Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Aufschrauben eines Dachstuhles.
Aufzuges, und die Ladung wird wegen der, im Divisor des gefundenen Ausdruckes für
Q vorkommenden Grössen auch etwas geringer, als es ohne Rücksicht auf die Reibung
der Fall wäre. Uiberhaupt muss bemerkt werden, dass der unbedeutende Einfluss der Rei-
bung hier vorzüglich in dem geringen Verhältnisse der Halbmesser der Zapfen zu den Halb-
messern der Kraft und Last liege; eine weitere Verminderung des Einflusses der Reibung
wäre demnach nur durch eine Vermehrung der Halbmesser der Kraft und Last zu errei-
chen. Dass übrigens durch den Einfluss der Reibung die Spirallinie nicht geändert
werde, haben wir schon Seite 238 bemerkt.

§. 479.

Soll ein Dachstuhl mittelst englischer Heber gehoben wer-
den
, so kann man sich der §. 474 mit Rücksicht auf Reibung gefundenen Gleichung be-
dienen. Bezeichnen wir mit v die Geschwindigkeit, welche die Kraft an der Kurbel
anwendet, so ist [Formel 1] die Zeit, in welcher die Kurbel einmal umgedreht wird, und
[Formel 2] die Zeit, in welcher das horizontale Rad einmal umläuft, sodann
[Formel 3] die Zeit, in welcher der Dachstuhl auf die Höhe H' geschraubt
wird, endlich ist die Anzahl Hübe in einem Arbeitstage für 2 Heber
[Formel 4] .

Die Arbeit muss so eingerichtet werden, dass in einem Tage möglichst viel Hübe
zu Stande kommen, demnach muss v = c und z = t seyn; diess gibt die grösste Anzahl
Hübe in einem Tage n = [Formel 5] .

Aus dieser Rechnung ersehen wir, dass die Arbeiter, wenn sie den vortheilhaftesten
Effek tzu Stande bringen sollen, sich auch itzt, wo auf die Reibung Rücksicht genommen
wurde, mit der mittlern Geschwindigkeit durch die gewohnte Arbeitszeit beschäftigen
müssen; die Reibung nimmt daher auf die Geschwindigkeit bei der Arbeit und die Anzahl
Hübe keinen Einfluss. Da jedoch der Widerstand durch die Reibung vermehrt wird, so
werden nunmehr entweder mehr Arbeitsleute erfordert, um eine gegebene Last zu
gewältigen, oder es müssen die Hebelsarme der Maschine geändert werden,
um dieselbe Anzahl Menschen, welche ohne Rücksicht auf Reibung berechnet wurde, in
Stand zu setzen, die Last sammt der Reibung zu überwältigen; oder aber die Men-
schen müssen, wie bereits bei dem Tragen einer bestimmten Last §. 39 gezeigt wurde,
mit einer geringern Geschwindigkeit und in einer kleinern Anzahl Arbeitsstunden den
Mangel an Kraft ersetzen.

Für den letzten Fall haben wir ohne Rücksicht auf Reibung S. 157 die Gleichung
N . k = [Formel 6] , dann mit Rücksicht auf Reibung S. 525 die Gleichung
N . k [Formel 7] gefunden. Sollten nun dieselben

67 *

Aufschrauben eines Dachstuhles.
Aufzuges, und die Ladung wird wegen der, im Divisor des gefundenen Ausdruckes für
Q vorkommenden Grössen auch etwas geringer, als es ohne Rücksicht auf die Reibung
der Fall wäre. Uiberhaupt muss bemerkt werden, dass der unbedeutende Einfluss der Rei-
bung hier vorzüglich in dem geringen Verhältnisse der Halbmesser der Zapfen zu den Halb-
messern der Kraft und Last liege; eine weitere Verminderung des Einflusses der Reibung
wäre demnach nur durch eine Vermehrung der Halbmesser der Kraft und Last zu errei-
chen. Dass übrigens durch den Einfluss der Reibung die Spirallinie nicht geändert
werde, haben wir schon Seite 238 bemerkt.

§. 479.

Soll ein Dachstuhl mittelst englischer Heber gehoben wer-
den
, so kann man sich der §. 474 mit Rücksicht auf Reibung gefundenen Gleichung be-
dienen. Bezeichnen wir mit v die Geschwindigkeit, welche die Kraft an der Kurbel
anwendet, so ist [Formel 1] die Zeit, in welcher die Kurbel einmal umgedreht wird, und
[Formel 2] die Zeit, in welcher das horizontale Rad einmal umläuft, sodann
[Formel 3] die Zeit, in welcher der Dachstuhl auf die Höhe H' geschraubt
wird, endlich ist die Anzahl Hübe in einem Arbeitstage für 2 Heber
[Formel 4] .

