Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831.

Bild:
<< vorherige Seite

Unbiegsamkeit der Seile.
erhalten; wird nämlich ein Seil gespannt, so haben alle Fiebern nicht bloss das
angehängte Gewicht, sondern auch ihre natürliche Spannung auszuhalten, und die
Elasticität derselben ist der Summe von beiden proportional. Diese Grösse 8,7 Lb
ist daher nach Verschiedenheit der Zusammendrehung auch verschieden, nur ist
hiebei noch zu merken, dass bei den Versuchen 2 Seile auf einmal umgebogen wur-
den, demnach für ein Seil nur die Hälfte von 8,7 Lb d. i. nur 4,4 Lb gehören.

§. 445.

Nennen wir den Durchmesser der Walze = d, das angehängte Gewicht mit Ein-
schluss des eigenen Gewichts der Walze = G, den Umkreis des Seiles = K, so ist die
Unbiegsamkeit des Seiles in Pfunden [Formel 1] . Mittelst dieser For-
mel erhalten wir für die obigen Versuche, wobei aber wegen des doppelten Seiles 10
statt 5 gesetzt worden, folgende Tabelle:

[Tabelle]

Herr Coulomb machte noch mehrere andere Versuche, die wir ihrer Weitläufigkeit
wegen nicht anführen. Er fand auf diese Weise, dass die Unbiegsamkeit getheerter Seile
den nämlichen Gesetzen folgt, nur ist sie um 1/6 grösser, d. h. die Unbiegsamkeit der
trockenen Seile verhält sich zur Unbiegsamkeit der getheerten, wie 6 : 7. Alte, mit Theer
bestrichene Seile bleiben eben so unbiegsam, als wenn sie neu sind, weil die Fäden des
Hanfes zwar etwas nachgeben, aber der Theer dafür um so fester und härter wird. Die
angeführten Versuche wurden im Winter bei 5 bis 6 Grad nach Reaumur angestellt und
man fand, dass die Kälte vorzüglich bei dicken Seilen die Unbiegsamkeit vermehrt. Das
Seil von 15 Fäden wurde bei einer Kälte von 4 Grad unter dem Gefrierpunkte untersucht
und man fand die Unbiegsamkeit um 1/6 grösser.

Unbiegsamkeit der Seile.
erhalten; wird nämlich ein Seil gespannt, so haben alle Fiebern nicht bloss das
angehängte Gewicht, sondern auch ihre natürliche Spannung auszuhalten, und die
Elasticität derselben ist der Summe von beiden proportional. Diese Grösse 8,7
ist daher nach Verschiedenheit der Zusammendrehung auch verschieden, nur ist
hiebei noch zu merken, dass bei den Versuchen 2 Seile auf einmal umgebogen wur-
den, demnach für ein Seil nur die Hälfte von 8,7 ℔ d. i. nur 4,4 ℔ gehören.

§. 445.

Nennen wir den Durchmesser der Walze = d, das angehängte Gewicht mit Ein-
schluss des eigenen Gewichts der Walze = G, den Umkreis des Seiles = K, so ist die
Unbiegsamkeit des Seiles in Pfunden [Formel 1] . Mittelst dieser For-
mel erhalten wir für die obigen Versuche, wobei aber wegen des doppelten Seiles 10
statt 5 gesetzt worden, folgende Tabelle:

[Tabelle]

