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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Geschichte der Eisenbahnen.
portkosten hölzerne Bahnen (wooden-rail-ways) von den Steinkohlengruben in
den Grafschaften Northumberland und Durham, vorzüglich in der Gegend von New-
castle-upon-Tyne
bis zu den Flüssen Wear und Tyne gelegt, auf welchen die Koh-
len mit eigends hiezu gebauten Wägen zu den Schiffen verführt, und mit den letztern
zum Absatze an den englischen Küsten weiter gebracht wurden.

Auf diesen noch ganz unvollkommenen Bahnen machte man bereits die Erfah-
rung, dass ein Pferd mit Leichtigkeit einen mit Steinkohlen beladenen Wagen ziehen
konnte, wozu vorher auf der gewöhnlichen Strasse drei oder mehr Pferde verwendet
werden mussten. Im Jahre 1738 wurden die ersten Bahnen von Gusseisen (cast iron-
rail-ways
) gelegt; im Jahre 1768 wurden bedeutende Verbesserungen an den Trans-
portwägen vorgenommen, und die Eisenbahnen immer mehr und mehr vervollkommnet,
bis sie vom Jahre 1797 an die öffentliche Aufmerksamkeit im hohen Grade in Anspruch
nahmen. Im August 1799 wurde dem englischen Parlamente ein umständlicher Bericht
über die grossen Vortheile der Einführung der Eisenbahnen erstattet, und es wurden
in Gegenwart besonderer Commissäre mehrere Versuche auf ausgeführten Eisenbahnen
gemacht, die erstaunungswürdige Resultate lieferten. Seit jener Zeit war man unabläs-
sig mit der Verbesserung derselben beschäftigt; man belegte zuerst die hölzernen Bah-
nen mit Schienen von Schmiedeisen, man legte Bahnen ganz von Gusseisen, und auch
ganz von Schmiedeisen; endlich belegte man sogar gusseiserne Bahnen mit Schienen
von Schmiedeeisen.

Die Schienen von Gusseisen macht man 3 bis 4 Fuss lang, jene von Schmiedeisen
15, 20 bis 30 Fuss lang, und beide an der Oberfläche 2 bis 21/2 Zoll breit; man legt sie für
die gewöhnlichen Wagengeleise 41/2 Fuss weit von einander; die gusseisernen Schienen
befestigt man auf steinernen Unterlagen, die schmiedeisernen entweder eben so, oder auf un-
tergelegten hölzernen, auf Grundschwellen ruhenden Trämen, und auf beiden fährt man
bloss mit besonders hiezu gebauten Wägen mit gusseisernen Rädern. Durch den Gebrauch
werden die Schienen an der Oberfläche so abgeglättet, dass ein Pferd gewöhnlich 100,
und wenn die Bahn sehr gut gelegt ist, 150 bis 180 Wiener Zentner auf einer hori-
zontalen Eisenbahn, bei gewöhnlicher Anstrengung
im starken Schritte,
und eben so leicht zu ziehen vermag, als es auf einer gewöhnlichen Strasse 10 bis 15
Wiener Zentner zieht.

In den Pariser Annales des Arts et Manufactures par O' Reilly befindet sich in
den Monathsheften Nivose an IX (1801), Fructidor an XI und Messidor an XII einer
der ersten umständlichen Berichte über die englischen Eisenbahnen, und es wird da-
selbst angeführt, dass im Jahre 1801 in Carnarvonshire eine Eisenbahn zum Behufe ei-
nes Bruchsteintransportes bis zu dem Hafen Penrhyn angelegt wurde, wobei zehn
Pferde
dieselbe Arbeit, wie vier hundert Pferde auf der vormals bestandenen
Strasse verrichteten. In denselben Annalen wird bereits gezeigt, dass die Anlage der
Eisenbahnen vor jener der kleinern Schiffahrts-Canäle bedeutende Vorzüge besitze, und
dass der Transport auf den Eisenbahnen nur halb so viel, als auf den kleinern Canä-
len koste.

