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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Höll's Luftmaschine.
Fig.
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und
6.
Tab.
53.
Hahne J versehen. Die Schlüssel dieses und des Hahnes C hat Höll mit einer Kette
verbinden lassen, damit sie zugleich geschlossen werden können. In der Nähe des untern
Kessels befindet sich das Behältniss L, in welches die von der Maschine zu hebenden
Grubenwässer zusammen geleitet werden. Aus diesem Behälter geht eine Röhre M in den
Kessel H, um die Grubenwässer in den Kessel einzuleiten. Aus dem untern Kessel H
geht von dessen Boden aufwärts die Steigwasserröhre S heraus, welche durch den
Schacht in die Höhe bis in den Ablaufstollen geführt wird, und daselbst das gehobene
Grubenwasser ausgiesset. Zur Verhinderung des Wasserzurücktritts in diesen Kessel ist
diese Steigröhre unmittelbar über den Kessel mit einem Muschelventil (Fig. 6) versehen.

Zur Bedienung dieser Maschine hatte Höll zwei Kunstwärter angestellt, nämlich einen
bei dem obern und einen bei dem untern Kessel.

Wenn bei dem Gange der Maschine der obere Kunstwärter bemerkt, dass das Wasser
aus dem Steigrohre mit vielem Geräusche und Luft vermischt ausfliesst und hierdurch
erfährt, dass der vorhergegangene Hub vollendet ist, so schliesst er durch Anziehen der
Kette die beiden Hähne C und J, damit durch den erstern der Einfluss des Wassers ab-
gesperrt werde, und durch Absperrung des zweiten die zusammengepresste Luft noch
fortfahren möge, den Ausfluss des Wassers aus der Steigröhre zu vollenden. Sodann
eröffnet er den Hahn E, damit das Wasser aus dem Kessel ausfliessen könne, und auch
den Hahn F, damit durch den Zutritt der äussern Luft der Ausfluss befördert werde.
Hierauf öffnet er am Luftrohre den Hahn J allein, damit die zusammengepresste Luft um
so leichter sich ausbreiten und zur Elastizität des atmosphärischen Drucks zurückkehren
könne. Zu gleicher Zeit gibt er dem untern Kunstwärter mit dem an einem Drathe be-
festigten Hammer das verabredete Zeichen, welcher sogleich die beiden Hähne M und N
öffnet, wodurch der untere Kessel mit Grubenwasser gefüllt wird. Die gänzliche Anfül-
lung erkennt er, wenn am obern Hahne N das Wasser auszufliessen anfängt. Sobald
das letztere geschehen ist, schliesst der Grubenwärter die beiden Hähne und gibt dem
obern Kunstwärter das Zeichen, welcher inzwischen die Hähne E und F am obern Kessel
geschlossen hat, und nach erhaltenem Zeichen sogleich den Hahn C der Einfallsröhre
öffnet, damit das Aufschlagwasser den obern Kessel füllen kann.

Hierdurch wird die in diesem Kessel befindliche Luft gegen den Deckel des Kessels
in die Höhe getrieben und durch die Luftröhre auf das in den untern Kessel befindliche
Grubenwasser mit einer solchen Gewalt aufgedrückt, dass das Wasser aus dem untern
Kessel durch die Steigröhre in die Höhe steigen, und sich auf den Erbstollen ausgiessen
muss. Auf diese Art wird das Spiel der Maschine fortgesetzt.

§. 202.

Bevor wir zur Bestimmung der Wirkung dieser Maschine übergehen, haben
wir noch vorläufig zu bemerken, dass die Hebung des Grubenwassers im untern Kessel
nur dann erst beginnen könne, nachdem die im obern Kessel und im Luftrohre einge-
schlossene atmosphärische Luft durch das Aufschlagwasser so weit zusammengedrückt
ist, dass ihr Druck der Steighöhe des zu hebenden Wassers gleich ist.

