Die Konstrukzion der Kolben ist eben so verschiedenartig als jene derFig. 10. Tab. 44. Ventile. Die Kolben bei Saugwerken müssen hinreichend fest gebaut und mit einer gehörigen Oeffnung und gut passendem Ventil versehen seyn, damit das Wasser durch den Kolben ohne Anstand dringen könne, und wenn es sich über demselben befindet, nicht wieder zurückfliesse. Die gewöhnlichste Art Kolben ist Fig. 10 dargestellt; derselbe besteht aus einem hölzernen Zylinder, durch welchen der Bügel b a b' geht, der durch die Absätze c, c' und unten bei b und b' durch Schrauben an den Kolben befestiget ist. In diesem gabelförmigen Bügel wird oben bei a die eiserne Kolbenstange eingehängt. Das hervorstehende Leder des Klappenventils wird durch den Bügel c am Kolben befe- stigt und daher nicht weiter angenagelt. Der hölzerne Zylinder ist bei d, d' schräg ein- gedreht, und es wird daselbst ein lederner Streifen d e e' d' ringsherum angenagelt und mit seinen beiden Enden zusammengenäht. Dieser Streifen Leder reibt sich nun an der innern Fläche des Kolbenrohres und muss damit luft- und wasserdicht schliessen. Wir sehen aus dem Durchschnitte, dass das hervorstehende Leder bei dem Aufzuge des Kol- bens vom Wasser an die Fläche des Kolbenrohres angedrückt werde und dadurch einen genauen Schluss bewirke.
Für Saugwerke von grösserem Durchmesser braucht man Kolben mit doppel-Fig. 11. tem Klappenventile. Der Kern des Kolbens ist hier gewöhnlich von Gusseisen, wie diess meistens bei den englischen Pumpen der Fall ist; der lederne Streifen d e e' d' wird durch einen eisernen, von innen abgeschrägten, gut angetriebenen Ring m m' an dem Kolben festgehalten. Wie der Stiel des Kolbens mit der Kolbenstange durch Ver- zahnung verbunden wird, zeigt die Figur.
Sollen heisse Flüssigkeiten gepumpt werden, so kann man sich keines LedersFig. 12 und 13. bei dem Ventile bedienen, man bringt daher ein Scheibenventil an dem Kolben an; dasselbe wird nämlich von Metall verfertigt und hierin 5 oder 6 Oeffnungen angebracht. Eine bewegliche metallene Scheibe a b, welche sehr gut auf die zylindrisch abgedrehte Kolbenstange passt und eben so genau an den Kolben anschliesst, hebt sich bei dem Durchgange der Flüssigkeit bis zu dem Ansatz c d in die Höhe und fällt wieder hinab, wenn der Kolben hinaufsteigt. Der äussere Umfang des Kolbens wird mit Werg e f g h, welches früher in Talg getränkt wurde, umwickelt.
§. 99.
Die Kolben für Druckwerke werden auch auf verschiedene Art konstruirt.Fig. 14. Die einfachste Art besteht in mehreren übereinander liegenden Scheiben von Leder oder Filz, welche durch zwei eiserne Platten a b, c d mittelst eines verschraubten oder verkeil- ten Bolzens e f, woran die Kolbenstange befestiget wird, zusammengehalten werden. Bei dieser Art Kolben ist jedoch die Reibung anfangs ausserordentlich gross, und wenn sie etwas abgenützt sind, lassen sie für das zu hebende Wasser einen zu grossen Spiel- raum. In dieser Hinsicht ist es zweckmässiger, zwischen die zwei metallenen Scheiben Hanf oder locker gedrehte hanfene Stricke zu wickeln, weil der Hanf anquillt, und da- durch um so besser an die Kolbenfläche anschliesst.
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Konstrukzion der Kolben.
§. 98.
Die Konstrukzion der Kolben ist eben so verschiedenartig als jene derFig. 10. Tab. 44. Ventile. Die Kolben bei Saugwerken müssen hinreichend fest gebaut und mit einer gehörigen Oeffnung und gut passendem Ventil versehen seyn, damit das Wasser durch den Kolben ohne Anstand dringen könne, und wenn es sich über demselben befindet, nicht wieder zurückfliesse. Die gewöhnlichste Art Kolben ist Fig. 10 dargestellt; derselbe besteht aus einem hölzernen Zylinder, durch welchen der Bügel b a b' geht, der durch die Absätze c, c' und unten bei b und b' durch Schrauben an den Kolben befestiget ist. In diesem gabelförmigen Bügel wird oben bei a die eiserne Kolbenstange eingehängt. Das hervorstehende Leder des Klappenventils wird durch den Bügel c am Kolben befe- stigt und daher nicht weiter angenagelt. Der hölzerne Zylinder ist bei d, d' schräg ein- gedreht, und es wird daselbst ein lederner Streifen d e e' d' ringsherum angenagelt und mit seinen beiden Enden zusammengenäht. Dieser Streifen Leder reibt sich nun an der innern Fläche des Kolbenrohres und muss damit luft- und wasserdicht schliessen. Wir sehen aus dem Durchschnitte, dass das hervorstehende Leder bei dem Aufzuge des Kol- bens vom Wasser an die Fläche des Kolbenrohres angedrückt werde und dadurch einen genauen Schluss bewirke.
Für Saugwerke von grösserem Durchmesser braucht man Kolben mit doppel-Fig. 11. tem Klappenventile. Der Kern des Kolbens ist hier gewöhnlich von Gusseisen, wie diess meistens bei den englischen Pumpen der Fall ist; der lederne Streifen d e e' d' wird durch einen eisernen, von innen abgeschrägten, gut angetriebenen Ring m m' an dem Kolben festgehalten. Wie der Stiel des Kolbens mit der Kolbenstange durch Ver- zahnung verbunden wird, zeigt die Figur.
