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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
Erleichterung des letztern wird der Beutelsack beständig hin und her bewegt, d. h.
gebeutelt, wodurch das Mehl in den darunter stehenden Mehlkasten fällt und der
übrige Theil von den anfangs nur gröblich zerrissenen Körnern an dem untern offenen
Ende des Beutelsackes herausgeht. Aus dem herausgefallenen Schrot wird durch eine
zweite und mehrmalige Operazion das übrige Mehl gewonnen. Diess sind die Haupt-
operazionen, welche bei dem Mahlen des Getreides vorkommen.

§. 278.

Wir übergehen nunmehr zur Darstellung und Beschreibung der einzelnen Theile einerTab.
57,
58
und
59.

Mühle und wollen hierzu die in Prag bestehende unterschlächtige Getrei-
demühle
des Herrn Wiskoczil wählen. Die Darstellung derselben ist auf den Kupfertafeln
Nro. 57, 58 und 59 enthalten. Diese Mühle hat fünf Gänge, welche am linken Moldauufer an
einem daselbst befindlichen Flussarme liegen. Es gehören hierzu drei Gerinne oder Fluther,
in deren einem zwei Räder, in dem andern drei Räder stehen, das dritte aber das Freige-
rinne oder sogenannte galte Fluther ist, in welchem nämlich bei hohen Wässern das über-
flüssige Wasser abgeführt wird. Da alle Gänge in ihrer Konstrukzion übereinstimmen, so
wurde in den Kupfertafeln nur das Gerinne mit zwei Wasserrädern und den zugehörigen
Gängen, dann das darneben liegende Freigerinne aufgenommen, jedoch das Gerinne mit
drei Wasserrädern und den zugehörigen drei Mühlgängen ausgelassen. Die Tafel 57 enthält
den Grundriss des Fluthwerkes und Gehwerkes zweier Gänge, die Tafel 59 den Längendurch-
schnitt durch das Mühlgerinne vor beiden Rädern, auf der Tafel 58 aber erscheint Fig. 1
die vordere Ansicht der Gerinne vor den Schützen, welche durch das Gebäude verlängert
die Seitenansicht des Gehwerkes (Fig. 2) gibt. Fig. 3 enthält die vordere Ansicht und
Fig. 4 den Durchschnitt des Gehwerkes, endlich Fig. 5 bis 16 die Darstellung der vorzüg-
lichsten einzelnen Theile desselben. Zur deutlichern Ersichtlichmachung sind auf allen
drei Kupfertafeln die einzelnen Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet worden.

Die Schütze eines jeden Gerinnes, welche auf Tafel 57 im Grundrisse, auf 58 in der
vordern Ansicht und auf 59 im Durchschnitte erscheint, besteht aus einem Ober- und
Unter- dann zwei Querriegeln von Eichenholz, welche, wie in der Zeichnung dargestellt
ist, an einander gefügt und mittelst zwei starker Schrauben an den Aufzugbaum A be-
festigt sind. Zwischen diesen Riegeln sind weiche zwei Zoll starke Pfosten möglichst gut
an einander gefügt, damit kein Wasser durchdringen könne. Der Aufzugbaum A ist von
Eichenholz, 5 Zoll breit, 7 Zoll stark und mit einer doppelten Reihe 5 Zoll von einander
entfernter Löcher zum Behufe des Aufziehens der Schütze, und oben an der Seite mit
einer Reihe von eisernen Zähnen versehen. Derselbe geht durch den 18 Zoll breiten und
15 Zoll hohen Holm oder Fachbaum B von Eichenholz, auf welchem ein Sperrhacken
befestigt ist, durch dessen Einlegen in die eisernen Zähne des Aufzugbaumes das Zurück-
fallen des letztern und der Schütze verhindert wird. Die Schütze läuft zwischen den Gries-
säulen
C, C (Tab. 57), welche mit 41/2 Zoll breiten und 7 Zoll tiefen Falzen versehen
sind. Zur Verminderung der Reibung bei dem Aufziehen sind in diesen Falzen Eisen-
schienen angenagelt. Das Aufziehen der Schütze geschieht mittelst eines Hebebaumes.

