1tens. Dass es bis zur Tiefe von 200 Lachtern vortheilhafter sey, sich des Treib- seiles, wovon die Lachter 10 Lb wiegt, zu bedienen, weil die Last, wel- che dasselbe trägt, grösser ist als bei dem Klobenseile, wovon die Lachter nur 6 Lb wiegt.
2tens. Bei der Tiefe von 225 Lachtern ist es gleichgültig, sich eines Treib- oder Klobenseiles zu bedienen.
3tens. Uiber diese Tiefe hinaus verdient das Klobenseil den Vorzug, weil man nun z. B. bei 250 Lachtern an das Treibseil 200 Lb, an das Klobenseil aber 300 Lb anhängen kann.
4tens. Bei der Tiefe von 270 Lachtern kann man an das Treibseil keine Last mehr anhängen, folglich dasselbe zum Treiben nicht mehr verwenden. Wenn man daher genöthigt ist, mit einem Treibseile aus Schachten zu fördern, deren Tie- fe mehr als 270 Lachtern beträgt, so muss diess in mehreren Absätzen über ein- ander geschehen.
5tens. Dieser Umstand tritt bei dem Klobenseile erst bei der Tiefe von 300 Lach- tern ein.
In dieser Tabelle ist, wie es sich von selbst versteht, auf die Anschaffungs- kosten der Seile keine Rücksicht genommen. Gewöhnlich werden Seile nach dem Gewichte bezahlt, jedoch kostet das Pfund eines Klobenseiles mehr, weil es aus meh- reren Fäden besteht, und auch aus besserem Hanfe verfertigt werden muss als das Treibseil. Da aber das Klobenseil wieder leichter ist, so ergibt sich für dieselbe Seil- länge kein bedeutender Unterschied in den Anschaffungskosten.
§. 243.
Aus der vorstehenden Tabelle folgt noch eine weitere Betrachtung, welche im letzten Falle, wo die Seile bei einem Bergwerke nach einem gegebenen Maasse ver- fertigt werden, von Wichtigkeit ist. In Ungarn wird gewöhnlich mit demselben Seile und derselben Ladung aus verschiedenen Tiefen, nämlich aus allen Strecken, die vom Tage hinein bis zur grössten Tiefe des Schachtes vorhanden sind, getrie- ben, jedoch bei den tiefern Strecken die Anzahl der Pferde vermehrt, weil die letz- tern nebst der beladenen Tonne auch das Gewicht des längern Seiles zu ziehen ha- ben. Der letzte Umstand entfällt aber, wie wir bereits gesehen haben, bei dem Ge- brauche eines Spiralkorbes, und es wird also schon dadurch die Mehrzahl der Pferde, welche wegen der grössern Tiefe benöthigt werden, erspart und nur so viel Pferde gebraucht, als die Ladung in der Tonne mit Rücksicht auf die Hebelsarme erfordert.
Diese Bemerkung gilt für jede Tiefe, wenn dieselbe Last in die Tonne gela- den wird, weil die Pferde bei dem Spiralkorbe nur die Last in der Tonne ohne das Gewicht des Seiles zu ziehen haben. Nun tritt aber noch der Umstand ein, dass das Seil auf geringern Tiefen eine grössere Ladung tragen kann, dass also hier die grös- sern Kosten des schwereren Seiles verloren gehen. Es wäre also vortheilhaft, bei ge- ringern Tiefen die Ladung nach Verhältniss des Seiles zu vermehren, und dafür zwar
Gewichte der Bergwerksseile.
Aus dieser Tabelle ist zu ersehen:
1tens. Dass es bis zur Tiefe von 200 Lachtern vortheilhafter sey, sich des Treib- seiles, wovon die Lachter 10 ℔ wiegt, zu bedienen, weil die Last, wel- che dasselbe trägt, grösser ist als bei dem Klobenseile, wovon die Lachter nur 6 ℔ wiegt.
2tens. Bei der Tiefe von 225 Lachtern ist es gleichgültig, sich eines Treib- oder Klobenseiles zu bedienen.
3tens. Uiber diese Tiefe hinaus verdient das Klobenseil den Vorzug, weil man nun z. B. bei 250 Lachtern an das Treibseil 200 ℔, an das Klobenseil aber 300 ℔ anhängen kann.
4tens. Bei der Tiefe von 270 Lachtern kann man an das Treibseil keine Last mehr anhängen, folglich dasselbe zum Treiben nicht mehr verwenden. Wenn man daher genöthigt ist, mit einem Treibseile aus Schachten zu fördern, deren Tie- fe mehr als 270 Lachtern beträgt, so muss diess in mehreren Absätzen über ein- ander geschehen.
5tens. Dieser Umstand tritt bei dem Klobenseile erst bei der Tiefe von 300 Lach- tern ein.
In dieser Tabelle ist, wie es sich von selbst versteht, auf die Anschaffungs- kosten der Seile keine Rücksicht genommen. Gewöhnlich werden Seile nach dem Gewichte bezahlt, jedoch kostet das Pfund eines Klobenseiles mehr, weil es aus meh- reren Fäden besteht, und auch aus besserem Hanfe verfertigt werden muss als das Treibseil. Da aber das Klobenseil wieder leichter ist, so ergibt sich für dieselbe Seil- länge kein bedeutender Unterschied in den Anschaffungskosten.
§. 243.
