angegebenen
Differenzial-Gleichungen würden sich auch die Coordinaten für jeden Punkt der krum-
men Linie bestimmen lassen, wenn jene Differenzial-Gleichungen in ihrer allgemei-
nen Form integrirt werden könnten. Da aber hierzu noch keine Methode bekannt ist,
so hat man bisher verschiedene Annäherungen versucht und zur Erhaltung konvergi-
render Reihen angenommen, dass die Grösse [Formel 2] und der Winkel λ so klein sind, dass
die höheren Potenzen derselben weggelassen werden können. Weil aber im widerste-
henden Mittel die Geschwindigkeit V auf die Grösse [Formel 3] beschränkt
ist und bei der Luft für eine 6 pfündige Kanonenkugel = 296 Fuss gefunden wurde, so
müsste man zu einer algebraischen Annäherung den Werth von c viel kleiner als 296
Fuss annehmen. Da jedoch die Kraft des Schiesspulvers so gross ist, dass die aus
Kanonen und andern Gewehren abgeschossenen Kugeln mit einer viel grössern Geschwin-
digkeit fortgetrieben werden, so wollen wir eine eigene Methode zur Berechnung der
Bahn unserer Kugeln angeben, welche weder von der Grösse der Geschwin-
digkeit c, noch von der Kleinheit der Winkel α und
λ, welche die Rich-

Aus diesen drei Gleichungen lässt sich sowohl die Geschwindigkeit in der Richtung der Bahn,
als auch die horizontale und vertikale Geschwindigkeit für jeden gegebenen Winkel λ finden.
Wir können nun auch die Coordinaten x und y der krummen Linie mittelst der Gleichung IV
berechnen; wir haben nämlich d x = d s · Cos λ = [Formel 4] .
Auf gleiche Art ist d y = d s · Sin λ = [Formel 5] .
Aus den Integralien dieser Gleichungen findet man die Coordinaten x und y für jeden Stellungs-
winkel λ; bevor wir aber zur Bestimmung dieser Integralien schreiten, wollen wir erst den Fall
untersuchen, wenn die Geschwindigkeit V so gross ist, dass die Grösse [Formel 6] gegen 1 vernachlässigt
werden kann. In diesem Falle haben wir die horizontale Geschwindigkeit v · Cos λ = c · Cos α,
die Geschwindigkeit nach der Richtung der Bahn v = c · [Formel 7] und die senkrechte Geschwindig-
keit v · Sin λ = c · Cos α · tang λ. Ferner ist d s = [Formel 8] , folglich der Bogen
s = [Formel 9] · L und d x = d s · Cos λ = [Formel 10] und die Ab-
scisse x = [Formel 11] (tang α — tang λ). Eben so ist
d y = d s · Sin λ = [Formel 12] , folglich die zu dem Winkel λ gehö-
rige Ordinate y = [Formel 13] (tang2 α — tang2 λ).
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0508" n="490"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Bahn schief geworfener Körper.</hi></fw><lb/>
fortwährend beschleunigt und die Geschwindigkeit V, welche er erreichen kann, un-<lb/>
endlich gross, oder <formula/> = 0 wird.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 351.</head><lb/>
            <p>Aus den im vorigen Paragraphe für die Berechnung der Coordinaten angegebenen<lb/>
Differenzial-Gleichungen würden sich auch die Coordinaten für jeden Punkt der krum-<lb/>
men Linie bestimmen lassen, wenn jene Differenzial-Gleichungen in ihrer allgemei-<lb/>
nen Form integrirt werden könnten. Da aber hierzu noch keine Methode bekannt ist,<lb/>
so hat man bisher verschiedene Annäherungen versucht und zur Erhaltung konvergi-<lb/>
render Reihen angenommen, dass die Grösse <formula/> und der Winkel <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> so klein sind, dass<lb/>
die höheren Potenzen derselben weggelassen werden können. Weil aber im widerste-<lb/>
henden Mittel die Geschwindigkeit V auf die Grösse <formula/> beschränkt<lb/>
ist und bei der Luft für eine 6 pfündige Kanonenkugel = 296 Fuss gefunden wurde, so<lb/>
müsste man zu einer algebraischen Annäherung den Werth von c viel kleiner als 296<lb/>
Fuss annehmen. Da jedoch die Kraft des Schiesspulvers so gross ist, dass die aus<lb/>
Kanonen und andern Gewehren abgeschossenen Kugeln mit einer viel grössern Geschwin-<lb/>
digkeit fortgetrieben werden, so wollen wir eine eigene Methode zur Berechnung der<lb/>
Bahn unserer Kugeln angeben, <hi rendition="#g">welche weder von der Grösse der Geschwin-<lb/>
digkeit c, noch von der Kleinheit der Winkel <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> und</hi> <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>, welche die Rich-<lb/><note xml:id="note-0508" prev="#note-0507" place="foot" n="*)">Aus diesen drei Gleichungen lässt sich sowohl die Geschwindigkeit in der Richtung der Bahn,<lb/>
als auch die horizontale und vertikale Geschwindigkeit für jeden gegebenen Winkel <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> finden.<lb/>
Wir können nun auch die Coordinaten x und y der krummen Linie mittelst der Gleichung IV<lb/>
