dass diese Röhren in einer Tiefe von 4 bis 5 Fuss noch einfroren, wodurch dann die Leitung des Wassers im Winter gehemmt wurde. -- Hinsichtlich der Stärke der Röhren ist noch zu bemerken, dass die vertikalen Einfallsröhren, welche von den Reservoirs der Wasserthürme herabgehen, eine Stärke von 9 Linien, die Leitungsröhren in der Stadt selbst aber durchaus die angegebene Stärke von 5 Linien erhalten; die 9 Linien starken Röhren sind ebenfalls 5 Fuss lang und wiegen sammt der Muffe 150 bis 155 Lb.
Fig. 11. Tab. 48.
Eine andere Art der Verbindung gusseiserner Röhren erscheint Fig. 11; es wird nämlich an jedem Ende der Röhre ein senkrecht hervorstehender Rand angegossen, wel- cher mit Oeffnungen zur Aufnahme von Schrauben versehen ist. Man legt nun zwischen die hervorstehenden Ränder zweier Röhren eine Bleiplatte und zu beiden Seiten Schei- ben von Leder, welches in Theer getränkt wurde, und zieht dieselben mittelst der Fig. 12.Schrauben an. Noch eine Art der Verbindung gusseiserner Röhren erscheint Fig. 12; hierbei ist an jede Röhre eine Muffe angegossen und man wickelt an die innere Röhre in den halben Spielraum getheerten Hanf und vergiesst die andere Hälfte mit Blei oder schlägt einen bleiernen Ring bei a b hinein. Endlich können gusseiserne Röhren Fig. 13 und 14.mit hervorstehenden Rändern noch auf die Art verbunden werden, welche Fig. 13 im Durchschnitt und Fig. 14 in der Ansicht darstellt. Es werden nämlich zwei mit Lappen versehene Halbkreise mittelst Schrauben zusammengezogen und so die hervorstehenden Ränder der Röhre, zwischen welche ein getheerter Streifen von Leder oder Filz eingelegt wird, wasserdicht verbunden.
§. 164.
Wenn gusseiserne Röhren unter der Erdoberfläche liegen, wo die Temperatur immer dieselbe bleibt, so reichen die bisher beschriebenen Verbindungsarten derselben hin; allein wenn gusseiserne Röhren am Tage liegen und beide Ende oder mehrere Punkte der Leitung fest gemacht sind, so muss eine Vorrichtung vorhanden seyn, wo- durch der Einfluss, welchen die Temperatur auf die Länge derselben nimmt, möglichst behoben wird. Wir haben Seite 84 angeführt, dass die Ausdehnung des Gusseisens für 80° Reaum. 1/900 der Länge desselben beträgt. Da nun die Temperatursänderung in unserem Klima mit beiläufig 40° anzunehmen ist, so wird eine Röhrenleitung von 1800 Fuss Länge im Sommer beiläufig um 6 Zoll länger und im Winter um 6 Zoll kürzer werden, als die Länge derselben bei der mittleren Temperatur beträgt. Man bringt zu diesem Behufe in entsprechenden Entfernungen Kompensazionsröhren an, innerhalb welcher die Fig. 15.Ausdehnung oder Verkürzung der Röhren Statt finden kann. Fig. 15 zeigt die einfachste Art derselben, welche Herr Girard in Paris vorgeschlagen hat; es wird nämlich auf den hervorstehenden Rand einer Muffe ein sehr genau an die eingeschobene Röhre passen- der Filz oder getheerter Hanf angelegt, und mittelst eines gusseisernen Ringes a b durch die Schrauben c d, e f in dieser Lage erhalten. So lange nun dieser Filz genau schliesst, kann sich auch die Röhre A beliebig verlängern oder verkürzen, ohne dem Wasser einen Ausweg zu gestatten. Da jedoch der Filz oder getheerte Hanf sich in einiger Zeit ab- Fig. 16.wetzt, so bedient man sich der Kompensazionsröhre Fig. 16, welche von Hachette in Paris vorgeschlagen, bei der Wasserleitung von Marly gebraucht wurde. Man legt hierbei nach Art der Bramah'schen, Seite 133 beschriebenen Liederung getheerten Hanf in
Kompensazionsröhren.
dass diese Röhren in einer Tiefe von 4 bis 5 Fuss noch einfroren, wodurch dann die Leitung des Wassers im Winter gehemmt wurde. — Hinsichtlich der Stärke der Röhren ist noch zu bemerken, dass die vertikalen Einfallsröhren, welche von den Reservoirs der Wasserthürme herabgehen, eine Stärke von 9 Linien, die Leitungsröhren in der Stadt selbst aber durchaus die angegebene Stärke von 5 Linien erhalten; die 9 Linien starken Röhren sind ebenfalls 5 Fuss lang und wiegen sammt der Muffe 150 bis 155 ℔.