Die Arbeit muss so eingerichtet werden, dass in einem Tage möglichst viel Hübe
zu Stande kommen, demnach muss v = c und z = t seyn; diess gibt die grösste Anzahl
Hübe in einem Tage n = [Formel 5] .

Aus dieser Rechnung ersehen wir, dass die Arbeiter, wenn sie den vortheilhaftesten
Effek tzu Stande bringen sollen, sich auch itzt, wo auf die Reibung Rücksicht genommen
wurde, mit der mittlern Geschwindigkeit durch die gewohnte Arbeitszeit beschäftigen
müssen; die Reibung nimmt daher auf die Geschwindigkeit bei der Arbeit und die Anzahl
Hübe keinen Einfluss. Da jedoch der Widerstand durch die Reibung vermehrt wird, so
werden nunmehr entweder mehr Arbeitsleute erfordert, um eine gegebene Last zu
gewältigen, oder es müssen die Hebelsarme der Maschine geändert werden,
um dieselbe Anzahl Menschen, welche ohne Rücksicht auf Reibung berechnet wurde, in
Stand zu setzen, die Last sammt der Reibung zu überwältigen; oder aber die Men-
schen müssen, wie bereits bei dem Tragen einer bestimmten Last §. 39 gezeigt wurde,
mit einer geringern Geschwindigkeit und in einer kleinern Anzahl Arbeitsstunden den
Mangel an Kraft ersetzen.

Für den letzten Fall haben wir ohne Rücksicht auf Reibung S. 157 die Gleichung
N . k = [Formel 6] , dann mit Rücksicht auf Reibung S. 525 die Gleichung
N . k [Formel 7] gefunden. Sollten nun dieselben

