scheinen, so deutet dieses nicht auf das Vorhandenseyn einer organischen Substanz, sondern auf das Daseyn eines salzsauren Salzes.
Bei Brunn- oder Quellwässern hat man zu sehen, 1tens ob das Wasser klar ist, 2tens ob es einen besondern oder widerwärtigen Geruch hat, in welchem Falle es nicht zu brauchen wäre, 3tens ob es hartes oder weiches Wasser ist. Hartes Was- ser wird jenes genannt, worin Hülsenfrüchte sich nicht oder nur schwierig weich kochen lassen, und welches mit Seife nicht oder nur schwierig schäumt. Im weichen Was- ser dagegen kochen sich Hülsenfrüchte leicht und schäumt die Seife. Es gibt verschie- dene Grade der Härte des Wassers, welches sich in Brunnen oder Quellen vorfindet. Für technische Anwendungen, z. B. Bräuhäuser, Färbereien, Brandweinbrennereien, Pa- pierfabriken u. d. m. ist ein Wasser nicht zu brauchen, welches in höherem Grade zu den harten Wässern gehört. Das einfachste Mittel ein Wasser in dieser Beziehung zu prüfen ist folgendes: Man nimmt z. B. 1/2 Mass hiervon, setzt es in einer ganz rei- nen kupfernen Pfanne oder in einem porzellänen Teller auf einen Stubenofen, lässt das Wasser allmählich, ohne dass es jedoch zum Sieden kommt, verdampfen, und wiegt den Rückstand, der hiernach übrig bleibt. Beträgt dieser Rückstand mehr als 1/2 Quent- chen, so gehört das Wasser schon zu den sehr harten Wässern. Wäre das Gewicht des Rückstandes geringer, z. B. 1/4 Quentchen, so kann es noch als brauchbar ange- sehen werden. Ausserdem kann man die Brauchbarkeit eines Quellwassers auch dar- aus beurtheilen, dass man in 1/2 Mass desselben 1/2 Loth Seifengeist schüttet. Ist die Trübung, die dadurch in dem Wasser entsteht stark, sondert sich eine beträchtliche Menge eines weissen Rahmes auf der Oberfläche des Wassers ab, so gehört es gleich- falls zu den sehr harten, und ist daher zu technischen Zwecken nicht brauchbar.
Man sieht nun leicht, in welchen Fällen ein Wasser als brauchbar angesehen wer- den könne. Uibrigens hat man die Beschaffenheit eines Wassers in Sanitätshinsicht auch dadurch beurtheilen wollen, ob die in der Nähe desselben wohnenden Menschen stark, von frischer Gesichtsfarbe, ohne triefenden Augen und ohne Fusskrankheiten seyen; allein diese Umstände liegen häufig in andern Lebensverhältnissen, als dass man hieraus allein auf die Beschaffenheit des Wassers schliessen könnte.
§. 175.
Der Wasserbedarf, welchen eine Wasserleitung für einen bestimmten technischen Zweck oder für die Populazion eines Ortes zu liefern hat, muss in jedem vorhandenen Falle entweder gegeben seyn, oder nach ähnlichen Fällen durch die Erfahrung ausgemit- telt werden. Der Bedarf des Wassers für einen technischen Zweck oder für eine Fabrik lässt sich im Allgemeinen nicht bestimmen, da er sich nach dem Betriebe derselben richtet. Was jedoch den Wasserbedarf für die Einwohner der Ortschaften betrifft, so liegen hierüber bestimmte Erfahrungen vor. Der kleinste Bedarf findet auf See- schiffen Statt, wo man täglich 11/4 Barriques de Bordeaux auf 100 Mann rechnet; da nun 4 Barriques (Oxhoft) = 1 Tonneau = 4 . 3,931 N. Oe. Eimer zu 41 Mass = 644,684 N. Oe. Mass, so gibt diess täglich per Kopf 2 N. Oe. Mass; hiervon dient eine Hälfte zum Getränk und die andere zum Kochen. In den Oeuvres posthumes von Cormontaigne tome III, wird angeführt, dass in festen Plätzen zum Trinken, Kochen und Waschen
Prüfung des Wassers.
scheinen, so deutet dieses nicht auf das Vorhandenseyn einer organischen Substanz, sondern auf das Daseyn eines salzsauren Salzes.
