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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

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Kräfte der Pferde.

Nach den Erfahrungen, welche man in dieser Hinsicht bei den Bergbaumaschinen
machte, kann die Kraft eines mittelmässig starken Pferdes zu k = 100 Lb bei der Ge-
schwindigkeit c = 4 Fuss und der Arbeitszeit t = 8 Stunden angeschlagen werden.
Bei jenen Pferden, welche stärker als der mittlere Schlag sind, wäre die Kraft k zu 120

demnach ist die Zeit, in welcher ein Sack getrieben wird [Formel 1] ; hievon für das Ein-
und Aushängen 1' 15" abgerechnet, so bleiben 2Min. 23Sec. = 143Sec. Da nun die Schwenkbäume
noch einmal so lang sind, als der Halbmesser des Korbes: so legen die Pferde in der obigen Zeit
die doppelte Höhe des Schachtes = 558 Fuss zurück, demnach ist die Geschwindigkeit der Pferde =
[Formel 2] Nied. Oesterr. Fuss beinahe. Uibrigens wird für diese Teufe dieselbe Last, nämlich 900 Lb
angeschlagen, und auch dieselbe Anzahl Pferde, nähmlich 3 Paar eingespannt, demnach ist auch die
Rechnung für die Zugkraft dieselbe.
Hierbei bleibt jedoch zu bemerken, dass die Pferde bei diesen Arbeiten zu Anfang des Treibens
viel über ihre mittlere Kraft angestrengt und doch mit derselben mittlern Geschwindigkeit getrieben
werden wie am Ende. Da wir nun in der Folge dieses Werkes zeigen werden, dass die Pferde unter
solchen Umständen sich mehr anstrengen müssen, als zu derselben Wirkung bei einem gleichförmi-
gen Widerstande erforderlich wäre, so können wir die mittlere Kraft eines Zugpferdes auf beinahe
100 Lb oder auf das 4fache der menschlichen Kraft anschlagen.
Eben so dürfen wir in Hinsicht auf die Dauer die vollen 8 Stunden täglich aus dem Grunde anneh-
men, weil erstens die Pferde nebst dem Zuge noch durch einen Theil der für das Aus- und Einhän-
gen nöthigen Zeit die Last des vollen Treibsackes halten müssen, und weil zweitens auch die Pferde
durch die ganzen 8 Stunden ohne Futter in der Arbeit bleiben, aus dem nächsten Dorfe zur Maschine
herbeigeführt und nach vollbrachter Arbeit wieder zurückgeführt, zuweilen auch noch zu Hause zu
einer kleinen Arbeit verwendet werden, sonach in allen diesen Hinsichten etwas mehr leisten, als das,
was nur aus dem Zuge allein berechnet wurde.

2. Die Beschreibung des Pferdegöpels auf der Grube Neuer Morgenstern am Muldenberge bei Freiberg
in Sachsen, welche in der Cragischen Buchhandlung zu Freiberg und Annaberg im Jahre 1792 her-
aus kam, gibt an, dass mit 2 Pferden in 6 Stunden 38 Tonnen, jede zu 1036 Lb (865 N. Ö. Lb)
aus der Teufe von 422 Fuss (377 N. Ö. Fuss) zu Tage gefördert werden. Der Halbmesser des
Korbes ist 5 Fuss 7 Zoll und die Länge des Schwenkbaumes oder Hebelarmes für die Pferde ist
24 Fuss; folglich müssen die Pferde für jede herausgebrachte Tonne [Formel 3]
Dresdner oder [Formel 4] Nied. Oesterr. Fuss zurücklegen. Die Aufförderungszeit d. i. die Zeit,
während welcher eine Tonne vom Füllorte bis zum Sturzhacken gelanget, ist im Durchschnitte zu
390 Secunden angegeben, folglich beträgt der Raum in einer Sekunde, oder die mittlere Geschwin-
digkeit der Pferde [Formel 5] Fuss, welche mit jener bei den Schemnitzer Treibmaschinen sehr nahe
übereinkömmt. -- Der Treibschacht ist tonnlegig, und macht mit der Sohle oder mit dem Horizonte
einen Winkel von 56° 30'; wenn wir sonach das Gewicht des Erzes in der Tonne, welches 864 Lb
beträgt, mit dem Sin. 56° 30' und mit dem Verhältniss der Hebelsarme [Formel 6] multipliciren, so ergibt
sich der Widerstand oder die Last [Formel 7] . Sin (56° 30') = 167,8 Lb. Rechnet man hierzu für
Unbiegsamkeit der Seile und Reibung an den Zapfen und tonnlegigen Strassbäumen beiläufig 20 Pro-
zent oder 33,5 Lb; so beträgt der ganze Widerstand, den die Pferde zu gewältigen haben 201 Lb, folg-
lich für ein Pferd 100 Nied. Oesterr. Lb.