In allen neuern mechanischen Schriften und Reisebeschreibungen von England wird
der Eisenbahnen erwähnt, allein in den wenigsten Werken finden sich genaue Beschrei-

Geschichte der Eisenbahnen.
portkosten hölzerne Bahnen (wooden-rail-ways) von den Steinkohlengruben in
den Grafschaften Northumberland und Durham, vorzüglich in der Gegend von New-
castle-upon-Tyne
bis zu den Flüssen Wear und Tyne gelegt, auf welchen die Koh-
len mit eigends hiezu gebauten Wägen zu den Schiffen verführt, und mit den letztern
zum Absatze an den englischen Küsten weiter gebracht wurden.

Auf diesen noch ganz unvollkommenen Bahnen machte man bereits die Erfah-
rung, dass ein Pferd mit Leichtigkeit einen mit Steinkohlen beladenen Wagen ziehen
konnte, wozu vorher auf der gewöhnlichen Strasse drei oder mehr Pferde verwendet
werden mussten. Im Jahre 1738 wurden die ersten Bahnen von Gusseisen (cast iron-
rail-ways
) gelegt; im Jahre 1768 wurden bedeutende Verbesserungen an den Trans-
portwägen vorgenommen, und die Eisenbahnen immer mehr und mehr vervollkommnet,
bis sie vom Jahre 1797 an die öffentliche Aufmerksamkeit im hohen Grade in Anspruch
nahmen. Im August 1799 wurde dem englischen Parlamente ein umständlicher Bericht
über die grossen Vortheile der Einführung der Eisenbahnen erstattet, und es wurden
in Gegenwart besonderer Commissäre mehrere Versuche auf ausgeführten Eisenbahnen
gemacht, die erstaunungswürdige Resultate lieferten. Seit jener Zeit war man unabläs-
sig mit der Verbesserung derselben beschäftigt; man belegte zuerst die hölzernen Bah-
nen mit Schienen von Schmiedeisen, man legte Bahnen ganz von Gusseisen, und auch
ganz von Schmiedeisen; endlich belegte man sogar gusseiserne Bahnen mit Schienen
von Schmiedeeisen.

Die Schienen von Gusseisen macht man 3 bis 4 Fuss lang, jene von Schmiedeisen
15, 20 bis 30 Fuss lang, und beide an der Oberfläche 2 bis 2½ Zoll breit; man legt sie für
die gewöhnlichen Wagengeleise 4½ Fuss weit von einander; die gusseisernen Schienen
befestigt man auf steinernen Unterlagen, die schmiedeisernen entweder eben so, oder auf un-
tergelegten hölzernen, auf Grundschwellen ruhenden Trämen, und auf beiden fährt man
bloss mit besonders hiezu gebauten Wägen mit gusseisernen Rädern. Durch den Gebrauch
werden die Schienen an der Oberfläche so abgeglättet, dass ein Pferd gewöhnlich 100,
und wenn die Bahn sehr gut gelegt ist, 150 bis 180 Wiener Zentner auf einer hori-
zontalen Eisenbahn, bei gewöhnlicher Anstrengung
im starken Schritte,
und eben so leicht zu ziehen vermag, als es auf einer gewöhnlichen Strasse 10 bis 15
Wiener Zentner zieht.

In den Pariser Annales des Arts et Manufactures par O’ Reilly befindet sich in
den Monathsheften Nivose an IX (1801), Fructidor an XI und Messidor an XII einer
der ersten umständlichen Berichte über die englischen Eisenbahnen, und es wird da-
selbst angeführt, dass im Jahre 1801 in Carnarvonshire eine Eisenbahn zum Behufe ei-
nes Bruchsteintransportes bis zu dem Hafen Penrhyn angelegt wurde, wobei zehn
Pferde
dieselbe Arbeit, wie vier hundert Pferde auf der vormals bestandenen
Strasse verrichteten. In denselben Annalen wird bereits gezeigt, dass die Anlage der
Eisenbahnen vor jener der kleinern Schiffahrts-Canäle bedeutende Vorzüge besitze, und
dass der Transport auf den Eisenbahnen nur halb so viel, als auf den kleinern Canä-
len koste.