Die Hauptschwelle oder der Fachbaum D, welcher Tab. 59 im Durch-
schnitte am besten ersichtlich ist, muss nach der gesetzlichen Bestimmung für diese

Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag.
Erleichterung des letztern wird der Beutelsack beständig hin und her bewegt, d. h.
gebeutelt, wodurch das Mehl in den darunter stehenden Mehlkasten fällt und der
übrige Theil von den anfangs nur gröblich zerrissenen Körnern an dem untern offenen
Ende des Beutelsackes herausgeht. Aus dem herausgefallenen Schrot wird durch eine
zweite und mehrmalige Operazion das übrige Mehl gewonnen. Diess sind die Haupt-
operazionen, welche bei dem Mahlen des Getreides vorkommen.

§. 278.

Wir übergehen nunmehr zur Darstellung und Beschreibung der einzelnen Theile einerTab.
57,
58
und
59.

Mühle und wollen hierzu die in Prag bestehende unterschlächtige Getrei-
demühle
des Herrn Wiskocžil wählen. Die Darstellung derselben ist auf den Kupfertafeln
Nro. 57, 58 und 59 enthalten. Diese Mühle hat fünf Gänge, welche am linken Moldauufer an
einem daselbst befindlichen Flussarme liegen. Es gehören hierzu drei Gerinne oder Fluther,
in deren einem zwei Räder, in dem andern drei Räder stehen, das dritte aber das Freige-
rinne oder sogenannte galte Fluther ist, in welchem nämlich bei hohen Wässern das über-
flüssige Wasser abgeführt wird. Da alle Gänge in ihrer Konstrukzion übereinstimmen, so
wurde in den Kupfertafeln nur das Gerinne mit zwei Wasserrädern und den zugehörigen
Gängen, dann das darneben liegende Freigerinne aufgenommen, jedoch das Gerinne mit
drei Wasserrädern und den zugehörigen drei Mühlgängen ausgelassen. Die Tafel 57 enthält
den Grundriss des Fluthwerkes und Gehwerkes zweier Gänge, die Tafel 59 den Längendurch-
schnitt durch das Mühlgerinne vor beiden Rädern, auf der Tafel 58 aber erscheint Fig. 1
die vordere Ansicht der Gerinne vor den Schützen, welche durch das Gebäude verlängert
die Seitenansicht des Gehwerkes (Fig. 2) gibt. Fig. 3 enthält die vordere Ansicht und
Fig. 4 den Durchschnitt des Gehwerkes, endlich Fig. 5 bis 16 die Darstellung der vorzüg-
lichsten einzelnen Theile desselben. Zur deutlichern Ersichtlichmachung sind auf allen
drei Kupfertafeln die einzelnen Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet worden.

Die Schütze eines jeden Gerinnes, welche auf Tafel 57 im Grundrisse, auf 58 in der
vordern Ansicht und auf 59 im Durchschnitte erscheint, besteht aus einem Ober- und
Unter- dann zwei Querriegeln von Eichenholz, welche, wie in der Zeichnung dargestellt
ist, an einander gefügt und mittelst zwei starker Schrauben an den Aufzugbaum A be-
festigt sind. Zwischen diesen Riegeln sind weiche zwei Zoll starke Pfosten möglichst gut
an einander gefügt, damit kein Wasser durchdringen könne. Der Aufzugbaum A ist von
Eichenholz, 5 Zoll breit, 7 Zoll stark und mit einer doppelten Reihe 5 Zoll von einander
entfernter Löcher zum Behufe des Aufziehens der Schütze, und oben an der Seite mit
einer Reihe von eisernen Zähnen versehen. Derselbe geht durch den 18 Zoll breiten und
15 Zoll hohen Holm oder Fachbaum B von Eichenholz, auf welchem ein Sperrhacken
befestigt ist, durch dessen Einlegen in die eisernen Zähne des Aufzugbaumes das Zurück-
fallen des letztern und der Schütze verhindert wird. Die Schütze läuft zwischen den Gries-
säulen
C, C (Tab. 57), welche mit 4½ Zoll breiten und 7 Zoll tiefen Falzen versehen
sind. Zur Verminderung der Reibung bei dem Aufziehen sind in diesen Falzen Eisen-
schienen angenagelt. Das Aufziehen der Schütze geschieht mittelst eines Hebebaumes.