3. In der Maschinenlehre von Erich Nordwall, Berlin bei Lagarde 1804, Seite 128, wird eine Tafel über
das Treiben im Arnells Schachte bei Fahlun in Schweden, vom Berggeschwornen Everström angeführt
und mit den Schemnitzer Maschinen zusammengehalten. Aus der dortigen grössten Teufe von 50 Lach-
Gerstner's Mechanik. Band I. 5
Kräfte der Pferde.

Nach den Erfahrungen, welche man in dieser Hinsicht bei den Bergbaumaschinen
machte, kann die Kraft eines mittelmässig starken Pferdes zu k = 100 ℔ bei der Ge-
schwindigkeit c = 4 Fuss und der Arbeitszeit t = 8 Stunden angeschlagen werden.
Bei jenen Pferden, welche stärker als der mittlere Schlag sind, wäre die Kraft k zu 120

demnach ist die Zeit, in welcher ein Sack getrieben wird [Formel 1] ; hievon für das Ein-
und Aushängen 1′ 15″ abgerechnet, so bleiben 2Min. 23Sec. = 143Sec. Da nun die Schwenkbäume
noch einmal so lang sind, als der Halbmesser des Korbes: so legen die Pferde in der obigen Zeit
die doppelte Höhe des Schachtes = 558 Fuss zurück, demnach ist die Geschwindigkeit der Pferde =
[Formel 2] Nied. Oesterr. Fuss beinahe. Uibrigens wird für diese Teufe dieselbe Last, nämlich 900 ℔
angeschlagen, und auch dieselbe Anzahl Pferde, nähmlich 3 Paar eingespannt, demnach ist auch die
Rechnung für die Zugkraft dieselbe.
Hierbei bleibt jedoch zu bemerken, dass die Pferde bei diesen Arbeiten zu Anfang des Treibens
viel über ihre mittlere Kraft angestrengt und doch mit derselben mittlern Geschwindigkeit getrieben
werden wie am Ende. Da wir nun in der Folge dieses Werkes zeigen werden, dass die Pferde unter
solchen Umständen sich mehr anstrengen müssen, als zu derselben Wirkung bei einem gleichförmi-
gen Widerstande erforderlich wäre, so können wir die mittlere Kraft eines Zugpferdes auf beinahe
100 ℔ oder auf das 4fache der menschlichen Kraft anschlagen.
Eben so dürfen wir in Hinsicht auf die Dauer die vollen 8 Stunden täglich aus dem Grunde anneh-
men, weil erstens die Pferde nebst dem Zuge noch durch einen Theil der für das Aus- und Einhän-
gen nöthigen Zeit die Last des vollen Treibsackes halten müssen, und weil zweitens auch die Pferde
durch die ganzen 8 Stunden ohne Futter in der Arbeit bleiben, aus dem nächsten Dorfe zur Maschine
herbeigeführt und nach vollbrachter Arbeit wieder zurückgeführt, zuweilen auch noch zu Hause zu
einer kleinen Arbeit verwendet werden, sonach in allen diesen Hinsichten etwas mehr leisten, als das,
was nur aus dem Zuge allein berechnet wurde.