67 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0563" n="531"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Aufschrauben eines Dachstuhles.</hi></fw><lb/>
Aufzuges, und die Ladung wird wegen der, im Divisor des gefundenen Ausdruckes für<lb/>
Q vorkommenden Grössen auch etwas geringer, als es ohne Rücksicht auf die Reibung<lb/>
der Fall wäre. Uiberhaupt muss bemerkt werden, dass der unbedeutende Einfluss der Rei-<lb/>
bung hier vorzüglich in dem geringen Verhältnisse der Halbmesser der Zapfen zu den Halb-<lb/>
messern der Kraft und Last liege; eine weitere Verminderung des Einflusses der Reibung<lb/>
wäre demnach nur durch eine Vermehrung der Halbmesser der Kraft und Last zu errei-<lb/>
chen. Dass übrigens durch den Einfluss der Reibung die Spirallinie nicht geändert<lb/>
werde, haben wir schon Seite 238 bemerkt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 479.</head><lb/>
            <p>Soll <hi rendition="#g">ein Dachstuhl mittelst englischer Heber gehoben wer-<lb/>
den</hi>, so kann man sich der §. 474 mit Rücksicht auf Reibung gefundenen Gleichung be-<lb/>
dienen. Bezeichnen wir mit v die Geschwindigkeit, welche die Kraft an der Kurbel<lb/>
anwendet, so ist <formula/> die Zeit, in welcher die Kurbel einmal umgedreht wird, und<lb/><formula/> die Zeit, in welcher das horizontale Rad einmal umläuft, sodann<lb/><formula/> die Zeit, in welcher der Dachstuhl auf die Höhe H' geschraubt<lb/>
wird, endlich ist die Anzahl Hübe in einem Arbeitstage für 2 Heber<lb/><formula/>.</p><lb/>
            <p>Die Arbeit muss so eingerichtet werden, dass in einem Tage möglichst viel Hübe<lb/>
zu Stande kommen, demnach muss v = c und z = t seyn; diess gibt die grösste Anzahl<lb/>
Hübe in einem Tage n = <formula/>.</p><lb/>
            <p>Aus dieser Rechnung ersehen wir, dass die Arbeiter, wenn sie den vortheilhaftesten<lb/>
Effek tzu Stande bringen sollen, sich auch itzt, wo auf die Reibung Rücksicht genommen<lb/>
wurde, mit der mittlern Geschwindigkeit durch die gewohnte Arbeitszeit beschäftigen<lb/>
müssen; die Reibung nimmt daher auf die Geschwindigkeit bei der Arbeit und die Anzahl<lb/>
Hübe keinen Einfluss. Da jedoch der Widerstand durch die Reibung vermehrt wird, so<lb/>
werden nunmehr entweder <hi rendition="#g">mehr Arbeitsleute</hi> erfordert, um eine gegebene Last zu<lb/>
gewältigen, oder es müssen die <hi rendition="#g">Hebelsarme der Maschine geändert</hi> werden,<lb/>
um dieselbe Anzahl Menschen, welche ohne Rücksicht auf Reibung berechnet wurde, in<lb/>
Stand zu setzen, die Last sammt der Reibung zu überwältigen; oder aber die Men-<lb/>
schen müssen, wie bereits bei dem Tragen einer bestimmten Last §. 39 gezeigt wurde,<lb/>
mit einer geringern Geschwindigkeit und in einer kleinern Anzahl Arbeitsstunden den<lb/>
Mangel an Kraft ersetzen.</p><lb/>
            <p>Für den letzten Fall haben wir ohne Rücksicht auf Reibung S. 157 die Gleichung<lb/>
N . k = <formula/>, dann mit Rücksicht auf Reibung S. 525 die Gleichung<lb/>
N . k <formula/> gefunden. Sollten nun <hi rendition="#g">dieselben</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">67 *</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[531/0563] Aufschrauben eines Dachstuhles. Aufzuges, und die Ladung wird wegen der, im Divisor des gefundenen Ausdruckes für Q vorkommenden Grössen auch etwas geringer, als es ohne Rücksicht auf die Reibung der Fall wäre. Uiberhaupt muss bemerkt werden, dass der unbedeutende Einfluss der Rei- bung hier vorzüglich in dem geringen Verhältnisse der Halbmesser der Zapfen zu den Halb- messern der Kraft und Last liege; eine weitere Verminderung des Einflusses der Reibung wäre demnach nur durch eine Vermehrung der Halbmesser der Kraft und Last zu errei- chen. Dass übrigens durch den Einfluss der Reibung die Spirallinie nicht geändert werde, haben wir schon Seite 238 bemerkt. §. 479. Soll ein Dachstuhl mittelst englischer Heber gehoben wer- den, so kann man sich der §. 474 mit Rücksicht auf Reibung gefundenen Gleichung be- dienen. Bezeichnen wir mit v die Geschwindigkeit, welche die Kraft an der Kurbel anwendet, so ist [FORMEL] die Zeit, in welcher die Kurbel einmal umgedreht wird, und [FORMEL] die Zeit, in welcher das horizontale Rad einmal umläuft, sodann [FORMEL] die Zeit, in welcher der Dachstuhl auf die Höhe H' geschraubt wird, endlich ist die Anzahl Hübe in einem Arbeitstage für 2 Heber [FORMEL]. Die Arbeit muss so eingerichtet werden, dass in einem Tage möglichst viel Hübe zu Stande kommen, demnach muss v = c und z = t seyn; diess gibt die grösste Anzahl Hübe in einem Tage n = [FORMEL]. Aus dieser Rechnung ersehen wir, dass die Arbeiter, wenn sie den vortheilhaftesten Effek tzu Stande bringen sollen, sich auch itzt, wo auf die Reibung Rücksicht genommen wurde, mit der mittlern Geschwindigkeit durch die gewohnte Arbeitszeit beschäftigen müssen; die Reibung nimmt daher auf die Geschwindigkeit bei der Arbeit und die Anzahl Hübe keinen Einfluss. Da jedoch der Widerstand durch die Reibung vermehrt wird, so werden nunmehr entweder mehr Arbeitsleute erfordert, um eine gegebene Last zu gewältigen, oder es müssen die Hebelsarme der Maschine geändert werden, um dieselbe Anzahl Menschen, welche ohne Rücksicht auf Reibung berechnet wurde, in Stand zu setzen, die Last sammt der Reibung zu überwältigen; oder aber die Men- schen müssen, wie bereits bei dem Tragen einer bestimmten Last §. 39 gezeigt wurde, mit einer geringern Geschwindigkeit und in einer kleinern Anzahl Arbeitsstunden den Mangel an Kraft ersetzen. Für den letzten Fall haben wir ohne Rücksicht auf Reibung S. 157 die Gleichung N . k = [FORMEL], dann mit Rücksicht auf Reibung S. 525 die Gleichung N . k [FORMEL] gefunden. Sollten nun dieselben 67 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/563
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 531. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/563>, abgerufen am 18.12.2024.