Sollen heisse Flüssigkeiten gepumpt werden, so kann man sich keines LedersFig. 12 und 13. bei dem Ventile bedienen, man bringt daher ein Scheibenventil an dem Kolben an; dasselbe wird nämlich von Metall verfertigt und hierin 5 oder 6 Oeffnungen angebracht. Eine bewegliche metallene Scheibe a b, welche sehr gut auf die zylindrisch abgedrehte Kolbenstange passt und eben so genau an den Kolben anschliesst, hebt sich bei dem Durchgange der Flüssigkeit bis zu dem Ansatz c d in die Höhe und fällt wieder hinab, wenn der Kolben hinaufsteigt. Der äussere Umfang des Kolbens wird mit Werg e f g h, welches früher in Talg getränkt wurde, umwickelt.
§. 99.
Die Kolben für Druckwerke werden auch auf verschiedene Art konstruirt.Fig. 14. Die einfachste Art besteht in mehreren übereinander liegenden Scheiben von Leder oder Filz, welche durch zwei eiserne Platten a b, c d mittelst eines verschraubten oder verkeil- ten Bolzens e f, woran die Kolbenstange befestiget wird, zusammengehalten werden. Bei dieser Art Kolben ist jedoch die Reibung anfangs ausserordentlich gross, und wenn sie etwas abgenützt sind, lassen sie für das zu hebende Wasser einen zu grossen Spiel- raum. In dieser Hinsicht ist es zweckmässiger, zwischen die zwei metallenen Scheiben Hanf oder locker gedrehte hanfene Stricke zu wickeln, weil der Hanf anquillt, und da- durch um so besser an die Kolbenfläche anschliesst.
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Konstrukzion der Kolben.
§. 98.
Die Konstrukzion der Kolben ist eben so verschiedenartig als jene der
Ventile. Die Kolben bei Saugwerken müssen hinreichend fest gebaut und mit einer
gehörigen Oeffnung und gut passendem Ventil versehen seyn, damit das Wasser durch
den Kolben ohne Anstand dringen könne, und wenn es sich über demselben befindet,
nicht wieder zurückfliesse. Die gewöhnlichste Art Kolben ist Fig. 10 dargestellt; derselbe
besteht aus einem hölzernen Zylinder, durch welchen der Bügel b a b' geht, der durch
die Absätze c, c' und unten bei b und b' durch Schrauben an den Kolben befestiget ist.
In diesem gabelförmigen Bügel wird oben bei a die eiserne Kolbenstange eingehängt.
Das hervorstehende Leder des Klappenventils wird durch den Bügel c am Kolben befe-
stigt und daher nicht weiter angenagelt. Der hölzerne Zylinder ist bei d, d' schräg ein-
gedreht, und es wird daselbst ein lederner Streifen d e e' d' ringsherum angenagelt und
mit seinen beiden Enden zusammengenäht. Dieser Streifen Leder reibt sich nun an der
innern Fläche des Kolbenrohres und muss damit luft- und wasserdicht schliessen. Wir
sehen aus dem Durchschnitte, dass das hervorstehende Leder bei dem Aufzuge des Kol-
bens vom Wasser an die Fläche des Kolbenrohres angedrückt werde und dadurch einen
genauen Schluss bewirke.
Fig.
10.
Tab.
44.
Für Saugwerke von grösserem Durchmesser braucht man Kolben mit doppel-
tem Klappenventile. Der Kern des Kolbens ist hier gewöhnlich von Gusseisen,
wie diess meistens bei den englischen Pumpen der Fall ist; der lederne Streifen d e e' d'
wird durch einen eisernen, von innen abgeschrägten, gut angetriebenen Ring m m' an
dem Kolben festgehalten. Wie der Stiel des Kolbens mit der Kolbenstange durch Ver-
zahnung verbunden wird, zeigt die Figur.
Fig.
11.
Sollen heisse Flüssigkeiten gepumpt werden, so kann man sich keines Leders
bei dem Ventile bedienen, man bringt daher ein Scheibenventil an dem Kolben an;
dasselbe wird nämlich von Metall verfertigt und hierin 5 oder 6 Oeffnungen angebracht.
Eine bewegliche metallene Scheibe a b, welche sehr gut auf die zylindrisch abgedrehte
Kolbenstange passt und eben so genau an den Kolben anschliesst, hebt sich bei dem
Durchgange der Flüssigkeit bis zu dem Ansatz c d in die Höhe und fällt wieder hinab,
wenn der Kolben hinaufsteigt. Der äussere Umfang des Kolbens wird mit Werg e f g h,
welches früher in Talg getränkt wurde, umwickelt.
Fig.
12
und
13.
§. 99.
Die Kolben für Druckwerke werden auch auf verschiedene Art konstruirt.
Die einfachste Art besteht in mehreren übereinander liegenden Scheiben von Leder oder
Filz, welche durch zwei eiserne Platten a b, c d mittelst eines verschraubten oder verkeil-
ten Bolzens e f, woran die Kolbenstange befestiget wird, zusammengehalten werden.
Bei dieser Art Kolben ist jedoch die Reibung anfangs ausserordentlich gross, und wenn
sie etwas abgenützt sind, lassen sie für das zu hebende Wasser einen zu grossen Spiel-
raum. In dieser Hinsicht ist es zweckmässiger, zwischen die zwei metallenen Scheiben
Hanf oder locker gedrehte hanfene Stricke zu wickeln, weil der Hanf anquillt, und da-
durch um so besser an die Kolbenfläche anschliesst.
Fig.
14.
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/149>, abgerufen am 18.11.2024.
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