trage, welche ohne Rücksicht auf die Zusammenziehung aus der einfachen Formel M = f . t . 2 sqrt g . h berechnet wird.
§. 107.
Der zweite Fall des Ausflusses tritt dann ein, wenn das Wasser nicht durch eine dünne Wand eines Behälters, sondern durch eine zylindrische Ansatzröhre ausfliesst. Derselbe Fall findet bei jedem Gefässe Statt, wobei eine dickere Wand vorhanden und die Ausflussöffnung in derselben angebracht ist. Es kommt hier immer vorzüglich darauf an, wie lang die Ansatzröhre im Verhältnisse zu ihrem Durchmesser sey, indem bei kurzen Röhren das Wasser sich von den Wänden derselben trennt, und dann eben so ausfliesst, als durch dünne Platten. Sind aber die Ansatzröhren länger, so übt die Anziehungskraft ihrer Wände gegen den Strahl eine Wir- kung aus, demnach beträgt die Zusammenziehung weniger, indem sich die Wassertheile den Wänden mehr nähern. Nimmt jedoch die Länge der Röhren bedeutend zu, so treten andere Widerstände ein, welche durch die Reibung an den Wänden verursacht werden, und wodurch abermals eine Verminderung des Wasserausflusses entsteht.
Ist die Länge der Ansatzröhre nicht viel grösser als der Durchmesser derselben, so kann der Ausfluss auf eine doppelte Art vor sich gehen: 1tens. Wenn man die Hand oder eine Tafel vor das Ansatzrohr hält, bis dasselbe ganz mit Wasser gefüllt ist, so wird das Wasser vermöge seiner Adhäsion sich an die Wände der Röhre an- schliessen und voll ausfliessen; da sich jedoch das Wasser entweder innerhalb der Ansatsröhre noch etwas zusammenzieht, oder nicht mit der ganzen Geschwindigkeit, die der Wasserstandshöhe zugehört, ausfliesst, so beträgt die ausfliessende Wassermenge nach den hierüber gemachten Versuchen beiläufig 0,8125 von derjenigen, welche für die ganze Querschnittsfläche der Ausflussöffnung aus der Formel f . t . 2 sqrt g . h berechnet wird. 2tens. Wird aber die Oeffnung mit einem Zapfen verschlossen und dieser schnell herausgezogen, so findet man, dass die äussere Oeffnung der Ansatzröhre vom Wasser nicht angefüllt wird, und der Ausfluss beiläufig eben so viel als bei einer Oeff- nung in einer dünnen Wand beträgt. Dasselbe erfolgt, wenn das Wasser auf die oben angegebene Art voll ausfliesst, und dem Gefässe eine Erschütterung, z. B. ein Schlag mit einem Hammer, beigebracht wird, wo sich das Wasser von den Wänden der Röhre trennt und abermals nur so viel als durch dieselbe Oeffnung in einer dünnen Wand ausfliesst.
Auch über den Ausfluss aus kurzen Ansatzröhren sind sehr viele Versuche ge- macht worden. Herr Abbe Bossut führt in dem angeführten Werke §. 529 nach- stehende Tabelle an, welche die wirklich ausgelaufene und die aus der Formel für den vollen Querschnitt berechnete Wassermenge für verschiedene Druckhöhen bei einer Ansatzröhre von 1 Zoll im Durchmesser und 2 Zoll Länge enthält; wir haben in dieser Tabelle die zweite Kolumne wie im vorigen §. berechnet und noch die vierte Kolumne beigefügt, welche das Verhältniss der berechneten Ausflussmenge zu der wirklichen darstellt.
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Ausfluss aus kurzen Ansatzröhren.
trage, welche ohne Rücksicht auf die Zusammenziehung aus der einfachen Formel M = f . t . 2 √ g . h berechnet wird.
§. 107.
Der zweite Fall des Ausflusses tritt dann ein, wenn das Wasser nicht durch eine dünne Wand eines Behälters, sondern durch eine zylindrische Ansatzröhre ausfliesst. Derselbe Fall findet bei jedem Gefässe Statt, wobei eine dickere Wand vorhanden und die Ausflussöffnung in derselben angebracht ist. Es kommt hier immer vorzüglich darauf an, wie lang die Ansatzröhre im Verhältnisse zu ihrem Durchmesser sey, indem bei kurzen Röhren das Wasser sich von den Wänden derselben trennt, und dann eben so ausfliesst, als durch dünne Platten. Sind aber die Ansatzröhren länger, so übt die Anziehungskraft ihrer Wände gegen den Strahl eine Wir- kung aus, demnach beträgt die Zusammenziehung weniger, indem sich die Wassertheile den Wänden mehr nähern. Nimmt jedoch die Länge der Röhren bedeutend zu, so treten andere Widerstände ein, welche durch die Reibung an den Wänden verursacht werden, und wodurch abermals eine Verminderung des Wasserausflusses entsteht.
