durch das Quecksilber-Thermometer niedriger gefunden, als das arithmetische Mittel ausweist.
Da die Luft bei der höchsten und niedrigsten Temperatur unverändert bleibt, so sind die Luftthermometer, deren man sich zuerst bediente, die einzigen absoluten Wärmemesser. Weil nämlich die Ausdehnung der Luft durch die Wärme eine blosse Folge der Wärme ist, so muss man aus der Ausdehnung derselben auf die vorhandene Wärme genau schliessen können. Man kann daher die Ausdehnung der Luft als ein- ziges genaues Mass der Wärme betrachten. Hiermit muss nun die Ausdehnung des Quecksilbers, dessen man sich gewöhnlich zu Thermometern bedient, verglichen werden. Dulong und Petit haben bei verschiedenen Wärmegraden sowohl das Quecksil- ber- als Luftthermometer beobachtet und folgende Resultate gefunden:
[Tabelle]
Hieraus ersehen wir, dass die Ausdehnung des Quecksil- bers der Ausdehnung der Luft bei höheren Temperaturgraden voreilet, zwischen dem Gefrier- und Siedepunkte aber beide einander proporzional sind; wir können daher auch an- nehmen, dass die Ausdehnung des Quecksilbers innerhalb der beiden festen Punkte des Thermometers der Wärme pro- porzional sey, und dass sonach das Quecksilber sehr zweck- mässig zu einem Thermometer gebraucht werden könne.
Die wirkliche Grösse der Ausdehnung des Quecksilbers wurde jedoch von den Phy- sikern verschiedentlich angegeben. Setzt man nämlich das Volumen des Quecksilbers beim Gefrierpunkte des Wassers = 1, so ist diess Volumen bei dem Siedpunkte des Wassers nach Fahrenheit = 1,01610, nach Musschenbroek = 1,014, nach de l'Isle und Lalande = 1,0150, nach de Luc = 1,0185, nach Schuckburg = 1,0182, nach Roy = 1,0170, nach Ro- senthal = 1,0171, nach Luz = 1,0174, nach Herbert = 1,0156, nach Cavendish = 1,01872, nach Dalton = 1,0200, nach Hällström = 1,01758, nach La Place und Lavoisier = 1,0184775, nach den Versuchen der Londoner Sozietät = 1,0184365, nach Dulong und Petit = 1,01801802. Aus diesen Versuchen folgt die Ausdehnung des Quecksilbers für 1° Cent. zwischen den beiden festen Punkten des Thermometers nach La Place und Lavoisier =
[Formel 1]
, nach den Versuchen der Londoner Sozietät =
[Formel 2]
, nach Dulong und Petit =
[Formel 3]
; nach den letztern beträgt aber die Ausdehnung des Quecksilbers bei 200° Cent. des Luft-Thermometers =
[Formel 4]
und bei 300° Cent. =
[Formel 5]
für 1° Cent.
Ausdehnung des Quecksilbers durch die Wärme.
durch das Quecksilber-Thermometer niedriger gefunden, als das arithmetische Mittel ausweist.
Da die Luft bei der höchsten und niedrigsten Temperatur unverändert bleibt, so sind die Luftthermometer, deren man sich zuerst bediente, die einzigen absoluten Wärmemesser. Weil nämlich die Ausdehnung der Luft durch die Wärme eine blosse Folge der Wärme ist, so muss man aus der Ausdehnung derselben auf die vorhandene Wärme genau schliessen können. Man kann daher die Ausdehnung der Luft als ein- ziges genaues Mass der Wärme betrachten. Hiermit muss nun die Ausdehnung des Quecksilbers, dessen man sich gewöhnlich zu Thermometern bedient, verglichen werden. Dulong und Petit haben bei verschiedenen Wärmegraden sowohl das Quecksil- ber- als Luftthermometer beobachtet und folgende Resultate gefunden:
[Tabelle]
Hieraus ersehen wir, dass die Ausdehnung des Quecksil- bers der Ausdehnung der Luft bei höheren Temperaturgraden voreilet, zwischen dem Gefrier- und Siedepunkte aber beide einander proporzional sind; wir können daher auch an- nehmen, dass die Ausdehnung des Quecksilbers innerhalb der beiden festen Punkte des Thermometers der Wärme pro- porzional sey, und dass sonach das Quecksilber sehr zweck- mässig zu einem Thermometer gebraucht werden könne.
