Dieser Satz wird von der Erfahrung auf folgende Art bestättiget: Es sey die Last Q ein Cylinder und in seiner mathematischen Achse o mit Zapfen versehen, an welche Schnüre gebunden werden. Am obern Ende der schiefen Fläche befinden sich zwei um ihre Achsen bewegliche Rollen, über welche die an ihren Endpunkten mit Wagscha- len versehenen Schnüre gezogen sind. Wird nun der Cylinder abgewogen, die Höhe A B und die Länge A C der schiefen Fläche gemessen und z. B. A B = 1/2 A C oder der Neigungswinkel A C B = 30 Grade gefunden, so ergibt sich, dass die zum Gleich- gewichte erforderliche Summe der Gewichte (sammt jenem der Wagschalen) genau die Hälfte vom Gewichte des Cylinders sind. Wird die schiefe Fläche erniedriget und A B = 1/3 A C gemacht, so ist auch das Gewicht P nur gleich 1/3 Q. u. s. w. Ist endlich die Höhe A B = o, oder die schiefe Fläche horizontal gestellt, so bleibt der Cylin- der Q an jedem Orte von selbst in Ruhe und es ist kein Gewicht P nöthig.
§. 124.
Fig. 11.
Im zweiten Falle, wenn die Kraft P parallel zur Grundlinie wirkt, so wird die Last abermals durch die senkrechte Linie o e vorgestellt, und aus o die Linie o n winkelrecht auf die schiefe Fläche A C, und dann o m parallel zur Grundlinie gezogen und das Parallelogramm e n o m ergänzt.
Die Kraft o n wird abermals wegen ihrer winkelrechten Richtung auf die schiefe Fläche von derselben aufgehoben, es bleibt demnach nur die Kraft o m übrig, welche von der Zugkraft P nach der Richtung m o gewältigt werden muss. Es verhält sich dem- nach P : Q = o m : o e. Es sind aber in den Dreiecken m o e und A B C die Seiten des einen Dreieckes auf die Seiten des andern winkelrecht, demnach alle Winkel gleich und die Drei- ecke ähnlich. Hieraus folgt m o : o e = A B : B C; weil aber m o : o e = P : Q, B C = b und A B = h ist, so ist auch P : Q = h : b, d. h. wenn die Zugkraft zur Grund- linie parallel ist, so verhält sich die Zugkraft P zur Last Q, wie die Höhe h zur Grundlinie b der schiefen Fläche.
Zur Bestättigung dieses Satzes dient eine ähnliche Vorrichtung wie vorhin, nur müssen die Rollen und der Cylinder so gestellt werden, dass die Schnüre für die Zugkraft P paral- lel zur Grundlinie werden.
§. 125.
Fig. 12.
Im dritten Falle, wenn die Richtung der Kraft P mit der schiefen Fläche A C was immer für einen Winkel A w u (den wir = w setzen wollen) bildet, so können wir die Last Q abermals durch die senkrechte Linie o e vorstellen, die Linie o n winkel- recht auf die schiefe Fläche, o m nach der Richtung der Zugkraft m o u ziehen, und das Parallelogramm m e n o ergänzen.
Da die Kraft o n von der schiefen Fläche getragen wird, so bleibt nur die Kraft o m übrig, welcher die Zugkraft P gleich seyn muss. Wir haben demnach P : Q = m o : o e. In dem Dreiecke m o e sind aber die Seiten m o und o e den Sinusen der gegenüberste-
Schiefe Fläche.
Fig. 10. Tab. 4.
Dieser Satz wird von der Erfahrung auf folgende Art bestättiget: Es sey die Last Q ein Cylinder und in seiner mathematischen Achse o mit Zapfen versehen, an welche Schnüre gebunden werden. Am obern Ende der schiefen Fläche befinden sich zwei um ihre Achsen bewegliche Rollen, über welche die an ihren Endpunkten mit Wagscha- len versehenen Schnüre gezogen sind. Wird nun der Cylinder abgewogen, die Höhe A B und die Länge A C der schiefen Fläche gemessen und z. B. A B = ½ A C oder der Neigungswinkel A C B = 30 Grade gefunden, so ergibt sich, dass die zum Gleich- gewichte erforderliche Summe der Gewichte (sammt jenem der Wagschalen) genau die Hälfte vom Gewichte des Cylinders sind. Wird die schiefe Fläche erniedriget und A B = ⅓ A C gemacht, so ist auch das Gewicht P nur gleich ⅓ Q. u. s. w. Ist endlich die Höhe A B = o, oder die schiefe Fläche horizontal gestellt, so bleibt der Cylin- der Q an jedem Orte von selbst in Ruhe und es ist kein Gewicht P nöthig.
§. 124.
Fig. 11.
Im zweiten Falle, wenn die Kraft P parallel zur Grundlinie wirkt, so wird die Last abermals durch die senkrechte Linie o e vorgestellt, und aus o die Linie o n winkelrecht auf die schiefe Fläche A C, und dann o m parallel zur Grundlinie gezogen und das Parallelogramm e n o m ergänzt.
