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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Versuche von Bossut über die Anzahl der Schaufeln.
zu machen. Zu diesem Ende liess derselbe ein kleines Wasserrad verfertigen, woran 48
Schaufeln angeb[ra]cht waren, die aber bei den Versuchen auf 24 und bis auf 12 verringert
wurden. Diese Schaufeln waren sämmtlich gegen den Mittelpunkt des Rades gerichtet. Das
Rad wurde in ein künstlich hergestelltes Gerinne so gestellt, dass der Rand der Schaufeln
etwa noch eine halbe Linie vom Boden und den Wänden dieses Gerinnes abstand. An die
Welle des Rades wurde eine Schnur befestigt, das andere Ende derselben über eine in
der Höhe befestigte Rolle gezogen und daran ein Gewicht gebunden, welches das Was-
ser, indem es an die Schaufeln des Rades anstösst und das Rad sammt der Welle in Um-
lauf bringt, in die Höhe ziehen musste.

Das Wasserrad hatte 3 Fuss 1 Zoll 10 Linien im äussern Durchmesser. Bossut ver-
änderte bei den Versuchen nicht bloss die Anzahl der Schaufeln, sondern auch die ange-
hängten Gewichte und zählte die Umdrehungen, welche das Rad bei jedem Versuche in
einer bestimmten Zeitfrist machte. Im §. 1002 seiner Hydrodynamik findet sich hierüber
folgende Tabelle:

[Tabelle]

Die Geschwindigkeit des Wassers wurde mittelst sehr leichter auf dem Wasser schwim-
mender Körper gemessen, welche 300 Fuss in 30 Sekunden zurücklegten; diese konnten
aber offenbar nur die Geschwindigkeit des Wassers auf der Oberfläche angeben. Um die
Reibung oder den Widerstand des Wassers am Boden und an den Wänden des Kanales
zu überwältigen und eine gleichförmige Bewegung auf der Oberfläche herzustellen, musste
dem Kanal 1/10 Gefälle oder beiläufig 6 Grad Neigung unter dem Horizont gegeben werden.
Aus der nämlichen Ursache folgt ebenfalls, dass unter der Oberfläche gegen den Boden
des Kanales eine geringere Geschwindigkeit Statt gefunden habe. Um also der Wahr-
heit näher zu kommen, wollen wir die mittlere Geschwindigkeit des Wassers um 1/10 gerin-
ger oder c = 9 Fuss nehmen.

Bossut hat die Wassermenge, die in jeder Sekunde in den Kanal floss, nicht an-
gegeben, versichert aber (§. 722) dass er die Wassermenge, die in einer gegebenen
Zeitfrist durch den Kanal floss, am Ende des Kanales aufgefangen und eben so viel Was-

Gerstner's Mechanik. Band. II. 49

Versuche von Bossut über die Anzahl der Schaufeln.
zu machen. Zu diesem Ende liess derselbe ein kleines Wasserrad verfertigen, woran 48
Schaufeln angeb[ra]cht waren, die aber bei den Versuchen auf 24 und bis auf 12 verringert
wurden. Diese Schaufeln waren sämmtlich gegen den Mittelpunkt des Rades gerichtet. Das
Rad wurde in ein künstlich hergestelltes Gerinne so gestellt, dass der Rand der Schaufeln
etwa noch eine halbe Linie vom Boden und den Wänden dieses Gerinnes abstand. An die
Welle des Rades wurde eine Schnur befestigt, das andere Ende derselben über eine in
der Höhe befestigte Rolle gezogen und daran ein Gewicht gebunden, welches das Was-
ser, indem es an die Schaufeln des Rades anstösst und das Rad sammt der Welle in Um-
lauf bringt, in die Höhe ziehen musste.