Aus der vorstehenden Tabelle folgt noch eine weitere Betrachtung, welche im letzten Falle, wo die Seile bei einem Bergwerke nach einem gegebenen Maasse ver- fertigt werden, von Wichtigkeit ist. In Ungarn wird gewöhnlich mit demselben Seile und derselben Ladung aus verschiedenen Tiefen, nämlich aus allen Strecken, die vom Tage hinein bis zur grössten Tiefe des Schachtes vorhanden sind, getrie- ben, jedoch bei den tiefern Strecken die Anzahl der Pferde vermehrt, weil die letz- tern nebst der beladenen Tonne auch das Gewicht des längern Seiles zu ziehen ha- ben. Der letzte Umstand entfällt aber, wie wir bereits gesehen haben, bei dem Ge- brauche eines Spiralkorbes, und es wird also schon dadurch die Mehrzahl der Pferde, welche wegen der grössern Tiefe benöthigt werden, erspart und nur so viel Pferde gebraucht, als die Ladung in der Tonne mit Rücksicht auf die Hebelsarme erfordert.
Diese Bemerkung gilt für jede Tiefe, wenn dieselbe Last in die Tonne gela- den wird, weil die Pferde bei dem Spiralkorbe nur die Last in der Tonne ohne das Gewicht des Seiles zu ziehen haben. Nun tritt aber noch der Umstand ein, dass das Seil auf geringern Tiefen eine grössere Ladung tragen kann, dass also hier die grös- sern Kosten des schwereren Seiles verloren gehen. Es wäre also vortheilhaft, bei ge- ringern Tiefen die Ladung nach Verhältniss des Seiles zu vermehren, und dafür zwar
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[247/0277]
Gewichte der Bergwerksseile.
Aus dieser Tabelle ist zu ersehen:
1tens. Dass es bis zur Tiefe von 200 Lachtern vortheilhafter sey, sich des Treib-
seiles, wovon die Lachter 10 ℔ wiegt, zu bedienen, weil die Last, wel-
che dasselbe trägt, grösser ist als bei dem Klobenseile, wovon die Lachter nur
6 ℔ wiegt.
2tens. Bei der Tiefe von 225 Lachtern ist es gleichgültig, sich eines Treib- oder
Klobenseiles zu bedienen.
3tens. Uiber diese Tiefe hinaus verdient das Klobenseil den Vorzug, weil man
nun z. B. bei 250 Lachtern an das Treibseil 200 ℔, an das Klobenseil aber
300 ℔ anhängen kann.
4tens. Bei der Tiefe von 270 Lachtern kann man an das Treibseil keine Last mehr
anhängen, folglich dasselbe zum Treiben nicht mehr verwenden. Wenn man
daher genöthigt ist, mit einem Treibseile aus Schachten zu fördern, deren Tie-
fe mehr als 270 Lachtern beträgt, so muss diess in mehreren Absätzen über ein-
ander geschehen.
5tens. Dieser Umstand tritt bei dem Klobenseile erst bei der Tiefe von 300 Lach-
tern ein.
In dieser Tabelle ist, wie es sich von selbst versteht, auf die Anschaffungs-
kosten der Seile keine Rücksicht genommen. Gewöhnlich werden Seile nach dem
Gewichte bezahlt, jedoch kostet das Pfund eines Klobenseiles mehr, weil es aus meh-
reren Fäden besteht, und auch aus besserem Hanfe verfertigt werden muss als das
Treibseil. Da aber das Klobenseil wieder leichter ist, so ergibt sich für dieselbe Seil-
länge kein bedeutender Unterschied in den Anschaffungskosten.
§. 243.
Aus der vorstehenden Tabelle folgt noch eine weitere Betrachtung, welche im
letzten Falle, wo die Seile bei einem Bergwerke nach einem gegebenen Maasse ver-
fertigt werden, von Wichtigkeit ist. In Ungarn wird gewöhnlich mit demselben
Seile und derselben Ladung aus verschiedenen Tiefen, nämlich aus allen Strecken,
die vom Tage hinein bis zur grössten Tiefe des Schachtes vorhanden sind, getrie-
ben, jedoch bei den tiefern Strecken die Anzahl der Pferde vermehrt, weil die letz-
tern nebst der beladenen Tonne auch das Gewicht des längern Seiles zu ziehen ha-
ben. Der letzte Umstand entfällt aber, wie wir bereits gesehen haben, bei dem Ge-
brauche eines Spiralkorbes, und es wird also schon dadurch die Mehrzahl der
Pferde, welche wegen der grössern Tiefe benöthigt werden, erspart und nur so viel
Pferde gebraucht, als die Ladung in der Tonne mit Rücksicht auf die Hebelsarme
erfordert.
Diese Bemerkung gilt für jede Tiefe, wenn dieselbe Last in die Tonne gela-
den wird, weil die Pferde bei dem Spiralkorbe nur die Last in der Tonne ohne das
Gewicht des Seiles zu ziehen haben. Nun tritt aber noch der Umstand ein, dass das
Seil auf geringern Tiefen eine grössere Ladung tragen kann, dass also hier die grös-
sern Kosten des schwereren Seiles verloren gehen. Es wäre also vortheilhaft, bei ge-
ringern Tiefen die Ladung nach Verhältniss des Seiles zu vermehren, und dafür zwar
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Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/277>, abgerufen am 23.02.2025.
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