Die Kraft o n wird abermals wegen ihrer winkelrechten Richtung auf die schiefe Fläche von derselben aufgehoben, es bleibt demnach nur die Kraft o m übrig, welche von der Zugkraft P nach der Richtung m o gewältigt werden muss. Es verhält sich dem- nach P : Q = o m : o e. Es sind aber in den Dreiecken m o e und A B C die Seiten des einen Dreieckes auf die Seiten des andern winkelrecht, demnach alle Winkel gleich und die Drei- ecke ähnlich. Hieraus folgt m o : o e = A B : B C; weil aber m o : o e = P : Q, B C = b und A B = h ist, so ist auch P : Q = h : b, d. h. wenn die Zugkraft zur Grund- linie parallel ist, so verhält sich die Zugkraft P zur Last Q, wie die Höhe h zur Grundlinie b der schiefen Fläche.
Zur Bestättigung dieses Satzes dient eine ähnliche Vorrichtung wie vorhin, nur müssen die Rollen und der Cylinder so gestellt werden, dass die Schnüre für die Zugkraft P paral- lel zur Grundlinie werden.
§. 125.
Fig. 12.
Im dritten Falle, wenn die Richtung der Kraft P mit der schiefen Fläche A C was immer für einen Winkel A w u (den wir = w setzen wollen) bildet, so können wir die Last Q abermals durch die senkrechte Linie o e vorstellen, die Linie o n winkel- recht auf die schiefe Fläche, o m nach der Richtung der Zugkraft m o u ziehen, und das Parallelogramm m e n o ergänzen.
Da die Kraft o n von der schiefen Fläche getragen wird, so bleibt nur die Kraft o m übrig, welcher die Zugkraft P gleich seyn muss. Wir haben demnach P : Q = m o : o e. In dem Dreiecke m o e sind aber die Seiten m o und o e den Sinusen der gegenüberste-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0162"n="132"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#i">Schiefe Fläche.</hi></fw><lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
10.<lb/>
Tab.<lb/>
4.</note><p>Dieser Satz wird von der Erfahrung auf folgende Art bestättiget: Es sey die Last<lb/>
Q ein Cylinder und in seiner mathematischen Achse o mit Zapfen versehen, an welche<lb/>
Schnüre gebunden werden. Am obern Ende der schiefen Fläche befinden sich zwei<lb/>
um ihre Achsen bewegliche Rollen, über welche die an ihren Endpunkten mit Wagscha-<lb/>
len versehenen Schnüre gezogen sind. Wird nun der Cylinder abgewogen, die Höhe<lb/>
A B und die Länge A C der schiefen Fläche gemessen und z. B. A B = ½ A C oder der<lb/>
Neigungswinkel A C B = 30 Grade gefunden, so ergibt sich, dass die zum Gleich-<lb/>
gewichte erforderliche Summe der Gewichte (sammt jenem der Wagschalen) genau<lb/>
die Hälfte vom Gewichte des Cylinders sind. Wird die schiefe Fläche erniedriget und<lb/>
A B = ⅓ A C gemacht, so ist auch das Gewicht P nur gleich ⅓ Q. u. s. w. Ist endlich<lb/>
die Höhe A B = o, oder die schiefe Fläche horizontal gestellt, so bleibt der Cylin-<lb/>
der Q an jedem Orte von selbst in Ruhe und es ist kein Gewicht P nöthig.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 124.</head><lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
11.</note><p><hirendition="#g">Im zweiten Falle</hi>, wenn die Kraft P parallel zur Grundlinie wirkt, so wird<lb/>
die Last abermals durch die senkrechte Linie o e vorgestellt, und aus o die Linie o n<lb/>
winkelrecht auf die schiefe Fläche A C, und dann o m parallel zur Grundlinie gezogen<lb/>
und das Parallelogramm e n o m ergänzt.</p><lb/><p>Die Kraft o n wird abermals wegen ihrer winkelrechten Richtung auf die schiefe<lb/>
Fläche von derselben aufgehoben, es bleibt demnach nur die Kraft o m übrig, welche<lb/>
von der Zugkraft P nach der Richtung m o gewältigt werden muss. Es verhält sich dem-<lb/>
nach P : Q = o m : o e. Es sind aber in den Dreiecken m o e und A B C die Seiten des einen<lb/>
Dreieckes auf die Seiten des andern winkelrecht, demnach alle Winkel gleich und die Drei-<lb/>
ecke ähnlich. Hieraus folgt m o : o e = A B : B C; weil aber<lb/><hirendition="#et">m o : o e = P : Q, B C = b und A B = h ist, so ist auch<lb/>
P : Q = h : b, d. h. <hirendition="#g">wenn die Zugkraft zur Grund-</hi></hi><lb/><hirendition="#g">linie parallel ist, so verhält sich die Zugkraft P zur Last Q, wie<lb/>
die Höhe h zur Grundlinie b der schiefen Fläche</hi>.</p><lb/><p>Zur Bestättigung dieses Satzes dient eine ähnliche Vorrichtung wie vorhin, nur müssen<lb/>
die Rollen und der Cylinder so gestellt werden, dass die Schnüre für die Zugkraft P paral-<lb/>
lel zur Grundlinie werden.</p></div><lb/><divn="3"><head>§. 125.</head><lb/><noteplace="left">Fig.<lb/>
12.</note><p><hirendition="#g">Im dritten Falle</hi>, wenn die Richtung der Kraft P mit der schiefen Fläche A C<lb/>
was immer für einen Winkel A w u (den wir = w setzen wollen) bildet, so können wir<lb/>
die Last Q abermals durch die senkrechte Linie o e vorstellen, die Linie o n winkel-<lb/>
recht auf die schiefe Fläche, o m nach der Richtung der Zugkraft m o u ziehen, und<lb/>
das Parallelogramm m e n o ergänzen.</p><lb/><p>Da die Kraft o n von der schiefen Fläche getragen wird, so bleibt nur die Kraft o m<lb/>
übrig, welcher die Zugkraft P gleich seyn muss. Wir haben demnach P : Q = m o : o e.<lb/>
In dem Dreiecke m o e sind aber die Seiten m o und o e den Sinusen der gegenüberste-<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[132/0162]
Schiefe Fläche.
