Schütze aufgezogen, so fliesst das Wasser mit der Geschwindigkeit c =
[Formel 1]
heraus,Fig. 4. Tab. 47. wo h die Höhe des Wasserstandes bis zur Mitte der Ausflussöffnung bezeichnet. Diese Geschwindigkeit dauert so lange, bis der untere Theil C E F D der Schleussen- kammer, dessen kubischen Inhalt wir Q nennen wollen, bis zur Mitte der Ausfluss- öffnung gefüllt wird; demnach ist die hierzu erforderliche Zeit =
[Formel 2]
. Die Zeit, in welcher A C D B gefüllt wird, berechnet man nach §. 119. Es ist nämlich die anfängliche Geschwindigkeit, wenn das Wasser gerade über die Mitte der Oeff- nung steigt =
[Formel 3]
und da die Druckhöhe und demnach auch die Geschwindigkeit am Ende = 0 ist, so wird die mittlere Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser vor der Oeff- nung steigt und den Raum A C D B anfüllt =
[Formel 4]
seyn, demnach ist die zur Anfüllung erforderliche Zeit =
[Formel 5]
. Die Zeit, in welcher die ganze Kammer volläuft, ist daher
[Formel 6]
.
Die Zeit, in welcher eine volle Schleussenkammer wieder ablauft, lässt sich auf gleiche Art berechnen. Nennen wir das Gefälle der Schleusse oder den Höhenunterschied vom obern bis zum unteren Wasserspiegel = H, so ist die anfängliche Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser aus der Oeffnung im untern Thore ausströmt =
[Formel 7]
; ist aber die Schleussenkammer ganz entleert, so ist in dem Augenblicke, als diess eintritt, die Geschwindigkeit des Ausflusses = 0, demnach die mittlere Geschwin- digkeit =
[Formel 8]
. Hieraus ergibt sich die Zeit, in welcher der kubische Inhalt Q + R der Kammer ausfliesst T' =
[Formel 9]
.
Bei beiden Berechnungen wurde angenommen, dass der Wasserspiegel im Kanale oberhalb und unterhalb der Schleusse sich durch die Anfüllung oder Entleerung der- selben nicht ändere, oder dass das Wasser im Kanale weder fällt noch steigt. Diese Annahme unterliegt keinem Anstande, indem der Kubikinhalt einer Schleussenkam- mer im Verhältnisse zum Kubikinhalte des Wassers in den anstossenden Kanalstrecken gewöhnlich so unbedeutend ist, dass er daselbst keine merkliche Aenderung des Was- serspiegels bewirkt.
Beispiel. Die gewöhnlichen englischen Kanalschiffe sind 60 Fuss lang; nehmen wir die untere Länge des Wasserspiegels in der Kammer E F = 1 = 66 Fuss und die obere Länge C D = L = 72 Fuss, dann die Breite der Schleusse b = 8 Fuss, den Fall einer Schleusse H ebenfalls = 8 Fuss und die Höhe des Wasserstandes in der oberen Kanal- strecke bis zur Mitte der Oeffnung h = 3,5 Fuss, endlich die Fläche der Ausflussöffnung f = 2 Quad. Fuss an, so ist
[Formel 10]
8 = 2484 Kub. Fuss; ferner R = L . b . h = 72 . 8 . 3,5 = 2016 Kub. Fuss, demnach die Zeit, bin- nen welcher die Schleusse volläuft T =
[Formel 11]
= 357Sec. = 5Min. 57Sec. und
Zeit zur Schleussung der Schiffe.
Schütze aufgezogen, so fliesst das Wasser mit der Geschwindigkeit c =
[Formel 1]
heraus,Fig. 4. Tab. 47. wo h die Höhe des Wasserstandes bis zur Mitte der Ausflussöffnung bezeichnet. Diese Geschwindigkeit dauert so lange, bis der untere Theil C E F D der Schleussen- kammer, dessen kubischen Inhalt wir Q nennen wollen, bis zur Mitte der Ausfluss- öffnung gefüllt wird; demnach ist die hierzu erforderliche Zeit =
[Formel 2]
. Die Zeit, in welcher A C D B gefüllt wird, berechnet man nach §. 119. Es ist nämlich die anfängliche Geschwindigkeit, wenn das Wasser gerade über die Mitte der Oeff- nung steigt =
[Formel 3]
und da die Druckhöhe und demnach auch die Geschwindigkeit am Ende = 0 ist, so wird die mittlere Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser vor der Oeff- nung steigt und den Raum A C D B anfüllt =
[Formel 4]
seyn, demnach ist die zur Anfüllung erforderliche Zeit =
[Formel 5]
. Die Zeit, in welcher die ganze Kammer volläuft, ist daher
[Formel 6]
.
