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Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868.

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sen) waren den Naturvölkern schädlich: so nach Dieffenbach a.a.O. für die Neuseeländer die Einführung des Maises, den sie halb gegohren verbacken und durch dies äusserst ungesunde Brot sich sehr schaden. Salz, sagt er, was sie früher in den Seethieren genossen, essen sie jetzt gar nicht mehr, denn ihre fast einzige Nahrung ist die Kartoffel; diese aber, abgesehen davon, dass ihr ausschliesslicher Genuss überhaupt schädlich ist, wirkte noch dadurch ungünstig, dass sie bei der wenigen Pflege, die sie verlangt, ganz und gar nur von Sklaven und Weibern besorgt wird, ohne die Männer nur zu irgend welcher Thätigkeit anzuregen. Was wir hier an dem einen Beispiel zeigten, gilt natürlich wiederum für einen ganzen Kreis dieser Völker.

Auch der Hausbau hat sich vielfach geändert, wenigstens in Polynesien, da hier fast allein ein annähernd freundliches Verkehren der Europäer mit Eingeborenen sich entwickelt hat. In Polynesien war man früher an sehr luftige, reinliche Häuser, die fast nur aus einem sehr tief herabreichenden Dache bestanden, gewöhnt. Jetzt aber kommen mehr und mehr mit Hintansetzung der altheimischen Art Häuser oder Baracken auf, die nach europäischer Art gebaut der für jene Gegenden so nöthigen Ventilation fast ganz entbehren und, da nun noch dazu nach alter Sitte viele Menschen in einem solchen Raum zusammen wohnen und schlafen, durch den grellen Gegensatz gegen das von früherher Gewohnte den schlimmsten Einfluss haben (z. B, Dieffenbach 2, 68-71).

Namentlich war es der Adel in Polynesien, der diese Aenderungen vornehmlich, da er mit den Europäern in genauere Berührung kam und grössere Mittel hatte, bei sich einführte: gerade aber der Adel ist vom Aussterben weit mehr und rascher ergriffen, als das Volk -- so namentlich in Hawaii -- und es ist diese Erscheinung nicht so zu erklären, dass man beim Adel, weil er geringer an der Zahl sei, das Hinschwinden klarer sähe: denn hiergegen sprechen die Verhältnisszahlen so wie der Umstand, dass in der ersten Zeit der Adel vornehmlich von Krankheit u. dergl. heimgesucht war, bis das Verderben sich weiter ausbreitete. Es nimmt das um so weniger Wunder, als auch der Adel es war, welchem die meisten der geschilderten polynesischen Ausschweifungen zur Last fallen. Das meiste überhaupt, was vorzüglich in älteren Reisebeschreibungen von Polynesien gesagt wird, geht auf den Adel, da dieser bevorzugte Stand mit so hervorragenden Fremdlingen, als die Europäer waren, zu verkehren nach polynesischen Begriffen fast allein das Recht hatte. Wo aber diese Völker wenigstens nicht halb und nur zeitweilig, sondern ganz und für immer die europäischen Sitten, Kleidung, Wohnung, Lebensart u. s. w. annehmen, da bleiben sie weit ungefährdeter, wie dies Dieffenbach a. a. O. von den Neuseeländern nachweist. Den skrophulösen Habitus so vieler Maorikinder an der Küste

sen) waren den Naturvölkern schädlich: so nach Dieffenbach a.a.O. für die Neuseeländer die Einführung des Maises, den sie halb gegohren verbacken und durch dies äusserst ungesunde Brot sich sehr schaden. Salz, sagt er, was sie früher in den Seethieren genossen, essen sie jetzt gar nicht mehr, denn ihre fast einzige Nahrung ist die Kartoffel; diese aber, abgesehen davon, dass ihr ausschliesslicher Genuss überhaupt schädlich ist, wirkte noch dadurch ungünstig, dass sie bei der wenigen Pflege, die sie verlangt, ganz und gar nur von Sklaven und Weibern besorgt wird, ohne die Männer nur zu irgend welcher Thätigkeit anzuregen. Was wir hier an dem einen Beispiel zeigten, gilt natürlich wiederum für einen ganzen Kreis dieser Völker.