berechnen; wir haben nämlich d x = d s · Cos <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = <formula/>.<lb/>
Auf gleiche Art ist d y = d s · Sin <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = <formula/>.<lb/>
Aus den Integralien dieser Gleichungen findet man die Coordinaten x und y für jeden Stellungs-<lb/>
winkel <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>; bevor wir aber zur Bestimmung dieser Integralien schreiten, wollen wir erst den Fall<lb/>
untersuchen, wenn die Geschwindigkeit V so gross ist, dass die Grösse <formula/> gegen 1 vernachlässigt<lb/>
werden kann. In diesem Falle haben wir die horizontale Geschwindigkeit v · Cos <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = c · Cos <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi>,<lb/>
die Geschwindigkeit nach der Richtung der Bahn v = c · <formula/> und die senkrechte Geschwindig-<lb/>
keit v · Sin <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = c · Cos <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> · tang <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>. Ferner ist d s = <formula/>, folglich der Bogen<lb/>
s = <formula/> · L und d x = d s · Cos <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = <formula/> und die Ab-<lb/>
scisse x = <formula/> (tang <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> &#x2014; tang <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>). Eben so ist<lb/>
d y = d s · Sin <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> = <formula/>, folglich die zu dem Winkel <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi> gehö-<lb/>
rige Ordinate y = <formula/> (tang<hi rendition="#sup">2</hi> <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> &#x2014; tang<hi rendition="#sup">2</hi> <hi rendition="#i">&#x03BB;</hi>).</note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[490/0508] Bahn schief geworfener Körper. fortwährend beschleunigt und die Geschwindigkeit V, welche er erreichen kann, un- endlich gross, oder [FORMEL] = 0 wird. §. 351. Aus den im vorigen Paragraphe für die Berechnung der Coordinaten angegebenen Differenzial-Gleichungen würden sich auch die Coordinaten für jeden Punkt der krum- men Linie bestimmen lassen, wenn jene Differenzial-Gleichungen in ihrer allgemei- nen Form integrirt werden könnten. Da aber hierzu noch keine Methode bekannt ist, so hat man bisher verschiedene Annäherungen versucht und zur Erhaltung konvergi- render Reihen angenommen, dass die Grösse [FORMEL] und der Winkel λ so klein sind, dass die höheren Potenzen derselben weggelassen werden können. Weil aber im widerste- henden Mittel die Geschwindigkeit V auf die Grösse [FORMEL] beschränkt ist und bei der Luft für eine 6 pfündige Kanonenkugel = 296 Fuss gefunden wurde, so müsste man zu einer algebraischen Annäherung den Werth von c viel kleiner als 296 Fuss annehmen. Da jedoch die Kraft des Schiesspulvers so gross ist, dass die aus Kanonen und andern Gewehren abgeschossenen Kugeln mit einer viel grössern Geschwin- digkeit fortgetrieben werden, so wollen wir eine eigene Methode zur Berechnung der Bahn unserer Kugeln angeben, welche weder von der Grösse der Geschwin- digkeit c, noch von der Kleinheit der Winkel α und λ, welche die Rich- *) *) Aus diesen drei Gleichungen lässt sich sowohl die Geschwindigkeit in der Richtung der Bahn, als auch die horizontale und vertikale Geschwindigkeit für jeden gegebenen Winkel λ finden. Wir können nun auch die Coordinaten x und y der krummen Linie mittelst der Gleichung IV berechnen; wir haben nämlich d x = d s · Cos λ = [FORMEL]. Auf gleiche Art ist d y = d s · Sin λ = [FORMEL]. Aus den Integralien dieser Gleichungen findet man die Coordinaten x und y für jeden Stellungs- winkel λ; bevor wir aber zur Bestimmung dieser Integralien schreiten, wollen wir erst den Fall untersuchen, wenn die Geschwindigkeit V so gross ist, dass die Grösse [FORMEL] gegen 1 vernachlässigt werden kann. In diesem Falle haben wir die horizontale Geschwindigkeit v · Cos λ = c · Cos α, die Geschwindigkeit nach der Richtung der Bahn v = c · [FORMEL] und die senkrechte Geschwindig- keit v · Sin λ = c · Cos α · tang λ. Ferner ist d s = [FORMEL], folglich der Bogen s = [FORMEL] · L und d x = d s · Cos λ = [FORMEL] und die Ab- scisse x = [FORMEL] (tang α — tang λ). Eben so ist d y = d s · Sin λ = [FORMEL], folglich die zu dem Winkel λ gehö- rige Ordinate y = [FORMEL] (tang2 α — tang2 λ).

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/508
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/508>, abgerufen am 18.12.2024.