Dieser Satz wird von der Erfahrung auf folgende Art bestättiget: Es sey die Last
Q ein Cylinder und in seiner mathematischen Achse o mit Zapfen versehen, an welche
Schnüre gebunden werden. Am obern Ende der schiefen Fläche befinden sich zwei
um ihre Achsen bewegliche Rollen, über welche die an ihren Endpunkten mit Wagscha-
len versehenen Schnüre gezogen sind. Wird nun der Cylinder abgewogen, die Höhe
A B und die Länge A C der schiefen Fläche gemessen und z. B. A B = ½ A C oder der
Neigungswinkel A C B = 30 Grade gefunden, so ergibt sich, dass die zum Gleich-
gewichte erforderliche Summe der Gewichte (sammt jenem der Wagschalen) genau
die Hälfte vom Gewichte des Cylinders sind. Wird die schiefe Fläche erniedriget und
A B = ⅓ A C gemacht, so ist auch das Gewicht P nur gleich ⅓ Q. u. s. w. Ist endlich
die Höhe A B = o, oder die schiefe Fläche horizontal gestellt, so bleibt der Cylin-
der Q an jedem Orte von selbst in Ruhe und es ist kein Gewicht P nöthig.
§. 124.
Im zweiten Falle, wenn die Kraft P parallel zur Grundlinie wirkt, so wird
die Last abermals durch die senkrechte Linie o e vorgestellt, und aus o die Linie o n
winkelrecht auf die schiefe Fläche A C, und dann o m parallel zur Grundlinie gezogen
und das Parallelogramm e n o m ergänzt.
Die Kraft o n wird abermals wegen ihrer winkelrechten Richtung auf die schiefe
Fläche von derselben aufgehoben, es bleibt demnach nur die Kraft o m übrig, welche
von der Zugkraft P nach der Richtung m o gewältigt werden muss. Es verhält sich dem-
nach P : Q = o m : o e. Es sind aber in den Dreiecken m o e und A B C die Seiten des einen
Dreieckes auf die Seiten des andern winkelrecht, demnach alle Winkel gleich und die Drei-
ecke ähnlich. Hieraus folgt m o : o e = A B : B C; weil aber
m o : o e = P : Q, B C = b und A B = h ist, so ist auch
P : Q = h : b, d. h. wenn die Zugkraft zur Grund-
linie parallel ist, so verhält sich die Zugkraft P zur Last Q, wie
die Höhe h zur Grundlinie b der schiefen Fläche.
Zur Bestättigung dieses Satzes dient eine ähnliche Vorrichtung wie vorhin, nur müssen
die Rollen und der Cylinder so gestellt werden, dass die Schnüre für die Zugkraft P paral-
lel zur Grundlinie werden.
§. 125.
Im dritten Falle, wenn die Richtung der Kraft P mit der schiefen Fläche A C
was immer für einen Winkel A w u (den wir = w setzen wollen) bildet, so können wir
die Last Q abermals durch die senkrechte Linie o e vorstellen, die Linie o n winkel-
recht auf die schiefe Fläche, o m nach der Richtung der Zugkraft m o u ziehen, und
das Parallelogramm m e n o ergänzen.
Da die Kraft o n von der schiefen Fläche getragen wird, so bleibt nur die Kraft o m
übrig, welcher die Zugkraft P gleich seyn muss. Wir haben demnach P : Q = m o : o e.
In dem Dreiecke m o e sind aber die Seiten m o und o e den Sinusen der gegenüberste-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gerstner, Franz Joseph von: Handbuch der Mechanik. Bd. 1: Mechanik fester Körper. Prag, 1831, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstner_mechanik01_1831/162>, abgerufen am 18.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.