Die Hauptschwelle oder der Fachbaum D, welcher Tab. 59 im Durch-
schnitte am besten ersichtlich ist, muss nach der gesetzlichen Bestimmung für diese

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[375/0393] Beschreibung einer Wasser-Mahl-Mühle in Prag. Erleichterung des letztern wird der Beutelsack beständig hin und her bewegt, d. h. gebeutelt, wodurch das Mehl in den darunter stehenden Mehlkasten fällt und der übrige Theil von den anfangs nur gröblich zerrissenen Körnern an dem untern offenen Ende des Beutelsackes herausgeht. Aus dem herausgefallenen Schrot wird durch eine zweite und mehrmalige Operazion das übrige Mehl gewonnen. Diess sind die Haupt- operazionen, welche bei dem Mahlen des Getreides vorkommen. §. 278. Wir übergehen nunmehr zur Darstellung und Beschreibung der einzelnen Theile einer Mühle und wollen hierzu die in Prag bestehende unterschlächtige Getrei- demühle des Herrn Wiskocžil wählen. Die Darstellung derselben ist auf den Kupfertafeln Nro. 57, 58 und 59 enthalten. Diese Mühle hat fünf Gänge, welche am linken Moldauufer an einem daselbst befindlichen Flussarme liegen. Es gehören hierzu drei Gerinne oder Fluther, in deren einem zwei Räder, in dem andern drei Räder stehen, das dritte aber das Freige- rinne oder sogenannte galte Fluther ist, in welchem nämlich bei hohen Wässern das über- flüssige Wasser abgeführt wird. Da alle Gänge in ihrer Konstrukzion übereinstimmen, so wurde in den Kupfertafeln nur das Gerinne mit zwei Wasserrädern und den zugehörigen Gängen, dann das darneben liegende Freigerinne aufgenommen, jedoch das Gerinne mit drei Wasserrädern und den zugehörigen drei Mühlgängen ausgelassen. Die Tafel 57 enthält den Grundriss des Fluthwerkes und Gehwerkes zweier Gänge, die Tafel 59 den Längendurch- schnitt durch das Mühlgerinne vor beiden Rädern, auf der Tafel 58 aber erscheint Fig. 1 die vordere Ansicht der Gerinne vor den Schützen, welche durch das Gebäude verlängert die Seitenansicht des Gehwerkes (Fig. 2) gibt. Fig. 3 enthält die vordere Ansicht und Fig. 4 den Durchschnitt des Gehwerkes, endlich Fig. 5 bis 16 die Darstellung der vorzüg- lichsten einzelnen Theile desselben. Zur deutlichern Ersichtlichmachung sind auf allen drei Kupfertafeln die einzelnen Theile mit gleichen Buchstaben bezeichnet worden. Tab. 57, 58 und 59. Die Schütze eines jeden Gerinnes, welche auf Tafel 57 im Grundrisse, auf 58 in der vordern Ansicht und auf 59 im Durchschnitte erscheint, besteht aus einem Ober- und Unter- dann zwei Querriegeln von Eichenholz, welche, wie in der Zeichnung dargestellt ist, an einander gefügt und mittelst zwei starker Schrauben an den Aufzugbaum A be- festigt sind. Zwischen diesen Riegeln sind weiche zwei Zoll starke Pfosten möglichst gut an einander gefügt, damit kein Wasser durchdringen könne. Der Aufzugbaum A ist von Eichenholz, 5 Zoll breit, 7 Zoll stark und mit einer doppelten Reihe 5 Zoll von einander entfernter Löcher zum Behufe des Aufziehens der Schütze, und oben an der Seite mit einer Reihe von eisernen Zähnen versehen. Derselbe geht durch den 18 Zoll breiten und 15 Zoll hohen Holm oder Fachbaum B von Eichenholz, auf welchem ein Sperrhacken befestigt ist, durch dessen Einlegen in die eisernen Zähne des Aufzugbaumes das Zurück- fallen des letztern und der Schütze verhindert wird. Die Schütze läuft zwischen den Gries- säulen C, C (Tab. 57), welche mit 4½ Zoll breiten und 7 Zoll tiefen Falzen versehen sind. Zur Verminderung der Reibung bei dem Aufziehen sind in diesen Falzen Eisen- schienen angenagelt. Das Aufziehen der Schütze geschieht mittelst eines Hebebaumes. Die Hauptschwelle oder der Fachbaum D, welcher Tab. 59 im Durch- schnitte am besten ersichtlich ist, muss nach der gesetzlichen Bestimmung für diese

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/393>, abgerufen am 18.11.2024.