Die Zeit, in welcher eine volle Schleussenkammer wieder ablauft, lässt sich auf gleiche Art berechnen. Nennen wir das Gefälle der Schleusse oder den Höhenunterschied vom obern bis zum unteren Wasserspiegel = H, so ist die anfängliche Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser aus der Oeffnung im untern Thore ausströmt =
[Formel 7]
; ist aber die Schleussenkammer ganz entleert, so ist in dem Augenblicke, als diess eintritt, die Geschwindigkeit des Ausflusses = 0, demnach die mittlere Geschwin- digkeit =
[Formel 8]
. Hieraus ergibt sich die Zeit, in welcher der kubische Inhalt Q + R der Kammer ausfliesst T' =
[Formel 9]
.
Bei beiden Berechnungen wurde angenommen, dass der Wasserspiegel im Kanale oberhalb und unterhalb der Schleusse sich durch die Anfüllung oder Entleerung der- selben nicht ändere, oder dass das Wasser im Kanale weder fällt noch steigt. Diese Annahme unterliegt keinem Anstande, indem der Kubikinhalt einer Schleussenkam- mer im Verhältnisse zum Kubikinhalte des Wassers in den anstossenden Kanalstrecken gewöhnlich so unbedeutend ist, dass er daselbst keine merkliche Aenderung des Was- serspiegels bewirkt.
Beispiel. Die gewöhnlichen englischen Kanalschiffe sind 60 Fuss lang; nehmen wir die untere Länge des Wasserspiegels in der Kammer E F = 1 = 66 Fuss und die obere Länge C D = L = 72 Fuss, dann die Breite der Schleusse b = 8 Fuss, den Fall einer Schleusse H ebenfalls = 8 Fuss und die Höhe des Wasserstandes in der oberen Kanal- strecke bis zur Mitte der Oeffnung h = 3,5 Fuss, endlich die Fläche der Ausflussöffnung f = 2 Quad. Fuss an, so ist
[Formel 10]
8 = 2484 Kub. Fuss; ferner R = L . b . h = 72 . 8 . 3,5 = 2016 Kub. Fuss, demnach die Zeit, bin- nen welcher die Schleusse volläuft T =
[Formel 11]
= 357Sec. = 5Min. 57Sec. und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0191"n="173"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Zeit zur Schleussung der Schiffe.</hi></fw><lb/>
Schütze aufgezogen, so fliesst das Wasser mit der Geschwindigkeit c = <formula/> heraus,<noteplace="right">Fig.<lb/>
4.<lb/>
Tab.<lb/>
47.</note><lb/>
wo h die Höhe des Wasserstandes bis zur Mitte der Ausflussöffnung bezeichnet. Diese<lb/>
Geschwindigkeit dauert so lange, bis der untere Theil C E F D der Schleussen-<lb/>
kammer, dessen kubischen Inhalt wir Q nennen wollen, bis zur Mitte der Ausfluss-<lb/>
öffnung gefüllt wird; demnach ist die hierzu erforderliche Zeit = <formula/>.<lb/>
Die Zeit, in welcher A C D B gefüllt wird, berechnet man nach §. 119. Es ist nämlich<lb/>
die anfängliche Geschwindigkeit, wenn das Wasser gerade über die Mitte der Oeff-<lb/>
nung steigt = <formula/> und da die Druckhöhe und demnach auch die Geschwindigkeit am<lb/>
Ende = 0 ist, so wird die mittlere Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser vor der Oeff-<lb/>
nung steigt und den Raum A C D B anfüllt = <formula/> seyn, demnach ist die zur Anfüllung<lb/>
erforderliche Zeit = <formula/>. Die Zeit, in welcher die ganze Kammer volläuft, ist<lb/>
daher <formula/>.</p><lb/><p>Die Zeit, <hirendition="#g">in welcher eine volle Schleussenkammer wieder ablauft</hi>,<lb/>
lässt sich auf gleiche Art berechnen. Nennen wir das Gefälle der Schleusse oder den<lb/>
Höhenunterschied vom obern bis zum unteren Wasserspiegel = H, so ist die anfängliche<lb/>
Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser aus der Oeffnung im untern Thore ausströmt<lb/>
= <formula/>; ist aber die Schleussenkammer ganz entleert, so ist in dem Augenblicke,<lb/>
als diess eintritt, die Geschwindigkeit des Ausflusses = 0, demnach die mittlere Geschwin-<lb/>
digkeit = <formula/>. Hieraus ergibt sich die Zeit, in welcher der kubische Inhalt Q + R<lb/>
der Kammer ausfliesst T' = <formula/>.</p><lb/><p>Bei beiden Berechnungen wurde angenommen, dass der Wasserspiegel im Kanale<lb/>
oberhalb und unterhalb der Schleusse sich durch die Anfüllung oder Entleerung der-<lb/>
selben nicht ändere, oder dass das Wasser im Kanale weder fällt noch steigt. Diese<lb/>
Annahme unterliegt keinem Anstande, indem der Kubikinhalt einer Schleussenkam-<lb/>
mer im Verhältnisse zum Kubikinhalte des Wassers in den anstossenden Kanalstrecken<lb/>
gewöhnlich so unbedeutend ist, dass er daselbst keine merkliche Aenderung des Was-<lb/>
serspiegels bewirkt.</p><lb/><p><hirendition="#g">Beispiel</hi>. Die gewöhnlichen englischen Kanalschiffe sind 60 Fuss lang; nehmen<lb/>
wir die untere Länge des Wasserspiegels in der Kammer E F = 1 = 66 Fuss und die obere<lb/>
Länge C D = L = 72 Fuss, dann die Breite der Schleusse b = 8 Fuss, den Fall einer<lb/>
Schleusse H ebenfalls = 8 Fuss und die Höhe des Wasserstandes in der oberen Kanal-<lb/>
strecke bis zur Mitte der Oeffnung h = 3,<hirendition="#sub">5</hi> Fuss, endlich die Fläche der Ausflussöffnung<lb/>
f = 2 Quad. Fuss an, so ist <formula/> 8 = 2484<lb/>
Kub. Fuss; ferner R = L . b . h = 72 . 8 . 3,<hirendition="#sub">5</hi> = 2016 Kub. Fuss, demnach die Zeit, bin-<lb/>
nen welcher die Schleusse volläuft T = <formula/> = 357<hirendition="#sup">Sec.</hi> = 5<hirendition="#sup">Min.</hi> 57<hirendition="#sup">Sec.</hi> und<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[173/0191]
Zeit zur Schleussung der Schiffe.