Fig. 11. Tab. 48.
Eine andere Art der Verbindung gusseiserner Röhren erscheint Fig. 11; es wird nämlich an jedem Ende der Röhre ein senkrecht hervorstehender Rand angegossen, wel- cher mit Oeffnungen zur Aufnahme von Schrauben versehen ist. Man legt nun zwischen die hervorstehenden Ränder zweier Röhren eine Bleiplatte und zu beiden Seiten Schei- ben von Leder, welches in Theer getränkt wurde, und zieht dieselben mittelst der Fig. 12.Schrauben an. Noch eine Art der Verbindung gusseiserner Röhren erscheint Fig. 12; hierbei ist an jede Röhre eine Muffe angegossen und man wickelt an die innere Röhre in den halben Spielraum getheerten Hanf und vergiesst die andere Hälfte mit Blei oder schlägt einen bleiernen Ring bei a b hinein. Endlich können gusseiserne Röhren Fig. 13 und 14.mit hervorstehenden Rändern noch auf die Art verbunden werden, welche Fig. 13 im Durchschnitt und Fig. 14 in der Ansicht darstellt. Es werden nämlich zwei mit Lappen versehene Halbkreise mittelst Schrauben zusammengezogen und so die hervorstehenden Ränder der Röhre, zwischen welche ein getheerter Streifen von Leder oder Filz eingelegt wird, wasserdicht verbunden.
§. 164.
Wenn gusseiserne Röhren unter der Erdoberfläche liegen, wo die Temperatur immer dieselbe bleibt, so reichen die bisher beschriebenen Verbindungsarten derselben hin; allein wenn gusseiserne Röhren am Tage liegen und beide Ende oder mehrere Punkte der Leitung fest gemacht sind, so muss eine Vorrichtung vorhanden seyn, wo- durch der Einfluss, welchen die Temperatur auf die Länge derselben nimmt, möglichst behoben wird. Wir haben Seite 84 angeführt, dass die Ausdehnung des Gusseisens für 80° Reaum. 1/900 der Länge desselben beträgt. Da nun die Temperatursänderung in unserem Klima mit beiläufig 40° anzunehmen ist, so wird eine Röhrenleitung von 1800 Fuss Länge im Sommer beiläufig um 6 Zoll länger und im Winter um 6 Zoll kürzer werden, als die Länge derselben bei der mittleren Temperatur beträgt. Man bringt zu diesem Behufe in entsprechenden Entfernungen Kompensazionsröhren an, innerhalb welcher die Fig. 15.Ausdehnung oder Verkürzung der Röhren Statt finden kann. Fig. 15 zeigt die einfachste Art derselben, welche Herr Girard in Paris vorgeschlagen hat; es wird nämlich auf den hervorstehenden Rand einer Muffe ein sehr genau an die eingeschobene Röhre passen- der Filz oder getheerter Hanf angelegt, und mittelst eines gusseisernen Ringes a b durch die Schrauben c d, e f in dieser Lage erhalten. So lange nun dieser Filz genau schliesst, kann sich auch die Röhre A beliebig verlängern oder verkürzen, ohne dem Wasser einen Ausweg zu gestatten. Da jedoch der Filz oder getheerte Hanf sich in einiger Zeit ab- Fig. 16.wetzt, so bedient man sich der Kompensazionsröhre Fig. 16, welche von Hachette in Paris vorgeschlagen, bei der Wasserleitung von Marly gebraucht wurde. Man legt hierbei nach Art der Bramah’schen, Seite 133 beschriebenen Liederung getheerten Hanf in
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Kompensazionsröhren.
dass diese Röhren in einer Tiefe von 4 bis 5 Fuss noch einfroren, wodurch dann die
Leitung des Wassers im Winter gehemmt wurde. — Hinsichtlich der Stärke der Röhren
ist noch zu bemerken, dass die vertikalen Einfallsröhren, welche von den Reservoirs
der Wasserthürme herabgehen, eine Stärke von 9 Linien, die Leitungsröhren in der
Stadt selbst aber durchaus die angegebene Stärke von 5 Linien erhalten; die 9 Linien
starken Röhren sind ebenfalls 5 Fuss lang und wiegen sammt der Muffe 150 bis 155 ℔.