2. Die Beschreibung des Pferdegöpels auf der Grube Neuer Morgenstern am Muldenberge bei Freiberg
in Sachsen, welche in der Cragischen Buchhandlung zu Freiberg und Annaberg im Jahre 1792 her-
aus kam, gibt an, dass mit 2 Pferden in 6 Stunden 38 Tonnen, jede zu 1036 ℔ (865 N. Ö. ℔)
aus der Teufe von 422 Fuss (377 N. Ö. Fuss) zu Tage gefördert werden. Der Halbmesser des
Korbes ist 5 Fuss 7 Zoll und die Länge des Schwenkbaumes oder Hebelarmes für die Pferde ist
24 Fuss; folglich müssen die Pferde für jede herausgebrachte Tonne [Formel 3]
Dresdner oder [Formel 4] Nied. Oesterr. Fuss zurücklegen. Die Aufförderungszeit d. i. die Zeit,
während welcher eine Tonne vom Füllorte bis zum Sturzhacken gelanget, ist im Durchschnitte zu
390 Secunden angegeben, folglich beträgt der Raum in einer Sekunde, oder die mittlere Geschwin-
digkeit der Pferde [Formel 5] Fuss, welche mit jener bei den Schemnitzer Treibmaschinen sehr nahe
übereinkömmt. — Der Treibschacht ist tonnlegig, und macht mit der Sohle oder mit dem Horizonte
einen Winkel von 56° 30′; wenn wir sonach das Gewicht des Erzes in der Tonne, welches 864 ℔
beträgt, mit dem Sin. 56° 30′ und mit dem Verhältniss der Hebelsarme [Formel 6] multipliciren, so ergibt
sich der Widerstand oder die Last [Formel 7] . Sin (56° 30′) = 167,8 ℔. Rechnet man hierzu für
Unbiegsamkeit der Seile und Reibung an den Zapfen und tonnlegigen Strassbäumen beiläufig 20 Pro-
zent oder 33,5 ℔; so beträgt der ganze Widerstand, den die Pferde zu gewältigen haben 201 ℔, folg-
lich für ein Pferd 100 Nied. Oesterr. ℔.

