Nach Farey's Beobachtungen mahlt jede Pferdekraft in den englischen Dampfmühlen stündlich 0,61 Scheffel Weizen, welche Angabe noch etwas niedriger als die vorige ist.
Hachette stellte Beobachtungen in den Mühlen von Corbeil an; er fand, dass jede Pferdekraft stündlich 0,8 Scheffel Weizen bei einmaligem Durchgange durch den Mahl- gang fein vermahle (mouture a la grosse, im Gegensatze der in Frankreich und Deutschland üblichen mouture economique, wo Weizen bei mehrmaligem Durchgange durch die Steine vor und nach fein vermahlen wird).
Navier nimmt auf ältere Beobachtungen gestützt, ein fast 11/2 mal so starkes Produkt an, oder dasselbe Produkt, wenn Grüze doppelt vermahlen wird (moudre et remoudre sur gruaux.)
Coulomb berechnet das mittlere reine Moment, das der Wind auf die Flügel der Mühlen um Lille ausübt, zu 1000
[Formel 1]
oder zu 8 Pferden. Mit dieser Kraft sollen dort stündlich 900 Lb Getreide vermahlen werden. Diess gibt auf 1 Pferdekraft 112,5 Lb oder 1,3 Scheffel Weizen, wahrscheinlich grob gemahlen (Coriolis p. 244).
Fenwick will in England viele Versuche über Getreidemühlen angestellt haben. Er sagt, dass 1 Boll Roggen, welches gegen 2 2/3 Scheffel ausmacht, stündlich zu ver- mahlen, eine reine Kraft von 2 Pferden in den bessern englischen Mühlen erfordere. Diess gibt für jede Pferdekraft = 1,3 Scheffel, also ein sehr starkes Resultat. (Darstel- lung der mechanischen Wissenschaften von Gregory II. Band, Seite 286)
Belidor rechnet, dass ein Mahlgang, wenn der Stein 4348 Lb schwer ist und bei 6 Fuss Durchmesser 53 Umläufe in der Minute macht, innerhalb 24 Stunden 120 Sep- tiers Getreide mit einer Kraft von 31/2 Pferden vermahlen könne. Diess gibt stündlich für jede Pferdekraft 1,2 Scheffel (Architecture hydraulique, Tom. I. p. 293).
Nachstehende Tabelle enthält die Uibersicht dieser Erfahrungen, welchen zugleich das Mahlquantum in N. Oe. Metzen beigesetzt ist, welches für die Stunde von 1 Pferde- kraft erhalten wird. Hierbei ist 1 Rheinl. Scheffel = 0,8937 N. Oe. Metzen gesetzt.
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Erfahrungen über das Mahlquantum.
Nach Farey’s Beobachtungen mahlt jede Pferdekraft in den englischen Dampfmühlen stündlich 0,61 Scheffel Weizen, welche Angabe noch etwas niedriger als die vorige ist.
Hachette stellte Beobachtungen in den Mühlen von Corbeil an; er fand, dass jede Pferdekraft stündlich 0,8 Scheffel Weizen bei einmaligem Durchgange durch den Mahl- gang fein vermahle (mouture à la grosse, im Gegensatze der in Frankreich und Deutschland üblichen mouture économique, wo Weizen bei mehrmaligem Durchgange durch die Steine vor und nach fein vermahlen wird).
Navier nimmt auf ältere Beobachtungen gestützt, ein fast 1½ mal so starkes Produkt an, oder dasselbe Produkt, wenn Grüze doppelt vermahlen wird (moudre et remoudre sur gruaux.)
Coulomb berechnet das mittlere reine Moment, das der Wind auf die Flügel der Mühlen um Lille ausübt, zu 1000
[Formel 1]
oder zu 8 Pferden. Mit dieser Kraft sollen dort stündlich 900 ℔ Getreide vermahlen werden. Diess gibt auf 1 Pferdekraft 112,5 ℔ oder 1,3 Scheffel Weizen, wahrscheinlich grob gemahlen (Coriolis p. 244).