Auch der Hausbau hat sich vielfach geändert, wenigstens in Polynesien, da hier fast allein ein annähernd freundliches Verkehren der Europäer mit Eingeborenen sich entwickelt hat. In Polynesien war man früher an sehr luftige, reinliche Häuser, die fast nur aus einem sehr tief herabreichenden Dache bestanden, gewöhnt. Jetzt aber kommen mehr und mehr mit Hintansetzung der altheimischen Art Häuser oder Baracken auf, die nach europäischer Art gebaut der für jene Gegenden so nöthigen Ventilation fast ganz entbehren und, da nun noch dazu nach alter Sitte viele Menschen in einem solchen Raum zusammen wohnen und schlafen, durch den grellen Gegensatz gegen das von früherher Gewohnte den schlimmsten Einfluss haben (z. B, Dieffenbach 2, 68-71).

Namentlich war es der Adel in Polynesien, der diese Aenderungen vornehmlich, da er mit den Europäern in genauere Berührung kam und grössere Mittel hatte, bei sich einführte: gerade aber der Adel ist vom Aussterben weit mehr und rascher ergriffen, als das Volk — so namentlich in Hawaii — und es ist diese Erscheinung nicht so zu erklären, dass man beim Adel, weil er geringer an der Zahl sei, das Hinschwinden klarer sähe: denn hiergegen sprechen die Verhältnisszahlen so wie der Umstand, dass in der ersten Zeit der Adel vornehmlich von Krankheit u. dergl. heimgesucht war, bis das Verderben sich weiter ausbreitete. Es nimmt das um so weniger Wunder, als auch der Adel es war, welchem die meisten der geschilderten polynesischen Ausschweifungen zur Last fallen. Das meiste überhaupt, was vorzüglich in älteren Reisebeschreibungen von Polynesien gesagt wird, geht auf den Adel, da dieser bevorzugte Stand mit so hervorragenden Fremdlingen, als die Europäer waren, zu verkehren nach polynesischen Begriffen fast allein das Recht hatte. Wo aber diese Völker wenigstens nicht halb und nur zeitweilig, sondern ganz und für immer die europäischen Sitten, Kleidung, Wohnung, Lebensart u. s. w. annehmen, da bleiben sie weit ungefährdeter, wie dies Dieffenbach a. a. O. von den Neuseeländern nachweist. Den skrophulösen Habitus so vieler Maorikinder an der Küste

