Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Erlen stehen, soll es vor so und so vielen hundert Jahren gelegen haben, nachher ist's weggesunken -- Niemand weiß, warum und wohin, und die Sage geht, daß es alle hundert Jahre an einem bestimmten Tage wieder ans Licht gehoben würde -- möchte aber keinem Christenmenschen wünschen, daß er zufällig dazu käme. -- Aber zum Wetter noch einmal, das Nachtlager im Busche scheint Ihnen nicht gut zu bekommen. Sie sehen käseweiß aus. Da -- nehmen Sie einmal einen Schluck aus der Flasche hier, der wird Ihnen gut thun -- nur ordentlich! Ich danke. Ach was, das war nicht halb genug -- einen ordentlichen, dreimal geknoteten Schluck -- so -- das ist der ächte Stoff, und nun machen Sie, daß Sie hinüber ins Wirthshaus und in ein warmes Bett kommen. Nach Dillstedt? Nun ja, natürlich -- näher haben wir keines. Und Germelshausen? Thun Sie mir den Gefallen und nennen Sie den Ort nicht wieder hier, gerade an der Stelle wo wir stehen. Lassen wir die Todten ruhen, und besonders solche, die überhaupt keine Ruhe haben und immer wieder einmal unversehens zwischen uns auftauchen! Aber gestern hat das Dorf noch hier gestanden, rief Arnold, seiner Sinne selber kaum mehr mächtig; -- Erlen stehen, soll es vor so und so vielen hundert Jahren gelegen haben, nachher ist's weggesunken — Niemand weiß, warum und wohin, und die Sage geht, daß es alle hundert Jahre an einem bestimmten Tage wieder ans Licht gehoben würde — möchte aber keinem Christenmenschen wünschen, daß er zufällig dazu käme. — Aber zum Wetter noch einmal, das Nachtlager im Busche scheint Ihnen nicht gut zu bekommen. Sie sehen käseweiß aus. Da — nehmen Sie einmal einen Schluck aus der Flasche hier, der wird Ihnen gut thun — nur ordentlich! Ich danke. Ach was, das war nicht halb genug — einen ordentlichen, dreimal geknoteten Schluck — so — das ist der ächte Stoff, und nun machen Sie, daß Sie hinüber ins Wirthshaus und in ein warmes Bett kommen. Nach Dillstedt? Nun ja, natürlich — näher haben wir keines. Und Germelshausen? Thun Sie mir den Gefallen und nennen Sie den Ort nicht wieder hier, gerade an der Stelle wo wir stehen. Lassen wir die Todten ruhen, und besonders solche, die überhaupt keine Ruhe haben und immer wieder einmal unversehens zwischen uns auftauchen! Aber gestern hat das Dorf noch hier gestanden, rief Arnold, seiner Sinne selber kaum mehr mächtig; — <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <p><pb facs="#f0049"/> Erlen stehen, soll es vor so und so vielen hundert Jahren gelegen haben, nachher ist's weggesunken — Niemand weiß, warum und wohin, und die Sage geht, daß es alle hundert Jahre an einem bestimmten Tage wieder ans Licht gehoben würde — möchte aber keinem Christenmenschen wünschen, daß er zufällig dazu käme. — Aber zum Wetter noch einmal, das Nachtlager im Busche scheint Ihnen nicht gut zu bekommen. Sie sehen käseweiß aus. Da — nehmen Sie einmal einen Schluck aus der Flasche hier, der wird Ihnen gut thun — nur ordentlich!</p><lb/> <p>Ich danke.</p><lb/> <p>Ach was, das war nicht halb genug — einen ordentlichen, dreimal geknoteten Schluck — so — das ist der ächte Stoff, und nun machen Sie, daß Sie hinüber ins Wirthshaus und in ein warmes Bett kommen.</p><lb/> <p>Nach Dillstedt?</p><lb/> <p>Nun ja, natürlich — näher haben wir keines.</p><lb/> <p>Und Germelshausen?</p><lb/> <p>Thun Sie mir den Gefallen und nennen Sie den Ort nicht wieder hier, gerade an der Stelle wo wir stehen. Lassen wir die Todten ruhen, und besonders solche, die überhaupt keine Ruhe haben und immer wieder einmal unversehens zwischen uns auftauchen!</p><lb/> <p>Aber gestern hat das Dorf noch hier gestanden, rief Arnold, seiner Sinne selber kaum mehr mächtig; —<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0049]
Erlen stehen, soll es vor so und so vielen hundert Jahren gelegen haben, nachher ist's weggesunken — Niemand weiß, warum und wohin, und die Sage geht, daß es alle hundert Jahre an einem bestimmten Tage wieder ans Licht gehoben würde — möchte aber keinem Christenmenschen wünschen, daß er zufällig dazu käme. — Aber zum Wetter noch einmal, das Nachtlager im Busche scheint Ihnen nicht gut zu bekommen. Sie sehen käseweiß aus. Da — nehmen Sie einmal einen Schluck aus der Flasche hier, der wird Ihnen gut thun — nur ordentlich!
Ich danke.
Ach was, das war nicht halb genug — einen ordentlichen, dreimal geknoteten Schluck — so — das ist der ächte Stoff, und nun machen Sie, daß Sie hinüber ins Wirthshaus und in ein warmes Bett kommen.
Nach Dillstedt?
Nun ja, natürlich — näher haben wir keines.
Und Germelshausen?
Thun Sie mir den Gefallen und nennen Sie den Ort nicht wieder hier, gerade an der Stelle wo wir stehen. Lassen wir die Todten ruhen, und besonders solche, die überhaupt keine Ruhe haben und immer wieder einmal unversehens zwischen uns auftauchen!
Aber gestern hat das Dorf noch hier gestanden, rief Arnold, seiner Sinne selber kaum mehr mächtig; —
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Zitationshilfe: | Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/49>, abgerufen am 16.02.2025. |