Ist die Länge der Ansatzröhre nicht viel grösser als der Durchmesser derselben, so kann der Ausfluss auf eine doppelte Art vor sich gehen: 1tens. Wenn man die Hand oder eine Tafel vor das Ansatzrohr hält, bis dasselbe ganz mit Wasser gefüllt ist, so wird das Wasser vermöge seiner Adhäsion sich an die Wände der Röhre an- schliessen und voll ausfliessen; da sich jedoch das Wasser entweder innerhalb der Ansatsröhre noch etwas zusammenzieht, oder nicht mit der ganzen Geschwindigkeit, die der Wasserstandshöhe zugehört, ausfliesst, so beträgt die ausfliessende Wassermenge nach den hierüber gemachten Versuchen beiläufig 0,8125 von derjenigen, welche für die ganze Querschnittsfläche der Ausflussöffnung aus der Formel f . t . 2 √ g . h berechnet wird. 2tens. Wird aber die Oeffnung mit einem Zapfen verschlossen und dieser schnell herausgezogen, so findet man, dass die äussere Oeffnung der Ansatzröhre vom Wasser nicht angefüllt wird, und der Ausfluss beiläufig eben so viel als bei einer Oeff- nung in einer dünnen Wand beträgt. Dasselbe erfolgt, wenn das Wasser auf die oben angegebene Art voll ausfliesst, und dem Gefässe eine Erschütterung, z. B. ein Schlag mit einem Hammer, beigebracht wird, wo sich das Wasser von den Wänden der Röhre trennt und abermals nur so viel als durch dieselbe Oeffnung in einer dünnen Wand ausfliesst.
Auch über den Ausfluss aus kurzen Ansatzröhren sind sehr viele Versuche ge- macht worden. Herr Abbé Bossut führt in dem angeführten Werke §. 529 nach- stehende Tabelle an, welche die wirklich ausgelaufene und die aus der Formel für den vollen Querschnitt berechnete Wassermenge für verschiedene Druckhöhen bei einer Ansatzröhre von 1 Zoll im Durchmesser und 2 Zoll Länge enthält; wir haben in dieser Tabelle die zweite Kolumne wie im vorigen §. berechnet und noch die vierte Kolumne beigefügt, welche das Verhältniss der berechneten Ausflussmenge zu der wirklichen darstellt.
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Ausfluss aus kurzen Ansatzröhren.
trage, welche ohne Rücksicht auf die Zusammenziehung aus der einfachen Formel
M = f . t . 2 √ g . h berechnet wird.
§. 107.
Der zweite Fall des Ausflusses tritt dann ein, wenn das Wasser nicht durch
eine dünne Wand eines Behälters, sondern durch eine zylindrische Ansatzröhre
ausfliesst. Derselbe Fall findet bei jedem Gefässe Statt, wobei eine dickere Wand
vorhanden und die Ausflussöffnung in derselben angebracht ist. Es kommt hier immer
vorzüglich darauf an, wie lang die Ansatzröhre im Verhältnisse zu ihrem
Durchmesser sey, indem bei kurzen Röhren das Wasser sich von den Wänden
derselben trennt, und dann eben so ausfliesst, als durch dünne Platten. Sind aber die
Ansatzröhren länger, so übt die Anziehungskraft ihrer Wände gegen den Strahl eine Wir-
kung aus, demnach beträgt die Zusammenziehung weniger, indem sich die Wassertheile
den Wänden mehr nähern. Nimmt jedoch die Länge der Röhren bedeutend zu, so treten
andere Widerstände ein, welche durch die Reibung an den Wänden verursacht werden,
und wodurch abermals eine Verminderung des Wasserausflusses entsteht.
Ist die Länge der Ansatzröhre nicht viel grösser als der Durchmesser derselben,
so kann der Ausfluss auf eine doppelte Art vor sich gehen: 1tens. Wenn man die
Hand oder eine Tafel vor das Ansatzrohr hält, bis dasselbe ganz mit Wasser gefüllt
ist, so wird das Wasser vermöge seiner Adhäsion sich an die Wände der Röhre an-
schliessen und voll ausfliessen; da sich jedoch das Wasser entweder innerhalb der
Ansatsröhre noch etwas zusammenzieht, oder nicht mit der ganzen Geschwindigkeit,
die der Wasserstandshöhe zugehört, ausfliesst, so beträgt die ausfliessende Wassermenge
nach den hierüber gemachten Versuchen beiläufig 0,8125 von derjenigen, welche für die
ganze Querschnittsfläche der Ausflussöffnung aus der Formel f . t . 2 √ g . h berechnet
wird. 2tens. Wird aber die Oeffnung mit einem Zapfen verschlossen und dieser
schnell herausgezogen, so findet man, dass die äussere Oeffnung der Ansatzröhre vom
Wasser nicht angefüllt wird, und der Ausfluss beiläufig eben so viel als bei einer Oeff-
nung in einer dünnen Wand beträgt. Dasselbe erfolgt, wenn das Wasser auf die oben
angegebene Art voll ausfliesst, und dem Gefässe eine Erschütterung, z. B. ein Schlag
mit einem Hammer, beigebracht wird, wo sich das Wasser von den Wänden der Röhre
trennt und abermals nur so viel als durch dieselbe Oeffnung in einer dünnen Wand
ausfliesst.
Auch über den Ausfluss aus kurzen Ansatzröhren sind sehr viele Versuche ge-
macht worden. Herr Abbé Bossut führt in dem angeführten Werke §. 529 nach-
stehende Tabelle an, welche die wirklich ausgelaufene und die aus der Formel für
den vollen Querschnitt berechnete Wassermenge für verschiedene Druckhöhen bei einer
Ansatzröhre von 1 Zoll im Durchmesser und 2 Zoll Länge enthält; wir haben in dieser
Tabelle die zweite Kolumne wie im vorigen §. berechnet und noch die vierte Kolumne
beigefügt, welche das Verhältniss der berechneten Ausflussmenge zu der wirklichen
darstellt.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/165>, abgerufen am 18.11.2024.
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