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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832.

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Anwendung auf Feuerspritzen.
damit die von oben zurückkehrenden Wassertheile neben die Oeffnung fallen, und das
Aufsteigen des Strahles nicht hindern. Bei Feuerspritzen wird diese Neigung nach Ver-
hältniss der Höhe und Breite der Gebäude noch grösser gemacht und die Spritzen selbst
auf eine angemessene Entfernung vom zu löschenden Feuer gestellt. Da es jedoch darauf
ankommt, die grösste Höhe zu messen, auf welche der springende Strahl bei einer gege-
benen Spritze mit einer bestimmten Anzahl von Menschen getrieben werden kann, um
hiernach die Brauchbarkeit dieser Maschinen zu beurtheilen, so pflegt man die zu pro-
birende Spritze auf einen geräumigen Platz zu führen, das Gussrohr unter einem Winkel
von 45 Grad mit dem Horizonte zu richten und die Entfernung zu messen, in welcher der
Strahl auf den Horizont fällt; die Hälfte dieser Entfernung gibt die grösste Höhe, auf
welche der Strahl in der senkrechten Richtung getrieben werden kann. Nach §. 503 Seite 546
im I. Bande ist nämlich die Wurfsweite oder der ganze horizontale Raum des auf den
Horizont zurückfallenden Körpers [Formel 1] . Diese Wurfsweite ist
offenbar am grössten, wenn Sin 2 w = 1, folglich der Winkel w = 45 Grad, und in diesem
Falle ist die Wurfsweite [Formel 2] oder der doppelten Höhe des senkrecht steigenden Strah-
les gleich.

§. 161.

Mit Hilfe der vorstehenden Berechnungen lässt sich nun auch die Anzahl der
Menschen
bestimmen, welche zur Betreibung einer Spritze nothwendig sind.
Es sey die Kolbenfläche dieser Spritze = F und an dieselbe drücke die Wasser-
säule H, so muss der Kolben offenbar mit einer Kraft 56,4 F . H niedergedrückt wer-
den. Setzen wir das Verhältniss der Hebelsarme, durch welche die Kolbenstange be-
wegt wird [Formel 3] und die Kraft der angestellten Menschen = n . K, so ist
[Formel 4] . Wenn wir nun annehmen, dass der Kolben z. B. in einer
Sekunde niedergeht, so ist die in derselben Zeit herausgetriebene Wassermenge
M = F . e, wenn nämlich die Höhe des Kolbenzugs e genannt wird. Setzen wir den
Werth [Formel 5] in die vorige Gleichung, so ist [Formel 6] , oder
[Formel 7] . Nun ist aber [Formel 8] der Raum, den die Kraft der Arbeiter in
einer Sekunde zurücklegen muss = v, woraus sich [Formel 9] die Anzahl der
anzustellenden Menschen ergibt.

Die Anzahl Arbeiter wird demnach erhalten, wenn das Bewegungsmoment des Was-
sers durch das Bewegungsmoment eines Arbeiters dividirt wird. Unter dem Bewe-
gungsmomente des Wassers wird hier das Produkt aus dem Gewichte des Wassers,
welches in einer Sekunde in die Höhe getrieben werden soll, in die ganze Steighöhe
H mit Inbegriff der Widerstandshöhe verstanden.

Beispiel. Es sey die Wassermenge, welche die Spritze in einer Sekunde gibt
M = 1/6 Kubikfuss und die Steighöhe A = 72 Fuss; demnach ist die Druckhöhe nach §. 159
H = 1,03 . 72 = 74,2 Fuss. Das Bewegungsmoment K . v eines Arbeiters wollen wir in dem

Anwendung auf Feuerspritzen.
damit die von oben zurückkehrenden Wassertheile neben die Oeffnung fallen, und das
Aufsteigen des Strahles nicht hindern. Bei Feuerspritzen wird diese Neigung nach Ver-
hältniss der Höhe und Breite der Gebäude noch grösser gemacht und die Spritzen selbst
auf eine angemessene Entfernung vom zu löschenden Feuer gestellt. Da es jedoch darauf
ankommt, die grösste Höhe zu messen, auf welche der springende Strahl bei einer gege-
benen Spritze mit einer bestimmten Anzahl von Menschen getrieben werden kann, um
hiernach die Brauchbarkeit dieser Maschinen zu beurtheilen, so pflegt man die zu pro-
birende Spritze auf einen geräumigen Platz zu führen, das Gussrohr unter einem Winkel
von 45 Grad mit dem Horizonte zu richten und die Entfernung zu messen, in welcher der
Strahl auf den Horizont fällt; die Hälfte dieser Entfernung gibt die grösste Höhe, auf
welche der Strahl in der senkrechten Richtung getrieben werden kann. Nach §. 503 Seite 546
im I. Bande ist nämlich die Wurfsweite oder der ganze horizontale Raum des auf den
Horizont zurückfallenden Körpers [Formel 1] . Diese Wurfsweite ist
offenbar am grössten, wenn Sin 2 w = 1, folglich der Winkel w = 45 Grad, und in diesem
Falle ist die Wurfsweite [Formel 2] oder der doppelten Höhe des senkrecht steigenden Strah-
les gleich.

§. 161.