Das Wasserrad hatte 3 Fuss 1 Zoll 10 Linien im äussern Durchmesser. Bossut ver-
änderte bei den Versuchen nicht bloss die Anzahl der Schaufeln, sondern auch die ange-
hängten Gewichte und zählte die Umdrehungen, welche das Rad bei jedem Versuche in
einer bestimmten Zeitfrist machte. Im §. 1002 seiner Hydrodynamik findet sich hierüber
folgende Tabelle:

[Tabelle]

Die Geschwindigkeit des Wassers wurde mittelst sehr leichter auf dem Wasser schwim-
mender Körper gemessen, welche 300 Fuss in 30 Sekunden zurücklegten; diese konnten
aber offenbar nur die Geschwindigkeit des Wassers auf der Oberfläche angeben. Um die
Reibung oder den Widerstand des Wassers am Boden und an den Wänden des Kanales
zu überwältigen und eine gleichförmige Bewegung auf der Oberfläche herzustellen, musste
dem Kanal 1/10 Gefälle oder beiläufig 6 Grad Neigung unter dem Horizont gegeben werden.
Aus der nämlichen Ursache folgt ebenfalls, dass unter der Oberfläche gegen den Boden
des Kanales eine geringere Geschwindigkeit Statt gefunden habe. Um also der Wahr-
heit näher zu kommen, wollen wir die mittlere Geschwindigkeit des Wassers um 1/10 gerin-
ger oder c = 9 Fuss nehmen.

Bossut hat die Wassermenge, die in jeder Sekunde in den Kanal floss, nicht an-
gegeben, versichert aber (§. 722) dass er die Wassermenge, die in einer gegebenen
Zeitfrist durch den Kanal floss, am Ende des Kanales aufgefangen und eben so viel Was-

Gerstner’s Mechanik. Band. II. 49
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[385/0403] Versuche von Bossut über die Anzahl der Schaufeln. zu machen. Zu diesem Ende liess derselbe ein kleines Wasserrad verfertigen, woran 48 Schaufeln angebracht waren, die aber bei den Versuchen auf 24 und bis auf 12 verringert wurden. Diese Schaufeln waren sämmtlich gegen den Mittelpunkt des Rades gerichtet. Das Rad wurde in ein künstlich hergestelltes Gerinne so gestellt, dass der Rand der Schaufeln etwa noch eine halbe Linie vom Boden und den Wänden dieses Gerinnes abstand. An die Welle des Rades wurde eine Schnur befestigt, das andere Ende derselben über eine in der Höhe befestigte Rolle gezogen und daran ein Gewicht gebunden, welches das Was- ser, indem es an die Schaufeln des Rades anstösst und das Rad sammt der Welle in Um- lauf bringt, in die Höhe ziehen musste. Das Wasserrad hatte 3 Fuss 1 Zoll 10 Linien im äussern Durchmesser. Bossut ver- änderte bei den Versuchen nicht bloss die Anzahl der Schaufeln, sondern auch die ange- hängten Gewichte und zählte die Umdrehungen, welche das Rad bei jedem Versuche in einer bestimmten Zeitfrist machte. Im §. 1002 seiner Hydrodynamik findet sich hierüber folgende Tabelle: Die Geschwindigkeit des Wassers wurde mittelst sehr leichter auf dem Wasser schwim- mender Körper gemessen, welche 300 Fuss in 30 Sekunden zurücklegten; diese konnten aber offenbar nur die Geschwindigkeit des Wassers auf der Oberfläche angeben. Um die Reibung oder den Widerstand des Wassers am Boden und an den Wänden des Kanales zu überwältigen und eine gleichförmige Bewegung auf der Oberfläche herzustellen, musste dem Kanal 1/10 Gefälle oder beiläufig 6 Grad Neigung unter dem Horizont gegeben werden. Aus der nämlichen Ursache folgt ebenfalls, dass unter der Oberfläche gegen den Boden des Kanales eine geringere Geschwindigkeit Statt gefunden habe. Um also der Wahr- heit näher zu kommen, wollen wir die mittlere Geschwindigkeit des Wassers um 1/10 gerin- ger oder c = 9 Fuss nehmen. Bossut hat die Wassermenge, die in jeder Sekunde in den Kanal floss, nicht an- gegeben, versichert aber (§. 722) dass er die Wassermenge, die in einer gegebenen Zeitfrist durch den Kanal floss, am Ende des Kanales aufgefangen und eben so viel Was- Gerstner’s Mechanik. Band. II. 49

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/403>, abgerufen am 05.12.2024.