Herr Coulomb machte noch mehrere andere Versuche, die wir ihrer Weitläufigkeit
wegen nicht anführen. Er fand auf diese Weise, dass die Unbiegsamkeit getheerter Seile
den nämlichen Gesetzen folgt, nur ist sie um ⅙ grösser, d. h. die Unbiegsamkeit der
trockenen Seile verhält sich zur Unbiegsamkeit der getheerten, wie 6 : 7. Alte, mit Theer
bestrichene Seile bleiben eben so unbiegsam, als wenn sie neu sind, weil die Fäden des
Hanfes zwar etwas nachgeben, aber der Theer dafür um so fester und härter wird. Die
angeführten Versuche wurden im Winter bei 5 bis 6 Grad nach Reaumur angestellt und
man fand, dass die Kälte vorzüglich bei dicken Seilen die Unbiegsamkeit vermehrt. Das
Seil von 15 Fäden wurde bei einer Kälte von 4 Grad unter dem Gefrierpunkte untersucht
und man fand die Unbiegsamkeit um ⅙ grösser.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0532" n="500"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#i">Unbiegsamkeit der Seile</hi>.</fw><lb/>
erhalten; wird nämlich ein Seil gespannt, so haben alle Fiebern nicht bloss das<lb/>
angehängte Gewicht, sondern auch ihre natürliche Spannung auszuhalten, und die<lb/>
Elasticität derselben ist der Summe von beiden proportional. Diese Grösse 8,<hi rendition="#sub">7</hi> &#x2114;<lb/>
ist daher nach Verschiedenheit der Zusammendrehung auch verschieden, nur ist<lb/>
hiebei noch zu merken, dass bei den Versuchen 2 Seile auf einmal umgebogen wur-<lb/>
den, demnach für ein Seil nur die Hälfte von 8,<hi rendition="#sub">7</hi> &#x2114; d. i. nur 4,<hi rendition="#sub">4</hi> &#x2114; gehören.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 445.</head><lb/>
            <p>Nennen wir den Durchmesser der Walze = d, das angehängte Gewicht mit Ein-<lb/>
schluss des eigenen Gewichts der Walze = G, den Umkreis des Seiles = K, so ist die<lb/>
Unbiegsamkeit des Seiles in Pfunden <formula/>. Mittelst dieser For-<lb/>
mel erhalten wir für die obigen Versuche, wobei aber wegen des doppelten Seiles 10<lb/>
statt 5 gesetzt worden, folgende Tabelle:<lb/><table><row><cell/></row></table></p>
            <p>Herr <hi rendition="#i">Coulomb</hi> machte noch mehrere andere Versuche, die wir ihrer Weitläufigkeit<lb/>
wegen nicht anführen. Er fand auf diese Weise, dass die Unbiegsamkeit getheerter Seile<lb/>
den nämlichen Gesetzen folgt, nur ist sie um &#x2159; grösser, d. h. die Unbiegsamkeit der<lb/>
trockenen Seile verhält sich zur Unbiegsamkeit der getheerten, wie 6 : 7. Alte, mit Theer<lb/>
bestrichene Seile bleiben eben so unbiegsam, als wenn sie neu sind, weil die Fäden des<lb/>
Hanfes zwar etwas nachgeben, aber der Theer dafür um so fester und härter wird. Die<lb/>
angeführten Versuche wurden im Winter bei 5 bis 6 Grad nach <hi rendition="#i">Reaumur</hi> angestellt und<lb/>
man fand, dass die Kälte vorzüglich bei dicken Seilen die Unbiegsamkeit vermehrt. Das<lb/>
Seil von 15 Fäden wurde bei einer Kälte von 4 Grad unter dem Gefrierpunkte untersucht<lb/>
und man fand die Unbiegsamkeit um &#x2159; grösser.</p>
          </div><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[500/0532] Unbiegsamkeit der Seile. erhalten; wird nämlich ein Seil gespannt, so haben alle Fiebern nicht bloss das angehängte Gewicht, sondern auch ihre natürliche Spannung auszuhalten, und die Elasticität derselben ist der Summe von beiden proportional. Diese Grösse 8,7 ℔ ist daher nach Verschiedenheit der Zusammendrehung auch verschieden, nur ist hiebei noch zu merken, dass bei den Versuchen 2 Seile auf einmal umgebogen wur- den, demnach für ein Seil nur die Hälfte von 8,7 ℔ d. i. nur 4,4 ℔ gehören. §. 445. Nennen wir den Durchmesser der Walze = d, das angehängte Gewicht mit Ein- schluss des eigenen Gewichts der Walze = G, den Umkreis des Seiles = K, so ist die Unbiegsamkeit des Seiles in Pfunden [FORMEL]. Mittelst dieser For- mel erhalten wir für die obigen Versuche, wobei aber wegen des doppelten Seiles 10 statt 5 gesetzt worden, folgende Tabelle: Herr Coulomb machte noch mehrere andere Versuche, die wir ihrer Weitläufigkeit wegen nicht anführen. Er fand auf diese Weise, dass die Unbiegsamkeit getheerter Seile den nämlichen Gesetzen folgt, nur ist sie um ⅙ grösser, d. h. die Unbiegsamkeit der trockenen Seile verhält sich zur Unbiegsamkeit der getheerten, wie 6 : 7. Alte, mit Theer bestrichene Seile bleiben eben so unbiegsam, als wenn sie neu sind, weil die Fäden des Hanfes zwar etwas nachgeben, aber der Theer dafür um so fester und härter wird. Die angeführten Versuche wurden im Winter bei 5 bis 6 Grad nach Reaumur angestellt und man fand, dass die Kälte vorzüglich bei dicken Seilen die Unbiegsamkeit vermehrt. Das Seil von 15 Fäden wurde bei einer Kälte von 4 Grad unter dem Gefrierpunkte untersucht und man fand die Unbiegsamkeit um ⅙ grösser.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/532
Zitationshilfe: Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/532>, abgerufen am 18.12.2024.