Bei Brunn- oder Quellwässern hat man zu sehen, 1tens ob das Wasser klar ist, 2tens ob es einen besondern oder widerwärtigen Geruch hat, in welchem Falle es nicht zu brauchen wäre, 3tens ob es hartes oder weiches Wasser ist. Hartes Was- ser wird jenes genannt, worin Hülsenfrüchte sich nicht oder nur schwierig weich kochen lassen, und welches mit Seife nicht oder nur schwierig schäumt. Im weichen Was- ser dagegen kochen sich Hülsenfrüchte leicht und schäumt die Seife. Es gibt verschie- dene Grade der Härte des Wassers, welches sich in Brunnen oder Quellen vorfindet. Für technische Anwendungen, z. B. Bräuhäuser, Färbereien, Brandweinbrennereien, Pa- pierfabriken u. d. m. ist ein Wasser nicht zu brauchen, welches in höherem Grade zu den harten Wässern gehört. Das einfachste Mittel ein Wasser in dieser Beziehung zu prüfen ist folgendes: Man nimmt z. B. ½ Mass hiervon, setzt es in einer ganz rei- nen kupfernen Pfanne oder in einem porzellänen Teller auf einen Stubenofen, lässt das Wasser allmählich, ohne dass es jedoch zum Sieden kommt, verdampfen, und wiegt den Rückstand, der hiernach übrig bleibt. Beträgt dieser Rückstand mehr als ½ Quent- chen, so gehört das Wasser schon zu den sehr harten Wässern. Wäre das Gewicht des Rückstandes geringer, z. B. ¼ Quentchen, so kann es noch als brauchbar ange- sehen werden. Ausserdem kann man die Brauchbarkeit eines Quellwassers auch dar- aus beurtheilen, dass man in ½ Mass desselben ½ Loth Seifengeist schüttet. Ist die Trübung, die dadurch in dem Wasser entsteht stark, sondert sich eine beträchtliche Menge eines weissen Rahmes auf der Oberfläche des Wassers ab, so gehört es gleich- falls zu den sehr harten, und ist daher zu technischen Zwecken nicht brauchbar.
Man sieht nun leicht, in welchen Fällen ein Wasser als brauchbar angesehen wer- den könne. Uibrigens hat man die Beschaffenheit eines Wassers in Sanitätshinsicht auch dadurch beurtheilen wollen, ob die in der Nähe desselben wohnenden Menschen stark, von frischer Gesichtsfarbe, ohne triefenden Augen und ohne Fusskrankheiten seyen; allein diese Umstände liegen häufig in andern Lebensverhältnissen, als dass man hieraus allein auf die Beschaffenheit des Wassers schliessen könnte.
§. 175.
Der Wasserbedarf, welchen eine Wasserleitung für einen bestimmten technischen Zweck oder für die Populazion eines Ortes zu liefern hat, muss in jedem vorhandenen Falle entweder gegeben seyn, oder nach ähnlichen Fällen durch die Erfahrung ausgemit- telt werden. Der Bedarf des Wassers für einen technischen Zweck oder für eine Fabrik lässt sich im Allgemeinen nicht bestimmen, da er sich nach dem Betriebe derselben richtet. Was jedoch den Wasserbedarf für die Einwohner der Ortschaften betrifft, so liegen hierüber bestimmte Erfahrungen vor. Der kleinste Bedarf findet auf See- schiffen Statt, wo man täglich 1¼ Barriques de Bordeaux auf 100 Mann rechnet; da nun 4 Barriques (Oxhoft) = 1 Tonneau = 4 . 3,931 N. Oe. Eimer zu 41 Mass = 644,684 N. Oe. Mass, so gibt diess täglich per Kopf 2 N. Oe. Mass; hiervon dient eine Hälfte zum Getränk und die andere zum Kochen. In den Oeuvres posthumes von Cormontaigne tome III, wird angeführt, dass in festen Plätzen zum Trinken, Kochen und Waschen
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[244/0262]
Prüfung des Wassers.
scheinen, so deutet dieses nicht auf das Vorhandenseyn einer organischen Substanz,
sondern auf das Daseyn eines salzsauren Salzes.