Mit Hilfe der vorstehenden Berechnungen lässt sich nun auch die Anzahl der
Menschen
bestimmen, welche zur Betreibung einer Spritze nothwendig sind.
Es sey die Kolbenfläche dieser Spritze = F und an dieselbe drücke die Wasser-
säule H, so muss der Kolben offenbar mit einer Kraft 56,4 F . H niedergedrückt wer-
den. Setzen wir das Verhältniss der Hebelsarme, durch welche die Kolbenstange be-
wegt wird [Formel 3] und die Kraft der angestellten Menschen = n . K, so ist
[Formel 4] . Wenn wir nun annehmen, dass der Kolben z. B. in einer
Sekunde niedergeht, so ist die in derselben Zeit herausgetriebene Wassermenge
M = F . e, wenn nämlich die Höhe des Kolbenzugs e genannt wird. Setzen wir den
Werth [Formel 5] in die vorige Gleichung, so ist [Formel 6] , oder
[Formel 7] . Nun ist aber [Formel 8] der Raum, den die Kraft der Arbeiter in
einer Sekunde zurücklegen muss = v, woraus sich [Formel 9] die Anzahl der
anzustellenden Menschen ergibt.

Die Anzahl Arbeiter wird demnach erhalten, wenn das Bewegungsmoment des Was-
sers durch das Bewegungsmoment eines Arbeiters dividirt wird. Unter dem Bewe-
gungsmomente des Wassers wird hier das Produkt aus dem Gewichte des Wassers,
welches in einer Sekunde in die Höhe getrieben werden soll, in die ganze Steighöhe
H mit Inbegriff der Widerstandshöhe verstanden.

Beispiel. Es sey die Wassermenge, welche die Spritze in einer Sekunde gibt
M = ⅙ Kubikfuss und die Steighöhe A = 72 Fuss; demnach ist die Druckhöhe nach §. 159
H = 1,03 . 72 = 74,2 Fuss. Das Bewegungsmoment K . v eines Arbeiters wollen wir in dem

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[231/0249] Anwendung auf Feuerspritzen. damit die von oben zurückkehrenden Wassertheile neben die Oeffnung fallen, und das Aufsteigen des Strahles nicht hindern. Bei Feuerspritzen wird diese Neigung nach Ver- hältniss der Höhe und Breite der Gebäude noch grösser gemacht und die Spritzen selbst auf eine angemessene Entfernung vom zu löschenden Feuer gestellt. Da es jedoch darauf ankommt, die grösste Höhe zu messen, auf welche der springende Strahl bei einer gege- benen Spritze mit einer bestimmten Anzahl von Menschen getrieben werden kann, um hiernach die Brauchbarkeit dieser Maschinen zu beurtheilen, so pflegt man die zu pro- birende Spritze auf einen geräumigen Platz zu führen, das Gussrohr unter einem Winkel von 45 Grad mit dem Horizonte zu richten und die Entfernung zu messen, in welcher der Strahl auf den Horizont fällt; die Hälfte dieser Entfernung gibt die grösste Höhe, auf welche der Strahl in der senkrechten Richtung getrieben werden kann. Nach §. 503 Seite 546 im I. Bande ist nämlich die Wurfsweite oder der ganze horizontale Raum des auf den Horizont zurückfallenden Körpers [FORMEL]. Diese Wurfsweite ist offenbar am grössten, wenn Sin 2 w = 1, folglich der Winkel w = 45 Grad, und in diesem Falle ist die Wurfsweite [FORMEL] oder der doppelten Höhe des senkrecht steigenden Strah- les gleich. §. 161. Mit Hilfe der vorstehenden Berechnungen lässt sich nun auch die Anzahl der Menschen bestimmen, welche zur Betreibung einer Spritze nothwendig sind. Es sey die Kolbenfläche dieser Spritze = F und an dieselbe drücke die Wasser- säule H, so muss der Kolben offenbar mit einer Kraft 56,4 F . H niedergedrückt wer- den. Setzen wir das Verhältniss der Hebelsarme, durch welche die Kolbenstange be- wegt wird [FORMEL] und die Kraft der angestellten Menschen = n . K, so ist [FORMEL]. Wenn wir nun annehmen, dass der Kolben z. B. in einer Sekunde niedergeht, so ist die in derselben Zeit herausgetriebene Wassermenge M = F . e, wenn nämlich die Höhe des Kolbenzugs e genannt wird. Setzen wir den Werth [FORMEL] in die vorige Gleichung, so ist [FORMEL], oder [FORMEL]. Nun ist aber [FORMEL] der Raum, den die Kraft der Arbeiter in einer Sekunde zurücklegen muss = v, woraus sich [FORMEL] die Anzahl der anzustellenden Menschen ergibt. Die Anzahl Arbeiter wird demnach erhalten, wenn das Bewegungsmoment des Was- sers durch das Bewegungsmoment eines Arbeiters dividirt wird. Unter dem Bewe- gungsmomente des Wassers wird hier das Produkt aus dem Gewichte des Wassers, welches in einer Sekunde in die Höhe getrieben werden soll, in die ganze Steighöhe H mit Inbegriff der Widerstandshöhe verstanden. Beispiel. Es sey die Wassermenge, welche die Spritze in einer Sekunde gibt M = ⅙ Kubikfuss und die Steighöhe A = 72 Fuss; demnach ist die Druckhöhe nach §. 159 H = 1,03 . 72 = 74,2 Fuss. Das Bewegungsmoment K . v eines Arbeiters wollen wir in dem

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/249>, abgerufen am 18.11.2024.