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 durch dies äusserst ungesunde Brot sich sehr schaden. Salz,
 sagt er, was sie früher in den Seethieren genossen, essen sie
 jetzt gar nicht mehr, denn ihre fast einzige Nahrung ist die
 Kartoffel; diese aber, abgesehen davon, dass ihr ausschliesslicher
 Genuss überhaupt schädlich ist, wirkte noch dadurch
 ungünstig, dass sie bei der wenigen Pflege, die sie verlangt,
 ganz und gar nur von Sklaven und Weibern besorgt wird, ohne die
 Männer nur zu irgend welcher Thätigkeit anzuregen. Was
 wir hier an dem einen Beispiel zeigten, gilt natürlich
 wiederum für einen ganzen Kreis dieser Völker.</p>
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 Verkehren der Europäer mit Eingeborenen sich entwickelt hat.
 In Polynesien war man früher an sehr luftige, reinliche
 Häuser, die fast nur aus einem sehr tief herabreichenden Dache
 bestanden, gewöhnt. Jetzt aber kommen mehr und mehr mit
 Hintansetzung der altheimischen Art Häuser oder Baracken auf,
 die nach europäischer Art gebaut der für jene Gegenden so
 nöthigen Ventilation fast ganz entbehren und, da nun noch dazu
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 wohnen und schlafen, durch den grellen Gegensatz gegen das von
 früherher Gewohnte den schlimmsten Einfluss haben (z. B,
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 Verhältnisszahlen so wie der Umstand, dass in der ersten Zeit
 der Adel vornehmlich von Krankheit u. dergl. heimgesucht war, bis
 das Verderben sich weiter ausbreitete. Es nimmt das um so weniger
 Wunder, als auch der Adel es war, welchem die meisten der
 geschilderten polynesischen Ausschweifungen zur Last fallen. Das
 meiste überhaupt, was vorzüglich in älteren
 Reisebeschreibungen von Polynesien gesagt wird, geht auf den Adel,
 da dieser bevorzugte Stand mit so hervorragenden Fremdlingen, als
 die Europäer waren, zu verkehren nach polynesischen Begriffen
 fast allein das Recht hatte. Wo aber diese Völker wenigstens
 nicht halb und nur zeitweilig, sondern ganz und für immer die
 europäischen Sitten, Kleidung, Wohnung, Lebensart u. s. w.
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[0098] sen) waren den Naturvölkern schädlich: so nach Dieffenbach a.a.O. für die Neuseeländer die Einführung des Maises, den sie halb gegohren verbacken und durch dies äusserst ungesunde Brot sich sehr schaden. Salz, sagt er, was sie früher in den Seethieren genossen, essen sie jetzt gar nicht mehr, denn ihre fast einzige Nahrung ist die Kartoffel; diese aber, abgesehen davon, dass ihr ausschliesslicher Genuss überhaupt schädlich ist, wirkte noch dadurch ungünstig, dass sie bei der wenigen Pflege, die sie verlangt, ganz und gar nur von Sklaven und Weibern besorgt wird, ohne die Männer nur zu irgend welcher Thätigkeit anzuregen. Was wir hier an dem einen Beispiel zeigten, gilt natürlich wiederum für einen ganzen Kreis dieser Völker. Auch der Hausbau hat sich vielfach geändert, wenigstens in Polynesien, da hier fast allein ein annähernd freundliches Verkehren der Europäer mit Eingeborenen sich entwickelt hat. In Polynesien war man früher an sehr luftige, reinliche Häuser, die fast nur aus einem sehr tief herabreichenden Dache bestanden, gewöhnt. Jetzt aber kommen mehr und mehr mit Hintansetzung der altheimischen Art Häuser oder Baracken auf, die nach europäischer Art gebaut der für jene Gegenden so nöthigen Ventilation fast ganz entbehren und, da nun noch dazu nach alter Sitte viele Menschen in einem solchen Raum zusammen wohnen und schlafen, durch den grellen Gegensatz gegen das von früherher Gewohnte den schlimmsten Einfluss haben (z. B, Dieffenbach 2, 68-71). Namentlich war es der Adel in Polynesien, der diese Aenderungen vornehmlich, da er mit den Europäern in genauere Berührung kam und grössere Mittel hatte, bei sich einführte: gerade aber der Adel ist vom Aussterben weit mehr und rascher ergriffen, als das Volk — so namentlich in Hawaii — und es ist diese Erscheinung nicht so zu erklären, dass man beim Adel, weil er geringer an der Zahl sei, das Hinschwinden klarer sähe: denn hiergegen sprechen die Verhältnisszahlen so wie der Umstand, dass in der ersten Zeit der Adel vornehmlich von Krankheit u. dergl. heimgesucht war, bis das Verderben sich weiter ausbreitete. Es nimmt das um so weniger Wunder, als auch der Adel es war, welchem die meisten der geschilderten polynesischen Ausschweifungen zur Last fallen. Das meiste überhaupt, was vorzüglich in älteren Reisebeschreibungen von Polynesien gesagt wird, geht auf den Adel, da dieser bevorzugte Stand mit so hervorragenden Fremdlingen, als die Europäer waren, zu verkehren nach polynesischen Begriffen fast allein das Recht hatte. Wo aber diese Völker wenigstens nicht halb und nur zeitweilig, sondern ganz und für immer die europäischen Sitten, Kleidung, Wohnung, Lebensart u. s. w. annehmen, da bleiben sie weit ungefährdeter, wie dies Dieffenbach a. a. O. von den Neuseeländern nachweist. Den skrophulösen Habitus so vieler Maorikinder an der Küste

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Zitationshilfe: Gerland, Georg: Über das Aussterben der Naturvölker. Leipzig, 1868, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gerland_naturvoelker_1868/98>, abgerufen am 22.11.2024.