Die wirkliche Grösse der Ausdehnung des Quecksilbers wurde jedoch von den Phy- sikern verschiedentlich angegeben. Setzt man nämlich das Volumen des Quecksilbers beim Gefrierpunkte des Wassers = 1, so ist diess Volumen bei dem Siedpunkte des Wassers nach Fahrenheit = 1,01610, nach Musschenbroek = 1,014, nach de l’Isle und Lalande = 1,0150, nach de Luc = 1,0185, nach Schuckburg = 1,0182, nach Roy = 1,0170, nach Ro- senthal = 1,0171, nach Luz = 1,0174, nach Herbert = 1,0156, nach Cavendish = 1,01872, nach Dalton = 1,0200, nach Hällström = 1,01758, nach La Place und Lavoisier = 1,0184775, nach den Versuchen der Londoner Sozietät = 1,0184365, nach Dulong und Petit = 1,01801802. Aus diesen Versuchen folgt die Ausdehnung des Quecksilbers für 1° Cent. zwischen den beiden festen Punkten des Thermometers nach La Place und Lavoisier =
[Formel 1]
, nach den Versuchen der Londoner Sozietät =
[Formel 2]
, nach Dulong und Petit =
[Formel 3]
; nach den letztern beträgt aber die Ausdehnung des Quecksilbers bei 200° Cent. des Luft-Thermometers =
[Formel 4]
und bei 300° Cent. =
[Formel 5]
für 1° Cent.
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Ausdehnung des Quecksilbers durch die Wärme.
durch das Quecksilber-Thermometer niedriger gefunden, als das arithmetische Mittel
ausweist.
Da die Luft bei der höchsten und niedrigsten Temperatur unverändert bleibt, so
sind die Luftthermometer, deren man sich zuerst bediente, die einzigen absoluten
Wärmemesser. Weil nämlich die Ausdehnung der Luft durch die Wärme eine blosse
Folge der Wärme ist, so muss man aus der Ausdehnung derselben auf die vorhandene
Wärme genau schliessen können. Man kann daher die Ausdehnung der Luft als ein-
ziges genaues Mass der Wärme betrachten. Hiermit muss nun die Ausdehnung des
Quecksilbers, dessen man sich gewöhnlich zu Thermometern bedient, verglichen
werden. Dulong und Petit haben bei verschiedenen Wärmegraden sowohl das Quecksil-
ber- als Luftthermometer beobachtet und folgende Resultate gefunden:
Hieraus ersehen wir, dass die Ausdehnung des Quecksil-
bers der Ausdehnung der Luft bei höheren Temperaturgraden
voreilet, zwischen dem Gefrier- und Siedepunkte aber beide
einander proporzional sind; wir können daher auch an-
nehmen, dass die Ausdehnung des Quecksilbers innerhalb
der beiden festen Punkte des Thermometers der Wärme pro-
porzional sey, und dass sonach das Quecksilber sehr zweck-
mässig zu einem Thermometer gebraucht werden könne.
Die wirkliche Grösse der Ausdehnung des Quecksilbers wurde jedoch von den Phy-
sikern verschiedentlich angegeben. Setzt man nämlich das Volumen des Quecksilbers beim
Gefrierpunkte des Wassers = 1, so ist diess Volumen bei dem Siedpunkte des Wassers
nach Fahrenheit = 1,01610, nach Musschenbroek = 1,014, nach de l’Isle und Lalande
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zwischen den beiden festen Punkten des Thermometers nach La Place und Lavoisier
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 2: Mechanik flüssiger Körper. Prag, 1832, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik02_1832/113>, abgerufen am 18.12.2024.
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