Fenwick will in England viele Versuche über Getreidemühlen angestellt haben. Er sagt, dass 1 Boll Roggen, welches gegen 2⅔ Scheffel ausmacht, stündlich zu ver- mahlen, eine reine Kraft von 2 Pferden in den bessern englischen Mühlen erfordere. Diess gibt für jede Pferdekraft = 1,3 Scheffel, also ein sehr starkes Resultat. (Darstel- lung der mechanischen Wissenschaften von Gregory II. Band, Seite 286)
Belidor rechnet, dass ein Mahlgang, wenn der Stein 4348 ℔ schwer ist und bei 6 Fuss Durchmesser 53 Umläufe in der Minute macht, innerhalb 24 Stunden 120 Sep- tiers Getreide mit einer Kraft von 3½ Pferden vermahlen könne. Diess gibt stündlich für jede Pferdekraft 1,2 Scheffel (Architecture hydraulique, Tom. I. p. 293).
Nachstehende Tabelle enthält die Uibersicht dieser Erfahrungen, welchen zugleich das Mahlquantum in N. Oe. Metzen beigesetzt ist, welches für die Stunde von 1 Pferde- kraft erhalten wird. Hierbei ist 1 Rheinl. Scheffel = 0,8937 N. Oe. Metzen gesetzt.
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Erfahrungen über das Mahlquantum.
Nach Farey’s Beobachtungen mahlt jede Pferdekraft in den englischen Dampfmühlen
stündlich 0,61 Scheffel Weizen, welche Angabe noch etwas niedriger als die vorige ist.
Hachette stellte Beobachtungen in den Mühlen von Corbeil an; er fand, dass jede
Pferdekraft stündlich 0,8 Scheffel Weizen bei einmaligem Durchgange durch den Mahl-
gang fein vermahle (mouture à la grosse, im Gegensatze der in Frankreich und
Deutschland üblichen mouture économique, wo Weizen bei mehrmaligem Durchgange
durch die Steine vor und nach fein vermahlen wird).
Navier nimmt auf ältere Beobachtungen gestützt, ein fast 1½ mal so starkes Produkt
an, oder dasselbe Produkt, wenn Grüze doppelt vermahlen wird (moudre et remoudre
sur gruaux.)
Coulomb berechnet das mittlere reine Moment, das der Wind auf die Flügel der
Mühlen um Lille ausübt, zu 1000 [FORMEL] oder zu 8 Pferden. Mit dieser Kraft sollen dort
stündlich 900 ℔ Getreide vermahlen werden. Diess gibt auf 1 Pferdekraft 112,5 ℔ oder
1,3 Scheffel Weizen, wahrscheinlich grob gemahlen (Coriolis p. 244).
Fenwick will in England viele Versuche über Getreidemühlen angestellt haben.
Er sagt, dass 1 Boll Roggen, welches gegen 2⅔ Scheffel ausmacht, stündlich zu ver-
mahlen, eine reine Kraft von 2 Pferden in den bessern englischen Mühlen erfordere.
Diess gibt für jede Pferdekraft = 1,3 Scheffel, also ein sehr starkes Resultat. (Darstel-
lung der mechanischen Wissenschaften von Gregory II. Band, Seite 286)
Belidor rechnet, dass ein Mahlgang, wenn der Stein 4348 ℔ schwer ist und bei
6 Fuss Durchmesser 53 Umläufe in der Minute macht, innerhalb 24 Stunden 120 Sep-
tiers Getreide mit einer Kraft von 3½ Pferden vermahlen könne. Diess gibt stündlich
für jede Pferdekraft 1,2 Scheffel (Architecture hydraulique, Tom. I. p. 293).
Nachstehende Tabelle enthält die Uibersicht dieser Erfahrungen, welchen zugleich
das Mahlquantum in N. Oe. Metzen beigesetzt ist, welches für die Stunde von 1 Pferde-
kraft erhalten wird. Hierbei ist 1 Rheinl. Scheffel = 0,8937 N. Oe. Metzen gesetzt.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/381>, abgerufen am 05.12.2024.
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