In allen neuern mechanischen Schriften und Reisebeschreibungen von England wird
der Eisenbahnen erwähnt, allein in den wenigsten Werken finden sich genaue Beschrei-

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[602/0634] Geschichte der Eisenbahnen. portkosten hölzerne Bahnen (wooden-rail-ways) von den Steinkohlengruben in den Grafschaften Northumberland und Durham, vorzüglich in der Gegend von New- castle-upon-Tyne bis zu den Flüssen Wear und Tyne gelegt, auf welchen die Koh- len mit eigends hiezu gebauten Wägen zu den Schiffen verführt, und mit den letztern zum Absatze an den englischen Küsten weiter gebracht wurden. Auf diesen noch ganz unvollkommenen Bahnen machte man bereits die Erfah- rung, dass ein Pferd mit Leichtigkeit einen mit Steinkohlen beladenen Wagen ziehen konnte, wozu vorher auf der gewöhnlichen Strasse drei oder mehr Pferde verwendet werden mussten. Im Jahre 1738 wurden die ersten Bahnen von Gusseisen (cast iron- rail-ways) gelegt; im Jahre 1768 wurden bedeutende Verbesserungen an den Trans- portwägen vorgenommen, und die Eisenbahnen immer mehr und mehr vervollkommnet, bis sie vom Jahre 1797 an die öffentliche Aufmerksamkeit im hohen Grade in Anspruch nahmen. Im August 1799 wurde dem englischen Parlamente ein umständlicher Bericht über die grossen Vortheile der Einführung der Eisenbahnen erstattet, und es wurden in Gegenwart besonderer Commissäre mehrere Versuche auf ausgeführten Eisenbahnen gemacht, die erstaunungswürdige Resultate lieferten. Seit jener Zeit war man unabläs- sig mit der Verbesserung derselben beschäftigt; man belegte zuerst die hölzernen Bah- nen mit Schienen von Schmiedeisen, man legte Bahnen ganz von Gusseisen, und auch ganz von Schmiedeisen; endlich belegte man sogar gusseiserne Bahnen mit Schienen von Schmiedeeisen. Die Schienen von Gusseisen macht man 3 bis 4 Fuss lang, jene von Schmiedeisen 15, 20 bis 30 Fuss lang, und beide an der Oberfläche 2 bis 2½ Zoll breit; man legt sie für die gewöhnlichen Wagengeleise 4½ Fuss weit von einander; die gusseisernen Schienen befestigt man auf steinernen Unterlagen, die schmiedeisernen entweder eben so, oder auf un- tergelegten hölzernen, auf Grundschwellen ruhenden Trämen, und auf beiden fährt man bloss mit besonders hiezu gebauten Wägen mit gusseisernen Rädern. Durch den Gebrauch werden die Schienen an der Oberfläche so abgeglättet, dass ein Pferd gewöhnlich 100, und wenn die Bahn sehr gut gelegt ist, 150 bis 180 Wiener Zentner auf einer hori- zontalen Eisenbahn, bei gewöhnlicher Anstrengung im starken Schritte, und eben so leicht zu ziehen vermag, als es auf einer gewöhnlichen Strasse 10 bis 15 Wiener Zentner zieht. In den Pariser Annales des Arts et Manufactures par O’ Reilly befindet sich in den Monathsheften Nivose an IX (1801), Fructidor an XI und Messidor an XII einer der ersten umständlichen Berichte über die englischen Eisenbahnen, und es wird da- selbst angeführt, dass im Jahre 1801 in Carnarvonshire eine Eisenbahn zum Behufe ei- nes Bruchsteintransportes bis zu dem Hafen Penrhyn angelegt wurde, wobei zehn Pferde dieselbe Arbeit, wie vier hundert Pferde auf der vormals bestandenen Strasse verrichteten. In denselben Annalen wird bereits gezeigt, dass die Anlage der Eisenbahnen vor jener der kleinern Schiffahrts-Canäle bedeutende Vorzüge besitze, und dass der Transport auf den Eisenbahnen nur halb so viel, als auf den kleinern Canä- len koste. In allen neuern mechanischen Schriften und Reisebeschreibungen von England wird der Eisenbahnen erwähnt, allein in den wenigsten Werken finden sich genaue Beschrei-

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 602. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/634>, abgerufen am 22.11.2024.