Um die Wirkung dieser Maschine vollkommen zu beurtheilen, wäre noch nöthig, die Zeit eines Hubes und demnach die Zeit, während welcher die Luft bloss zusam- mengedrückt wird, dann aber auch noch die Zeit, während welcher das in dem untern Kessel befindliche Grubenwasser auf die Steighöhe e gehoben wird, zu berechnen. Es versteht sich von selbst, dass die Einfallshöhe in jedem Falle grösser seyn müsse, als die Steighöhe sammt allen hierbei vorkommenden Widerständen und dass es gleich- giltig ist, entweder aus der gegebenen Einfallshöhe die Zeit eines Hubes oder um- gekehrt aus der Zeit eines Hubes die Einfallshöhe zu bestimmen. In jedem Falle kann die Wirkung der Maschine nur aus dem Verhältnisse des verwendeten Aufschlag- wassers und seiner Einfallshöhe zum gehobenen Grubenwasser und dessen Steighöhe beurtheilt werden, wie sich diess in einer bestimmten Zeit, z. B. in 24 Stunden ergibt.
Da wir die Gesetze der Bewegung der Luft durch Röhren noch nicht abgehan- delt haben, so müssen wir eine genaue Berechnung der Luftmaschine bis dahin ver- schieben. Aus der obigen, nach statischen Grundsätzen vorgenommenen Berech- nung haben wir die Menge desjenigen Wassers, welches bei dieser Maschine ohne Wirkung bleibt, kennen gelernt, und wir werden in der Folge sehen, dass dieser Ver- lust grösser als bei allen andern bekannten Wasserhebmaschinen ist. Der Vortheil der Luftmaschine des Höll vor den Pumpwerken und andern Wasser- hebmaschinen besteht nur darin, dass die Kessel oder Zylinder nicht gebohrt zu wer- den brauchen, dass keine Abnützung der Kolbenliederung u. d. m. Statt findet und dass in dieser Hinsicht sowohl zu ihrer ersten Herstellung, als auch zu ihrer fortwährenden Unterhaltung geringere Kosten nothwendig sind. Aus diesen Gründen hat auch diese von J. K. Höll im Jahre 1753 aufgestellte Maschine anfangs sehr viel Interesse erregt und man bemühte sich, nicht nur die zwei zur Bedienung der Maschine erforderlichen Arbeiter durch Anwendung einer zweckmässigen Steuerung zu ersparen, sondern auch durch Verbindung mehrerer ähnlichen Maschinensätze die Mittel anzugeben, wie die Grubenwässer aus grössern Teufen, als die Höhe der Aufschlagwässer beträgt, gehoben werden können. Die in dieser Hinsicht vorgeschlagenen Verbesserungen sind in Gilbert's Annalen der Physik, XVIII. und XLIII. Band und in andern Schriften angegeben. In- zwischen hat das missliche Verhältnis, welches zwischen dem gehobenen Gruben- und dem verwendeten Aufschlagewasser schon bei der geringen Höhe von 16 Lachtern zu Schemnitz Statt fand, die Veranlassung gegeben, dass diese Maschine an keinem andern Orte aufgestellt und dass auch die in Schemnitz im Jahre 1769 wieder aufgelassen wurde.
Bemerkungen über Höll’s Luftmaschine.
§. 203.
Um die Wirkung dieser Maschine vollkommen zu beurtheilen, wäre noch nöthig, die Zeit eines Hubes und demnach die Zeit, während welcher die Luft bloss zusam- mengedrückt wird, dann aber auch noch die Zeit, während welcher das in dem untern Kessel befindliche Grubenwasser auf die Steighöhe e gehoben wird, zu berechnen. Es versteht sich von selbst, dass die Einfallshöhe in jedem Falle grösser seyn müsse, als die Steighöhe sammt allen hierbei vorkommenden Widerständen und dass es gleich- giltig ist, entweder aus der gegebenen Einfallshöhe die Zeit eines Hubes oder um- gekehrt aus der Zeit eines Hubes die Einfallshöhe zu bestimmen. In jedem Falle kann die Wirkung der Maschine nur aus dem Verhältnisse des verwendeten Aufschlag- wassers und seiner Einfallshöhe zum gehobenen Grubenwasser und dessen Steighöhe beurtheilt werden, wie sich diess in einer bestimmten Zeit, z. B. in 24 Stunden ergibt.
