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Gerstenberg, Heinrich Wilhelm: Ugolino. Hamburg u. a., 1768.

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erster Aufzug.
Anselmo. Merkst du denn nicht, daß er unsers großen
Vaters spotten wollte?
Gaddo. So scheints. Und du?
Anselmo. Jch zitterte. Bischof! stammelte ich, Bischof!
warum? wie? für was diese Krönung? Jch mache keine An-
sprüche darauf, Bischof. Jch lege das Diadema -- zu deinen
Füßen. -- Weg flog das Baret.
Gaddo. Gut wars, daß du das Baret nicht behieltest.
Wer weiß, es könnt ihn gereut haben; und so hätt er dich
auch geschlagen.
Ugolino. Jhr Kinder macht mich lächeln. Wie, mein
kleiner Freund, du warffst ihm das Baret vor die Füße? Was
sagte der Mann da?
Anselmo. Seine plumpen Augen schwollen ihm ganz dick
im Kopf auf, recht so, wie ichs an der Kröte gesehen habe, die
Francesco mit dem Wurf einer Orange traff. Er preßte mich fest
an sich, kniff blaue Mäler in meinen Arm, biß die Lippen zu-
sammen, und ließ sie dann hangen, sprach kein Wörtchen, nahm
das Baret langsam vom Boden auf. Traun, er kam mir so höl-
zern vor, daß ich ihm im Bücken von mir stieß, und mit einem
Schwunge seinen Armen entsprang.
Gaddo. Was für boßhafte Menschen es giebt! Er kniff
dich doch, ob du ihm gleich das Baret zurück gabst!
Anselmo. Nun fand er die Sprache. Er rief seinen Sbir-
ren, mich den Buben, (so schalt seine Wuth) meinem Vater
(ich verschweige den Namen seiner Vergiftung: was über seine
Zunge geht, wird ein Gräuel)
Ugolino. Er hat keine andre Waffen.
Anselmo. Nachzuschleppen, mich aus dem Drachenneste
hinweg in den Thurmkerker zu schleppen. Jch danke dir, ant-
wortete ich mit einer Verbeugung, ein Drachennest ward diese
Wohnung erst, da du sie mit deiner Brut betratst. Jch wollte
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erſter Aufzug.
Anſelmo. Merkſt du denn nicht, daß er unſers großen
Vaters ſpotten wollte?
Gaddo. So ſcheints. Und du?
Anſelmo. Jch zitterte. Biſchof! ſtammelte ich, Biſchof!
warum? wie? fuͤr was dieſe Kroͤnung? Jch mache keine An-
ſpruͤche darauf, Biſchof. Jch lege das Diadema — zu deinen
Fuͤßen. — Weg flog das Baret.
Gaddo. Gut wars, daß du das Baret nicht behielteſt.
Wer weiß, es koͤnnt ihn gereut haben; und ſo haͤtt er dich
auch geſchlagen.
Ugolino. Jhr Kinder macht mich laͤcheln. Wie, mein
kleiner Freund, du warffſt ihm das Baret vor die Fuͤße? Was
ſagte der Mann da?
Anſelmo. Seine plumpen Augen ſchwollen ihm ganz dick
im Kopf auf, recht ſo, wie ichs an der Kroͤte geſehen habe, die
Franceſco mit dem Wurf einer Orange traff. Er preßte mich feſt
an ſich, kniff blaue Maͤler in meinen Arm, biß die Lippen zu-
ſammen, und ließ ſie dann hangen, ſprach kein Woͤrtchen, nahm
das Baret langſam vom Boden auf. Traun, er kam mir ſo hoͤl-
zern vor, daß ich ihm im Buͤcken von mir ſtieß, und mit einem
Schwunge ſeinen Armen entſprang.
Gaddo. Was fuͤr boßhafte Menſchen es giebt! Er kniff
dich doch, ob du ihm gleich das Baret zuruͤck gabſt!
Anſelmo. Nun fand er die Sprache. Er rief ſeinen Sbir-
ren, mich den Buben, (ſo ſchalt ſeine Wuth) meinem Vater
(ich verſchweige den Namen ſeiner Vergiftung: was uͤber ſeine
Zunge geht, wird ein Graͤuel)
Ugolino. Er hat keine andre Waffen.
Anſelmo. Nachzuſchleppen, mich aus dem Drachenneſte
hinweg in den Thurmkerker zu ſchleppen. Jch danke dir, ant-
wortete ich mit einer Verbeugung, ein Drachenneſt ward dieſe
Wohnung erſt, da du ſie mit deiner Brut betratſt. Jch wollte
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Zitationshilfe: Gerstenberg, Heinrich Wilhelm: Ugolino. Hamburg u. a., 1768, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstenberg_ugolino_1768/13>, abgerufen am 24.11.2024.