Setzen wir nun den kubischen Inhalt des obern Kessels = K, den kubischen In-
halt des Luftrohres = R, die Steighöhe von der Mündung des ausfliessenden Grubenwas-
sers bis zur Oberfläche des Grubenwassers im Behältnisse L = e und die Menge des Auf-

Höll’s Luftmaschine.
Fig.
5
und
6.
Tab.
53.
Hahne J versehen. Die Schlüssel dieses und des Hahnes C hat Höll mit einer Kette
verbinden lassen, damit sie zugleich geschlossen werden können. In der Nähe des untern
Kessels befindet sich das Behältniss L, in welches die von der Maschine zu hebenden
Grubenwässer zusammen geleitet werden. Aus diesem Behälter geht eine Röhre M in den
Kessel H, um die Grubenwässer in den Kessel einzuleiten. Aus dem untern Kessel H
geht von dessen Boden aufwärts die Steigwasserröhre S heraus, welche durch den
Schacht in die Höhe bis in den Ablaufstollen geführt wird, und daselbst das gehobene
Grubenwasser ausgiesset. Zur Verhinderung des Wasserzurücktritts in diesen Kessel ist
diese Steigröhre unmittelbar über den Kessel mit einem Muschelventil (Fig. 6) versehen.

Zur Bedienung dieser Maschine hatte Höll zwei Kunstwärter angestellt, nämlich einen
bei dem obern und einen bei dem untern Kessel.

Wenn bei dem Gange der Maschine der obere Kunstwärter bemerkt, dass das Wasser
aus dem Steigrohre mit vielem Geräusche und Luft vermischt ausfliesst und hierdurch
erfährt, dass der vorhergegangene Hub vollendet ist, so schliesst er durch Anziehen der
Kette die beiden Hähne C und J, damit durch den erstern der Einfluss des Wassers ab-
gesperrt werde, und durch Absperrung des zweiten die zusammengepresste Luft noch
fortfahren möge, den Ausfluss des Wassers aus der Steigröhre zu vollenden. Sodann
eröffnet er den Hahn E, damit das Wasser aus dem Kessel ausfliessen könne, und auch
den Hahn F, damit durch den Zutritt der äussern Luft der Ausfluss befördert werde.
Hierauf öffnet er am Luftrohre den Hahn J allein, damit die zusammengepresste Luft um
so leichter sich ausbreiten und zur Elastizität des atmosphärischen Drucks zurückkehren
könne. Zu gleicher Zeit gibt er dem untern Kunstwärter mit dem an einem Drathe be-
festigten Hammer das verabredete Zeichen, welcher sogleich die beiden Hähne M und N
öffnet, wodurch der untere Kessel mit Grubenwasser gefüllt wird. Die gänzliche Anfül-
lung erkennt er, wenn am obern Hahne N das Wasser auszufliessen anfängt. Sobald
das letztere geschehen ist, schliesst der Grubenwärter die beiden Hähne und gibt dem
obern Kunstwärter das Zeichen, welcher inzwischen die Hähne E und F am obern Kessel
geschlossen hat, und nach erhaltenem Zeichen sogleich den Hahn C der Einfallsröhre
öffnet, damit das Aufschlagwasser den obern Kessel füllen kann.

Hierdurch wird die in diesem Kessel befindliche Luft gegen den Deckel des Kessels
in die Höhe getrieben und durch die Luftröhre auf das in den untern Kessel befindliche
Grubenwasser mit einer solchen Gewalt aufgedrückt, dass das Wasser aus dem untern
Kessel durch die Steigröhre in die Höhe steigen, und sich auf den Erbstollen ausgiessen
muss. Auf diese Art wird das Spiel der Maschine fortgesetzt.

§. 202.

Bevor wir zur Bestimmung der Wirkung dieser Maschine übergehen, haben
wir noch vorläufig zu bemerken, dass die Hebung des Grubenwassers im untern Kessel
nur dann erst beginnen könne, nachdem die im obern Kessel und im Luftrohre einge-
schlossene atmosphärische Luft durch das Aufschlagwasser so weit zusammengedrückt
ist, dass ihr Druck der Steighöhe des zu hebenden Wassers gleich ist.