Da wir die Gesetze der Bewegung der Luft durch Röhren noch nicht abgehan- delt haben, so müssen wir eine genaue Berechnung der Luftmaschine bis dahin ver- schieben. Aus der obigen, nach statischen Grundsätzen vorgenommenen Berech- nung haben wir die Menge desjenigen Wassers, welches bei dieser Maschine ohne Wirkung bleibt, kennen gelernt, und wir werden in der Folge sehen, dass dieser Ver- lust grösser als bei allen andern bekannten Wasserhebmaschinen ist. Der Vortheil der Luftmaschine des Höll vor den Pumpwerken und andern Wasser- hebmaschinen besteht nur darin, dass die Kessel oder Zylinder nicht gebohrt zu wer- den brauchen, dass keine Abnützung der Kolbenliederung u. d. m. Statt findet und dass in dieser Hinsicht sowohl zu ihrer ersten Herstellung, als auch zu ihrer fortwährenden Unterhaltung geringere Kosten nothwendig sind. Aus diesen Gründen hat auch diese von J. K. Höll im Jahre 1753 aufgestellte Maschine anfangs sehr viel Interesse erregt und man bemühte sich, nicht nur die zwei zur Bedienung der Maschine erforderlichen Arbeiter durch Anwendung einer zweckmässigen Steuerung zu ersparen, sondern auch durch Verbindung mehrerer ähnlichen Maschinensätze die Mittel anzugeben, wie die Grubenwässer aus grössern Teufen, als die Höhe der Aufschlagwässer beträgt, gehoben werden können. Die in dieser Hinsicht vorgeschlagenen Verbesserungen sind in Gilbert’s Annalen der Physik, XVIII. und XLIII. Band und in andern Schriften angegeben. In- zwischen hat das missliche Verhältnis, welches zwischen dem gehobenen Gruben- und dem verwendeten Aufschlagewasser schon bei der geringen Höhe von 16 Lachtern zu Schemnitz Statt fand, die Veranlassung gegeben, dass diese Maschine an keinem andern Orte aufgestellt und dass auch die in Schemnitz im Jahre 1769 wieder aufgelassen wurde.
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Bemerkungen über Höll’s Luftmaschine.
§. 203.
Um die Wirkung dieser Maschine vollkommen zu beurtheilen, wäre noch nöthig,
die Zeit eines Hubes und demnach die Zeit, während welcher die Luft bloss zusam-
mengedrückt wird, dann aber auch noch die Zeit, während welcher das in dem untern
Kessel befindliche Grubenwasser auf die Steighöhe e gehoben wird, zu berechnen.
Es versteht sich von selbst, dass die Einfallshöhe in jedem Falle grösser seyn müsse,
als die Steighöhe sammt allen hierbei vorkommenden Widerständen und dass es gleich-
giltig ist, entweder aus der gegebenen Einfallshöhe die Zeit eines Hubes oder um-
gekehrt aus der Zeit eines Hubes die Einfallshöhe zu bestimmen. In jedem Falle
kann die Wirkung der Maschine nur aus dem Verhältnisse des verwendeten Aufschlag-
wassers und seiner Einfallshöhe zum gehobenen Grubenwasser und dessen Steighöhe
beurtheilt werden, wie sich diess in einer bestimmten Zeit, z. B. in 24 Stunden ergibt.
Da wir die Gesetze der Bewegung der Luft durch Röhren noch nicht abgehan-
delt haben, so müssen wir eine genaue Berechnung der Luftmaschine bis dahin ver-
schieben. Aus der obigen, nach statischen Grundsätzen vorgenommenen Berech-
nung haben wir die Menge desjenigen Wassers, welches bei dieser Maschine ohne
Wirkung bleibt, kennen gelernt, und wir werden in der Folge sehen, dass dieser Ver-
lust grösser als bei allen andern bekannten Wasserhebmaschinen
ist. Der Vortheil der Luftmaschine des Höll vor den Pumpwerken und andern Wasser-
hebmaschinen besteht nur darin, dass die Kessel oder Zylinder nicht gebohrt zu wer-
den brauchen, dass keine Abnützung der Kolbenliederung u. d. m. Statt findet und dass
in dieser Hinsicht sowohl zu ihrer ersten Herstellung, als auch zu ihrer fortwährenden
Unterhaltung geringere Kosten nothwendig sind. Aus diesen Gründen hat auch diese
von J. K. Höll im Jahre 1753 aufgestellte Maschine anfangs sehr viel Interesse erregt
und man bemühte sich, nicht nur die zwei zur Bedienung der Maschine erforderlichen
Arbeiter durch Anwendung einer zweckmässigen Steuerung zu ersparen, sondern auch
durch Verbindung mehrerer ähnlichen Maschinensätze die Mittel anzugeben, wie die
Grubenwässer aus grössern Teufen, als die Höhe der Aufschlagwässer beträgt, gehoben
werden können. Die in dieser Hinsicht vorgeschlagenen Verbesserungen sind in Gilbert’s
Annalen der Physik, XVIII. und XLIII. Band und in andern Schriften angegeben. In-
zwischen hat das missliche Verhältnis, welches zwischen dem gehobenen Gruben- und
dem verwendeten Aufschlagewasser schon bei der geringen Höhe von 16 Lachtern zu
Schemnitz Statt fand, die Veranlassung gegeben, dass diese Maschine an keinem andern
Orte aufgestellt und dass auch die in Schemnitz im Jahre 1769 wieder aufgelassen wurde.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/298>, abgerufen am 18.11.2024.
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