Schütze aufgezogen, so fliesst das Wasser mit der Geschwindigkeit c = [FORMEL] heraus,
wo h die Höhe des Wasserstandes bis zur Mitte der Ausflussöffnung bezeichnet. Diese
Geschwindigkeit dauert so lange, bis der untere Theil C E F D der Schleussen-
kammer, dessen kubischen Inhalt wir Q nennen wollen, bis zur Mitte der Ausfluss-
öffnung gefüllt wird; demnach ist die hierzu erforderliche Zeit = [FORMEL].
Die Zeit, in welcher A C D B gefüllt wird, berechnet man nach §. 119. Es ist nämlich
die anfängliche Geschwindigkeit, wenn das Wasser gerade über die Mitte der Oeff-
nung steigt = [FORMEL] und da die Druckhöhe und demnach auch die Geschwindigkeit am
Ende = 0 ist, so wird die mittlere Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser vor der Oeff-
nung steigt und den Raum A C D B anfüllt = [FORMEL] seyn, demnach ist die zur Anfüllung
erforderliche Zeit = [FORMEL]. Die Zeit, in welcher die ganze Kammer volläuft, ist
daher [FORMEL].
Fig.
4.
Tab.
47.
Die Zeit, in welcher eine volle Schleussenkammer wieder ablauft,
lässt sich auf gleiche Art berechnen. Nennen wir das Gefälle der Schleusse oder den
Höhenunterschied vom obern bis zum unteren Wasserspiegel = H, so ist die anfängliche
Geschwindigkeit, mit welcher das Wasser aus der Oeffnung im untern Thore ausströmt
= [FORMEL]; ist aber die Schleussenkammer ganz entleert, so ist in dem Augenblicke,
als diess eintritt, die Geschwindigkeit des Ausflusses = 0, demnach die mittlere Geschwin-
digkeit = [FORMEL]. Hieraus ergibt sich die Zeit, in welcher der kubische Inhalt Q + R
der Kammer ausfliesst T' = [FORMEL].
Bei beiden Berechnungen wurde angenommen, dass der Wasserspiegel im Kanale
oberhalb und unterhalb der Schleusse sich durch die Anfüllung oder Entleerung der-
selben nicht ändere, oder dass das Wasser im Kanale weder fällt noch steigt. Diese
Annahme unterliegt keinem Anstande, indem der Kubikinhalt einer Schleussenkam-
mer im Verhältnisse zum Kubikinhalte des Wassers in den anstossenden Kanalstrecken
gewöhnlich so unbedeutend ist, dass er daselbst keine merkliche Aenderung des Was-
serspiegels bewirkt.
Beispiel. Die gewöhnlichen englischen Kanalschiffe sind 60 Fuss lang; nehmen
wir die untere Länge des Wasserspiegels in der Kammer E F = 1 = 66 Fuss und die obere
Länge C D = L = 72 Fuss, dann die Breite der Schleusse b = 8 Fuss, den Fall einer
Schleusse H ebenfalls = 8 Fuss und die Höhe des Wasserstandes in der oberen Kanal-
strecke bis zur Mitte der Oeffnung h = 3,5 Fuss, endlich die Fläche der Ausflussöffnung
f = 2 Quad. Fuss an, so ist [FORMEL] 8 = 2484
Kub. Fuss; ferner R = L . b . h = 72 . 8 . 3,5 = 2016 Kub. Fuss, demnach die Zeit, bin-
nen welcher die Schleusse volläuft T = [FORMEL] = 357Sec. = 5Min. 57Sec. und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/191>, abgerufen am 23.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.