Eine andere Art der Verbindung gusseiserner Röhren erscheint Fig. 11; es wird
nämlich an jedem Ende der Röhre ein senkrecht hervorstehender Rand angegossen, wel-
cher mit Oeffnungen zur Aufnahme von Schrauben versehen ist. Man legt nun zwischen
die hervorstehenden Ränder zweier Röhren eine Bleiplatte und zu beiden Seiten Schei-
ben von Leder, welches in Theer getränkt wurde, und zieht dieselben mittelst der
Schrauben an. Noch eine Art der Verbindung gusseiserner Röhren erscheint Fig. 12;
hierbei ist an jede Röhre eine Muffe angegossen und man wickelt an die innere Röhre
in den halben Spielraum getheerten Hanf und vergiesst die andere Hälfte mit Blei
oder schlägt einen bleiernen Ring bei a b hinein. Endlich können gusseiserne Röhren
mit hervorstehenden Rändern noch auf die Art verbunden werden, welche Fig. 13
im Durchschnitt und Fig. 14 in der Ansicht darstellt. Es werden nämlich zwei
mit Lappen versehene Halbkreise mittelst Schrauben zusammengezogen und so die
hervorstehenden Ränder der Röhre, zwischen welche ein getheerter Streifen von
Leder oder Filz eingelegt wird, wasserdicht verbunden.
Fig.
12.
Fig.
13
und
14.
§. 164.
Wenn gusseiserne Röhren unter der Erdoberfläche liegen, wo die Temperatur
immer dieselbe bleibt, so reichen die bisher beschriebenen Verbindungsarten derselben
hin; allein wenn gusseiserne Röhren am Tage liegen und beide Ende oder mehrere
Punkte der Leitung fest gemacht sind, so muss eine Vorrichtung vorhanden seyn, wo-
durch der Einfluss, welchen die Temperatur auf die Länge derselben nimmt, möglichst
behoben wird. Wir haben Seite 84 angeführt, dass die Ausdehnung des Gusseisens für 80°
Reaum. 1/900 der Länge desselben beträgt. Da nun die Temperatursänderung in unserem
Klima mit beiläufig 40° anzunehmen ist, so wird eine Röhrenleitung von 1800 Fuss Länge
im Sommer beiläufig um 6 Zoll länger und im Winter um 6 Zoll kürzer werden, als die
Länge derselben bei der mittleren Temperatur beträgt. Man bringt zu diesem Behufe
in entsprechenden Entfernungen Kompensazionsröhren an, innerhalb welcher die
Ausdehnung oder Verkürzung der Röhren Statt finden kann. Fig. 15 zeigt die einfachste
Art derselben, welche Herr Girard in Paris vorgeschlagen hat; es wird nämlich auf den
hervorstehenden Rand einer Muffe ein sehr genau an die eingeschobene Röhre passen-
der Filz oder getheerter Hanf angelegt, und mittelst eines gusseisernen Ringes a b durch
die Schrauben c d, e f in dieser Lage erhalten. So lange nun dieser Filz genau schliesst,
kann sich auch die Röhre A beliebig verlängern oder verkürzen, ohne dem Wasser einen
Ausweg zu gestatten. Da jedoch der Filz oder getheerte Hanf sich in einiger Zeit ab-
wetzt, so bedient man sich der Kompensazionsröhre Fig. 16, welche von Hachette
in Paris vorgeschlagen, bei der Wasserleitung von Marly gebraucht wurde. Man legt
hierbei nach Art der Bramah’schen, Seite 133 beschriebenen Liederung getheerten Hanf in
Fig.
15.
Fig.
16.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/252>, abgerufen am 18.11.2024.
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