Bei Brunn- oder Quellwässern hat man zu sehen, 1tens ob das Wasser klar
ist, 2tens ob es einen besondern oder widerwärtigen Geruch hat, in welchem Falle es
nicht zu brauchen wäre, 3tens ob es hartes oder weiches Wasser ist. Hartes Was-
ser wird jenes genannt, worin Hülsenfrüchte sich nicht oder nur schwierig weich kochen
lassen, und welches mit Seife nicht oder nur schwierig schäumt. Im weichen Was-
ser dagegen kochen sich Hülsenfrüchte leicht und schäumt die Seife. Es gibt verschie-
dene Grade der Härte des Wassers, welches sich in Brunnen oder Quellen vorfindet.
Für technische Anwendungen, z. B. Bräuhäuser, Färbereien, Brandweinbrennereien, Pa-
pierfabriken u. d. m. ist ein Wasser nicht zu brauchen, welches in höherem Grade zu
den harten Wässern gehört. Das einfachste Mittel ein Wasser in dieser Beziehung zu
prüfen ist folgendes: Man nimmt z. B. ½ Mass hiervon, setzt es in einer ganz rei-
nen kupfernen Pfanne oder in einem porzellänen Teller auf einen Stubenofen, lässt das
Wasser allmählich, ohne dass es jedoch zum Sieden kommt, verdampfen, und wiegt den
Rückstand, der hiernach übrig bleibt. Beträgt dieser Rückstand mehr als ½ Quent-
chen, so gehört das Wasser schon zu den sehr harten Wässern. Wäre das Gewicht
des Rückstandes geringer, z. B. ¼ Quentchen, so kann es noch als brauchbar ange-
sehen werden. Ausserdem kann man die Brauchbarkeit eines Quellwassers auch dar-
aus beurtheilen, dass man in ½ Mass desselben ½ Loth Seifengeist schüttet. Ist die
Trübung, die dadurch in dem Wasser entsteht stark, sondert sich eine beträchtliche
Menge eines weissen Rahmes auf der Oberfläche des Wassers ab, so gehört es gleich-
falls zu den sehr harten, und ist daher zu technischen Zwecken nicht brauchbar.
Man sieht nun leicht, in welchen Fällen ein Wasser als brauchbar angesehen wer-
den könne. Uibrigens hat man die Beschaffenheit eines Wassers in Sanitätshinsicht
auch dadurch beurtheilen wollen, ob die in der Nähe desselben wohnenden Menschen
stark, von frischer Gesichtsfarbe, ohne triefenden Augen und ohne Fusskrankheiten
seyen; allein diese Umstände liegen häufig in andern Lebensverhältnissen, als dass man
hieraus allein auf die Beschaffenheit des Wassers schliessen könnte.
§. 175.
Der Wasserbedarf, welchen eine Wasserleitung für einen bestimmten technischen
Zweck oder für die Populazion eines Ortes zu liefern hat, muss in jedem vorhandenen
Falle entweder gegeben seyn, oder nach ähnlichen Fällen durch die Erfahrung ausgemit-
telt werden. Der Bedarf des Wassers für einen technischen Zweck oder für eine Fabrik
lässt sich im Allgemeinen nicht bestimmen, da er sich nach dem Betriebe derselben
richtet. Was jedoch den Wasserbedarf für die Einwohner der Ortschaften betrifft, so
liegen hierüber bestimmte Erfahrungen vor. Der kleinste Bedarf findet auf See-
schiffen Statt, wo man täglich 1¼ Barriques de Bordeaux auf 100 Mann rechnet;
da nun 4 Barriques (Oxhoft) = 1 Tonneau = 4 . 3,931 N. Oe. Eimer zu 41 Mass = 644,684
N. Oe. Mass, so gibt diess täglich per Kopf 2 N. Oe. Mass; hiervon dient eine Hälfte zum
Getränk und die andere zum Kochen. In den Oeuvres posthumes von Cormontaigne
tome III, wird angeführt, dass in festen Plätzen zum Trinken, Kochen und Waschen
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/262>, abgerufen am 18.11.2024.
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