Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Für den Bauer ja, sagte das Mädchen ernst, indem es jetzt an seiner Seite langsam im Grunde hinschritt, der hat auch des Abends nach der Arbeit noch Manches im Hause zu thun, was er versäumt, wenn er bis spät in die Nacht im Wirthshause sitzt. Aber ich versäume heut' nichts mehr. Ja mit den Stadtherren ist es etwas anderes -- die arbeiten doch nichts und versäumen deßhalb auch nicht viel; muß doch der Bauer das Brod für sie verdienen. Nun eigentlich doch nicht, lachte Arnold; -- bauen wohl, aber verdienen müssen wir es selber, und manchmal sauer genug, denn was der Bauer thut, läßt er sich auch gut bezahlen. Aber Ihr arbeitet doch nichts? Und warum nicht? Eure Hände sehen nicht danach aus. Dann will ich dir gleich einmal beweisen, wie und was ich arbeiten kann, lachte Arnold. Setz dich einmal da auf den flachen Stein unter den alten Fliederbusch -- Aber was soll ich dort? Setz dich nur hin, rief der junge Maler, der rasch seinen Tornister abwarf und Mappe und Bleistift vornahm. Aber ich muß heim! In fünf Minuten bin ich fertig -- ich möchte auch gern eine Erinnerung an dich mitnehmen in die Welt, gegen die selbst dein Heinrich nichts wird einzuwenden haben. Für den Bauer ja, sagte das Mädchen ernst, indem es jetzt an seiner Seite langsam im Grunde hinschritt, der hat auch des Abends nach der Arbeit noch Manches im Hause zu thun, was er versäumt, wenn er bis spät in die Nacht im Wirthshause sitzt. Aber ich versäume heut' nichts mehr. Ja mit den Stadtherren ist es etwas anderes — die arbeiten doch nichts und versäumen deßhalb auch nicht viel; muß doch der Bauer das Brod für sie verdienen. Nun eigentlich doch nicht, lachte Arnold; — bauen wohl, aber verdienen müssen wir es selber, und manchmal sauer genug, denn was der Bauer thut, läßt er sich auch gut bezahlen. Aber Ihr arbeitet doch nichts? Und warum nicht? Eure Hände sehen nicht danach aus. Dann will ich dir gleich einmal beweisen, wie und was ich arbeiten kann, lachte Arnold. Setz dich einmal da auf den flachen Stein unter den alten Fliederbusch — Aber was soll ich dort? Setz dich nur hin, rief der junge Maler, der rasch seinen Tornister abwarf und Mappe und Bleistift vornahm. Aber ich muß heim! In fünf Minuten bin ich fertig — ich möchte auch gern eine Erinnerung an dich mitnehmen in die Welt, gegen die selbst dein Heinrich nichts wird einzuwenden haben. <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="0"> <pb facs="#f0014"/> <p>Für den Bauer ja, sagte das Mädchen ernst, indem es jetzt an seiner Seite langsam im Grunde hinschritt, der hat auch des Abends nach der Arbeit noch Manches im Hause zu thun, was er versäumt, wenn er bis spät in die Nacht im Wirthshause sitzt.</p><lb/> <p>Aber ich versäume heut' nichts mehr.</p><lb/> <p>Ja mit den Stadtherren ist es etwas anderes — die arbeiten doch nichts und versäumen deßhalb auch nicht viel; muß doch der Bauer das Brod für sie verdienen.</p><lb/> <p>Nun eigentlich doch nicht, lachte Arnold; — bauen wohl, aber verdienen müssen wir es selber, und manchmal sauer genug, denn was der Bauer thut, läßt er sich auch gut bezahlen.</p><lb/> <p>Aber Ihr arbeitet doch nichts?</p><lb/> <p>Und warum nicht?</p><lb/> <p>Eure Hände sehen nicht danach aus.</p><lb/> <p>Dann will ich dir gleich einmal beweisen, wie und was ich arbeiten kann, lachte Arnold. Setz dich einmal da auf den flachen Stein unter den alten Fliederbusch —</p><lb/> <p>Aber was soll ich dort?</p><lb/> <p>Setz dich nur hin, rief der junge Maler, der rasch seinen Tornister abwarf und Mappe und Bleistift vornahm.</p><lb/> <p>Aber ich muß heim!</p><lb/> <p>In fünf Minuten bin ich fertig — ich möchte auch gern eine Erinnerung an dich mitnehmen in die Welt, gegen die selbst dein Heinrich nichts wird einzuwenden haben.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0014]
Für den Bauer ja, sagte das Mädchen ernst, indem es jetzt an seiner Seite langsam im Grunde hinschritt, der hat auch des Abends nach der Arbeit noch Manches im Hause zu thun, was er versäumt, wenn er bis spät in die Nacht im Wirthshause sitzt.
Aber ich versäume heut' nichts mehr.
Ja mit den Stadtherren ist es etwas anderes — die arbeiten doch nichts und versäumen deßhalb auch nicht viel; muß doch der Bauer das Brod für sie verdienen.
Nun eigentlich doch nicht, lachte Arnold; — bauen wohl, aber verdienen müssen wir es selber, und manchmal sauer genug, denn was der Bauer thut, läßt er sich auch gut bezahlen.
Aber Ihr arbeitet doch nichts?
Und warum nicht?
Eure Hände sehen nicht danach aus.
Dann will ich dir gleich einmal beweisen, wie und was ich arbeiten kann, lachte Arnold. Setz dich einmal da auf den flachen Stein unter den alten Fliederbusch —
Aber was soll ich dort?
Setz dich nur hin, rief der junge Maler, der rasch seinen Tornister abwarf und Mappe und Bleistift vornahm.
Aber ich muß heim!
In fünf Minuten bin ich fertig — ich möchte auch gern eine Erinnerung an dich mitnehmen in die Welt, gegen die selbst dein Heinrich nichts wird einzuwenden haben.
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Zitationshilfe: | Gerstäcker, Friedrich: Germelshausen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 21. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 21–119. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerstaecker_germelshausen_1910/14>, abgerufen am 16.07.2024. |