Setzen wir nun den kubischen Inhalt des obern Kessels = K, den kubischen In-
halt des Luftrohres = R, die Steighöhe von der Mündung des ausfliessenden Grubenwas-
sers bis zur Oberfläche des Grubenwassers im Behältnisse L = e und die Menge des Auf-

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[278/0296] Höll’s Luftmaschine. Hahne J versehen. Die Schlüssel dieses und des Hahnes C hat Höll mit einer Kette verbinden lassen, damit sie zugleich geschlossen werden können. In der Nähe des untern Kessels befindet sich das Behältniss L, in welches die von der Maschine zu hebenden Grubenwässer zusammen geleitet werden. Aus diesem Behälter geht eine Röhre M in den Kessel H, um die Grubenwässer in den Kessel einzuleiten. Aus dem untern Kessel H geht von dessen Boden aufwärts die Steigwasserröhre S heraus, welche durch den Schacht in die Höhe bis in den Ablaufstollen geführt wird, und daselbst das gehobene Grubenwasser ausgiesset. Zur Verhinderung des Wasserzurücktritts in diesen Kessel ist diese Steigröhre unmittelbar über den Kessel mit einem Muschelventil (Fig. 6) versehen. Fig. 5 und 6. Tab. 53. Zur Bedienung dieser Maschine hatte Höll zwei Kunstwärter angestellt, nämlich einen bei dem obern und einen bei dem untern Kessel. Wenn bei dem Gange der Maschine der obere Kunstwärter bemerkt, dass das Wasser aus dem Steigrohre mit vielem Geräusche und Luft vermischt ausfliesst und hierdurch erfährt, dass der vorhergegangene Hub vollendet ist, so schliesst er durch Anziehen der Kette die beiden Hähne C und J, damit durch den erstern der Einfluss des Wassers ab- gesperrt werde, und durch Absperrung des zweiten die zusammengepresste Luft noch fortfahren möge, den Ausfluss des Wassers aus der Steigröhre zu vollenden. Sodann eröffnet er den Hahn E, damit das Wasser aus dem Kessel ausfliessen könne, und auch den Hahn F, damit durch den Zutritt der äussern Luft der Ausfluss befördert werde. Hierauf öffnet er am Luftrohre den Hahn J allein, damit die zusammengepresste Luft um so leichter sich ausbreiten und zur Elastizität des atmosphärischen Drucks zurückkehren könne. Zu gleicher Zeit gibt er dem untern Kunstwärter mit dem an einem Drathe be- festigten Hammer das verabredete Zeichen, welcher sogleich die beiden Hähne M und N öffnet, wodurch der untere Kessel mit Grubenwasser gefüllt wird. Die gänzliche Anfül- lung erkennt er, wenn am obern Hahne N das Wasser auszufliessen anfängt. Sobald das letztere geschehen ist, schliesst der Grubenwärter die beiden Hähne und gibt dem obern Kunstwärter das Zeichen, welcher inzwischen die Hähne E und F am obern Kessel geschlossen hat, und nach erhaltenem Zeichen sogleich den Hahn C der Einfallsröhre öffnet, damit das Aufschlagwasser den obern Kessel füllen kann. Hierdurch wird die in diesem Kessel befindliche Luft gegen den Deckel des Kessels in die Höhe getrieben und durch die Luftröhre auf das in den untern Kessel befindliche Grubenwasser mit einer solchen Gewalt aufgedrückt, dass das Wasser aus dem untern Kessel durch die Steigröhre in die Höhe steigen, und sich auf den Erbstollen ausgiessen muss. Auf diese Art wird das Spiel der Maschine fortgesetzt. §. 202. Bevor wir zur Bestimmung der Wirkung dieser Maschine übergehen, haben wir noch vorläufig zu bemerken, dass die Hebung des Grubenwassers im untern Kessel nur dann erst beginnen könne, nachdem die im obern Kessel und im Luftrohre einge- schlossene atmosphärische Luft durch das Aufschlagwasser so weit zusammengedrückt ist, dass ihr Druck der Steighöhe des zu hebenden Wassers gleich ist. Setzen wir nun den kubischen Inhalt des obern Kessels = K, den kubischen In- halt des Luftrohres = R, die Steighöhe von der Mündung des ausfliessenden Grubenwas- sers bis zur Oberfläche des Grubenwassers im Behältnisse L = e und die Menge des Auf-

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/296>, abgerufen am 18.11.2024.