3. In der Maschinenlehre von Erich Nordwall, Berlin bei Lagarde 1804, Seite 128, wird eine Tafel über
das Treiben im Arnells Schachte bei Fahlun in Schweden, vom Berggeschwornen Everström angeführt
und mit den Schemnitzer Maschinen zusammengehalten. Aus der dortigen grössten Teufe von 50 Lach-
Gerstner’s Mechanik. Band I. 5
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[33/0063] Kräfte der Pferde. Nach den Erfahrungen, welche man in dieser Hinsicht bei den Bergbaumaschinen machte, kann die Kraft eines mittelmässig starken Pferdes zu k = 100 ℔ bei der Ge- schwindigkeit c = 4 Fuss und der Arbeitszeit t = 8 Stunden angeschlagen werden. Bei jenen Pferden, welche stärker als der mittlere Schlag sind, wäre die Kraft k zu 120 *) *) demnach ist die Zeit, in welcher ein Sack getrieben wird [FORMEL]; hievon für das Ein- und Aushängen 1′ 15″ abgerechnet, so bleiben 2Min. 23Sec. = 143Sec. Da nun die Schwenkbäume noch einmal so lang sind, als der Halbmesser des Korbes: so legen die Pferde in der obigen Zeit die doppelte Höhe des Schachtes = 558 Fuss zurück, demnach ist die Geschwindigkeit der Pferde = [FORMEL] Nied. Oesterr. Fuss beinahe. Uibrigens wird für diese Teufe dieselbe Last, nämlich 900 ℔ angeschlagen, und auch dieselbe Anzahl Pferde, nähmlich 3 Paar eingespannt, demnach ist auch die Rechnung für die Zugkraft dieselbe. Hierbei bleibt jedoch zu bemerken, dass die Pferde bei diesen Arbeiten zu Anfang des Treibens viel über ihre mittlere Kraft angestrengt und doch mit derselben mittlern Geschwindigkeit getrieben werden wie am Ende. Da wir nun in der Folge dieses Werkes zeigen werden, dass die Pferde unter solchen Umständen sich mehr anstrengen müssen, als zu derselben Wirkung bei einem gleichförmi- gen Widerstande erforderlich wäre, so können wir die mittlere Kraft eines Zugpferdes auf beinahe 100 ℔ oder auf das 4fache der menschlichen Kraft anschlagen. Eben so dürfen wir in Hinsicht auf die Dauer die vollen 8 Stunden täglich aus dem Grunde anneh- men, weil erstens die Pferde nebst dem Zuge noch durch einen Theil der für das Aus- und Einhän- gen nöthigen Zeit die Last des vollen Treibsackes halten müssen, und weil zweitens auch die Pferde durch die ganzen 8 Stunden ohne Futter in der Arbeit bleiben, aus dem nächsten Dorfe zur Maschine herbeigeführt und nach vollbrachter Arbeit wieder zurückgeführt, zuweilen auch noch zu Hause zu einer kleinen Arbeit verwendet werden, sonach in allen diesen Hinsichten etwas mehr leisten, als das, was nur aus dem Zuge allein berechnet wurde. 2. Die Beschreibung des Pferdegöpels auf der Grube Neuer Morgenstern am Muldenberge bei Freiberg in Sachsen, welche in der Cragischen Buchhandlung zu Freiberg und Annaberg im Jahre 1792 her- aus kam, gibt an, dass mit 2 Pferden in 6 Stunden 38 Tonnen, jede zu 1036 ℔ (865 N. Ö. ℔) aus der Teufe von 422 Fuss (377 N. Ö. Fuss) zu Tage gefördert werden. Der Halbmesser des Korbes ist 5 Fuss 7 Zoll und die Länge des Schwenkbaumes oder Hebelarmes für die Pferde ist 24 Fuss; folglich müssen die Pferde für jede herausgebrachte Tonne [FORMEL] Dresdner oder [FORMEL] Nied. Oesterr. Fuss zurücklegen. Die Aufförderungszeit d. i. die Zeit, während welcher eine Tonne vom Füllorte bis zum Sturzhacken gelanget, ist im Durchschnitte zu 390 Secunden angegeben, folglich beträgt der Raum in einer Sekunde, oder die mittlere Geschwin- digkeit der Pferde [FORMEL] Fuss, welche mit jener bei den Schemnitzer Treibmaschinen sehr nahe übereinkömmt. — Der Treibschacht ist tonnlegig, und macht mit der Sohle oder mit dem Horizonte einen Winkel von 56° 30′; wenn wir sonach das Gewicht des Erzes in der Tonne, welches 864 ℔ beträgt, mit dem Sin. 56° 30′ und mit dem Verhältniss der Hebelsarme [FORMEL] multipliciren, so ergibt sich der Widerstand oder die Last [FORMEL]. Sin (56° 30′) = 167,8 ℔. Rechnet man hierzu für Unbiegsamkeit der Seile und Reibung an den Zapfen und tonnlegigen Strassbäumen beiläufig 20 Pro- zent oder 33,5 ℔; so beträgt der ganze Widerstand, den die Pferde zu gewältigen haben 201 ℔, folg- lich für ein Pferd 100 Nied. Oesterr. ℔. 3. In der Maschinenlehre von Erich Nordwall, Berlin bei Lagarde 1804, Seite 128, wird eine Tafel über das Treiben im Arnells Schachte bei Fahlun in Schweden, vom Berggeschwornen Everström angeführt und mit den Schemnitzer Maschinen zusammengehalten. Aus der dortigen grössten Teufe von 50 Lach- Gerstner’s Mechanik. Band I. 5

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Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/63>, abgerufen am 22.11.2024.